Freitag, 29. August 2014

مذكرات ثائرة: Interview with Amina Sboui and Maryam Namazie

مذكرات ثائرة: Interview with Amina Sboui and Maryam Namazie





Lg und alles Gute für die weitere Arbeit! Malen Radi

Ich denke viel an Babylon...

Eine Erzähung und Gedanken von Malen Radi/2014
Ein babylonischer Schmerz, ohne Ende!
Ich habe geträumt ich reise nach dem Alten Babylon!
Es schmerzt alles schmerzt, die Erinnerungen alles. Es geht nicht mehr weg. Strafe. Alles ist Strafe. es gibt kein Leben mehr ohne Strafe. Alles tut weh. Nichts geht mehr. Ich versuche auf und ab zu gehen. Genau 5 Schritte kann ich machen. Mache ich kleine schaffe ich auch sechs oder sogar sieben. Ich mache aber lieber einen richtigen Schritt. Also was soll ich machen. Es tut so weh. Ich bin völlig zerbrochen. Hätte ich Schmerzmittel. Ich würde sie schlucken. Ohne Ende. Nur um die Schmerzen zu bekämpfen. Man kann das nicht beschreiben. Nicht ausdrücken. Diese Schmerzen. Ganz allein. Alles ist Strafe. Ich bin ernüchtert. Ich bin gefangen. Im Schmerz. Da komme ich nicht mehr heraus. Die Erinnerungen sind gnadenlos. Es tut weh. Alles tut weh. Ich kann nicht sitzen. Nicht gehen. Nicht stehen. Liegen darf ich nicht. So kann ich wenigstens die Zeiten unterscheiden. Wann ich liegen darf und wann nicht. Das Licht geht selten aus. Ich verbinde mir die Augen. Ich kann nicht mehr schlafen. Ich bin so erschöpft. Aber körperlich? Also mir tut alles weh. Im Herzen. Mein Körper. Mein Geist, die Seele. Ich kann das nicht beschreiben. Man kann das aushalten. Es kommt kein fröhlicher Gedanke mehr. Keine Erinnerung. Es gibt nichts mehr. Ich bin leer. Ich bin allein. Und es ist meistens Licht. Und immer weine ich innerlich. Aber keine Träne kommt mir mehr. Ich bin leer und voller Schmerzen. Kann mich nicht erinnern das jemand mit mir freundlich gesprochen hat. In den letzten Jahren. Ich bin leer. Ich fühle mich sterbend. Ich warte auf den Tod. Ich kann nur noch auf und ab gehen. Ich fühle mich so KO, so geschlagen. Nichts gibt es mehr. Gar nichts. Kein Funke Lebenslust. Kein Lachen. Ich bin schon lange tot. Und doch nicht. Ein Häufchen Elend voller Schmerzen. Man nannte mich mal. Jetzt nennt mich niemand mehr. Ich werde sterben und es wird mich doch immer geben. Ich bin nicht wie Jesus, aber ich bin wie ein Märtyrer. Ein Opfer. Ein etwas das bestraft wird. Ich bin etwas voller Schmerzen. Überall. Ich kann nur sagen soviel Schmerzen gibt es. Wer kann das ausdrücken, wenn man so einer ist. Einer der Leiden muss. Einer der das Leid trägt. Ich glaube an Gott und daran das es Opfer geben muss. Für die Menschen. Für alle. Ich bin es so ein Opfer und ich muss büßen. Ich bin so voller Leid und unwohlsein. Ich kann mich nicht erinnern mich einmal wohl gefühlt zu haben. Doch kleine Moment gibt es jeden Tag. Jeden Tag verfluche ich das ich sie überleben muss, um der Nachwelt zu erzählen, wer ich war. Ich kenne die Strafe, die Folter. Ich kenne das Elend der Bestraften. Braucht der Mensch das Bestrafen, um zufrieden zu sein? Braucht es immer Menschen, die Strafe ertragen müssen. Zu Recht oder Unrecht. Es ist alles willkürlich. Denn wer bestraft und verurteilt, der ist nie ein Opfer gewesen. Der kenn weder das Vergeben noch das falsche Urteil, der urteilt aus irgendwelchen Gründen. Historisch ist das. Wann wird es das nicht mehr geben, das Menschen, Menschen verurteilen dürfen? Ist dem Mensch nich klar, das Starfen schmerzt und weder heilt noch Wunder vollbringt? Strafe ist immer ungerecht und ein politischer Häftling immer ein Opfer der Politik.
Und ich ich bin so dumm nicht mehr an Flucht zu glauben. Ich habe die Hoffnung aufgegeben und begraben. Auch wenn ich mir täglich kleine Gemeinheiten, erlaube um die Wärter zu ärgern und ihnen ihre Arbeit schwer zu machen. Das ist meine kleine Freude. Wo kann ich ihnen weh tun. Wie kann ich sie treffen. Was kann ich tun um ihren Machtbereich in Frage zu stellen. Ich freue mich dann, ich lache innerlich. Aber ich zeige ihnen immer meine grinsende Fresse, ob ich Schmerzen habe, oder nicht. Ich bin stolz. Es vergeht nicht. Meinen Stolz kann man nicht brechen. Mich kann man nicht zwingen meine Schmerzen zu zeigen. Mich kann man nur töten. Ich werde nicht vergessen, was man mir angetan hat. Meine Schmerzen sind für alle. Ich habe so fürchterliche Schmerzen und ich werde sie nie heilen können. Nicht einmal der Tod wird mich erlösen. In der Hölle sollen alle meine Peiniger schmoren. Ich verfluche sie alle. Mein Fluch lastet auf dieser Generation. Die Peiniger und Vernatworlichen, die haben mir nicht nur ein Denkmal gesetzt. Die haben mir die Macht gegeben sie zu verurteilen, für immer. Duch mein Opfer. Durch mein sein.
Meine Schmerzen, mein Leid und mein Tod, der bleibt. Der brennt sich in die Geschichte ein. Keiner wird mich vergessen. Keiner soll mich vergessen. Jeder wird meinen Namen kennen. Jeder wird wissen, ich stehe für die ungerechte Bestrafung von anders Denkenden. Ich bin ein Rocker und ich bleibe ein Rebell.


Ich reisse mir die Augenbinde von den Augen. Gott sei Dank. Kein Alptraum. Das alles war Wirklichkeit. Ich weiß jetzt, wie ich Dir ein Denkmal setzen kann. Gott sei Dank bin ich nicht allein. Im Moment. Jetzt muss ich meine alten Manuscripte herausholen sie wieder durchlesen.
Eine Story, eines Versuches das Leben zu bewältigen? Dem Leben etwas abgewinnen, aus ihm etwas Besonderes zu machen? Sie versucht dem Dolmetscher zu erklären, dass sie Angst hat in Österreich für schuldig gesprochen zu werden. Sie hat zwar keine klare Ahnung für was sie alles angeklagt wurde, aber sie hat Angst. Und sie weiß, ihr früherer Geschäftspartner hat es ihr angedroht, dass er sie ins Gefängnis bringen werde, weil sie nicht mit ihm ins Bett gehen wollte.
Mit welcher Geschichte hat es angefangen? Welches Kapitel soll ich aufschlagen.
Babylon (sumerisch KĀ-DINGIR-RAKI; akkadisch Bab-illa/ilani; babylonisch Bāb-ili(m); hebräisch Babel בבל; arabisch بابل) war als Hauptstadt Babyloniens eine der wichtigsten Städte des Altertums. Sie lag am Euphrat, etwa 90 km südlich Bagdads im heutigen Irak (Provinz Babil). Die Ruinen der Stadt sind unter anderem von Robert Koldewey Anfang des 20. Jahrhunderts teilweise freigelegt worden. Babylon war die Hauptstadt des gleichnamigen Stadtstaates, der zeitweise über weite Teile des südlichen Zweistromlandes herrschte. Ihre Blütezeit lag zwischen 1800 vor und 100 nach Christus.
Anuschka sitzt jetzt ihrer alten Schulfreundin gegenüber und möchte ihr die Geschichte erklären und die Tagebücher vorlesen. Ihre Freundin Annette ist krank und muss jetzt lange liegen. Sie hat Zeit zum Zuhören und sie wollte die Geschichte immer einmal komplett erzählt bekommen. Ursprünglich hatten sie einmal geplant zusammen nach Babylon zu fahren und die Ausgrabungen dort anzusehen. Jetzt herrscht dort aber Krieg und Julia ist krank.
Also, zurück zu Anuschka: Ok, Sie wollen nicht ausgeliefert werden, dann bringen wir sie erst einmal in unsere Staatsgefängnis, dort müssen sie warten, bis entschieden wird, was möglich ist. Es ist Anfang März. Sie sollte dort bis in den Juni bleiben.
Die Szene: Ein Gefängnis aus Ziegelsteinen für gut tausend Häftlinge. Männer und Frauen, am Stadtrand. Man sieht von manchen Fenstern entweder über die Hügelkette oder auch über das Stadtpanorama. Eigentlich ein ganz schöner Blick hinaus. Der ständig die Lust auf Fluch auslöst. Wie gerne wär sie jetzt Am Euphart auf dem Weg zu den Ausgrabungen.
In der jüdischen Tora und dem christlichen Alten Testament wird für das antike Babylon der hebräische Name Babel verwendet, gedeutet als angelehnt von bâlal' „überfließen, vermischen, verwirren“. Es wird ein gewaltiger Turmbau zu Babel erwähnt (11,1 EU-9). Um die Macht der Menschen zu beschränken, habe Gott die Menschen verwirrt und ihnen verschiedene Sprachen gegeben (11,9 EU). Aufgrund dieser Kommunikationsstörung mussten sie dann den Bau beenden. Diese Geschichte ist der Ursprung der Redensart „babylonisches Sprachgewirr“ oder „babylonische Verwirrung“.
Um 600 v. Chr. eroberte Nebukadnezar II. Jerusalem und veranlasste die Umsiedelung von Teilen der Bevölkerung, vor allem der Oberschicht, nach Babylon. Dieses babylonische Exil war ausschlaggebend für die Entwicklung eines Identitätsgefühls als jüdisches Volk und wird in der Bibel ausführlich beschrieben: Babylon wird als Ort des Unglaubens, der Unzucht und der Unterdrückung dargestellt, eine Sichtweise, die sich später im Neuen Testament wiederfindet. Dabei ist zu bedenken, dass die Bibelautoren das Exil als große Gefahr für den jüdischen Glauben ansahen, dementsprechend negativ gefärbt ist ihre Beschreibung des Aufenthalts, der als Sklaverei wahrgenommen wurde. Die meisten Hebräer führten jedoch ein angenehmes Leben in der Metropole; babylonische Keilschrifttafeln zeigen, dass viele von ihnen hohe Positionen in Militär und Wirtschaft einnahmen.


Bewölkt, kein Hauch regt sich. Totale Windstille! Wo ist Gott, und welcher?
Lieber Gott, das ist nicht wahr. Ich bin tatsächlich im Gefängnis. Was soll das, wie lange werde ich hier bleiben. Drei Tage, oder drei Monate?
Im Gefängnis angekommen, eingekleidet in die Anstaltskleidung kommt sie erst einmal für eine Woche in eine Isolierzelle im Erdgeschoss. Sie wird beobachtet, wie sie sich verhalten wird, so eingesperrt. Sie starrt die Wand an. Noch gibt es sogar eine bunte Tapete und recht viel Platz. Später sollte sie feststellen, das zwar das Alleinsein in den ersten Tagen sehr hart war, aber besser als gleich den Machtstrukturen in einer winzigen Zelle ausgeliefert zu sein, die dann nur noch halb so groß sein sollte, wie die, in der sie am Anfang war.
Am Ende der ersten Woche hatten Sie dann die ersten Kontakte mit anderen Neuzugängerinnen, da war sie schon Herrin ihrer Lage und konnte trösten.
Umsiedelung in das obere Stockwerk. Endlich wieder etwas Licht! Und Xaver, er schreibt wieder!
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Vorwärts, was wird morgen sein. Ich darf nicht immer zurückblicken. Es sind ewige Alpträume, doch die Erinnerungen. Und jetzt die Manuscripte. Sie holen mich ein. Die Blätter fliegen um mich herum, alle durcheinander.
In der wissenschaftlichen Literatur über Platons Atlantis-Dialoge Timaios und Kritias, wird Babylon als eine mögliche Vorlage für Platons Atlantisbeschreibung diskutiert.
Ganz still war es um mich, seit ich geschieden bin, suche ich die Ruhe, die Klausur und die Einsamkeit. Ich habe Angst bekommen, vor den Menschen. Bereits seit zwei Tagen, oder sind es zwei Wochen, oder vielleicht zwei Monate, oder Jahre? Die Zeit ist für mich irrelevant gworden. Seit ich verurteilt wurde. Die Angst ist gewichen, die Angst vor dem Gefängnis, aber nicht die Sorge vor Strafe und auch nicht das Gefühl am Ende zu stehen.
Der Timaios (griechisch Τίμαιος, latinisiert Timaeus; auch περὶ φύσεως, perì phýseōs, „Über die Natur“ genannt) ist ein Dialog des griechischen Philosophen Platon. Er wurde um 360 v. Chr. verfasst und zählt damit zu Platons Spätwerk. Die Schrift beschäftigt sich vorwiegend mit naturphilosophischen, kosmologischen und mathematischen Fragen.
Im Timaios hält die namensgebende Hauptfigur Timaios von Lokroi einen Vortrag über die Erschaffung und Gestaltung des Kosmos. Dieser ist von zwei gegensätzlichen Faktoren geprägt. Bei der Entstehung des Alls wirkte dem vernünftigen Wirken eines Schöpfergottes, des Demiurgen, der sich an der Ideenwelt orientierte und das Bestmögliche erreichen wollte, der chaotische, regellose Charakter der Ur-Materie entgegen. Aus Güte und geleitet von Vernunft ordnete und gestaltete der Demiurg den Kosmos aus dem Chaos der bereits bestehenden Materie. Zugleich bildete der Demiurg eine Weltseele, mit der er die materielle Welt beseelte und sie zu einem lebenden Organismus machte. Anderen von ihm hervorgebrachten Gottheiten wies der Demiurg die Aufgabe zu, den Menschen aus Materie und Bestandteilen der Weltseele zu erschaffen. Die Seele des Menschen ist unsterblich, weshalb sie dem Timaios zufolge stets in neue Körper, bei moralischem Verfall auch in niedere Lebewesen inkarniert wird.
Von der Antike bis zum Spätmittelalter fand der Timaios die größte Beachtung unter den Werken Platons. In der Antike trug er maßgeblich zur Entwicklung des Platonismus bei. Insbesondere die Frage, ob der Schöpfungsakt im Timaios wörtlich als eine Weltentstehung in der Zeit oder metaphorisch gemeint ist, wurde in zahlreichen Kommentaren diskutiert. Bis in das 12. Jahrhundert blieb der Timaios das einzige der lateinischsprachigen Gelehrtenwelt zugängliche Werk Platons. Große Beachtung fand das Werk im 12. Jahrhundert, das mit der Rezeption in der platonisch orientierten Schule von Chartres den Höhepunkt des Interesses am Timaios markiert. Neben naturphilosophischen wurden im Mittelalter auch theologische Aspekte aus christlicher Sicht erörtert. Im Zeitalter des Renaissance-Humanismus prägte der Timaios vor allem das Denken der Platoniker unter den Humanisten. Die moderne Forschung griff die bereits von antiken Platonikern behandelte Frage des zeitlichen Anfangs der Welt wieder auf. Nach der heute vorherrschenden Auffassung ist die Schöpfung des Demiurgen nicht als ein einmaliges Ereignis, sondern als ein beständiger Prozess zu verstehen.
Wieder Wochenende, Sonne und keine Einsamkeit, aber auch keine Sicherheiten und keine Geborgenheit, sondern ständig das Gefühl, es wird sich etwas ändern müssen und die Sehnsucht nach einem Stillstand.


Still war es um sie geworen, bereits seit zwei Tagen. Kaum Schritte, kaum ein Geräusch. Sie war im Keller eines sehr alten Gefängnisses. Das Fenster war zugeklebt. Sie konnte sich nicht orientieren. Draußen war sie auch noch nicht gewesen. An den ersten drei Tagen in Haft bekommt man noch keinen Hofgang. Man soll sich erst einmal beruhigen. Außerdem war Wochenende.
Nichts. Stundenlang nichts. Sie starrt das Waschbecken an und die WC Schüssel gleich neben der Tür. Sie hat nichts zu tun, als auf und ab zu gehen und nachzudenken. Sich selbst zu fühlen. Wie es sich anfühlt, eingesperrt zu sein. Nun es fühlt sich leer an. Am Montag dann endlich geht die Zellentür auf. In den letzten zweiundsechzig Stunden ist nur die Klappa aufgegangen für das Essen, die Knödel und das Brot, am Morgen und am Abend. Morgens mit Butter, abends mit Streichwurst. Nun bekommt sie endlich Gesellschaft. Ein Neuzugang. Wer ist das. Sie weint die ganze Zeit. Ja, es ist nicht leicht verhaftet worden zu sein. Zeit für Dialoge mit sich selbst und zum lesen, wen man etwas hätte. Der Timaios gliedert sich in ein Vorgespräch und drei Hauptabschnitte. Das Vorgespräch fasst die staatsphilosophischen Gedanken Platons zusammen, die anhand des skizzierten Atlantis-Mythos erläutert werden.[31] Der erste Hauptabschnitt widmet sich der Entstehung des Kosmos und der Weltseele durch die Vernunft eines Schöpfergottes, des Demiurgen.[32] Im zweiten Hauptabschnitt wird die Notwendigkeit eingeführt, die den Aufbau der Materie und die sinnliche Wahrnehmung des Menschen prägt.[33] Abschließend behandelt der Timaios das Zusammenspiel von göttlicher Vernunft und Notwendigkeit und wendet sich der Entstehung und Physiologie des Menschen und der Lebewesen zu.
Sie ist leer und still geworden und hofft auf die kleinste Veränderung. Auf die Veränderung von Lichtverhältnissen und Geräuschen im Raum und vom Gang her. Dann, sie kann nichts tun und nichts anfangen, mit diesem neuen Mädchen. Außer ihm zu sagen, das jetzt sehr lange gar nichts passieren wird. Das Nichts zu ertragen ist am Schwersten. Nichts tun zu können, außer seinen eigenen Kopf zu gebrauchen. Die Gedanken schwirren herum. Warum musste ihr das passieren. Was war geschehen? Was hat sie falsch gemacht. Wer wollte sie im Gefängnis sehen und wer hat sie und warum überhaupt angezeigt? Also, alles dreht sich im Kreis. Sie macht sich vorwürfe, nimmt die neu angekommene in den Arm. (Freitag, 30. Mai 2014)Sie sprechen nicht die gleiche Sprache. Sie kann ihr nur sanft über das Haar streicheln. Sie weiß, das tut gut. Bei ihr war niemand da, in den ersten Tagen. Niemand, der sie getröstet hätte, niemand, der ihr beigestanden wäre. Einfach nichts und niemand. Gar nichts. Kein Stück Papier, kein Stift, kein Mensch, kein Hauch, kein Sonnenstrahl, keine Worte, keine Stimmen, einfach nichts. So ruhig, als wenn sie alleine wäre, in diesem riesigem Gefängnis. Nun sollt sich das ändern.
Johannes Gustav Eduard Robert Koldewey (* 10. September 1855 in Blankenburg (Harz), Herzogtum Braunschweig; † 4. Februar 1925 in Berlin) war ein deutscher Architekt und Bauforscher und einer der bedeutendsten deutschen Vertreter der Vorderasiatischen Archäologie. Er gilt, unter anderem zusammen mit Wilhelm Dörpfeld, als Begründer der modernen archäologischen Bauforschung.
Die Tür ging nocheinmal auf, noch eine andere Frau! Jubel, ein weiterer Mensch. Aber auch wieder Stille, weil keine gemeinsame Sprache vorhanden war und keine Worte für die einfachst Kommunikatiolne gefunden werden konnte. Nur ein Hallo, dann schlief sie auch schon, später weinte sie still und leise stundenlang vor sich hin. Dann der erste Hofgang, zu dritt. Wie aufregend! Also, da gab es endlich etwas zu sehen. Auf der linken Seite scheinbar der Männertrackt. an den Fenstern hingen einige Jungs und winkten. Dann auf der anderen Seite der Frauentrackt, dort waren aber die meinsten Fenster geschlossen. Eigenartig. Aber die Fenster dort waren auch alle viel kleiner und eher nur so kleine Luken. Wir wurden gefragt, wie wir heißen, wie lange wir schon da sind und wiher wir kommen. Die Jungs wollten alles wissen. Wir hatten Angst zu plaudern und schauten eher nur auf den Boden. Dann flog ihr ein Zettechen vor die Füße!


Wie wunderbar, mit Herzchen darauf, was für ein Glück, ein Verehrer!


Der Erste, der Beste, der Liebste, Valerie! Nun war die Welt gerettet. Die Sonne strahlte. Eine frische Briese zog durch den Hof. Valerie schickte ihr seine Zellenadresse und eine Breifmarke und schrieb, sie solle ihm schreiben. Man dürfe sich unterandander Post schicken, von Häftling zu Häftling, über den Briefträger und die Post. Es duaert nur einen Tag! Wie glücklich war ich. Endlich jemand, mit dem ich sprechen konnte. Endlich jemand, mit dem ich schreiben könnte. Ich war der glücklichste Mensch auf der Wellt, dachte sie! Dann am nächsten Tag hatte sie Besuch von einer Anwältin und wurde in eine andere Zelle verlegt. Außerdem durfts sie aus ihrm Koffer ein paar Dinge, ein Buch etwas zum Schreiben und ein Foto herausnehmen. Sie kam in eine kleine Zelle, aber mit offenem Fenster. Alles ganz desolat und heruntergekommen, aber sehr sauber! Später sollte sie den Putzrythmus kennenlernen. Jeden Tag wurde 2x gefegt und alles gewischt. Außerdem mussten sie wirklich alles gut aufgeräumt halten. 1x pro Woche kam ein Kammerjäger, der sprühte alles mit Gift ein, sodaß keine Läuse und Kakerlaken auf die Idee kommen konnten sich heir einzunisten. Kamen sie auch nicht. Sie sollte nie eine Spinne, Mücke, Flieg, oder sonst ein Tier sehen. Es gab hier nichts. Keine Grashalme und keine Tiere, kaum Luft und nur vier andere traurige Frauen. Recht anonym war alles, weil sie fast keine der Sprachen konnte, die hier gesprochen wurden. Abschiebehaft im Ausland. Super, was für eine Abgeschiedenheit. NU, nach fast einer Woche konnte sie endlich den ersten Brief schreiben. Und ihr Tagebch beginnen.
Im Winterhalbjahr 1897/98 reiste Koldewey zusammen mit dem Orientalisten Eduard Sachau zu einer Vorexpedition ins Zweistromland, um geeignete Orte für zukünftige Ausgrabungen der am 24. Januar 1898 gegründeten Deutschen Orient-Gesellschaft ausfindig zu machen. Er besuchte dabei u.a. Kal'at Schergât (Aššur), Warka (Uruk), Kujundschik (Ninive) und Senkere (Larsa). Vor allem wegen seiner Argumente, die er durch die Vorlage farbiger Glasurziegel untermauerte, wurde Babylon (Kas'r) als Grabungsort ausgewählt, obwohl ursprünglich Assur im Gespräch gewesen war; Ninive schied aus, da hier bereits die Engländer tätig waren. Die Wirkung, die Koldewey mit den glasierten Reliefbruchstücken vor der Kommission der Museen zu Berlin zu erreichen vermochte, gab auch den Ausschlag für die Finanzierung des aufwändigen Unternehmens durch die Deutsche Orient-Gesellschaft, den Preußischen Staat und Kaiser Wilhelm II.
Am 12. Dezember 1898 brach Koldewey an den Euphrat auf, am 26. März 1899 begannen die Ausgrabungen von Babylon im heutigen Irak. Koldeweys Tätigkeiten am Euphrat, zunächst nur auf fünf Jahre geplant, endeten erst 1917 durch den Einmarsch britischer Truppen in Bagdad im Zuge des Ersten Weltkriegs. In den 18 Jahren leitete er unter anderen ab 1903 auch die Ausgrabungen von Assur, Fara (Schuruppak), Abu Hatab und Uruk, unterbrochen nur durch drei relativ kurze Urlaubsaufenthalte in Deutschland in den Jahren 1904, 1910 und 1915.[3]
Sie wollte nocheinmal zurückblicken auf diese ersten Tage und was sie dann doch bon den zwei Frauen gelernt und erfahren hat, die mit ihr waren. Zuersteinmal derene Namen, die wraen sehr exotisch und sehr fermd, dann deren Erscheinungen, die eine sehr klein, aber Mutter von drei Kindern. Die andere sehr groß und sehr häßlich, auch Mutter von zwei Töchtern. Beide sahen sehr unschuldig und sehr verzweifelt aus. Und auch sehr fremd! Beide weinetn viel, fluchten und manchmal standen sie einfach verzweifet und sehr still herum. Sie versuchte herauszufinden, was geschehen sein konnte. Selber dachte sie bei sich, das es gut sei, das sie nicht vermisst wurde. Es war still, aber nun in dieser neuen Zelle gab es viele neue Ereignisse. Zuersteinmal eine ganz andere Geräuschkuslisse vom Gang, viel mehr Schritte, viel öfters Bewegung und großes Geschrei. Bald lernte sie die Wärtereinnen zu unterscheiden und das Fauchen von Charlotte kennen. Dann in der Zelle durften sie morgends und abend jeweils ein paar Stunden das Fenstern öffnen, schrieb sie in ihr Tagebuch. Draußen konnte man auf die Hofzellen sehen, von oben.
Koldewey hatte bereits seit 1899 regelmäßig Funde nach Berlin gesandt, den größten Teil allerdings bei seiner Abreise im Jahre 1917 zurücklassen müssen; mehrjährige Verhandlungen, die zu einer Fundteilung führten, waren gefolgt. Nachdem das von den Briten beförderte und seit 1921 bestehende Königreich Irak die Funde, die der Expedition zuletzt zugesprochen worden waren, freigegeben hatte, kamen 1926/27 insgesamt 536 Kisten aus Babylon in Berlin an, dabei allein 400 mit den von Koldewey gesammelten und aufgenommenen glasierten Ziegelstücken. Walther Andrae, Koldeweys ehemaliger Assistent und nunmehr Direktor des neugegründeten Vorderasiatischen Museums, ließ die Funde auswerten und in eine eigens für die Museumsräume entworfene Rekonstruktion des Bauwerks integrieren. 1930 wurden das Ischtar-Tor, die Prozessionsstraße und die Thronsaalfassade im Pergamonmuseum präsentiert, wo sie den Bombenhagel des Zweiten Weltkriegs unversehrt überstanden[11] und bis heute zu besichtigen sind.
Zwei Kriege seit den 1980er Jahren im Irak haben allerdings unterdessen eine Begutachtung von Koldeweys 1917 unbeendet hinterlassener Grabungsstätte am Euphrat nahezu unmöglich gemacht; Berichte, beispielsweise der UNESCO, lassen die Annahme zu, dass die Grabungsfelder bereits irreparabel zerstört worden sind.[12]

Auszeichnungen

Koldewey-Gesellschaft

Die Koldewey-Gesellschaft wurde am 25. Juni 1926 in Bamberg, ein Jahr nach Koldeweys Tod, auf den Anstoß durch den Archäologen und Bauforscher Armin von Gerkan als Arbeitsgemeinschaft archäologischer Architekten gegründet und besteht als Vereinigung für baugeschichtliche Forschung bis heute.
Heute lernte sie Nina Brown kennen. Nach einigen Tagen beginnt diese auch , Ihr Ihre Geschicht zu erzählen. Sie hatte einen langweiligen Job und vertrieb sich die Stunden mit chatten im Internet.
Wieder, ganz allein. Es war das Wochenende nun endlich vorbei und sie hatten zum ersten Mal Hofgang. Seit damals nennt sie sich Brown, denn ihr hätte dasselbe passieren können.
Liebe Anuschka! Grüß Dich, ich habe gestern mehrmals Deinen Namen gerufen, aber Dein Zellenfenster blieb immer verschlossen. Hast Du mich gehört? Ich möchte dass Du immer weißt, dass ich jede Minute des Tages an Dich denke. All meine Gedanken sind immer bei Dir. Morgen bekommst Du das erste Mal Post über den Briefträger von mir. Gäbe es doch einen Spalt in den Wänden, immerzu würde ich mit Dir flüstern wollen. Wird das überhaupt Deine erste Post hier sein? Wie lange bist Du schon hier? Zehn Tage? Oder sind es schon mehr. Ich habe Dich, von der ersten Minute an, geliebt! Als ich Dich zum ersten Mal gesehen habe Du hast mir so gut gefallen, bist hübsch und so nett anzusehen. Du bist hier in der Knasthölle angekommen und trotzdem lachst Du und schaust fröhlich aus, das ist erstaunlich und bewundernswert. Und so existiert sie, obwohl ich wirklich nicht begreifen kann, was hier passiert und wo ich mich jetzt eigentlich befinde. Liege ich auf einer schönen Wiese unter Apfelbäumen oder bin ich dort in der Vergangenheit, oder in einem Albtraum? Ach nein, ich bin bei den Ausgrabungen in Babylon dabei! Meine Freundin und ich haben eine Einladung. Von wegen Gefängnis. Alles nur ein Witz, ein sehr schlechter Traum, sind wir doch im schönen Irak unterwegs. Genießen es die Städte kennzulernen. Freiden herrscht und eine moderne Welt hat begonnen. Wir können ganz normal als Europäerinnen überall herumspazieren und die orientalische Atmosphäre genießen.
Aber eines ist sicher, ich existiere, ich werde geliebt und ich erlebe jeden Tag etwas dass mein Sein rechtfertigt. Schlimmes, gutes und reales. Innerhalb von vierundzwanzig Stunden sind sicher ein paar auch gute und glückliche dabei. Gerade fühle ich mich nicht gut. Aber ich weiß es, diese Regel von den guten und schlechten Stunden des Tages. Die stimmt fast immer. Deswegen kann der Mensch überall überleben, sogar im Konzentrationslager, weil er immer etwas findet, was ihn auch freut. Und wenn es nur ein Grashalm ist, an den er sein Herz hängt. Aber die zweite Welt, die irreale, in der ich mich befinde, die besteht aus dem was ich denke, aus meiner Vergangenheit, die mich hier scheinbar eingeholt hat und aus meinen Träumen. Ich sollte gleichzeitig mehrere Bücher schreiben. Habe ich ja schon immer gemacht.
Ziel der Gesellschaft ist, die Bauforschung insbesondere auf dem Gebiet der antiken Architektur zu intensivieren. Weitere Aufgaben, denen sich die Gesellschaft stellt, sind Mitwirkung bei Fragen der Kunst- und Denkmalpflege und Förderung der Zusammenarbeit mit ausländischen Wissenschaftlern.
Die Koldewey-Gesellschaft veranstaltet hierzu alle zwei Jahre Fachtagungen. Sie wurden – außer zwischen 1931 und 1936 – bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges jährlich abgehalten. Seit 1947 finden sie alle zwei Jahre statt, seit 1976 in geraden Jahren.
Die Ergebnisdokumentation, die anfangs unregelmäßig in verschiedenen Zeitschriften erschien, seit 1957 als eigenständige Publikation, seit 1963 unter dem Titel Bericht über die Tagung für Ausgrabungswissenschaft und Bauforschung, seit 2004 als gleichnamige Zeitschrift erscheint, gehört zu den wichtigsten wissenschaftlichen Veröffentlichungsreihen für Bauforschung und Baugeschichte im deutschsprachigen Raum.
Darüber hinaus gibt die Koldewey-Gesellschaft die Texte zur Bauforschung (heute nur online verfügbar) und Einzelpublikationen heraus. Unregelmäßig stellt die Gesellschaft zudem mit den Studien zur Bauforschung wissenschaftliche Arbeiten einzelner Wissenschaftler heraus. Weitere Publikationen werden durch die Koldewey-Gesellschaft gefördert.
1992 hat die Koldewey-Gesellschaft eine Resolution zu Grundvoraussetzungen wissenschaftlicher Denkmalpflege und archäologischer Ausgrabungen, zur Verbesserung der Aus- und Fortbildung, zur Qualifikation der Leiter von Erhaltungs- und Umbaumaßnahmen sowie von Ausgrabungen und zur Notwendigkeit von Konservierungskonzepten beschlossen.[1]

Preis der Koldewey-Gesellschaft

Aus Anlass des 75-jährigen Bestehens der Gesellschaft wurde im Jahr 2001 der Preis der Koldewey-Gesellschaft ins Leben gerufenen. Er soll insbesondere der Nachwuchsförderung in der Bauforschung dienen.
Wir haben eine Einladung, wir sind gefragt!
Die Phantasien und Erzählungen des Tages, welche aus der Begegnung mit den Tragödien der Mithäftlinge besteht, belastet mich ungmein. Fertig möchte ich damit sein und es abschließen. Mich reinigen und einen Schlussstrich ziehen können. Aber das geht nicht. Alles kommt immer wieder zurück am Häufigsten in meinen Träumen. Ein Traumbuch mit Reflexionen und eben ein Tagebuch. Eines, welche die Ereignisse hier ganz atmosphärisch beschreibt. Eines welches meinen Sinneseindrücke reflektiert, wie z.B. meine Erinnerungen an Goethe; „Über allen Gipfeln ist Ruh!“ Ruhig ist es hier, fast den ganzen Tag lang. So viel Ruhe hatte ich noch nie. Gestern habe ich die gesamten Goethezitate entdeckt, die hätte ich wirklich große Lust auswendig zu lernen. Erinnere mich an meine Versuche als Schauspielerin. Mir käme es fast vor wie eine gute Therapie oder eine Kur, bzw. ein Sanatorium, wenn nicht diese irre Armut, der Befehlston und die Strenge wären Dann könnte ich meine Beobachtungen aufschreiben und die Gegenstände, weiterhin die anderen Mithäftlinge beschreiben, sowie, wie man mit uns umgeht. Das sollte ich ganz neutral beschreiben. Es ist ungeheuerlich und sehr schwer zu ertragen. Die Physiognomie aller Dinge, bzw. das Wesen aller Objekte in einer Haftsanstalt, ist interessant. Wie der Hof aussieht, in dem die Gefangenen spazieren gehen dürfen, wie die Zellen, die Gänge. Und auch die Duschen. Der Bewegungsraum ist klein, viel Neues gibt es nicht. Die Tage vergehen, wie in Thomas Manns Zauberberg die Jahre vergehen. Die Zeit bekommt einen gleichmäßigen Gang. Förmlich einen Fluss wie der Flusslauf eben eines solchen. Er plätschert dahin, so, wie die Ereignisse gemächlich dahin plätschern in einem sanften Moll. Spannend ist eventuell noch der öffentliche Trakt, in den man nur darf, wenn man zum Beispiel eine Aussprache mit dem Pfarrer hat. Das war es. Sonst gibt es noch den Tag, den bedeutenden Gerichtstag. Und dieser wird tagelang erwartet, wochenlang herbei gesehnt und dann besteht er nur aus warten. Und ausharren. Die Mahlzeiten fallen aus. Die Zeit wird abgesessen in kleine Räumen und Fenstern, den Schleusen. Stundenlang sitzt man dort drinnen und wartet. Man wartet, das sich die Tür öffnet. Größer ist ja der Radius gar nicht mehr, denn alles spielt sich im Kopf auf. Die Überlegungen, wie man fliehen könnte und entkommen. Aber das gibt es nicht mehr das entkommen vor der Realität. Das ist aufgehoben, die Möglichkeit etwas selber zu bestimmen. Das wird jetzt vielleicht die Realität für zehn Jahre. Wirklich, zehn Jahre Haft steht auf das, wofür sie angeklagt ist. Gott sei dank steht sie nicht unter Mordverdacht.
Archäologie mit einem rein antiquarischen Interesse gab es bereits zur Zeit des Renaissance-Humanismus. Bedeutende Vertreter sind Flavio Biondo und Poggio Bracciolini. Cyriacus von Ancona (um 1391– um 1455), ein italienischer Kaufmann und Humanist, gilt als einer der Gründungsväter der modernen Klassischen Archäologie. Es ist manchmal auch der Vater der Archäologie. Als Begründer der Klassischen Archäologie in einem kunst- und kulturgeschichtlichen Sinne gilt Johann Joachim Winckelmann.
Sie behandelt den Zeitraum von der späten Bronzezeit (mykenische Zeit) bis ins ausgehende 6. Jahrhundert nach Christus, wobei die Archäologie in den letzten Jahrzehnten gerade in Hinblick auf die Spätantike erheblichen Anteil an den Forschungsfortschritten hatte. Die Übergänge zu Ur- und Frühgeschichte auf der einen und frühchristlicher Archäologie auf der anderen Seite sind fließend. Stand bei Winckelmann und seinen ersten Nachfolgern noch klar ein wertender, klassizistischer Ansatz im Mittelpunkt, so ist die Archäologie mittlerweile in der Regel von einer neutraleren Herangehensweise an die Antike geprägt.
Klassische Archäologie besteht heute zum einen aus Bibliotheksrecherche, die einen nicht zu verachtenden Anteil an der Arbeit des Archäologen hat, und dem Auswerten des bereits gefundenen Materials sowie der archäologischen Feldarbeit. Da die Archäologie sich im Gegensatz zur Alten Geschichte kaum mit schriftlichen Quellen, sondern primär mit materiellen Hinterlassenschaften der Epoche befasst, stehen diese im Zentrum der Forschung. Es kann sich dabei um Gebäudereste, Gegenstände des Alltags, Waffen, ja sogar um Abfälle handeln. Alles, was dem Archäologen Aufschluss über die Lebensweise der Antike gibt, ist von Bedeutung. Einen großen Teil machen auch die kunsthistorisch relevanten Gegenstände aus wie Statuen, Bronzen, Architekturen oder deren Reste, Vasen usw. Das führt dazu, dass die Klassische Archäologie heute in einem hohen - und nach Ansicht nicht weniger zu hohen - Maße antike Kunstgeschichte betreibt.
Im übrigen sollten zwischen der Klassischen Archäologie und der Alten Geschichte sowie der Ur- und Frühgeschichte zahlreiche Berührungspunkte bestehen, da diese Fächer vielfach auf die Ergebnisse der jeweils anderen Disziplin zurückgreifen müssen: Materielle (Archäologie) und literarische (Alte Geschichte) Evidenz sind oft nicht unabhängig voneinander auszuwerten. Eine fächerübergreifende Kooperation wird jedoch bislang nur eher selten realisiert - zum Nachteil der Wissenschaft, da die methodische Herangehensweise an die Antike gerade bei Althistorikern und Archäologen oft unterschiedlich ist und die Forscher die Quellen und Ergebnisse der jeweils anderen Disziplin daher mitunter falsch auswerten und einordnen. Auch der Umstand, dass nicht wenige Gelehrte während der Ausbildung beide Fächer studieren, konnte daran bisher bemerkenswert wenig ändern.
Für eine Liste Klassischer Archäologen in der Wikipedia siehe Liste bekannter Klassischer Archäologen oder Kategorie:Klassischer Archäologe.

Literatur

Einführungen

Zeitschriften

deutschsprachige
Nun gut, wenn man schreiben darf, kann man diese Klausur ja vielleicht aushalten. Sie denkt an Ulrike Meinhof und andere Berühmtheiten, die durch die Bücher, welche sie in Haft geschrieben haben, bekannt wurden. Den das ist ihr das Wichtigste Bekannt zu werden. Eine Legende und eine Besonderheit zu sein. Das ist der Sinn des Lebens. Etwas besonderes gemacht zu haben und wenn es nur ein besonders ungewöhnliches Leben sein wird. Die Blüten sind das Schönste. Die Apfelblüten. Abendbrot! Endlich. Abendrot, die Sonne geht jetzt langsam wieder später unter. Die Idee ist es ein Tagebuch zu schreiben, ist schon lange gegeben. Sie tut das natürlich erst recht in so einer Situation. Und ihr Freund hat ihr auch ein hübsches, leeres Buch geschickt. Das soll mir nicht passieren. Dann sind nicht nur meine Gedanken wichtig, sondern auch die Ereignisse in Zusammenhängen. Die Geschichte beruht ja auf einem tatsächlichen Ereignis. Die Namen der Beteiligten sind besser zu ändern, oder nicht!? Soll ich sie auf die erste Letter mit Punkt reduziert. Weitere Namen werde ich zur Poesie der Geschichte verändern, wenn die dadurch Betroffenen einverstanden sind lasse ich einige auch real, damit es ihnen dient, als direktem Dank für die Ereignisse. Heute bin ich sehr betroffen, ob es gut ist diese Geschichte zu publizieren, oder ob sie nicht besser noch zwanzig Jahre liegen bleiben sollte, bzw. einfach nur für meine Nachkommen da ist: Die Geste, des Dankes ist mir wichtig.Nach Thomas Mann schließen sich Lebenstüchtigkeit und seelisch-geistige Differenzierung aus. Diese Annahme folgt einer literarischen Strömung des ausgehenden 19. Jahrhunderts, für die Nietzsche den Begriff Décadence in den deutschen Sprachgebrauch eingeführt hat. Wie sehr sich die Lehre vom pathologisch degenerativen Ursprung der Genialität damals verbreitete und bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs zum Modethema wurde, beweist u. a. die Bibliographie, die der Psychiater Wilhelm Lange-Eichbaum 1927 in seinem Bestseller Genie und Wahnsinn veröffentlichte. Denn über fünfzig Freunde und Bekannte haben mich in dieser Zeit mit dem Nötigsten und vor allem mit Literatur und Post versorgt. Aber auch ganz simple Dinge, wie Seife, Shampoo und Neskaffee waren wichtig, um diese Zeit zu überstehen. Der Mangel an Bewegung war schlimm zu ertragen. Und dann gilt mein Dank natürlich auch: Frances Decang, Ilse Sommer, Suzanna Zuep, Marietta Brown, Beatrice Bancelier, Elena Licht, Jacquline Hagebuch, Rose-Marie Zeppelin, Gisele Anders, Charlotte Fink, Kathrin Gruen, Lilli Blau, Winnie Buchbaum, Angela Carlos, Anuschka Gordon, Valentina Philipp, Zoe Hochegger, Lisbeth Muni, Paulina Kraus, Sophia Mühlbach, meine Leidensgenossinnen, die mir Ihre Geschichten erzählt haben und mit denen ich so viele Stunden und Tage zusammen gelebt habe. Die Namen möchte ich zu Romanfiguren entwickeln. Das ist mein Plan. Die Briefe, die ich später an sie geschrieben habe füge ich später in die Texte ein. Am Meisten bewegen mich aber die Antworten und die Geschichten, was aus all meinen Leidensgenossinnen geworden ist. Ich bin erschüttert, wie schwer das Leben für viele Frauen immer noch ist und wie wenig die Emanzipation gerade für die Frauen aus dem Ostblockländern schon Realität ist. Wir kämpfen immer noch gegen Armut, gegen die Macht der Männer für unsere Kinder, für die Liebe.
Athen setzte nach den Perserkriegen als Hegemon im Attischen Seebund den Kampf gegen das Perserreich im östlichen Mittelmeerraum fort. Es unterstützte schließlich sogar eine antipersische Erhebung in Ägypten, wo sich für die Athener in einer sehr verlustreichen Niederlage dann aber die Grenzen der eigenen Machtmittel und Möglichkeiten zeigten. Zu einem Ausgleich mit Persien kam es 449 v. Chr. im Zusammenhang mit dem historisch umstrittenen sogenannten Kalliasfrieden.
In Süditalien und auf Sizilien erwehrten sich währenddessen die seit der großen Kolonisation dort angesiedelten Westgriechen der Bedrohung durch die Etrusker und das mächtige Karthago. In der Schlacht von Kyme 474 v. Chr. wurden die Etrusker vernichtend geschlagen. Auf Sizilien ging der Konflikt mit Karthago weiter, auch wenn die Karthager 480 v. Chr. bei Himera geschlagen worden waren. Dort konnten sich in zahlreichen Poleis auch weiterhin Tyrannen an der Macht halten, wie beispielsweise Gelon, der zeitweise als der mächtigste Mann der griechischen Welt galt.
Zwischen Athen und Sparta kam es 460–446 v. Chr. zum Ersten Peloponnesischen Krieg. Grund war der vorläufige Austritt Megaras aus der spartanischen Allianz und dessen Überwechseln zu Athen. Während der athenischen Flottenexpedition nach Ägypten (460–454 v. Chr.) kam es 457 v. Chr. zu der für Athen verlustreichen Schlacht von Tanagra gegen die Spartaner, aber im Gegenzug zur Bezwingung Aiginas, das ungeachtet seiner geografischen Nähe zu Piräus Mitglied im Peloponnesischen Bund gewesen war, nun aber dem Attischen Seebund beitreten musste.[34] Bei schließlich unentschiedenem Ausgang des Krieges zwischen den beiden griechischen Großmächten wurde 446 v. Chr. ein dreißigjähriger Frieden Athens mit Sparta geschlossen, wobei die latenten Spannungen freilich bestehen blieben.
Ich habe Latein so sehr geleliebt in der Schule. Die Schriften zu übersetzen und mich zurückzuversetzen, in diese alten Gesellschaften.
Meine Phantasie kennt keine Grenzen. Was sind eigentlich Bewegungsanmutungen? Ludwig Klages habe ich gerne gelesen. Ich freue mich, wenn ich mehr von ihm lesen kann. Die Autorin, sprich Penelope, übernimmt die persönliche Verantwortung für alles Geschriebene in Bezug auf Wahrheit und Authentizität. Zusammenhänge und Orte sind absichtlich verändert, um keine Autobiografie zu schreiben.
Griechenland blieb das Schlachtfeld der hellenistischen Großmächte. Vor allem die Antigoniden versuchten, die alte makedonische Hegemonie zu erneuern. Athens Versuch, nach dem Tod Alexanders wieder eine Macht zu werden, scheiterte kläglich (Lamischer Krieg, 323–322 v. Chr.). An die Stelle der Polis traten als Machtfaktor die griechischen Bundesstaaten. Die beiden wichtigsten waren der Aitolische Bund und der Achaiische Bund. In kultureller Hinsicht verlagerte sich der Schwerpunkt mehr in den Osten, wo vor allem Alexandria in Ägypten, später auch Pergamon in Kleinasien, eine bedeutende Rolle spielten (siehe auch Diadochen).
Infolge der Kämpfe zwischen den griechischen Klein- und Mittelmächten untereinander sowie mit und gegen Makedonien kam es zum Eingreifen des Römischen Reiches gegen Philipp V. von Makedonien. Im Zweiten Makedonisch-Römischen Krieg (200–197 v. Chr.) wurde Makedonien vernichtend geschlagen. 196 v. Chr. verkündete der römische General Titus Quinctius Flamininus die Freiheit Griechenlands, Rom blieb aber Protektoratsmacht. Da die Lage weiterhin instabil war, sah sich Rom in der Folgezeit immer wieder gezwungen einzugreifen. Nach der Schlacht von Pydna 168 v. Chr. war Makedonien, welches unter König Perseus noch einmal versucht hatte, die Vorherrschaft in Griechenland gegen Rom zu erkämpfen, als Machtfaktor ausgeschaltet. Rom engagierte sich nun dauerhaft in Griechenland. Dies führte nach der Zerstörung Korinths zur Umwandlung Griechenlands in eine römische Provinz (146 v. Chr. als „Macedonia“, 27 v. Chr. als „Achaea“).
133 v. Chr. wurde auch das Reich von Pergamon durch Rom annektiert, 64/63 v. Chr. folgte das Reich der Seleukiden in Syrien (welches aber bereits seit dem 2. Jahrhundert nur noch von regionaler Bedeutung war und seine reichsten Provinzen längst verloren hatte) und 30 v. Chr. schließlich die letzte hellenistische Macht, das Ägypten der Ptolemäer.
März, ca. 15 Jahre später. „Weine nicht, Prinzessin Zuckerbrot im Abendrot!“ Meine nunmehrige Freundin meint, so solle ich da, ab jetzt heißen. In Bezug auf diese Geschichte.
Die politische Geschichte des unabhängigen Griechenland war spätestens 146 v. Chr. für fast zwei Jahrtausende beendet; erst im 19. Jahrhundert sollte das Land wieder ein eigener Staat werden. Doch lebte die griechische Kultur im Rahmen des Römischen Reiches fort und prägte seit dem 2. vorchristlichen Jahrhundert zunehmend auch die römische Zivilisation. Wirtschaftlich gedieh das Land während der langen, weitgehend ungestörten Friedenszeit in den ersten beiden Jahrhunderten n. Chr. (die Pax Romana). Kaiser Nero (54–68 n. Chr.) war zudem ein großer Philhellene und gewährte Griechenland zahlreiche Privilegien, die seine Nachfolger aber wieder zurücknahmen. Auch Kaiser Hadrian förderte Hellas und ließ insbesondere Athen besondere Wohltaten angedeihen. Griechisch blieb derweil die lingua franca im gesamten östlichen Mittelmeerraum, und bis in die Spätantike war es für die Eliten Roms auch im Westen nahezu selbstverständlich, neben Latein auch Griechisch zu beherrschen. Die klassische griechische Bildung (paideia) blieb zumindest in der östlichen Reichshälfte auch nach dem Sieg des Christentums noch lange lebendig.
Die sogenannte Reichskrise des 3. Jahrhunderts nach Christus betraf dann auch Griechenland, das insbesondere in den 260er Jahren unter Barbareneinfällen zu leiden hatte, sich aber wieder einigermaßen erholen konnte und zudem mit dem Neuplatonismus die letzte bedeutende philosophische Strömung der Antike hervorbrachte. Gerade Athen blieb bis ins 6. Jahrhundert nach Christus ein bedeutendes Zentrum antiker Bildung. Seit etwa 580 n. Chr. drangen dann slawische Völker in die oströmischen Balkanprovinzen ein; um 650 n. Chr. war Griechenland bis zur Peloponnes zu großen Teilen slawisch besiedelt und konnte erst im Mittelalter wieder für das griechischsprachige Byzantinische Reich gewonnen werden. In Byzanz lebten die griechische Sprache und griechisches Denken, wiewohl christlich überformt, noch jahrhundertelang fort.
Die Eroberung der römischen Orientprovinzen durch die islamischen Araber (seit 636 n. Chr.) besiegelte das Ende der Antike, da Ägypten und Syrien nun dem griechischen Sprach- und Kulturraum entzogen wurden: 698 n. Chr. wurde im gesamten Reich der Kalifen die griechische Amtssprache durch das Arabische ersetzt. Allerdings zeigten sich die Eroberer offen für viele Errungenschaften der griechischen Zivilisation; so wurde nicht weniges davon nur durch die Araber für die Nachwelt bewahrt und schließlich über Sizilien und Spanien wieder dem Abendland vermittelt.[
Mitte März, 15 Jahre früher. Valerie beginnt mich seine Prinzessin zu nennen. Er ist sehr poetisch! „Beautyful girl, vergiss die Gitter, die Vögel zwitschern, und es wird Frühling!“ „Glück im Knast; oder Gefühle und Emotionen, eingesperrt und ausgeliefert!“ „Untertitel 5 Monate Abschiebehaft und Untersuchungshaft, prägend für das restliche Leben!“ So könnte später der Titel für diesen Roman heißen. Oder wird es ein Film, oder ein Theaterstück. Szenen: 1. Im Zug, 2. auf der Wache, 3.die Fahrt zum Gefängnis, 4. in Gewahrsam, 5. Isolationszelle, 6. Hofgang, 7. Duschen, 8. die gute Zelle in den Hof, 9. die Höllenzellen mit Blick auf die Hügel, 10. Arztvisite, 11. Beichte, 12. Gerichtstermin, 13. Auslieferung. Ich fantasiere und arbeite, im Leben muss man ja doch alles zu Geld machen, oder?


Liebste Anuschka, meine geliebte Brieffreundin, danke für Deine Antwort, ich habe mich sehr gefreut auch von Dir Post zu bekommen. Ich weiß, ich bin der einzige der hier deutsch spricht und daher hast Du keine Wahl, aber mir ist das recht! Ich liebe Dich! Schön, dass Du meine Freundin bist, ich werde Dir jeden Tag schreiben! Du wirst sehen, dadurch vergeht die Zeit schneller, Dein Valerie! Valerie und Alesch, sowie Milan und Matthias, die Brieffreunde


Ein besonderer Jahreswechsel, eine besondere Fastenzeit! Weitere Darsteller: Anuschka Brown, ich!


Tanja Kirchberg, Mutter von zwei Kindern.


Miriam Ludomirkovic, ebenfalls Mami, eine Tochter, aus MoldaZürich. Palovina Zettel, eine blondhaarige Zigeunerin, deutschsprachig. Petra und Bianca Kumasic, aus Bulgarien, beide sehr schweigsam Paula Nusic, aus Polen, ganz lustig und recht jung. Nathalie Kempinski, 15 Jahre, eine Mörderin? Sowie: Frances Decang, soll eine Kreditkartenbetrügerin sein, Ilse Sommer, hat gestohlen, Suzanna Zuep, behauptet Urkunden gefälscht zu haben, Marietta Brown, ist der Geldwäsche angeklagt, Beatrice Bancelier, hat sich mit einem Gauner eingelassen, Elena Licht, hat Blüten gedruckt und ist sehr stolz darauf, Jacquline Hagebuch, fälschte Ihre Lohnzettel und betrog Ihren Arbeitgeber, Rose-Marie Zeppelin, ist wegen Mordversuch angeklagt worden, ist aber unschuldig, Gisele Anders, hat einen falschen Pass benutzt, und ist wegen Grenzkontrollverstoß und illegalem Grenzübergang angeklagt, Charlotte Fink, hat ständig die Unterschrift Ihres Mannes gefälscht, und dadurch viel Chaos angerichtet, Kathrin Gruen, hat sich falsche Pässe machen lassen, Lilli Blau, hat versucht ein Auto zu stehlen, Winne Buchbaum, hat ebenfalls Dokumente gefälscht, Angela Carlos, hat sich prostituiert, Anuschka Gordon, war in einer Spielhalle verdächtigt worden wegen Falschspielerein, Valentina Philipp, ist Hehlerin, Zoe Hochegger, eine Diebin, angeblich aber eher unschuldig, Lisbeth Muni, ist wegen einem fehlendem Visum da, Paulina Kraus, hat auch einen falschen Pass, Sophia Mühlbach, ist wegen einer Schlägerei verhaftet worden. Soweit ein Überblick über alle weiteren Mithäftlinge, welche ich in meiner gesamten Haftzeit kennenlernen sollte.


Ich bin nun in einer Fünfer Zelle. Es ist sehr eng und meisten sogar zu wenig Luft zum Atmen. Es sind vier sehr gute Frauen, mit denen ich jetzt zusammen bin. Eine ganz junge, ein 15 jähriges Mädchen, welches beschuldigt wird seine Großmutter umgebracht zu haben. Zwei ganz kriminelle Bordellchefinnen. Eine ältere Lehrerin. Eine Historikerin. Verschiedene Neuzugänge und Abgänge. Eine sehr strenge Wärterin Charlotte und eine sehr gute, die anderen ohne Namen. Ein Pfarrer. Eine Richterin, eine Staatsanwältin, ein Dolmetscher. Verschiedene Transportwärter, Aufpasser und Wächter. Weiterhin verschiedene Polizisten. Wenn wir uns in einem Film befinden würden. Dann säßen wir jetzt im Zug, hätten gerade die Hauptstadt verlassen. Die letzten Stadtbilder zögen an uns vorbei. Das Abteil, recht voll, keine freien Plätze mehr. Sechs Personen. Auf dem Gang auch viele Menschen. Ein Gedränge, Polizeikontrolle. Suchen Sie jemanden? „Bitte Ihre Pässe!“ Unter anderen wird auch Deutsche wird kontrolliert, alle Pässe werden mit Blaulicht eingescannt. Wen suchen Sie? Eine ungewöhnlich scharfe Personenkontrolle. „Bitte, Sie müssen mitkommen, Ihr Pass ist nicht in Ordnung!“


Das Mädchen muss mit den Polizisten aussteigen. Sie wird durch die ganze Stadt gefahren zu einer Wache. Dort geht alles ganz schnell, es wird bereits Abend. „Sie sind verhaftet! Morgen kommen Sie vor einen Richter, jetzt müssen sie erst einmal bis auf die Wäsche Ihre Kleider ausziehen und mitkommen.“ Alle Sachen kommen in ein Schließfach, dann geht es in den Keller. Eine Metalltür wird aufgestoßen, eine Zelle mit zwei Pritschen übereinander, ohne Decken, kein Fenster, kein Wasserhahn, kein WC. Kein Abendbrot, gar nichts. „Dort hinein!“ Sie ist alleine, dunkel. Es wird kalt. Sie versucht zu schlafen. Was für ein Alptraum. Was ihr bleibt ist die N verbale Kommunikation mit Gott.


Lieber Gott, bitte mach das das nicht wahr ist. Bitte hilf mir! Bitte beschütze mich und bitte sende mir Hilfe. Ich habe Angst. Lieber Gott, verlass mich nicht, ich verspreche ich bete jeden Tag mindestens dreimal zu Dir und ich werde ganz fest an Dich glauben. Bitte Hilf mir, dieses Unheil von mir abzuwenden!


Danke, lieber Gott! Danke! Für alles, im Voraus!


Es wird immer kälter, sie klopft an der Tür. Sie bittet um Wasser und darum einmal auf eine Toilette zu dürfen. Es gibt am Gang ein Pissoir. Man muss stehen. Der Wärter schaut zu. Dann ein schlechter Tee. Sie weint sich in den Schlaf. Es wird Nacht. Sie ist bereits vor Kälte völlig verstört, kann doch nicht schlafen. Später wird eine sehr schmutzige Frau zu ihr hineingestoßen. Völlig durcheinander, irre heulend und verzweifelt. Sie tobt den Rest der Nacht. Keine Möglichkeit ein Auge zuzudrücken. Was wird sein? Was, morgen? Die Angst ins Gefängnis zu kommen, oder die Sorge vor dem Bösen, ein Kampf gegen das Gemeine? Was werden sie ihr antun? Fakten! Sie hatte einmal mit einem Amerikaner ein Geschäft, welches sie aber nach einem Jahr wieder schließen musste, weil ihr das Kapital ausgegangen ist. Die Sinnesphänomenologie hat mich schon immer begeistert. Und das der Mensch nicht nur über Wasser gehen kann, sondern auch in der Lage ist, Berge zu versetzen. So werde ich es auch schaffen hier heraus zu kommen. Wie könnte ich den fliehen?


Handschellen, Polizisten und dann dieses angepackt werden. Diese Daumenschrauben, dieser harte Griff! Keine Chance zu entkommen. Immer wird man festgehalten. Ich müsste etwas Kampfsport gelernt haben. Habe ich aber nicht. Warum nicht? Ich werde das sofort beginnen, wenn ich wieder frei bin!


Dieses nächste Kapitel soll der Romantik gewidmet sein und sehr poetisch. „Spürst Du, kaum ein Hauch!“


"Spürst Du, kaum ein Hauch!" Draußen ist es Windstill. Gefängnismauern halten dicht.


Hagel, draußen stürmt es wenig später. Dann ein schöner Regenbogen, Sonne und endlich kein Wind mehr. Wie die Ruhe nach dem Sturm, war das. Bringen Sie mich erst einmal auf den Stand, was war damals eigentlich los? Warum wurden Sie verhaftet und wie ist es dazu gekommen. Fragen die aufkommen. Anuschka erzählt: „In Kürze, wegen einem Mann, den ich stehen gelassen habe. Weil ich nicht mehr wollte, wie er wollte? Oder, weil ich zu mutig war?“ Anuschka versucht einen Rückblick, aber vieles hat sie schon vergessen. „Zuerst verbrachte ich einige Wochen auf dem Rücken der Pferde, dann ein Sturz der alles verändert hat.“


Ich konnte nicht mehr gerade gehen, alles hat sich gedreht, ein Gehirnschädeltrauma. Ein Trauma, begann damit ein großes Trauma?1976 inszenierte Hans Hollmann am Basler Theater „Die Buddenbrooks“ an zwei Abenden. 2005 wurde der Roman für die Theaterbühne vom Dramaturgen und Schriftsteller John von Düffel dramatisiert (ein Abend, etwa drei Stunden). Das Stück stellt die unterschiedlichen Lebenswege und Schicksale Thomas’, Christians und Tonys in den Mittelpunkt. Die Uraufführung wurde am Thalia-Theater (Hamburg) von Stephan Kimmig inszeniert und hatte am 3. Dezember 2005 Premiere. 1 ½ Jahre hatte von Düffel an der Bearbeitung gearbeitet. Die österreichische Erstaufführung fand am 25. September 2008 im Theater in der Josefstadt statt.


Am 12. Mai 2007 hatte das Stück im Düsseldorfer Schauspielhaus Premiere.[59] Am Theater Lübeck hatte die Düffel’sche Fassung der Buddenbrooks am 29. September 2007 ihre Premiere, inszeniert vom neuen Schauspieldirektor Pit Holzwarth. Die „Rückkehr“ der Buddenbrooks in ihren Handlungsort brachte ausnahmslos ausverkaufte Aufführungen und mehrere Zusatzvorstellungen.


Also, wir befinden uns jetzt auf einem Holzstuhl in einem größeren Raum, auf der Wache. Drei Personen sind da, außer der gerade verhafteten Frau, Anuschka Brown. Eine Story, eines Versuches das Leben zu bewältigen? Dem Leben etwas abgewinnen, aus ihm etwas Besonderes zu machen? Sie versucht dem Dolmetscher zu erklären, dass sie Angst hat für schuldig gesprochen zu werden. Sie hat zwar keine klare Ahnung für was sie alles angeklagt wurde, aber sie hat Angst. Und sie weiß, ihr früherer Geschäftspartner hat es ihr angedroht, dass er sie ins Gefängnis bringen werde, weil sie nicht mit ihm ins Bett gehen wollte. Und sie hat Angst vor seiner Macht und seiner Welterfahrung. Mit welcher Geschichte hat es angefangen? Welches Kapitel soll ich aufschlagen. Bücher, Bücher verfolgen sie, sie beginnt Listen anzulegen, was sie gerne alles lesen würde. z.B. Von Thomas Mann und Mitgliedern der Familie Mann über die Familie Mann


Thomas Mann: Über mich selbst. Fischer, Frankfurt 1994, ISBN 3-596-12389-5.


Thomas Mann: Selbstkommentare: Buddenbrooks. Fischer, Frankfurt 1989.


Viktor Mann: Wir waren fünf. Fischer, Frankfurt 2001, ISBN 3-596-12275-9.


Von anderen Verfassern über die Familie Mann


Klaus Harpprecht: Thomas Mann – Eine Biographie. Rowohlt, Reinbek 1996, ISBN 3-498-02873-1, als Taschenbuch ISBN 3-499-13988-X.


Anuschka sitzt jetzt ihrer alten Schulfreundin gegenüber und möchte ihr die Geschichte erklären und die Tagebücher vorlesen. Ihre Freundin, Annette ist krank und muss jetzt lange liegen. Sie hat Zeit zum Zuhören, sie wollte die Geschichte immer einmal komplett erzählt bekommen. Auch ihr Schatz nimmt sich immer wieder die Zeit dabei zu sein. Er will auch alles wissen. Nichts darf es geben, was er nicht weiß. Alles will er wissen und erzählt bekommen . Auch ein Grund, warum sie alles aufschreiben muss. Abgesehen davon das ihr alles so unglaublich vorkommt und so irreal. Also, zurück zu Anuschka: „Ok, Sie wollen nicht ausgeliefert werden, dann bringen wir sie erst einmal in unsere Staatsgefängnis, dort müssen sie warten, bis entschieden wird, was möglich ist.“ Sie hat die Dolmetscherin nicht gut verstanden, aber einfach mit dem Kopf genickt. Es ist Anfang März. Sie sollte dort bis in den Juni bleiben. Nächste Szene: Ein Gefängnis aus Ziegelsteinen für gut tausend Häftlinge. Männer und Freuen, am Stadtrand. Man sieht von manchen Fenstern entweder über die Hügelkette oder auch über das Stadtpanorama. Eigentlich ein ganz schöner Blick hinaus. Der ständig die Lust auf Flucht auslöst.


Bewölkt, kein Hauch regt sich. Totale Windstille! „Lieber Gott, das ist nicht wahr. Ich bin tatsächlich im Gefängnis. Was soll das, wie lange werde ich hier bleiben. Drei Tage, oder drei Monate?“ Im Gefängnis angekommen, eingekleidet in die Anstaltskleidung kommt sie erst einmal für eine Woche in eine Isolierzelle im Erdgeschoss. Sie wird beobachtet, wie sie sich verhalten wird, so eingesperrt. Sie starrt die Wand an. Noch gibt es sogar eine bunte Tapete und recht viel Platz. Später sollte sie feststellen, das zwar das Alleinsein in den ersten Tagen sehr hart war, aber besser als gleich den Machtstrukturen in einer winzigen Zelle ausgeliefert zu sein, die dann nur noch halb so groß sein sollte, wie die, in der sie nun war. Am Ende der ersten Woche hatten Sie dann die ersten Kontakte mit anderen Neuzugängerinnen. Da war sie schon Herrin ihrer Lage und konnte trösten. Umsiedelung, in das obere Stockwerk. Endlich wieder etwas Licht! Und Valerie, er schreibt wieder!


Liebe Anuschka, täglich studiere ich deutsch, damit meine Briefe besser werden. Ich weiß, ich mache noch viele Fehler, aber ich liebe Dich. Ich will Dir immer schreiben und das Du immer meine Freundin bist. Ich will Dich heiraten, wenn diese Zeit hier vorbei ist. Du wirst sehen, wie glücklich ich Dich machen werde. Komm mit mir nach Moldawien, ja! Einmal werden wir uns lieben an einem Lagerfeuer im Wald. Kuss Valerie


Gänge, andere Häftlinge, zum ersten Mal duschen dürfen. Ohne Seife, ohne Handtuch. Ein kleiner Lappen muss genügen, zum Abtrocknen. Auch daran kann man sich gewöhnen! Nur kein Shampoo, keine Seife zu haben, warten zu müssen, bis etwas geschickt wurde, von der Familie, von Freunden, das war unglaublich hart. Und dann keine Nachrichten, keine Anwälte, keine Gespräche. Kein Stift, nicht schreiben zu können. Telefonieren schon gar nicht. Eine Person durfte sie dann anrufen. Sie rief Felix an, den Mann mit dem sie sich gerade Ihre Zukunft vorstellte. Ein Archäologe würde mir gefallen. Ein Philosop auch. So einer, der geren über Platon redet.
Neuplatonismus ist eine moderne Bezeichnung für die jüngste Schulrichtung im antiken Platonismus, der eine der bedeutendsten Strömungen der griechischen Philosophie war. Der Neuplatonismus entstand vor der Mitte des 3. Jahrhunderts aus dem Mittelplatonismus. Von Rom aus, wo der Philosoph Plotin († 270) eine neuplatonische Philosophenschule gegründet hatte, breitete sich die neuplatonische Bewegung über das Römische Reich aus. In der gesamten Spätantike war der Neuplatonismus die einzige übriggebliebene Variante des Platonismus und dominierte bis ins frühe 7. Jahrhundert das gesamte philosophische Denken dieser Epoche. Die anderen traditionsreichen Schulen der antiken Philosophie waren weitgehend erloschen und hatten kaum noch namhafte Vertreter.
Als letzte Repräsentanten der griechischen Philosophie führten die Neuplatoniker die Auseinandersetzung mit dem erstarkenden und schließlich zur römischen Staatsreligion erhobenen Christentum. Manche von ihnen waren stark mit der alten griechischen Religion verbunden und standen in unversöhnlicher Opposition zum herrschenden Christentum, andere aber arrangierten sich mit den bestehenden Verhältnissen und waren teils selbst Christen. Die religiösen Kontroversen der Spätantike wurden teilweise mit philosophischen Argumenten ausgetragen. Dabei beschränkten sich die Kirchenväter als Wortführer der Christen nicht auf Polemik gegen die „Heiden“, sondern übernahmen auch manches Gedankengut der Neuplatoniker und nutzten es für ihre Zwecke.
Wie alle Platoniker beriefen sich die Neuplatoniker auf die Lehren Platons, die sie jedoch teilweise neu auslegten. Kennzeichnend für den Neuplatonismus ist das Bestreben, Platons Philosophie als umfassendes metaphysisches System zu interpretieren. Die späten Neuplatoniker bauten das ursprünglich relativ einfache System zu einem immer komplexeren Modell der geistigen und der sinnlich wahrnehmbaren Welt aus. Innerhalb des Neuplatonismus bildeten sich verschiedene Richtungen, zwischen denen gewichtige Unterschiede bestanden.
Dann endlich, die erste Briefmarke! "I want your love!"
Ein Verehrer aus dem Männertrakt hat sie ihr in einem kleinen Brieflein beim Hofgang, nach unten geworfen. Toll, diese Kameradschaft. Dann endlich, Papier, ein Stift, der erste Brief konnte geschrieben werden. An wen? Was sollte sie schreiben? Jetzt brauche ich wirklich, die mir so vertrauten Existenzphilosophen, wie Albert Camus, Jean-Paul Satré, Karl Jaspers, Heidegger und Soren Kierkegaard nicht zu vergessen. Wenn ich über das Sein und den Sinn des Daseins etwas besser reflektieren könnte, dann wüsste ich auch genauer wie ich das hier aushalten kann. Ich bekomme nun fast täglich Pakete. Oft auch mehrere. Es ist eine Ausnahme, dass ich sie auch bekomme. Normalerweise darf man nur eines pro Woche erhalten. Aber ich bin die Deutsche, die Ausländerin und ich schenke die Bücher alle der Gefängnisbibliothek, nachdem ich sie gelesen habe. Es sind viele Bücher, aber auch Kekse, Schokolade und andere schöne Dinge. Ich verteile alles und Teile alles auf in der Zelle, so dass sich alle freuen und keiner neidisch ist. Da bin ich ganz genau und so ist jedes Paket für uns alle ein Fest. Ich bin daher beliebt, weil scheinbar reich an Freunden draußen und reich an Gegenständen hier drinnen. Unsere Paketfeste sind bald Legende. Anuschka schreibt in Ihr Tagebuch: "Nun entpuppt sich diese Wochenende hier besonders schlimm. Wir haben eine Gypsylady in die Zelle dazubekommen. Wegen Ihr wurde uns das Fenster verriegelt, wie sind alle sehr sauer.
Ein Schüler Plotins, Amelios Gentilianos, ließ sich in Apameia in Syrien nieder und führte dort den Neuplatonismus ein. Als er Plotins Schule verließ und sich in den Osten des Reichs begab, nahm er seine umfangreiche, rund hundert Bücher umfassende Sammlung von Aufzeichnungen aus Plotins Lehrveranstaltungen mit.
In Syrien – sehr wahrscheinlich in Apameia – lehrte auch Iamblichos († um 320/325), der bei Porphyrios studiert hatte, später aber als entschiedener philosophischer Gegner seines ehemaligen Lehrers hervortrat.[7] Mit seiner Kritik an Lehren Plotins und des Porphyrios[8] gab Iamblichos der weiteren Entwicklung des Neuplatonismus eine neue Richtung, die von derjenigen der römischen Schule deutlich abwich. Seine Impulse wirkten im späteren Neuplatonismus stark nach. Eine Neuerung, die er einführte, war das Konzept der Theurgie (kultisches Handeln, wodurch sich der Mensch göttlichem Einfluss öffnet). Seine Theologie ließ Raum für den Einbau des traditionellen Polytheismus in das religiös-philosophische Weltbild des Neuplatonismus. Durch die philosophische Begründung der Theurgie ergab sich eine Verbindung der Philosophie mit religiöser Praxis, die für den spätantiken Neuplatonismus charakteristisch wurde und dessen Rivalität mit dem Christentum verschärfte.[9]
Während der kurzen Regierung des philosophisch interessierten Kaisers Julian (360–363), der Iamblichos bewunderte und das Christentum zurückdrängen wollte, sollte der pagane Neuplatonismus die philosophische Basis für die geplante Erneuerung der alten römischen Religion bilden. Dieses Vorhaben scheiterte mit Julians Tod, doch auch unter seinen christlichen Nachfolgern blieb die pagane philosophische Tradition am Kaiserhof von Konstantinopel präsent: Der Rhetor Themistios († nach 388), der die hohe Wertschätzung mehrerer Kaiser genoss, setzte sich nachdrücklich für ein politisches Handeln nach philosophischen Grundsätzen ein.
Ein Schüler erst des Porphyrios und dann des Iamblichos war Theodoros von Asine. Theodoros verteidigte Lehrmeinungen des Porphyrios und anderer früherer Platoniker gegen die Kritik des Iamblichos. Er begründete eine Schulrichtung, die für ihre Gegnerschaft zu Iamblichos’ Philosophie bekannt war. Kaiser Julian erwähnte missbilligend das „Geschrei“ der „Theodoreer“, die Iamblichos herabsetzten.[10]
Eine eigene neuplatonische Philosophenschule entstand auch in Pergamon. Ihr Gründer war Aidesios, ein Schüler des Iamblichos. Aus dieser Schule gingen mehrere namhafte Philosophen hervor: Maximos von Ephesos, Chrysanthios von Sardes, Eusebios von Myndos und Priskos. Auch Kaiser Julian nahm am Unterricht des Aidesios teil und war davon begeistert. In Pergamon lehrte auch die angesehene Philosophin Sosipatra († nach 362), die mit dem prominenten Neuplatoniker Eustathios verheiratet war.
In Athen gründete der reiche Philosoph Plutarch von Athen eine neuplatonische Philosophenschule. Diese Schule betrieb Traditionspflege, indem sie das einstige Gelände der Akademie in ihren Besitz brachte. Allerdings ist die in moderner Literatur öfters verwendete Bezeichnung „Akademie“ für die neuplatonische Schule nicht korrekt. Der Unterricht fand nicht auf dem Gelände von Platons Akademie statt, das nur noch ein Garten war, sondern in einem Privathaus Plutarchs, das nach seinem Tod Sitz der Schule und Wohnstätte ihres Leiters (des Scholarchen) blieb. Plutarchs Nachfolger als Scholarch war sein Schüler Syrianos, der stark von der Denkweise des Iamblichos beeinflusst war. Als bedeutendster Scholarch der Athener Schule gilt Syrianos’ Schüler und Nachfolger Proklos, der die Schule fast ein halbes Jahrhundert lang leitete und ihre Arbeit durch seine intensive Lehrtätigkeit und seine zahlreichen Schriften prägte. Da die Schule bedeutende Erbschaften von Gönnern erhielt und über großen Grundbesitz verfügte, der üppige Erträge einbrachte – die Einkünfte betrugen insgesamt über tausend solidi jährlich –, konnten die Philosophen ungestört von materiellen Problemen ihrer Tätigkeit nachgehen.[11] Schwierigkeiten ergaben sich aber aus der religiösen Konstellation: Die Athener Schule war von Anfang an konsequent pagan orientiert und stand somit in Opposition zur christlichen Staatsreligion des Oströmischen Reichs. Daher verbot Kaiser Justinian im Jahr 529 den paganen Unterrichtsbetrieb in Athen, was zur Schließung der neuplatonischen Schule führte. Die athenischen Neuplatoniker, darunter Simplikios und der letzte Scholarch Damaskios, verließen zunächst Justinians Machtbereich und wanderten ins persische Sassanidenreich aus, kehrten aber bald enttäuscht ins Oströmische Reich zurück. Vielleicht ließen sich einige von ihnen in Carrhae nieder und setzten dort ihre Arbeit fort.[12]
Auch in Alexandria bestand eine bedeutende neuplatonische Schultradition. Dort kam es zwischen militanten Christen und dem paganen Bevölkerungsteil im 4. und 5. Jahrhundert zu starken Spannungen. Die religiösen Konflikte in der Stadt, an denen auch die Juden beteiligt waren, wurden mitunter gewaltsam ausgetragen und gefährdeten den philosophischen Unterricht. Religiöse Gegensätze vermischten sich mit politischem Machtkampf und persönlicher Rivalität. Der aufgeheizten Stimmung fiel die prominente Neuplatonikerin Hypatia († 415/416) zum Opfer. Sie wurde von einer christlichen Menge überfallen und ermordet.
Das Verhältnis zwischen Neuplatonismus und Christentum im oströmischen Nordafrika war aber nicht nur antagonistisch, sondern es gab auch Bestrebungen, die auf einen Ausgleich und sogar auf eine Verbindung abzielten. Eine Synthese von Neuplatonismus und christlichem Denken hielt Synesios von Kyrene († nach 412), ein Schüler Hypatias, für möglich. Er war zugleich begeisterter Neuplatoniker und christlicher Bischof, womit er das Konzept einer Versöhnung der beiden rivalisierenden Weltanschauungen verkörperte.
Unter den paganen Neuplatonikern in Alexandria gab es eine gemäßigte Richtung, die den Ausweg aus dem Konflikt mit den Christen in religiöser Zurückhaltung sah und auf Empfindlichkeiten des christlichen Umfelds Rücksicht nahm, um das traditionelle Bildungswesen zu retten. Bei den Bemühungen um Entschärfung des religiösen Gegensatzes spielte der einflussreiche Philosophielehrer Ammonios Hermeiou († wohl nach 517) eine maßgebliche Rolle. Er schloss mit dem Patriarchen von Alexandria eine Vereinbarung, mit der er die Fortdauer des Schulbetriebs sichern konnte, wohl durch Verzicht auf die Propagierung provozierend wirkender religiöser Aktivitäten in der Schule.[13] Diese Weichenstellung gewährleistete eine stabile Koexistenz und schuf Rahmenbedingungen, die es den Christen ermöglichten, sich als Hörer der paganen Philosophielehrer traditionelle Bildungsgüter anzueignen, ohne dadurch in Gewissenskonflikte zu geraten. Beigelegt war der religiöse Streit damit aber nicht; Johannes Philoponos, ein christlicher Schüler des Ammonios Hermeiou, wandte sich 529 in einer Streitschrift gegen den paganen Athener Neuplatoniker Proklos, der die Lehre von der Ewigkeit der Welt vertrat und damit die christliche Schöpfungsvorstellung verwarf. Philoponos warf Proklos eine falsche Auslegung von Platons Dialog Timaios vor.
Der letzte namhafte pagane Neuplatoniker in Alexandria war Olympiodoros der Jüngere († nach 565). Zu seinen Schülern gehörten wahrscheinlich die Philosophen Elias und David, die zumindest nominell Christen waren. In der alexandrinischen Schule – vielleicht bei Elias – erhielt auch der Christ Stephanos von Alexandria seine philosophische Ausbildung. Er wurde von dem oströmischen Kaiser Herakleios nach Konstantinopel berufen, wo er im frühen 7. Jahrhundert Unterricht erteilte und als „Weltlehrer“ hohes Ansehen genoss. So wurde der alexandrinische Neuplatonismus in die Hauptstadt des Reichs verpflanzt und erlebte dort eine letzte Blütezeit.
Sonntags ist unser Hofgang, unser „Hofgang“ immer schon um 7.00 Uhr. Es war herrlich draußen. Tolles Wetter, Sonnenschein und Frühlingsstimmung. Dieses Licht am Morgen liebe ich ganz besonders.
Ein Hauptziel neuplatonischen Philosophierens ist die Bestimmung des Verhältnisses von Einheit und Vielheit, insbesondere die Untersuchung des Übergangs vom Einen zum Vielen. Die Einheit wird dabei stets als das Ursprüngliche, Ursächliche und daher Höherrangige, die Vielheit als das aus der Einheit Hervorgegangene aufgefasst. Die Einheit ist allgemein, umfassend und undifferenziert, die Vielheit ist die Menge der aus der Einheit herausgetretenen Einzeldinge.
In diesem Weltbild ist „das Eine“ (die Einheit schlechthin) das erste und oberste Prinzip. Die Neuplatoniker (mit Ausnahme von Porphyrios) legten besonderen Wert darauf, den absolut transzendenten Charakter dieses Prinzips herauszuarbeiten und alle sich daraus ergebenden Konsequenzen zu ziehen. Das oberste Prinzip wird als völlig undifferenziert beschrieben. Wegen seiner absoluten Einfachheit bildet es den äußersten Gegensatz zum Differenzierten und Mannigfaltigen. Es kann keine Unterscheidung enthalten, weder eine Zweiheit noch sonstige Pluralität, sondern ist schlechthin „eines“. Daher wird es „das Eine“ genannt. Da das Einfachere dem Komplexeren stets übergeordnet ist in dem Sinn, dass es die Ursache für dessen Existenz bildet, ist das Eine notwendigerweise letztlich der Ursprung und Existenzgrund von allem und damit in der Kausalitätshierarchie das Höchste, was es überhaupt geben kann.[18]
Aus religiöser Sicht kommt somit dem Einen als oberstem Prinzip die Funktion der vollkommenen höchsten Gottheit zu, also auch die mit dem Gottesbegriff assoziierte „Güte“. Demgemäß pflegten die Mittelplatoniker das oberste Prinzip mit der Idee des Guten, also dem Guten schlechthin, und mit dem göttlichen Geist, dem Nous, gleichzusetzen. So gesehen bildet es die Spitze der geistigen Welt. Es gab bei den Mittelplatonikern auch eine (umstrittene) Tendenz, Platons Schöpfergott (Demiurgen) mit der Idee des Guten, also mit dem höchsten Prinzip zu identifizieren. Aus neuplatonischer Sicht ist eine solche Betrachtungs- und Ausdrucksweise jedoch unangemessen. Das Eine darf nicht mit dem Geist identifiziert werden, denn der Geist hat notwendigerweise Inhalte und daher kommt ihm nicht Einheit zu, sondern Vielheit. Überdies stellt die Aussage, etwas sei geistig, bereits eine positive Bestimmung dar, die als solche dem absolut undifferenzierten Charakter des Einen widerspricht. Jede positive Bestimmung impliziert einen Unterschied, einen Gegensatz und damit Nicht-Einheit. Das Eine kann somit keine Idee sein, auch nicht die Idee des Guten, vielmehr ist es dem Geist und allen Ideen übergeordnet. Nur aus dem Blickwinkel des Denkenden erscheint es als etwas Höheres und damit Gutes. Nur aus dieser Perspektive betrachtet – nicht an und für sich – kann es als „gut“ bezeichnet werden.[19] Da das Eine jenseits des Geistes ist, muss ihm auch das Denken und damit das Selbstbewusstsein abgesprochen werden.
Man kann nicht einmal wahrheitsgemäß aussagen, dass das Eine „ist“, denn das Sein als Gegenteil des Nichtseins oder das vollkommene Sein im Gegensatz zu einem geminderten Sein setzt bereits eine Unterscheidung voraus und damit etwas, was dem Einen nachgeordnet ist. Genau genommen ist auch die Bestimmung des Einen als „Eines“, als einfach oder einheitlich im Sinne eines Gegensatzes zur Pluralität eine Verkennung seiner wahren, gegensatzfreien Natur, über die paradoxerweise überhaupt keine zutreffende positive Aussage möglich ist. Das Eine ist „unsagbar“ (árrhēton).[20] Man kann nur feststellen, was es nicht ist, also Negationen aussagen, oder metaphorisch darüber reden und damit etwas andeuten, was sich nur unzulänglich ausdrücken lässt. Das Eine bleibt einem verstandesmäßigen, diskursiven Begreifen prinzipiell entzogen.
Da nach dieser Auffassung nur verneinende Aussagen über das Eine als wahr gelten können, wird ein solches Reden über die Gottheit als „negative Theologie“ bezeichnet. Proklos ist der erste Autor, der die Begriffe „Negation“ (apóphasis) und „Theologie“ verbindet. Er verwendet den Ausdruck trópos tēs aphairéseōs („Vorgehensweise des Entfernens“);[21] die Bestimmungen müssen auf dem Weg zum Einen entfernt werden. Proklos empfiehlt, bei den Negationen zu bleiben und durch sie das erhabene Übermaß des Einen zu zeigen. Da das Eine jedem Gegensatz entzogen ist, ist es auch nicht als Zusammenfall der Gegensätze im Sinne des erst später entstandenen Konzepts der Coincidentia oppositorum zu begreifen.
Liebe Anuschka, wohnst Du jetzt mit Tanja zusammen, mein Freund Alesch möchte gerne ihr Brieffreund werden, kannst Du sie bitte fragen, ob sie auch will. Schicke Dir viele Küsse, freue mich Dich zu sehen, wenn Du mir winkst, bin ich immer der glücklichste Mann hier. Ich liebe Dich für immer! Dein Lachen ist das schönste und Deine Figur und alles an Dir! Dein Valerie. Die waren süß heute Morgen, die Jungs. So ausgelassen und fröhlich! Wenn wir diese großen Emotionen nicht hätten, weil wir alle in der gleichen Situation sind, dann würden wir nicht so viel füreinander empfinden. Aber so sind wir bereits wie eine Familie zusammengewachsen! Wieder oben, hat Charlotte Dienst. Sie ist die unangenehmste Wärterin. Schreit immer bös herum und macht ständig einen irren Wirbel. Wir fürchten uns vor Ihr, weil sie uns die Tage zur Hölle macht. Maria ist dagegen unser Engel, sie ist so nett, dass wir es kaum glauben kommen. Wenn sie Dienst hat, dann sind wir besonders brav und vorsichtig. „At last I am free.“ Also, Charlotte hat Dienst, sie hat uns das Fenster gleich nach der ersten Verwarnung verriegelt, weil unsere neue Mitbewohnerin Palovina so traurig hinausgeschaut hat. Wir dürfen uns nicht zum Fenster lehnen und hinaussehen, nur sehr vorsichtig und heimlich, wenn wir Post von den Jungs bekommen, machen wir das, aber es muss immer einer Schmiere stehen und sofort warnen, wenn sich Schritte nähern. Palovina war traurig. Sie hatte verpasst mit hinauszukommen, heute, weil sie auf der Toilette saß, als Abmarsch war. Pech! Sie ist irre aufgedreht, nervös, albern und lästig. Ich streite oft mit ihr. Sie versteht und spricht aber deutsch. Die erste hier, mit der ich mich unterhalten kann. Glück oder Pech? Könnte sein, dass ich sie einmal zum Übersetzen brauche. Sie ist mir aber sehr unsympathisch.Meine eigenen, neu erworbenen Kenntnisse der Sprache hier, werden ja eh jeden Tag besser. Mein Wörterbuch benutze ich ständig, es ist mein praktischer Überlebenshelfer und mein zweiter Mund. Der Felix hat mir das gleich in den ersten Wochen geschickt. War ich froh!
Ein Hauptziel neuplatonischen Philosophierens ist die Bestimmung des Verhältnisses von Einheit und Vielheit, insbesondere die Untersuchung des Übergangs vom Einen zum Vielen. Die Einheit wird dabei stets als das Ursprüngliche, Ursächliche und daher Höherrangige, die Vielheit als das aus der Einheit Hervorgegangene aufgefasst. Die Einheit ist allgemein, umfassend und undifferenziert, die Vielheit ist die Menge der aus der Einheit herausgetretenen Einzeldinge.
In diesem Weltbild ist „das Eine“ (die Einheit schlechthin) das erste und oberste Prinzip. Die Neuplatoniker (mit Ausnahme von Porphyrios) legten besonderen Wert darauf, den absolut transzendenten Charakter dieses Prinzips herauszuarbeiten und alle sich daraus ergebenden Konsequenzen zu ziehen. Das oberste Prinzip wird als völlig undifferenziert beschrieben. Wegen seiner absoluten Einfachheit bildet es den äußersten Gegensatz zum Differenzierten und Mannigfaltigen. Es kann keine Unterscheidung enthalten, weder eine Zweiheit noch sonstige Pluralität, sondern ist schlechthin „eines“. Daher wird es „das Eine“ genannt. Da das Einfachere dem Komplexeren stets übergeordnet ist in dem Sinn, dass es die Ursache für dessen Existenz bildet, ist das Eine notwendigerweise letztlich der Ursprung und Existenzgrund von allem und damit in der Kausalitätshierarchie das Höchste, was es überhaupt geben kann.[18]
Aus religiöser Sicht kommt somit dem Einen als oberstem Prinzip die Funktion der vollkommenen höchsten Gottheit zu, also auch die mit dem Gottesbegriff assoziierte „Güte“. Demgemäß pflegten die Mittelplatoniker das oberste Prinzip mit der Idee des Guten, also dem Guten schlechthin, und mit dem göttlichen Geist, dem Nous, gleichzusetzen. So gesehen bildet es die Spitze der geistigen Welt. Es gab bei den Mittelplatonikern auch eine (umstrittene) Tendenz, Platons Schöpfergott (Demiurgen) mit der Idee des Guten, also mit dem höchsten Prinzip zu identifizieren. Aus neuplatonischer Sicht ist eine solche Betrachtungs- und Ausdrucksweise jedoch unangemessen. Das Eine darf nicht mit dem Geist identifiziert werden, denn der Geist hat notwendigerweise Inhalte und daher kommt ihm nicht Einheit zu, sondern Vielheit. Überdies stellt die Aussage, etwas sei geistig, bereits eine positive Bestimmung dar, die als solche dem absolut undifferenzierten Charakter des Einen widerspricht. Jede positive Bestimmung impliziert einen Unterschied, einen Gegensatz und damit Nicht-Einheit. Das Eine kann somit keine Idee sein, auch nicht die Idee des Guten, vielmehr ist es dem Geist und allen Ideen übergeordnet. Nur aus dem Blickwinkel des Denkenden erscheint es als etwas Höheres und damit Gutes. Nur aus dieser Perspektive betrachtet – nicht an und für sich – kann es als „gut“ bezeichnet werden.[19] Da das Eine jenseits des Geistes ist, muss ihm auch das Denken und damit das Selbstbewusstsein abgesprochen werden.
Man kann nicht einmal wahrheitsgemäß aussagen, dass das Eine „ist“, denn das Sein als Gegenteil des Nichtseins oder das vollkommene Sein im Gegensatz zu einem geminderten Sein setzt bereits eine Unterscheidung voraus und damit etwas, was dem Einen nachgeordnet ist. Genau genommen ist auch die Bestimmung des Einen als „Eines“, als einfach oder einheitlich im Sinne eines Gegensatzes zur Pluralität eine Verkennung seiner wahren, gegensatzfreien Natur, über die paradoxerweise überhaupt keine zutreffende positive Aussage möglich ist. Das Eine ist „unsagbar“ (árrhēton).[20] Man kann nur feststellen, was es nicht ist, also Negationen aussagen, oder metaphorisch darüber reden und damit etwas andeuten, was sich nur unzulänglich ausdrücken lässt. Das Eine bleibt einem verstandesmäßigen, diskursiven Begreifen prinzipiell entzogen.
Da nach dieser Auffassung nur verneinende Aussagen über das Eine als wahr gelten können, wird ein solches Reden über die Gottheit als „negative Theologie“ bezeichnet. Proklos ist der erste Autor, der die Begriffe „Negation“ (apóphasis) und „Theologie“ verbindet. Er verwendet den Ausdruck trópos tēs aphairéseōs („Vorgehensweise des Entfernens“);[21] die Bestimmungen müssen auf dem Weg zum Einen entfernt werden. Proklos empfiehlt, bei den Negationen zu bleiben und durch sie das erhabene Übermaß des Einen zu zeigen. Da das Eine jedem Gegensatz entzogen ist, ist es auch nicht als Zusammenfall der Gegensätze im Sinne des erst später entstandenen Konzepts der Coincidentia oppositorum zu begreifen.
Sometimes you win.“ Ich denke somtime you loose. Und fühle mich wie die totale Losserin. Ich bin richtig sauer! Ausgerechnet heute bei dem schönen Wetter haben wir keine Frischluft und kein Licht. Es ist so trüb und matt, damit man nicht hindurchsehen kann, das Fenster. Und auch mit Valerie konnte ich weder sprechen noch Brieflein austauschen. Er hat vergeblich gerufen. Ich hatte keine Chance.
Liebe Anuschka, heute ist es schrecklich, kann Dich gar nicht sehen, Euer Fenster war den ganzen Tag zu. Ich will mit Dir durch Moldawien reiten. Ich kaufe Dir die Schönsten Pferde und ich werde immer für Dich arbeiten und Dir alles kaufen was Du möchtest. Bitte werde meine Frau, ich will ganz viele Kinder mit Dir haben. Dein Valerie. „Happy man!“ In Gedanken bin ich aber bei Zsolt. Habe gerade die letzten Seiten von dem Roman „Mein Herz, so weiß.“ von Javier Marias gelesen, welchen mir die Katja geschickt hat. Welche Emotionen und Gefühle durch meinen Körper wallen. Es ist nicht zu glauben. Durch diese Art der Bestrafung, in Untersuchungshaft gesteckt zu werden, wegen Fluchtgefahr, fühlt man sich sehr gedemütigt. Alle Antennen des eigenen Seins sind aufs Überleben und Durchhalten ausgerichtet.


AlAn den Nous schließt sich die dritte Hypostase an, der Bereich des Seelischen, der ebenfalls nicht sinnlich wahrnehmbar ist. Hier befindet sich die Weltseele, die den Kosmos belebt. Dies ist der unterste Bereich der rein geistigen Welt; unmittelbar darunter beginnt die Sinnenwelt. Wie der Nous aus dem Einen geht die Weltseele aus dem Nous durch Emanation hervor; sie ist eine Selbstentfaltung des Geistes nach außen. Auch hier ist das Hervorgehen nur als Metapher für ein ontologisches Abhängigkeitsverhältnis zu verstehen; es handelt sich nicht um eine Entstehung in der Zeit. Wie alles Geistige ist die Weltseele ungeschaffen und unvergänglich. Da sie an der Grenze zwischen der geistigen und der sinnlichen Welt steht, fällt ihr im Rahmen der Weltordnung eine Lenkungsfunktion für die unter ihr liegende Sphäre der materiellen, sinnlich wahrnehmbaren Dinge zu. Im Unterschied zu den einzelnen Seelen der Lebewesen, die in die materielle Welt hinabsteigen und sich dort mit Körpern so verbinden, dass sie dadurch dem Leid ausgesetzt sind, lenkt und beseelt die Weltseele ihren Körper (den sinnlich wahrnehmbaren Kosmos) souverän und ist daher leidfrei. Ihre Freiheit kann nicht beeinträchtigt werden. Sie wirkt auf den Weltkörper ein, erlebt aber keine Rückwirkung von ihm. All das Wollen und Streben im Leben. All das Manipulieren, Zwingen und Nötigen. Die ganzen Machtverhältnisse, denen wir so ausgesetzt sind. Wenn ich bedenke, dass Felix keinen Kuss von mir bekommen hätte, wenn …, wenn nur das Wörtchen „wenn“ nicht wäre.


"We are the music makers"
n allen neuplatonischen Philosophenschulen fasste man den Unterricht nicht als bloße Wissensvermittlung auf, sondern es wurde von den Schülern eine Lebensweise nach philosophischen Grundsätzen erwartet. Das neuplatonische Philosophieren war stark auf die Lebenspraxis des Philosophen ausgerichtet. Erörtert wurde die ontologische Stellung des Menschen und seine Rolle und Aufgabe im Gesamtkosmos, in dem er zu beiden Bereichen, dem rein geistigen und dem sinnlich wahrnehmbaren, Zugang hat. Dabei ging es aber nicht um den Menschen als Kompositum aus Leib und Seele, sondern um ihn nur insoweit als er Seele ist, denn im Platonismus ist allein die Seele das wahrnehmende und handelnde Subjekt und der Träger aller Lebensfunktionen, der Körper ist nichts als ein Instrument, das der Seele zeitweise zur Verfügung steht. Alle philosophischen Bemühungen galten daher letztlich dem Schicksal der unsterblichen Seele und sollten vor allem ihre Zukunft nach dem Tod des Körpers günstig beeinflussen.
In der Seelenlehre vertrat Plotin ausnahmsweise eine Überzeugung, die er nicht auf Platon zurückführte, sondern für die er Originalität in Anspruch nahm: die Lehre, dass die Seele einen höchsten Teil aufweist, der sich bei ihrer Einkörperung nicht mit dem Körper verbindet, sondern immer in der geistigen Welt verbleibt.[35] Diese Sonderlehre wurde von Iamblichos und den ihm folgenden späteren Neuplatonikern verworfen. Eines der Argumente des Iamblichos war, dass für den obersten Seelenteil keine ständige Gemeinschaft mit dem göttlichen Bereich angenommen werden könne, weil sonst alle Menschen unablässig glücklich wären.[36] Auch Proklos griff Plotins Position an.[37]
Diese Meinungsverschiedenheiten hatten weitreichende Konsequenzen. Zwar war den Neuplatonikern die Überzeugung gemeinsam, dass jede Seele aufgrund ihrer immateriellen Beschaffenheit in der geistigen Welt, der sie entstammt, beheimatet ist und daher dorthin zurückkehren soll; sie ist einst in die Körperwelt hinabgestiegen und möchte nun, wenn sie sich der Philosophie zuwendet, wieder aufsteigen. Unterschiedlich waren aber – je nach der jeweiligen Position in der Seelenlehre – die Wege, die zur Erreichung dieses Ziels eingeschlagen wurden.
Plotin lehrte, dass sich die Seele nicht in ihrer Gesamtheit, sondern nur teilweise an einen Körper binde. Sie bewahre nicht nur durch ihre Denkfähigkeit die Verbindung mit dem Nous, sondern ihr höchster Teil verbleibe immer in der geistigen Welt. Durch diesen höchsten Teil habe sie, auch wenn ihr verkörperter Teil Unheil erleidet, ständig Anteil an der ganzen Fülle der geistigen Welt.[38] Von dieser Annahme ausgehend meinte Plotin, dass die philosophische Lebensweise als Weg zur Befreiung der Seele ausreiche. Wenn sie sich auf die geistige Welt ausrichte, steige sie dorthin auf. Erforderlich sei Pflege der Tugenden gemäß Platons Lehre und unablässige Ausrichtung der Aufmerksamkeit auf das Göttliche, das die Seele in sich selbst finden könne. Den Antrieb zu diesem Streben verschaffe der Seele ihre Sehnsucht nach dem Schönen, denn die Sehnsucht lenke sie zur Quelle der Schönheit, dem Nous. Um das metaphysische Schöne wahrnehmen zu können, müsse die Seele sich selbst schön und damit gottähnlich machen, indem sie sich reinige. Dies geschehe mittels der Tugend, denn die Tugendhaftigkeit sei Ausdruck des Trachtens nach dem Guten und die Annäherung an das Gute führe zugleich auch zum Schönen, da das „Licht“ des Guten die Quelle aller Schönheit sei. Ein göttliches Eingreifen von außen sei nicht erforderlich.[39] Plotin und Porphyrios behaupteten sogar, ihnen sei auf diesem Weg eine Vereinigung (hénōsis) mit der formlosen Gottheit, dem Einen, zuteilgeworden.[40]
Während Platon die bildenden Künste stark abwertete, da er in ihren Erzeugnissen bestenfalls mangelhafte Abbilder sah, gelangte Plotin in seiner Metaphysik des Schönen zu einer positiveren Einschätzung. Dabei kam es ihm auf die wichtige Rolle des ästhetischen Antriebs beim Aufstieg der Seele an. Er meinte, sichtbare Schönheit sei eine Manifestation des Göttlichen in der Sinnenwelt und darum für die Menschen attraktiv. Schönheit sei in Kunstwerken vermittelbar und daher könne Kunst einen wesentlichen Beitrag zum Aufstieg der Seele leisten. Der Künstler ahme nicht bloß Naturdinge nach, sondern schaffe seine Werke auf der Grundlage seines Zugangs zur Welt der geistigen Urbilder. Das Medium des Schönen ist im Neuplatonismus das Licht als Prinzip der Sichtbarkeit; ein Bild kann durch seine Lichtnatur die geistige Quelle der Schönheit repräsentieren und dem Betrachter vergegenwärtigen und ihn so auf die Urbilder hinweisen (Lichtmetaphysik).[41]
Da Iamblichos und die ihm folgenden spätantiken Neuplatoniker die Lehre vom ständigen Aufenthalt eines Seelenteils in der geistigen Welt ablehnten, nahmen sie nicht wie Plotin an, dass ein Philosoph ausschließlich durch seine eigenen Bemühungen den angestrebten Aufstieg der Seele herbeiführen kann. Sie meinten, die in ihrer Gesamtheit an die Körperwelt gebundene Seele bedürfe der Hilfe durch eine äußere göttliche Macht, ohne die sie nicht erlöst werden könne. Daher verbanden sie rituelle und theurgische Praktiken mit dem philosophischen Studium.[42]
Alle Neuplatoniker übernahmen die platonische Seelenwanderungslehre, aber in der Frage, ob menschliche Seelen auch in Tierleiber eingehen, waren sie unterschiedlicher Meinung. Nach Plotins Lehre gibt es keinen Wesensunterschied zwischen menschlichen und tierischen Seelen, sondern jede Seele kann prinzipiell einen menschlichen ebenso wie auch einen tierischen oder sogar pflanzlichen Körper bewohnen. Für Iamblichos und Proklos hingegen kommt nur ein menschlicher Körper als Aufenthaltsort einer menschlichen Seele in Betracht.


Ich habe jetzt im Moment aber wirklich keine Lust nur Hausfrau und Mutter zu werden. Freue mich sehr auf das Unterrichten. Die Stundenvorbereitung gelingt mir ja recht leicht, konnte ich bereits feststellen. Ganz genau weiß ich, was ich nicht will. Diese Abhängigkeit vom Mann, dieses sich Opfern müssen und diese irre Armut. Immer erst nachdenken zu müssen, was der andere empfindet bevor man seine eigenen Empfindungen auch nur äußert. Und dann die Empfindlichkeiten der Männer. Ihre Stimmungen, welche das auch immer sind.


Immer in Reflektion, zum anderen zu leben und nicht alleine hinausgehen zu können. Das nenne ich eine richtige Selbstaufgabe. Wenn das die Liebe ist, und wenn nur dadurch Liebe gelebt werden kann, dann ist für mich die Liebe arm.


Entwickle ziemlich viel Phantasie und hoffe sehr, dass es meinen Studenten und Schülern auch allen Spaß machen wird und sie ganz motiviert bei der Arbeit sein werden!


Aus dem Radiolautsprecher im Hof: "Every breath you take, every move you make, every bond you break, every step you take, I´ll be watching you!"


Police, hier im Knast! Super.
In der islamischen Welt wurde neben einigen Dialogen Platons früh auch mittel- und neuplatonisches Schrifttum ins Arabische übersetzt, teils direkt aus dem Griechischen, teils über den Umweg des Syrischen. Hierzu gehören arabische Paraphrasen von Teilen der Enneaden Plotins, die auf ein im 9. Jahrhundert im Umkreis des Philosophen al-Kindī entstandenes, in seiner ursprünglichen Fassung nicht erhaltenes Werk zurückgehen. Auch Proklos’ Schrift Grundlagen der Theologie wurde ins Arabische übersetzt und interpretierend bearbeitet. Sie beeinflusste islamische Philosophen und Theologen und war die Hauptquelle der im 9. Jahrhundert entstandenen arabischen „Abhandlung über das reine Gute“ (Kalam fi mahd al-khair). Beliebt war eine in einer längeren und einer kürzeren Fassung verbreitete Abhandlung, die unter dem irreführenden Titel „Theologie des Aristoteles“ bekannt ist. Sie enthält weitschweifige Ausführungen, die großenteils Übersetzungen oder Paraphrasen aus den Büchern IV–VI der Enneaden sind, wobei jedoch Plotins Aussagen mit fremdem Material vermischt und teilweise verfälscht sind.[67] Zahlreiche Gelehrte, darunter Avicenna (ibn Sīnā, † 1037), schrieben arabische Kommentare zur „Theologie“. Avicenna gehört mit al-Kindī und al-Fārābī († 950) zu den bekanntesten mittelalterlichen muslimischen Philosophen, die in der Metaphysik und Seelenlehre neuplatonische Konzepte übernahmen.
Wie sehr wünsche ich es mir, das alles klappt und ich im April noch frei komme und ich meine Klasse übernehmen kann.
Lieber Valerie, es tut mir leid, ich kann nicht mit Dir nach Moldawien gehen. Ich habe eine Stelle als Lehrerin und ich freue mich bereits sehr auf diese Arbeit. Bitte sei mir nicht böse. Ich weiß dass Du mich liebst und ich verspreche Dir, wir werden uns in Freiheit einmal treffen. Oh! Deine Anuschka
"Le Freak!"
Aber sie ist so clever, so arbeitswütig, so sauber, dass ich mich schon sehr darauf freue. Bin gespannt, was sie mir auf meinen Brief antwortet. Unsere Paketfeste hier waren immer so super.
Ich hatte immer Geheimnisse. Ich kann mir sowieso gar nicht vorstellen keine Geheimnisse, und kein eigenes Leben zu haben. Ich finde Privatheit wichtig! Aber in der Liebe sollte man sich natürlich vertrauen.
"This is not amerika!" David Bowie liebe ich sehr. Die Radioberieselung aus dem Hof tut mir gut.


Die Logik war als philosophische Disziplin von Aristoteles begründet worden, daher bedeutete Betätigung auf diesem Gebiet stets eine Auseinandersetzung mit dem logischen Werk dieses Denkers. Aus platonischer Sicht war schon in der Zeit des Mittelplatonismus Kritik an der Kategorienlehre des Aristoteles geübt worden. Der Mittelplatoniker Klaudios Nikostratos hatte bemängelt, dass die Kategorienlehre nicht zwischen geistigen Dingen und Sinnesobjekten unterscheidet und die Besonderheiten der geistigen Welt nicht berücksichtigt. Diesen Gesichtspunkt machte auch Plotin geltend. Er argumentierte, das aristotelische System biete keine universal gültige Einteilung des Seienden, denn es diene nur der Beschreibung der sinnlich wahrnehmbaren Welt. Auf die weitaus wichtigere geistige Welt sei das aristotelische Schema der zehn Kategorien nicht anwendbar. Die Kategorie Ousia (Substanz, wörtlich ‚Seiendheit‘) könne wegen der prinzipiellen Verschiedenheit der geistigen und der physischen Seinsweise nicht beide umfassen. Es fehle eine Definition dieser Kategorie, die ein besonderes Merkmal des Seins angibt, das bei allen Arten von Sein gleichermaßen vorliegt. Die Kategorie der Relation sei teils von den Ideen hervorgebracht, teils erst mit dem menschlichen Denken entstanden und daher für die Ideenwelt ungeeignet. Die Kategorien des Qualitativen, des Orts, der Lage, der Zeit, des Tuns, des Erleidens und des Habens seien für die geistige Welt unbrauchbar, da diesen Begriffen dort nichts entspreche. Außerdem seien die zehn Kategorien des Aristoteles bloße Aussageweisen und nicht die höchsten Gattungen des Seienden. Damit wendet sich Plotin gegen die Überzeugung des Aristoteles, dass das Sein in den verschiedenen Formen der Aussage selbst erscheint. Er betont den Unterschied zwischen dem Sein und dessen diskursivem Ausdruck.
Aufgrund dieser Kritik verwirft Plotin das aristotelische Schema der zehn Kategorien. Er ersetzt es für die geistige Welt durch ein neues mit fünf Kategorien: Seiendheit (ousía), Bewegung (kínēsis), Veränderungslosigkeit (stásis), Identität und Verschiedenheit. Die Bewegung hält er für eine Notwendigkeit in der geistigen Welt, da sie ein Wesensmerkmal des Lebendigen und für das Denken erforderlich sei – das Seiende sei „nichts Totes“.[44] Auch für die Sinnenwelt lehnt Plotin das aristotelische Kategorienschema ab, dort führt er ein neues System mit fünf Kategorien ein: Seiendheit im uneigentlichen Sinn (wobei „Werden“ eine angemessenere Bezeichnung wäre), Quantität, Qualität, Relation und Bewegung. Von Seiendheit könne man hier im eigentlichen Sinne nicht sprechen, da das physisch „Seiende“ nur eine variable Verbindung von Materie und Gestalt (Qualitäten) sei. Ort und Zeit seien der Relation zuzurechnen, die Lage gehöre zum Ort. Tun und Erleiden seien keine eigenen Kategorien, sondern nur Spezialfälle von Veränderung und damit zur Kategorie Bewegung gehörig. Die Kategorie Haben erübrige sich.[45]
Porphyrios übernahm jedoch Plotins Ablehnung der aristotelischen Logik nicht, sondern war überzeugt, dass dieser Teil der Lehre des Aristoteles mit dem Platonismus vereinbar sei. Seine Entscheidung, die Kategorienlehre des Aristoteles zu akzeptieren, war außerordentlich folgenreich, denn diese Weichenstellung bewirkte, dass im gesamten spätantiken Neuplatonismus Aristoteles als maßgebliche Autorität auf dem Gebiet der Logik anerkannt wurde. Die Isagoge des Porphyrios, eine Einführung in die aristotelische Logik, wurde zum Lehrbuch im philosophischen Anfängerunterricht. Am Anfang des 6. Jahrhunderts stellte Boethius fest, seit der Zeit des Porphyrios habe jeder, der Logik erlernen wollte, mit diesem Buch begonnen.


Liebe Anuschka, ich warte immer, Dich zu sehen. Wenn Du spazieren gehst und zu mir hinaufschaust und mir winkst, dann bin ich so glücklich. So viele Briefe schreibe ich Dir jeden Tag und danke Dir auch sehr für all Deine lieben Antworten. Spüre Deine Freundschaft und Deine Nähe, sind es ja nur 5 Meter durch die Luft, die uns trennen. Liebe, ich liebe Dich, für immer Deine Valerie!




Ich wollte immer eine Famme Fatale sein! "She is a model and she is looking good..." Eine geheimnisvolle Frau, welcher die Männer in Scharen zu Füßen liegen! Andere Freuen und Freundinnen werden auf einmal so unwichtig. Hier aber hier zählen die Frauenbegegnungen. Diese Situation, jetzt, hier im Gefängnis, sie ist ja sowieso schlechter als in einem richtigem Spielfilm. Alles ist zu ungeheuerlich und so unglaublich schlecht. Aber ich bin schnell prominent geworden, als einzige Deutsche und „schön“ finden mich alle. Das ist Öl für meine Haut. Fühle mich, zurückgebeamt, mindestens um fünfzig Jahre Weltgeschehen, wenn nicht sogar um hundert. Macht es mich spannend? Werden sie neugierig, was sich alles hinter mir versteckt? Aber ich bin gut. Mit Kriminellen möchte ich gar nichts zu tun haben. Ich hasse es, wenn man mich mit ihnen in einen Topf wirft. Ich mag auch kein schlechtes Gerede über mich. Ich finde das wirklich fürchterlich. Was mich interessiert sind eben all die unschuldigen Gefangenen, all denen welchen das Leben so schlecht mitgespielt hat.
Hier ist alles so, als wäre man wirklich in eine Zeitmaschine gesteckt worden, retour. Alle werden jetzt irgendwie getestet werden. Die Wahrheit über Freundschaft und Zuneigung kommt jetzt ans Licht. So, wie sich meine Freundin, die Gitti bereits als echte Freundin erweist!
So tolle Post! Am Meisten schreibt mir im Moment aber Sonja. Auch von Alexandra und Ulla bekomme ich sehr liebe Briefe. Die Nasseh´s halten ebenfalls richtig zu mir.
"Das Mädchen aus dem Song", ich lese es bereits seit zwei Tagen diese Buch haben es mir angetan. Ich werde ganz sentimental.
Die Rolling Stones, die Beatles, Bob Dylan und Suze Rotolo; Paul McCartney und Elton John, The Velvet Underground und Pink Floyd,... alles die Musik meiner Jugend. Lieder und Songs die mein Herz bewegen. Die Suche nach der großen und einzigen Liebe.
Anuschka, weine nicht. Bitte ich will das nicht. Was macht Deine Stimmung? Bitte, ich möchte nicht, dass Du traurig bist. Hast Du schon genug vom Gefängnis, stimmt´s!?
Wenn man lustig ist vergeht die Zeit schneller. Gleich werden wir spazieren gehen. Ich werde aber hier bleiben, um Dir zu schreiben und Luftküsse schicken zu können. Ich liebe Dich, Du wirst sehen, unsere Zukunft wird sehr schön. Valerie
Diese Briefe sind wirklich eine große Beichte. Ob ich das jemals jemanden lesen lassen werde? Ob er sie aus der Hand gibt?
Meine Freundin Gitti und Angst vor der Auslieferung. Am Meisten freue ich mich über Gitti und das sie sich als so tolle Freundin entwickelt. So ein nett zusammengestelltes Paket. Mit ganz viel Neskaffee kam hier an und so viele richtige ganzen Tafeln Schokolade, die den Aufenthalt in den letzten Wochen so versüßt hat. Ich, Anuschka Brown, lerne zu horten und zu sparen, obwohl ich auch gerne mit vollen Händen austeile und verschenke! Regenwetter. Udo Lindenberg und Nina Hagen singen; "Romeo und Julia". Bin aber auch sehr neugierig, wie sich nächste Woche alles entwickeln wird. Ob ich am kommenden Wochenende noch hier sein werde? Lieber wäre es mir natürlich, dann schon "frei" zu sein und in Zürich. Gleich frei gelassen zu werden, auf Kaution, direkt nach der Abschiebung, davon träume ich. Aber eventuell lerne ich auch noch die anderen Gefängnismauern von innen zu betrachten. Dort soll alles viel toller, besser und fortschrittlicher sein. (Später musste sie feststellen, dass aber der viel Beton und die modernere Ausstattung viel weniger Raum zum Atmen lassen. Nur das man natürlich eine viel besser Disziplin gelernt hat und sich dadurch dann auch besser fügen und benehmen konnte war sofort zu spüren. So z.B. der Umgang mit Wärtern. Wie man sich zu bewegen hat, wo man stehen und gehen durfte. Das hatte sie tief im Blut und dadurch hatte sie gleich das Wohlwollen der Wärterinnen auf ihrer Seite.) Die Wirklichkeit einer niederen Dimension, wird durch eine Höhere nicht aufgehoben, sondern nur relativiert.
Platon (altgriechisch Πλάτων Plátōn, latinisiert Plato; * 428/427 v. Chr. in Athen oder Aigina; † 348/347 v. Chr. in Athen) war ein antiker griechischer Philosoph.
Er war Schüler des Sokrates, dessen Denken und Methode er in vielen seiner Werke schilderte. Die Vielseitigkeit seiner Begabungen und die Originalität seiner wegweisenden Leistungen als Denker und Schriftsteller machten Platon zu einer der bekanntesten und einflussreichsten Persönlichkeiten der Geistesgeschichte. In der Metaphysik und Erkenntnistheorie, in der Ethik, Anthropologie, Staatstheorie, Kosmologie, Kunsttheorie und Sprachphilosophie setzte er Maßstäbe auch für diejenigen, die ihm – wie sein Schüler Aristoteles – in zentralen Fragen widersprachen.
Im literarischen Dialog, der den Verlauf einer gemeinsamen Untersuchung nachvollziehen lässt, sah er die allein angemessene Form der schriftlichen Darbietung philosophischen Bemühens um Wahrheit. Aus dieser Überzeugung verhalf er der noch jungen Literaturgattung des Dialogs zum Durchbruch und schuf damit eine Alternative zur Lehrschrift und zur Rhetorik als bekannten Darstellungs- und Überzeugungsmitteln. Dabei bezog er dichterische und mythische Motive und Ausdrucksformen ein, um Gedankengänge auf spielerische, anschauliche Weise zu vermitteln. Zugleich wich er mit dieser Art der Darbietung seiner Auffassungen dogmatischen Festlegungen aus und ließ viele Fragen, die sich aus seinen Annahmen ergaben, offen bzw. stellte deren Klärung den Lesern, die er zu eigenen Anstrengungen anregen wollte, anheim.
Ein Kernthema ist für Platon die Frage, wie unzweifelhaft gesichertes Wissen erreichbar ist und wie man es von bloßen Meinungen unterscheiden kann. In den frühen Dialogen geht es ihm vor allem darum, herkömmliche und gängige Vorstellungen über das Erstrebenswerte und das richtige Handeln als unzulänglich oder unbrauchbar zu entlarven, um dem Leser den Schritt von vermeintlichem Wissen zu eingestandenem Nichtwissen zu ermöglichen. In den Schriften seiner mittleren Schaffensperiode versucht er mit seiner Ideenlehre eine zuverlässige Basis für echtes Wissen zu schaffen. Solches Wissen kann sich nach seiner Überzeugung nicht auf die stets wandelbaren Objekte der Sinneserfahrung beziehen, sondern nur auf unkörperliche, unveränderliche und ewige Gegebenheiten einer rein geistigen, der Sinneswahrnehmung unzugänglichen Welt, die „Ideen“, in denen er die Ur- und Vorbilder der Sinnendinge sieht. Der Seele, deren Unsterblichkeit er plausibel machen will, schreibt er Teilhabe an der Ideenwelt und damit einen Zugang zur dort existierenden absoluten Wahrheit zu. Wer sich durch philosophische Bemühungen dieser Wahrheit zuwendet und ein darauf ausgerichtetes Bildungsprogramm absolviert, kann seine wahre Bestimmung erkennen und damit Orientierung in zentralen Lebensfragen finden. Die Aufgabe des Staates sieht Platon darin, den Bürgern dafür optimale Voraussetzungen zu schaffen und Gerechtigkeit umzusetzen. Daher setzt er sich intensiv mit der Frage auseinander, wie die Verfassung eines Idealstaates diesem Ziel am besten dienen kann. In späteren Werken tritt die Ideenlehre teils in den Hintergrund, teils werden Probleme, die sich aus ihr ergeben, kritisch beleuchtet; im Bereich der Naturphilosophie und Kosmologie jedoch, dem sich Platon im Alter zuwendet, weist er den Ideen bei seiner Erklärung des Kosmos eine maßgebliche Rolle zu.
Platon gründete die Platonische Akademie, die älteste institutionelle Philosophenschule Griechenlands, von der aus sich der Platonismus über die antike Welt verbreitete. Das geistige Erbe Platons beeinflusste zahlreiche jüdische, christliche und islamische Philosophen auf vielfältige Weise. Auch der Aristotelismus als häufiger Ausgangspunkt für alternative Modelle im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit beruhte auf der Auseinandersetzung mit Platon.
Liebe Anuschka, schau nicht traurig, mein Herz ist bei Dir. Einmal möchte ich Dir meine Heimat zeigen. Einmal möchte ich, dass Du bitte mit mir kommst. Du hast einen schönen Gang und so eine tolle Haltung, bitte lächle. Heute ist das Wetter schön. Ich wünsche Dir einen schönen Tag, bis morgen, Küsse, Dein Valerie. Drüben, sind 10 Personen in einer Zelle wird berichtet. 1 x pro Woche Kino. Das hat nicht gestimmt, stattdessen Luxuszellen mit Fernsehen, wenn man es sich leisten konnte. Soll ich schweigend beginnen, wenn ich vor dem Richter stehe? Oder so: „Ich bin Katholikin, ich bete um ein gutes Urteil. Ich bitte das Gericht, mir eine Chance zur Wiedergutmachung meiner Schuld zu geben. Dazu brauche ich meine Freiheit und die Möglichkeit wieder arbeiten zu können. Bitte geben sie mir keine Gefängnisstrafe!“ Unglaublich, was ich alles für Phantasien entwickeln kann, wieder arbeiten zu können und wie viel Geld, wirklich viel Geld, ich verdienen könnte, das male ich mir aus. Keine Wurstfabrik, aber eine Kleider- und Modeindustrie schwebt mir vor. Anuschkas träume sollen wahr werden. So viele Fragen. Wenn man in einen Hungerstreik tritt, wie lange braucht man zum Sterben? Ich denke wieder am meine Freundin Gitti in Arad und Ihre Arbeit beim Bayerischen Rundfunk. Wie sie sich durchbeißt um ihre zwei Mädchen großzuziehen und ihnen alles bieten zu können, was man so braucht.


Die morgige Wirklichkeit holt Anuschka ein: „Anwältin, Staatsanwalt, Richter, ein Dolmetscher und eine Tippse... ich, ein Stuhl, in der Mitte! Werde ich alles richtig machen? Soll ich mich ausliefern lassen? Was habe ich für eine Wahl und was für Möglichkeiten? Streik? Hungerstreik? Danach, leere und Angst. Unsicherheit und Panik. Mein Puls geht schneller!“ Ich fühle mich so vieler Dinge schuldig. Schuldig, nicht auf mich aufgepasst zu haben. Keine Vorsichtmaßnahmen und Regelungen getroffen zu haben. Nicht gekämpft zu haben. Keine klare Position bezogen zu haben. Nicht kleine Schritte unternommen zu haben, um mich zu retten. Was wird alles auf mich zukommen? Was ist mit meiner Liebe und einem Leben in Prag, oder eine Ehe mit Felix? Will er vielleicht doch mehr? Wie er mir gefallen hat! Was ich für ein Bauchkribbeln spüre, wenn ich an ihn denke. Wann bekomme ich wieder Post von ihm?
Liebe Anuschka, jeden Tag habe ich jetzt Post von Dir und Du bekommst immer auch zwei-drei Brieflein, stimmst. Gut funktioniert unsere heimliche Luftpost! Tausend Luftküsse, Dein Valerie. Wer wird mir nächste Woche überhaupt alles schreiben? Post! Das Warten auf Post ist eines der wichtigsten Momente hier, im Zellen leben." Post, das freut mich ganz besondere! Post von all meinen Freunden. Die sind alle treu und halten zu mir! Das ist toll! Hätte nie gedacht so gute Freunde zu haben. Danke Gitti, Du bist wirklich eine tolle Freundin, danke, danke, danke. Wenn ich aus diesem Teil meiner Geschichte einen Film machen müsste, dann wäre das ein Songtitel. Danke, danke für die Schokolade in den Knast. Danke Anuschka, für die Schokolade, Du bist lieb, Du teilst sogar Deine Geschenke. Ich hatte keine Schokolade für sechs Monate. Das ist wie ein Fest, Du bist sehr lieb. Dein Valerie .
The clouds will be a daisy chain, so let me see you smile again...“ Sehr mag ich zwar Songs wie, Danke, danke für die Blumen von der Tanke von der Barbara Schöneberger, aber auch das; „Ich will keine Schokolade, ich will einen Mann, ...“ von diesen Blue Velvet Jungs, deren Konzerte ich so sehr mag. Danke, danke Gitti, für die Schokolade, den Kaffee und das Shampoo in den Knast. Danke, Deine Pakete waren immer die wundervollsten. Immer eine neue Lektüre und immer Schokolade und Kaffee. Danke, Danke für das Horten lernen und die Menge an Schokolade, die mir viele Wochen versüßt haben, die ich teilen konnte und mir wie Gold vorkamen, danke Gitti, ich werde mich immer daran erinnern.
Alle Werke Platons mit Ausnahme der Briefe und der Apologie sind nicht – wie damals das meiste philosophische Schrifttum – als Lehrgedichte oder Traktate, sondern in Dialogform geschrieben; auch die Apologie enthält vereinzelt dialogische Passagen. Dabei lässt Platon eine Hauptfigur, meist Sokrates, mit unterschiedlichen Gesprächspartnern philosophische Debatten führen, die von Einschüben wie indirekten Berichten, Exkursen oder mythologischen Partien abgelöst und ergänzt sowie mit ihnen verwoben werden; lange monologische Reden kommen darin ebenfalls vor. Auch andere Sokrates-Schüler wie Xenophon, Aischines, Antisthenes, Euklid von Megara und Phaidon von Elis verfassten Werke in der Form des sokratischen Dialogs (Σωκρατικοὶ λόγοι Sokratikoì lógoi),[54] doch Platon erlangte auf diesem Gebiet eine so überragende Bedeutung, dass die Antike ihn (wenn auch nicht einhellig) als Erfinder dieser damals noch jungen literarischen Gattung betrachtete. Er verhalf dem sokratischen Dialog zum Durchbruch und zugleich zur Vollendung.[55]
Die Dialogform unterscheidet sich von anderen Textformen deutlich:
  • Sie spricht den Leser durch die künstlerische Ausführung an.
  • Sie befreit von der Erwartung systematischer Vollständigkeit; Ungeklärtes darf offen bleiben.
  • Sie bildet einen Prozess der Erkenntnisgewinnung ab, der auch zur Revision von Positionen führt, und regt damit stärker als eine Lehrschrift zum aktiven Mitdenken an.
  • Der Autor nimmt nicht zu den vorgetragenen Thesen Stellung; er tritt hinter seine Figuren zurück[56] und überlässt die Urteilsbildung dem Leser.
  • Das Denken stellt sich der argumentativen Kontrolle durch die Gesprächspartner.
  • Eine starre Terminologie, wie Platon sie generell scheut, kann vermieden werden.[57]
Ort und Zeit der Dialoge sind oft genau angegeben; so bilden etwa der Besuch beim inhaftierten Sokrates (Kriton), das Haus eines reichen Atheners (Politeia), ein Gastmahl (Symposion), ein Spaziergang außerhalb Athens (Phaidros) oder die Wanderung zu einem Heiligtum (Nomoi) das konkrete Umfeld. Die realitätsnahe Rahmengebung erweckt den Eindruck einer historischen Begebenheit und vermittelt Authentizität. Es handelt sich allerdings nicht um authentische Gesprächsprotokolle, sondern um literarische Fiktionen. Häufig werden auch Quellen der Überlieferungen, Berichte oder Mythen, welche in die Dialoge eingeflochten sind, präzise beschrieben und beglaubigt, beispielsweise beim Atlantis-Mythos im Timaios und im Kritias.
Der aus Platons Perspektive gezeichnete Sokrates, in dessen Gestalt sich historische und idealisierte Züge mischen, steht im Zentrum der weitaus meisten Dialoge. Eine Abgrenzung zwischen Platons eigener Philosophie und der des historischen Sokrates, der sich nur mündlich geäußert hat, ist unter diesen Umständen schwierig; sie gehört seit langem zu den wichtigsten und umstrittensten Themen der Forschung. Oft werden die frühen aporetischen Dialoge als relativ wirklichkeitsgetreue Wiedergaben der Ansichten des historischen Sokrates angesehen und daher zur Gewinnung eines Bildes von der originären sokratischen Philosophie genutzt. Am besten eignet sich zu diesem Zweck wohl die Apologie. Spätestens in den mittleren Dialogen, in denen die Ideenlehre in den Vordergrund tritt, gewinnt Platons eigenes Denken an Gewicht. Manche Forscher setzten in der angenommenen Entwicklung vom sokratischen zum originär platonischen Philosophieren eine Übergangsphase an, der sie unter anderem Euthydemos, Hippias maior, Lysis, Menexenos und Menon zurechnen. Platon selbst bleibt in seinen Werken stets im Hintergrund; lediglich in der Apologie[58] und im Phaidon[59] fällt sein Name am Rande.[60]
Der platonische Sokrates dominiert den Dialog. Er bestimmt den Gesprächsverlauf, indem er ihm die entscheidenden Impulse gibt, und er verhilft seinen Partnern auf maieutische Weise zu Einsichten und Erkenntnissen. Er widerlegt die Meinungen anderer; damit kontrastiert der Umstand, dass seine eigenen Äußerungen sich stets als unangreifbar erweisen. Meist sind sich die Gesprächspartner zunächst ihrer Sache sicher, werden dann aber von Sokrates auf Mängel in ihren Gedankengängen oder in ihren ungeprüften Vorannahmen aufmerksam gemacht, bis sie die Fehlerhaftigkeit ihrer bisherigen Meinungen einsehen. Großenteils handelt es sich bei den Dialogpartnern um individuell gezeichnete Figuren, für die historische Vorlagen nachweisbar sind. In den frühen Dialogen sind es meist Personen, die eine direkte oder indirekte Verbindung zum jeweiligen Thema erkennen lassen, beispielsweise Priester, Dichter, Staatsmänner, militärische Kommandeure, Erzieher oder Redner, denen der Leser aufgrund ihres Berufes Kompetenz auf dem betreffenden Gebiet zutraut. Erst in den Spätwerken weisen die Dialogteilnehmer oftmals einen spezifisch philosophischen Hintergrund auf, wie ihre einschlägigen Vorkenntnisse zeigen.[61] Die Dialogform ermöglicht es Platon, die sprachliche Gestaltung der freien Rede gelegentlich bestimmten bekannten Eigentümlichkeiten seiner Protagonisten anzugleichen.
Die Zahl der Diskutierenden schwankt zwischen zwei und vier. Sokrates entwickelt seinen Gedankengang in der Auseinandersetzung mit seinen bewusst gewählten Gesprächspartnern, wobei er sich ihnen immer nur nacheinander zuwendet. Mit einem Wechsel des Gesprächspartners geht häufig eine abrupte Veränderung des Niveaus der Debatte einher. Solche Wechsel treten auch ein, wenn der dominierende Gesprächspartner auf nicht anwesende Personen ausweicht, indem er vom Verlauf eines früheren Dialogs mit anderen Personen berichtet, wie etwa im Fall der Rede der Diotima über den Eros im Symposion. Ziel des Dialogs ist die Übereinstimmung (ὁμολογία homología) der Gesprächspartner im Ergebnis der Erörterung. Je nach Art des Themas und Kompetenz der Teilnehmer führt der Dialog zu einer für alle zufriedenstellenden Lösung oder auch in eine ausweglose Argumentationssituation (Aporie, ἀπορία aporía „Ratlosigkeit“). Wenn etwas geklärt werden müsste, aber in der aktuellen Gesprächskonstellation eine Überforderung wäre, überträgt Platon diese Aufgabe bewusst der Auseinandersetzung mit einem anderen Gesprächspartner.[62]
Die Dialoge stellen äußerst unterschiedliche Anforderungen an die intellektuellen Fähigkeiten der Leser. Daher ist nicht klar, welches Zielpublikum Platon gewöhnlich im Auge hatte. Wahrscheinlich ist, dass sich seine Dialoge teils primär als werbende (protreptische) Schriften an eine breitere Leserschaft wandten, während anspruchsvolle Werke wie der Timaios in erster Linie für philosophisch Vorgebildete und Schüler der Akademie bestimmt waren. Jedenfalls wollte Platon auf die gebildete Öffentlichkeit einwirken, um Außenstehende für die Philosophie zu gewinnen und auch um seine politischen Überzeugungen zu verbreiten.[63] Allerdings sah er auch die Gefahr von Missverständnissen, wenn seine Schriften in die Hände von Lesern gelangten, die unfähig waren, sie ohne weitere Hilfen zu erschließen.[64]
Es ist davon auszugehen, dass es sich beim zeitgenössischen Publikum sowohl um Leser als auch um Hörer handelte, und dass dem Vorlesen und Diskutieren ein hoher Stellenwert zukam.[65] Die Dialoge, die auch Parallelen zum griechischen Drama zeigen und stellenweise Tragödienzitate aufweisen, wurden in der Antike bisweilen wie Dramen aufgeführt oder rezitiert.[
Nun habe ich aber Angst, Angst vor der Abschiebung und das Wissen, das ich dann wieder ohne Hab und Gut dastehen werde. Man wird mir wieder alles wegnehmen. Die ersten Tage ohne Pakete im neuen Gefängnis, ohne Post, die werden wieder die kältesten sein. Ohne Schokolade und Lektüre im Gefängnis, aber danke Gitti, "Danke, danke für die Schokoladen in den Knast". Nun betrachten wir einmal die Realitäten. Jetzt könnte ich eine Mediation gebrauchen. Lieber Gott, hilf mir bitte, ich drehe durch ohne Deinen Segen. Keine Messe, kein Pfarrer. Jetzt habe ich schon wochenlang darum gebeten. Wann ich endlich einen Priester zu sehen bekomme. Ich will beichten. Ich brauche eine Erlösung. Fühle mich für so irre viele Dinge schuldig und so gemein angeklagt. Bitte lieber Gott, mach dass ich bald beim Priester einen Beichttermin bekomme. Anuschka: „Morgen ist mein Prozess hier, hoffe dann bald nach Zürich transportiert zu werden. Werde meine Bücher der Bibliothek hier stiften, oder mitnehmen, ich weiß es noch nicht. Es gibt keine deutschen Bücher. Das werden die ersten sein. Also lasse ich einige da und andere nicht!“ Im Angesicht des Feindes, der Vorleser: „Mein Herz so weiß.“
In die Dialoge sind eine Reihe von Mythen eingebaut, darunter der Atlantis-Mythos im Timaios[69] und Kritias, die Mythen von den Kugelmenschen[70] und der Geburt des Eros[71] im Symposion, die Mythen von Gyges[72], Er[73] und den Autochthonen[74] in der Politeia, die Mythen vom Seelengespann[75] und von Theuth[76] im Phaidros, der Mythos vom Goldenen Zeitalter im Politikos[77], der Welterschaffungsmythos im Timaios und mehrere Jenseitsmythen.[78]
Platon bietet seine Mythen in erzählerisch gestalteten Monologen dar, welche meist zu Beginn oder am Ende eines Gespräches eingeflochten sind. Typisch für diese Mythen ist, dass sie nicht nachprüfbare Behauptungen aufstellen. Manchmal kommen göttliche Figuren als Akteure ins Spiel, oder es ist von ferner Vergangenheit die Rede. In manchen Passagen verwendet Platon Metaphern und bildhafte Gleichnisse. Stets geht es darum, den Gehalt theoretischer Aussagen anschaulich zu machen, ihn allegorisch auf eine konkret wirkende Ebene zu übertragen und ihm zusätzliche Überzeugungskraft zu verschaffen. So sollen Platons Mythen etwa den Zustand der Welt (Politikos), ihre Entstehung (Timaios), menschliche Fähigkeiten (Theuth-Mythos), das Wesen der Seele (Phaidros) oder ihr Fortleben im Jenseits (Phaidon) illustrieren. Mit seinen mythologischen Exkursen greift Platon in vielen Fällen auf bestehende Traditionen sowie religiöse und philosophische Vorstellungen zurück, die in der Sophistik, der Orphik oder dem Pythagoreismus gängig waren und die er abwandelt, um sie in den Dienst seiner Absichten zu stellen und seinen Überzeugungen anzupassen.[79]
Generell lassen sich Mythen, die Platon Sokrates vortragen lässt, von solchen unterscheiden, die andere Dialogteilnehmer erzählen. Unter den Mythen, die nicht Sokrates in den Mund gelegt werden, finden sich neben Berichten, die bestimmten Quellen zugeschrieben werden, auch solche, die ohne Hinweis auf eine Quelle Glauben beanspruchen, und aitiologische Sagen, die erklären sollen, wie etwas zustande gekommen ist. So trägt der Sophist Protagoras im gleichnamigen Dialog den Mythos des Prometheus über die Entstehung der Kultur vor, um seine Behauptung zu untermauern, dass Tugend (aretḗ) nach der Art der Sophisten gelehrt werden könne.[80] Ähnlich will der Komödiendichter Aristophanes im Symposion mit dem Mythos der Kugelmenschen veranschaulichen, dass Erotik als Streben nach Wiederherstellung einer ursprünglichen Einheit und Ganzheit zu deuten sei.
Der bekannteste und umstrittenste platonische Mythos ist der von Atlantis, den Platon Kritias mit Berufung auf eine Tradition von Zeugen und angeblichen schriftlichen Belegen im nach ihm benannten Dialog und im Timaios erzählen lässt.[81] In diesen Dialogen schildert Platon die mächtige Seemacht Atlantis, die einst im Krieg der mit idealen Zügen ausgestatteten Landmacht Ur-Athen unterlag und schließlich im Meer versank. Dieser Mythos wird meist als Illustration der behaupteten Überlegenheit des platonischen Idealstaates der Politeia aufgefasst.[82] Religiös-erbaulichen Zwecken dienen Platons Jenseitsmythen, in denen er Sokrates das Schicksal der unsterblichen Seele nach dem Tod beschreiben lässt.
Die Bedeutung des Wortes Mythos variiert bei Platon erheblich. Oft scheint es einen Gegensatz zum Begriff Logos auszudrücken, der in der Philosophie eine auf Begründungen gestützte Aussage bezeichnet. Mythos und Logos können aber auch miteinander verwoben sein, und häufig gibt Platon einen Mythos als Logos und damit als in der Realität fundiert aus; vielfach betont er den Wahrheitsgehalt des Erzählten. Es kommen Mythen vor, bei denen sich die Erzähler auf Quellen berufen, für die sie einen Glaubwürdigkeitsanspruch erheben, wie etwa der Mythos des Er in der Politeia.[83] Anderenorts schreibt Platon von einer Mischung aus Wahrem und Falschem im Mythos und bezeichnet Mythen als Geschichten für Kinder.[84] In den Dialogen grenzt er mancherorts den Mythos vom Logos scharf ab, doch an anderer Stelle überlässt sein Sokrates die Entscheidung, ob eine Erzählung als Mythos oder Logos einzuschätzen ist, dem Urteil der Gesprächspartner.[85]
In der Platonforschung sind daher unterschiedliche Interpretationen der Stellung des Mythos zum Logos vorgeschlagen worden. Manche Gelehrte sehen im Mythos eine dem Logos untergeordnete Form.[86] Andere nehmen an, dass Mythos und Logos als gleichermaßen legitime Zugänge zur Wahrheit präsentiert werden. Demnach fasst Platon den Mythos nicht im Sinne eines Gegensatzes zum Logos auf; vielmehr handelt es sich um zwei komplementäre Annäherungen an die Wirklichkeit, zwei verschiedenartige Wege zum Verständnis der Welt, von denen der eine mit Vernunftgründen abgesichert ist, während der andere Aspekte vor Augen stellt, die auf rationalem Weg schwer begreiflich zu machen sind.[87] Je nach dem Verständnis ihres Sinnes und Zwecks sind die Mythen seit der Antike hinsichtlich ihres literarischen und philosophischen Werts sehr unterschiedlich beurteilt worden
Kein deutschsprachiger Mensch soll hier je wieder eine solche langweilige und schwierige Anfangszeit haben, wie ich! Hoffe sie lassen die Bücher auch im Bestand und geben sie nicht weg. „Man spürt immer noch diese Feindlichkeit gegen alles Deutsche.“ Endlich holt mich ein Pfarrer ab. Es wird behauptet, mit ihm kann und soll man Sex haben. Es ist der einzige Mann, mit dem man einmal ungestört und unbeobachtet länger in einem Raum ist. Ich bin nervös, habe Sorge und Angst genötigt, oder sogar vergewaltigt zu werden. Irgendwie scheinen mir diese Geschichten aber auch so ungeheuerlich und grauselig, eben damit man nicht mitgeht mit ihm. Er wird angeprangert, wie der Teufel. Nun ist so viel Zeit vergangen, nun will ich auch mit ihm sprechen. Er nimmt mich bei der Hand, wir gehen ewig lange Gänge entlang. Dann werden Türen aufgeschlossen und plötzlich sind wir in einem Trakt, der sich total vom den für Häftlinge unterscheidet. Wir sind in einem Zimmer alleine. Fast eine Stunde. Pavlina erzählt uns gerade, wie schlimm Ihre Mutter ist und war. Sie heult sich richtig aus. Wir halten es kaum aus und haben alle eigentlich gar keine Lust Ihre Seelentröster zu sein. Uns ist sie sehr anstrengend. Andererseits ist sie auch etwas sympathisch, wie sie so beginnt darüber nachzudenken, warum sie hier gelandet ist. Aber das ihre Mutter schuld sein soll. Das mögen wir nicht.


Liebe Anuschka, wie lange wirst Du noch hier sein, hast Du eine Idee, weißt Du schon etwas? Dein Valerie. Ich wollte noch erzählen, wie meine Beichte zu Ende ging. Große Hoffnungen habe ich in ihn gesetzt und darin, dass er mir hilft Unterstützung zu bekommen und von all den wichtigen Menschen die ich kenne. Ganz persönliche Sachen und Traumata, habe ich berichtet. Aber auch das so schlecht über ihn gesprochen wird. Er hat mich nicht angerührt, aber mir auch nicht geholfen. Er hat gar nichts für mich getan. Hätte ich mich anbieten müssen? Nun, jedenfalls war es ein Highlight meiner Tage und eine enorme Abwechslung und Aufregung! Meine Freundin Sabrina trifft mich mitten ins Herz. Sie schreibt mir von einem Telefonat mit meiner Mutter. Diese ist sehr traurig und sehr deprimiert. Sabrina meint, sie wäre kaum zu trösten. Es tut mir leid, wie schön wäre es, wenn sie zu Besuch käme, dann könnte ich sie sicher trösten. Mir geht es hier nämlich jetzt ganz gut. Fühle mich stabil und erwachsen. Habe nicht einmal so große Angst vor einer langen Gefängnisstrafe. Die soziale Sicherheit und das Versorgt sein sind nicht schlecht. Das gibt mir ein Gefühl von Geborgenheit. Draußen habe ich das nicht. Der Kampf um das tägliche Überleben ist zu groß. Ich schwimme da draußen nicht nur in einem Haifischbecken, wie man so sagt, sondern fühle mich oft sehr verlassen und einsam. Das Leben außerhalb der Zelle ist einfach viel härter. Mein Tempo, welches ich immer zulege ist aber wohl mein Hauptproblem. Bin fast ein Nerd im Internet geworden. Du machst mir wirklich Angst und Sorge. Wie komme ich jetzt darauf? Lese den Roman von Henning Mankell „Die weiße Löwin“. Was ist, wenn man verschwindet. Ich komme mir auch so verschwunden vor. Träumte heute Nacht davon zu heiraten. Aber vorher habe ich selbst aus mir eine Ritterin gemacht und mich zum Adel geschlagen. Ganz simpel mit einem Plastikschwert. Ein komischer Traum. Vom meinem Ex-Freund, dem Gartenarchitekten geträumt. Habe im Traum unsere Wohnung wieder betreten dürfen. Es war schön. Ich habe das Zusammenleben in Prag mit ihm wirklich geliebt. Dann, als ich aufgewacht bin, war es noch da, dieses Gefühl einen lieben Menschen geliebt zu haben. Mir ist ganz warm ums Herz. Was heute auf mich zukommt. Frühlingswetter. Ständig wechselnde Stimmungen. Von wem ich heute Post bekommen werde? Bin fertig mit dem Strindberg. Brauch dringend wieder Literatur. Theaterleben ist doch sehr anstrengend. Immer diese neuen Engagements und dann wieder neue Städte, neue Mitspieler und Kollegen. Das Theater fordert viel. Bin ich froh, dass ich keine Schauspielerin geworden bin. Schreibe Briefe in Massen. Versuche alle Freunde zu aktivieren und alle Kräfte zu mobilisieren. Hole mir von überall Hilfe. Erzähle jedem mein Leid. Habe Gott sei Dank ein sehr volles Adressbuch. „Protection“. Der Name der Rose von Umberto Eco, über ein verschollenes Lachen. Der Teufel ist die Anmaßung des Geistes. Ich tauche ein, in die Welt der Benedektiner Mönche. Und fühle mich recht glücklich. Wieder gutes Wetter. Viel Wind. Nathalie erzählt uns ihre Geschichte. Ich werde traurig. Die Tage ziehen jetzt rasend schnell vorbei. Alles dreht sich immer schneller. Ich schreibe und schreibe und habe Gott sei Dank auch genug Briefmarken. Manchmal muss ich haushalten und mir überlegen, an wen ich die aktuellen Briefe zuerst abschicke. Aber dann werden sie nur dicker und länger, wenn sie länger bei mir liegen. Meine Briefe. Bin ängstlich, unruhig und nervös!
Die platonische Idee ist − im Unterschied zum modernen Begriff „Idee“ − kein mentales Erzeugnis, kein Einfall oder Gedanke. Platon geht davon aus, dass die Welt, wie sie vom Menschen sinnlich wahrgenommen wird, einem sinnlicher Wahrnehmung entzogenen, aber realen und eigenständig existierenden Reich der Ideen nachgeordnet ist, welches nur auf geistigem Weg erkannt werden kann. Die Idee ist für Platon das wahre Seiende, ihr Sein ist das Sein im eigentlichen Sinne. Den sinnlich wahrnehmbaren Gegenständen hingegen kommt nur ein bedingtes und damit unvollkommenes Sein zu. Zur Idee gelangt, wer von den unwesentlichen Besonderheiten des einzelnen Phänomens abstrahiert und seine Aufmerksamkeit auf das Allgemeine richtet, das den Einzeldingen zugrunde liegt und gemeinsam ist. So beschreibt er im Symposion, wie man von der sinnlichen Wahrnehmung eines schönen Körpers zur Schönheit der Seele, der Sitten und der intellektuellen Erkenntnisse und schließlich zu dem „seiner Natur nach Schönen“, also der Idee des Schönen gelangen kann. Hierbei handelt es sich um den Inbegriff dessen, was schön ist, denn nur die Idee des Schönen ist unbeeinträchtigt durch unschöne Anteile.[89] Ebenso ist die Idee der Gerechtigkeit frei von den ungerechten Aspekten, die jeder ihrer Manifestationen in der physischen Welt anhaften, usw.


Fünf Freundinnen, die Abenteuer erleben wollen. Und von einem eigenen Hund träumen. Einem Gefährten. Ständig haben wir all die bekannten Jugendbücher gelesen, von Tim und Struppi, Hanni und Nanni und natürlich den fünf Freunden. Welche Ideen gab es noch? Was wird passieren? Jetzt bleib mal auf dem Teppich und schweif nicht immer ab! ...ein Hund hier? Auf dem Flur, hab ich einen gehört? Das kann nicht sein? Wirklichkeit, Traum, Visionen und Fiktion beginnen sich zu vermischen. Werde ich verrückt? Muss ich fliehen? Ja, langsam drehe ich durch. Ich entwickle eine Fata Morgana.


Ich erfinde wieder Fluchtträume. Über die Dächer. Ein Sprung ins Tiefe und dann ab die Post. "Der Tote Tag" von Ernst Barlach. Post von meinem Vater, die mich wirklich sehr traurig macht. Interessant, das ich mich hier im Zellenleben so geborgen und so gut aufgehoben fühle. Das liegt bestimmt an den vier super netten Mädchen, mit denen ich hier zusammen lebe. Deren Geschichten, die gehören auch erzählt. Dieser genaue Rhythmus hier und die vielen Regeln, die geben mir ein Korsett, in dem ich mich recht gut bewegen kann. Und so viel Zeit zum Arbeiten, zum Schreiben. Habe ein Buch begonnen mit kleinen Erzählungen. Es geht dabei um die Orte meines Lebens. Im Moment bin ich in New York und berichte, was mir dort alles so passiert ist. Eine große ungeheuerliche Stadt, in der man wirklich täglich sehr viel erlebt, wenn man sich frei und ungezwungen bewegt und neugierig und mutig!


Ein Kind verirrt sich im Dschungel der Großstadt und braucht ewig, bis es wieder nach Hause findet. Kein Problem, kein Ärger, niemand hat sie vermisst. Sie darf sich alleine und sehr frei bewegen, sie ist noch keine acht Jahre alt. Mitten in der Woche. Die Wochentage verschwimmen, aber die Sonne scheint warm und sehr hell. „Darling, where are you, I miss you! Milan. Mein Milan, danke, wieder ein Zettelchen von Dir, beim Hofgang. Habe es bereits irre vermisst! Alles hat hier seine Ordnung. Auch die Liebe. Die Jungs sind ziemlich treu und konstant in Ihren Zuneigungsbeweisen. Ich habe eine Vision. Denke mir aus, dass das hier alles nur ein Film ist und wir am Abend ins Hotel gehen und dann alle wild durcheinander, jeder mit jedem Sex hat. Da alle so nervös sind vom Haftleben, in das sie sich hineinversetzen müssen tagsüber, während gedreht wird. Gerät abends alles ziemlich außer Kontrolle. Das ist eines meiner Lieblingsphantasien. Es ist kaum zu glauben, wie einem die Enge der Zelle nach einigen Monaten auf die Nerven geht! Also ich habe das Buch Quergelesen und sofort begonnen eine eigen To do Liste zu machen und einen Plan. Soll ich mit der Scientology Kirche zuwenden? Das Buch zu dem ich Kommentare und Aufsätze schreiben soll heißt, „Arbeit“! Was mir Arbeit bedeutet? Kaum zu glauben, ein Freund aus Zürich schreibt mir, dass ich mein Schicksal absitzen muss. Das ich sicher schuldig bin und halt dazu stehen muss. Er wünscht mir eine gute Bekehrung und eine besinnliche Zeit der Einkehr und Stille. So ein ... A.! Wie gerne ich arbeite. Mein Dasein hier empfinde ich auch als Job. Und ich schreibe fast mehr als dreizehn Stunden täglich. Soviel könnte man in einem anderen Leben ja gar nicht schaffen. Aber ich habe ja auch wirklich gar nichts zu tun, außer zu schreiben. Also, ist das mein Job. Wenn ich nur endlich eine ganz richtig und normale Arbeit hätte, eine Festanstellung, ein regelmäßiges Gehalt. Frauenarmut ohne Verdienst, das bringt einen um!


In Platons Symposion („Gastmahl“) beschreiben und preisen mehrere Redner Eros, den Daimon (Geist) der auf „das Schöne“ gerichteten Liebe. So betont Phaidros die ethische Dimension des Schönen. Er weist darauf hin, dass die Liebe beim Verliebten das Streben nach einem tugendhaften Leben fördert, da niemand in den Augen seines Geliebten ethisch hässlich erscheinen will, sondern die Liebenden um ihrer Geliebten willen schöne Taten vollbringen.[151] Platon verwendet den Begriff des Schönen nicht nur im engeren Sinne für ästhetisch ansprechende Formen, Farben oder Melodien. Vielmehr bezeichnet er als „schön“ auch Erfreuliches, Bewundernswertes und Entzückendes im menschlichen Charakter und Verhalten, in Staat und Gesellschaft und darüber hinaus rein geistige Objekte philosophischen Bemühens. All dies ist für ihn eigentlich gleichartig, insoweit es Empfindungen derselben Art auslöst, und fällt daher in dieser Hinsicht unter den gemeinsamen Begriff des Schönen.[152] Allerdings ist nicht alles, was gefällt, schön; es gibt auch eine scheinbare Schönheit, die nur flüchtige Annehmlichkeit erzeugt.
Teils widerlegt der platonische Sokrates im Symposion seine Vorredner, teils überhöht er ihre Aussagen. Das Wirken des Eros lässt er weit über den Bereich zwischenmenschlicher Leidenschaft hinausreichen, denn Liebe ist für Platon die Triebfeder des menschlichen Strebens nach dem Schönen und Guten. Diese beiden Bereiche sind eng miteinander verknüpfte Aspekte derselben Wirklichkeit, deren höchste Ausformung geistige, ethische und körperliche Vollkommenheit ist (Kalokagathia). Als höchstes Ziel menschlichen Strebens fällt das Schöne mit dem Guten zusammen, es ist das Gute unter dem Aspekt von dessen ästhetischer Anziehungskraft. Als Sohn der Penia, der Personifikation der Armut, und des Poros (Fülle) treibt Eros den Menschen an, sich in der Erkenntnis des Guten zu vollenden und dadurch glückselig zu werden. Ziel der Liebe ist „Erzeugung und Geburt im Schönen“.[153]
Eine äußere Bedingung für die Betätigung des Eros ist die Gegenwart des Schönen (τὸ καλόν to kalón). Außerdem muss die Seele, um für Schönheit empfänglich zu sein, bestimmte Voraussetzungen mitbringen. Begegnet ein Mensch dem Schönen in einer Form, in der es in der Sinneswelt vorkommt, so erinnert sich die Seele an das wahre Schöne, das sie vor der Geburt geschaut hat und von dem sie seit dem Beginn ihres irdischen Daseins getrennt ist. Wenn dies geschieht, beflügelt die Wirkung des Schönen die Seele und erlaubt ihr, sich stufenweise zum übersinnlich Schönen, der Idee des Schönen, zu erheben. Zugleich nimmt sie den „Ausfluss der Schönheit“ in sich auf und erschaudert angesichts dessen.[154]
So richtet sich Eros aufsteigend zunächst auf die anwesende schöne Gestalt, dann allgemein auf alle schönen Körper, dann auf die schöne Seele, das Schöne in der Gemeinschaft und der Wissenschaft, schließlich auf die Idee des Schönen. Auf diesem Weg stellt das Fortpflanzungsstreben, das von der Schönheit eines Körpers angeregt wird, die niedrigste Stufe dar. Ihm übergeordnet ist der aus dem Eros entspringende Wunsch, moralische und politische Tugenden zu erwerben, die zur Schönheit der Seele beitragen. Zu ihrer Vollendung gelangt die Erkenntnis des Schönen erst in der Schau der Idee des Schönen, nachdem der Betrachtende sich von aller Bindung an sinnliche Wahrnehmung befreit hat.[155]
Zugleich fasst Platon Eros als maßgebliche Triebkraft des philosophischen Erkenntnisstrebens auf, denn die Liebe des Philosophierenden gilt der Weisheit, die zum Schönsten gehört.[156] Der Eros begeistert den Philosophierenden für die Erkenntnis des wahrhaft Erstrebenswerten und veranlasst ihn damit zu der geistigen Betätigung, die sich in der Schau der Ideen vollendet. Der Weisheitsliebende (φιλόσοφος philósophos) strebt nach Erkenntnis, weil er das, wonach er liebend sucht, noch nicht besitzt, das heißt noch nicht weise ist. Wer hingegen entweder bereits wie die Götter weise ist oder den Wert der Weisheit nicht erkannt hat, philosophiert nicht.
Jährlich möchte ich nach Rom..., und immer auch mindestens in eine Audienz zum Papst.
Ein Rückblick in meine Vergangenheit, meine Liebe zu Italien, gestern und heute. Träume schon immer von einem Leben in Italien. Ich liebe die Kunst und das Lebensgefühl dort. Aber auch den Lebensstil und eben das gute Leben. Else Lasker-Schüler begleitet mich in diesen Tagen. Das hat sie schon früher. Ich liebe Ihr gesamtes Werk. Meine Fragestellung in der letzten Woche war, was mache ich falsch um eine Arbeit zu finden und zu halten. Warum behalte ich nie lange eine Stellung? Da sich das nicht nur auf mein Berufsleben bezieht, sondern auch auf meine familiäre Situation und auf mein Privatleben, möchte ich herausfinden, was ich falsch mache. Da ich in Bezug auf meinen Glauben an die katholische Kirche gerade eine sehr große Fragestellung erlebe, habe ich mich der Scientology Kirche zugewandt in der Hoffnung dort Lösungen und Antworten für meine Themen zu finde. Heute Nacht geträumt, ich bin in einer Kirche, die abbrennt. Die Türen waren von außen verriegelt. Keiner konnte hinaus, wir sind fast alle verbrannt und beinahe gestorben, bis wie durch ein Wunder der Brand von einem Gewitter gelöscht wurde. Es gab über dreihundert Tote. Ich habe überlebt und geholfen die Leichen zu vergraben.
Gerechtigkeit und andere Tugenden
In mehreren Dialogen ist die Frage nach dem Wesen der Gerechtigkeit (δικαιοσύνη dikaiosýnē) ein zentrales Thema. In der Politeia definiert Platon Gerechtigkeit als die Bereitschaft eines Staatsbürgers, sich nur den Aufgaben zu widmen, für die er von Natur aus geeignet ist und die daher seinen Beruf ausmachen und seinem festgelegten Stand entsprechen, und sich nicht in andere Belange einzumischen.[157] Ungerechtigkeit entsteht somit dann, wenn die Grenzen der staatlich vorgegebenen Zuständigkeitsbereiche missachtet werden. Analog dazu herrscht Gerechtigkeit innerhalb eines Individuums dann, wenn seine Seelenteile (das Begehrende, das Muthafte und das Vernünftige) im richtigen Verhältnis zueinander stehen.
Der platonische Sokrates verwirft in der Politeia mehrere andere Bestimmungen des Gerechten, darunter die traditionellen, von den Sophisten aufgegriffenen Gerechtigkeitstheorien, wonach es gerecht ist, „Freunden Gutes zu tun und Feinden Böses“ oder „jedem das ihm Gebührende zukommen zu lassen“.[158] Gegen die erstgenannte Ansicht wendet Sokrates ein, dass es keinesfalls gerecht sein könne, jemandem zu schaden, vielmehr sei solches Verhalten stets ungerecht.[159] Den sophistischen Gesprächspartner Thrasymachos lässt Platon Gerechtigkeit als ein Mittel der Machthaber und allgemein als das den Überlegenen Zuträgliche charakterisieren. Durch die Gesetzgebung der Starken werde in jedem Staat festgelegt, was gerecht ist.[160] Ein anderer im Dialog auftretender Sophist fasst Gerechtigkeit als gesellschaftliche Konvention auf, durch welche die Bürger auf die Chance, Unrecht zu tun, notgedrungen verzichten, um sich gegen die Gefahr abzusichern, selbst zum Opfer von Unrecht zu werden.[161]
Diese sophistischen Definitionen sind aus Platons Sicht untauglich, da sie Gerechtigkeit als Verpflichtung und Verhalten gegenüber anderen, nicht als Qualität der Seele erklären.[162] Im Gegensatz zu Aristoteles, der betont, dass die Tugend der Gerechtigkeit nur auf andere bezogen verwirklicht werden könne,[163] hält Platon Gerechtigkeit für einen inneren Zustand des Individuums, nicht für eine Absichtshaltung oder ein Verhalten gegenüber anderen.[164] Gerechtigkeit ist damit eine Funktion der Seele.
So wie ein Mensch groß oder klein ist, weil er an der Idee der Größe bzw. der Kleinheit in einem bestimmten Maß Anteil hat,[165] ist in der platonischen Vorstellung ein Mensch gerecht aufgrund seiner Teilhabe an der Idee der Gerechtigkeit. Die Menschen meinen, dass jeder an dieser Idee teilhat, um einer Gemeinschaft angehören zu können, denn in der Gemeinschaft muss jeder zumindest behaupten, gerecht zu sein.[166] Gerechtigkeit führt für Platon zu Glück, gerecht zu sein und glücklich zu leben ist letztlich dasselbe; das Leben eines Übeltäters ist notwendigerweise elend.[167] Somit gehört Gerechtigkeit „zu dem Schönsten, nämlich zu dem, was sowohl um seiner selbst willen wie wegen der daraus entspringenden Folgen von jedem geliebt werden muss, der glücklich werden will“.[168] Zugleich ist Gerechtigkeit eine „Bestform“ der Seele, die höchste Tugend (ἀρετή aretḗ), welche die drei anderen, den drei Seelenteilen zugeordneten Kardinaltugenden Besonnenheit, Tapferkeit und Weisheit in sich vereint und ordnet. Im Dialog Kriton überliefert Platon, Sokrates habe im Gefängnis nach seiner Verurteilung zum Tode eine mögliche Flucht abgelehnt mit der Begründung, damit bräche er die Gesetze seiner Vaterstadt Athen, was ein ungerechtes Handeln wäre.
Liebe Miriam Ludomirkovic, kannst Du Dich an mich erinnern? Wir waren damals zusammen in Abschiebehaft. Wir haben gerne beim Hofgang miteinander geredet. Ich wüßte gerne, was aus Dir geworden ist und würde mich sehr über ein Lebenszeichen von Dir freunen. Deine Anuschka.
Ein Horror, aber zurück, zu meinem Thema. So interessiert es mich zum Beispiel dafür, in einer Gemeinschaft von Menschen zu erleben, die sich und die Welt verbessern wollen. Dass das Gute siegt und siegen kann, wenn es sich aufmacht, das Böse zu begreifen und zu schwächen, daran glaube ich. Der Traum wird wahr. Ich erinnere mich an einen Film, in dem waren Juden so eingesperrt, in England, aber es hat keiner überlebt.
Über die Frage nach dem Wesen einzelner Tugenden und dem Tugendhaften an sich weist Platon hinaus, indem er die Idee des Guten einführt, die alle Tugenden umfasst und ihnen somit übergeordnet ist. Zwar berührt Platon das Thema des Guten in zahlreichen seiner Dialoge, doch entfaltet er seine Gedanken über die Idee des Guten, also das Gute an und für sich, lediglich an einer Stelle der Politeia. Dort stellt er das Gute als eine Idee dar, welche die anderen Ideen an Würde und an Kraft überragt und nicht wie diese zum wahrhaft Seienden gehört, sondern sich jenseits des Seins befindet.[169] Die Ideen sind untereinander durch Teilhabe verbunden, weil sie auf die Idee des Guten als oberstes Prinzip zurückgeführt werden können. Das nur knapp dargestellte Konzept der Idee des Guten ist Gegenstand zahlreicher Interpretationen. Die meisten Gelehrten meinen, dass die Idee des Guten für Platon den Bereich des Seins transzendiert. Diese Auffassung ist allerdings nicht unumstritten.[170]
Einer Bestimmung der Idee des Guten nähert sich Platons Sokrates in der Politeia in drei Gleichnissen an (Sonnen-, Linien- und Höhlengleichnis). Im Sonnengleichnis vergleicht er das Gute mit der Sonne als seinem „Sprössling“. So wie das Sonnenlicht es ermöglicht, dass Dinge wahrgenommen werden, wogegen im Dunkeln die Sehkraft eingeschränkt ist, so lassen sich erst im Lichte der Idee des Guten andere Ideen erkennen. Die Idee des Guten verleiht den Dingen ihre Erkennbarkeit, dem Erkennenden seine Erkenntnisfähigkeit, allem Seienden sein Sein und allem – auch der Gerechtigkeit – seinen Nutzen, da sie selbst Ziel und Sinn von allem ist.[171] Daher ist ihre Erkenntnis das höchste Ziel des Philosophen und in der Politeia Voraussetzung dafür, Philosophenherrscher zu werden. Wer einmal die Einsicht in das Gute gewonnen hat, kann nicht mehr wider dieses bessere Wissen handeln; das Problem der Akrasia (Willensschwäche, mangelnde Selbstbeherrschung) besteht für ihn nicht. Das Gute wird damit zu einem absoluten Orientierungspunkt für das praktische Handeln.
Glückseligkeit und Lust
In den Dialogen Phaidon und Politeia spricht sich Platon gegen körperliche Lust aus und spricht davon, dass Glückseligkeit erst nach dem Tod möglich ist, wenn sich die Seele vom Körper freigemacht hat. Ein zufriedenes Leben ist den wenigen Philosophen vorbehalten, die als einzige die Wahrheit erkennen. In den wahrscheinlich später entstanden Nomoi werden hingegen auch andere Lüste, etwa körperliche Lust, als essentiell beschrieben und im Philebos ein aus Lust und Denken gemischtes Leben als das beste Leben bezeichnet.[172]
Liebe Paulina Kraus, Dir ist es gelungen, Du lebst in Berlin! Gratuliere. So hat es doch noch geklappt und Du konntest in den Westen. Super, ich freue mich für Dich. Schreib mir, ja, ich freue mich auf eine Antwort, Deine Anuschka.
In der rekonstruierten ungeschriebenen Lehre geht es um die Rolle des höchsten Prinzips, des absolut transzendenten Einen, das mit der Idee des Guten gleichgesetzt wird, und um die Frage nach seiner Erkennbarkeit und Mitteilbarkeit. Durch die Identifikation des Einen mit dem Guten kommt es zu einer Verbindung von Ontologie und Ethik. Letztlich zielt das Konzept auf eine vereinheitlichte Theorie von allem. Das Eine gilt als die Ursache der gesamten Hierarchie des Seienden, der es selbst nicht angehört, der es vielmehr übergeordnet ist. Da das Eine als oberstes Prinzip von nichts anderem hergeleitet werden kann, ist sein Wesen nur negativ bestimmbar.
Weltstruktur nach Platons „ungeschriebener Lehre“


Erstes Prinzip (Einheit)
Das Eine, das Gute, das Schöne


Idee
wahres Sein
Absolutheit, Sein an sich, Vollkommenes
unbewegt
Seele
Mathematik
Mittelstatus
selbstbewegt
Materie
Wahrnehmbares
Vergänglichkeit, Werden, Mangelhaftes
fremdbewegt
Zweites Prinzip (unbestimmte Zweiheit)
So wie die Ideenlehre den Bereich des sinnlich Wahrnehmbaren auf die Ideenwelt zurückführt, führt die ungeschriebene Lehre die Vielfalt der Ideen auf zwei einfache Urprinzipien zurück, welche die Existenz der Ideen und damit auch diejenige der Sinnesobjekte erklären sollen. In diesem Modell beruht die ganze Mannigfaltigkeit der erkennbaren Phänomene auf dem Gegensatzverhältnis der beiden Urprinzipien. Daher wird die ungeschriebene Lehre auch Prinzipienlehre oder „Protologie“ (Lehre vom Ersten) genannt. Das erste Prinzip ist das Eine, die Grundvoraussetzung jeder Einheitlichkeit. Es hat seine Entsprechung ontologisch im Sein, formal-logisch in der Identität, Absolutheit und Unteilbarkeit, werthaft in der Tugend und Ordnung, kosmologisch in der Ruhe, Beständigkeit und Unvergänglichkeit, seelisch in der Hinwendung zu den Ideen. Das zweite Prinzip wird als unbestimmte Zweiheit bezeichnet. Es hat seine Entsprechung ontologisch im Nichtsein, formal-logisch in der Verschiedenheit, Relativität und Teilbarkeit, werthaft in der Schlechtigkeit und Unordnung, kosmologisch in der Bewegung, Veränderung und Vergänglichkeit, seelisch in den triebhaften, körpergebundenen Affekten. Das erste Prinzip ermöglicht Begrenzung und damit Bestimmtheit und Geformtheit, das zweite steht für grenzenlose Ausdehnung, Unbestimmtheit und Ungeformtheit.[215] Das Zusammenwirken der beiden Prinzipien ermöglicht die Existenz aller seienden Dinge. Je niedriger etwas ontologisch steht, desto stärker tritt darin die Präsenz des zweiten Prinzips hervor.
Wie man sich das Verhältnis der beiden Urprinzipien vorzustellen hat, geht aus den Quellen nicht klar hervor. Sicher ist immerhin, dass dem Einen ein höherer Rang zugewiesen wird als der unbestimmten Zweiheit.[216] Wegen der einzigartigen Rolle des Einen, das als einziges Prinzip absolut transzendent ist, kann die Prinzipienlehre als letztlich monistisches Modell bezeichnet werden.[217] Allerdings hat sie auch einen dualistischen Aspekt, denn auch die unbestimmte Zweiheit wird als unentbehrliches Urprinzip aufgefasst. Aus der fundamentalen Bedeutung beider Urprinzipien ergibt sich eine „bipolare Struktur des Wirklichen“,[218] wobei aber stets zu beachten ist, dass die beiden Pole nicht gleichgewichtig sind.
Der erkenntnistheoretische Aspekt
Ob Platon einen intuitiven, unmittelbaren Zugang zum höchsten Prinzip für möglich gehalten und für sich selbst in Anspruch genommen hat, ist umstritten, ebenso wie die Frage, ob er überhaupt eine gegenüber der dialektischen Kunst eigenständige Intuition angenommen hat und in welchem Verhältnis die intuitive Erkenntnis gegebenenfalls zum diskursiven Prozess steht.[219] Gegen die Annahme intuitiver Erfassung der Idee des Guten plädieren Forscher wie Peter Stemmer, der eine Beschränkung auf die Dialektik als einzigen Erkenntnisweg annimmt und daher Platon eine tiefe Skepsis hinsichtlich der Möglichkeit, die Idee des Guten mit Wissen zu bestimmen, unterstellt.[220] Ein konsequenter Vertreter der Gegenposition ist Jens Halfwassen. Er führt die neuplatonische Lehre von der intuitiven Betrachtung des Einen und Guten, die eine Selbstaufhebung des dialektischen Denkens voraussetzt, auf Platon selbst zurück und rehabilitiert damit das neuplatonische Platonverständnis.[221] Noch weiter in diese Richtung geht Christina Schefer.[222] Sie trägt Indizien für ihre Ansicht vor, wonach im Zentrum von Platons Denken weder die geschriebene Ideenlehre noch die ungeschriebene Lehre stand, sondern eine „unsagbare“ religiöse Erfahrung, die Theophanie des Gottes Apollon. In dieser Platon-Deutung erhält somit auch die ungeschriebene Lehre den Charakter von etwas Vorläufigem.


Gott hat kein Gewitter geschickt. Das war mein Traum. Ich hoffe aber, dass ich diese Hoffnung niemals aufgeben muss. Und das Gute wirklich siegt, eben im Kampf gegen das Böse. Wie schwer mein Herz ist! Nachtwachen! Bonaventura macht mich sehr nachdenklich. Ich komme immer wieder auf verschieden Tollheiten. Schreibe die süßesten Liebesbriefe an Zsolt. Bin so verliebt. Alle anderen Verehrer können mir wirklich gestohlen bleiben. Sein Foto drück ich an mein Herz. Jede Nacht vorm Einschlafen küsse ich es und träume, träume dass er mein wirklicher Geliebter wird. Der geliebte Mann meines Lebens. Sein Briefe sind mir das Liebste und heiligste, was ich hier besitze! Von Tag zu Tag wird meine Laune schlechter. Alles geht mir hier auf die Nerven! Es ist so eng, so eng hier. Die Zellen sie geben jedem nicht einmal zwei Quadratmeter Platz. Ich drehe durch! Da muss man ja Klaustrophobie bekommen. Heute scheint die Sonne! Denke immer wieder an Mutter Courage. Frauen können wirklich stark sein. Als meine erste Herangehensweise war es herauszufinden, wie ich mir eine berufliche Zukunft erträumen würde. Also was sind meine Träume heute? Ich will hier raus! Freiheit! Frei sein, ich will nur noch frei sein. Gefängnis, das ist doch wirklich eine Sackgasse. Endstation Sehnsucht! Die Antwort ist eigentlich neu und doch alt. Also ich würde gerne in die Lehre und Forschung gehen können und universitär einen Fuß hineinbekommen in das Getriebe derer, die denkend die Schüler von morgen dahin bringen können sich besser zu entfalten und weniger Fehler zu machen, als wir bzw. meine Generation es noch getan hat. Dahinter steht auch eine Genderthematik. Als nächstes schaue ich wieder einmal auf die Realität. Und dann bin ich wieder bei Brecht und bei der Arbeit von Peter Zadek am Deutschen Schauspielhaus. Ich bin wirklich eine Zeitzeugin, dieser Zeit. Lulu mit Susanne Lothar und Andi, und all die Gastspiele. Reineke Fuchs von Bogdanov und, und, und wie ich diese Zeit dort geliebt haben. Minks und seine Bühnenbilder. Das Ensemble und die Routine der täglichen Abendvorstellungen. Die Stimmung im Haus mit Paulus Manker und all den anderen wie Uwe Bohm und die Heldinnen, die Frauen. Heute Nacht war ich in der Kunstakademie in Prag, wie wir hinten bei den Bildhauern fotografiert haben und wie ich mich entspannt habe, angelehnt an die Objekte mit der Sonne zu schmusen. Mich unter dem Auge der Kamera zu rekeln. Ich liebe es Model zu stehen. „I am a model..., forever?“


Liebe Anuschka, ich weiß Du träumst genauso von Flucht, wie ich. Aber wir müssen hier durchhalten. Mein Traum Dich zu heiraten ist das Beste. Ich liebe Dich und freue mich so Dich getroffen zu haben. Geh nicht weg ohne mir weiter zu schreiben. Ich muss sicherlich noch zwei Monate oder drei hier bleiben. Bitte bleib meine Freundin, ja. Dein Valerie P.S. ich bin sehr eifersüchtig, wegen dem Jungen vom anderen Trakt, der immer sagt wie schön Du bist! Also, in der Schweiz habe ich eine sogenannte ruinierte Position. Meine Karten auch schlecht. So ein schöner Tag. Die Sonne scheint richtig in mein Herz. Ich hatte sehr viel Aufmerksamkeit und Scheinwerferlicht. Alle mögen mich. Wie beliebt ich bin. Das ist wirklich erstaunlich. Und dort ist das Niveau so hoch, dass ich kaum mithalten kann, auf der Uni. Dann blicke ich über meinen Tellerrand hinaus und sehe Chancen. Nur diese gehören gut vorbereitet. Und dann sehe ich mein privates und familiäres Leben an und weiß genau, dass ich meine Bindungen erhalten will. Zurück zu den Grundlagen und Daten aus „Probleme der Arbeit!“ Franz Kafkas, Prozess und Amerika sind die Werke die gerade meinen Alltag füllen. Heute Nacht habe ich dann davon geträumt, dass ich einen Wald durchqueren muss, ganz allein, der fürchterlich wild und gefährlich ist. Zum Schlafen suche ich mir immer einen großen Laubhaufen und buddle mich ein. Ich vermisse den Wald. Es wäre schön, wenn ich mit dem Job als Dozentin beginnen könnte. Auf dem Land zu leben. das wird mir gefallen. Der Wald am Stadtrand, war ja lange ein wichtiger Bestandteil meines täglichen Lebens. Bäume, Natur, freie Tiere. Ich möchte wieder frei sein. Ich fühle mich im wahrsten Sinne des Wortes eingesperrt!


Liebe Sophia Mühlbach, wie geht es DIr? Was ist geschehen in den letzten Jahren, in Deinem Leben? Ich freue mich von DIr zu hören, melde Dich bald, ja! Deine Anuschka. Erst einmal die Lernsystematik und Stundenplangestaltung, was mir sofort Probleme macht, weil ich im Moment meinen Tagesablauf nicht wirklich steuern kann. Dann stolpere ich über das Wort „Beingness!” Also, ich zitiere hier erst einmal die Bedeutung laut dem Buch von Seite 147:


Der Zustand des Seins ist als das Ergebnis davon definiert, eine Identität angenommen zu haben. (Aber wer bin ich?) Zum Beispiel den eigenen Namen, der eigene Beruf, die eigenen körperlichen Merkmale. (Wie sind meine?) Blaue Augen, braune Haare, ein hübsches Lachen und sonst? Jedes oder alle könnten die eigene Beingness genannt werden. Eine Beingness wird von einem selbst angenommen, wird einem gegeben oder erreicht. Also wen gibt es dann heute? Da benutze ich einmal das ARK Dreieck: Eine Frau die, die Affinität hat zu glauben sie könne die Sterne vom Himmel holen. Eine erwachsene Frau, eine abenteuerlustige Visionärin, die sich auch als Kampagnenentwicklerin für die Theaterszene sehen könnte und als Propagandistin und Sprachrohr für Menschen und deren Meinungen, die zu kurz kommen. So habe ich z.B. heute einmal einen Leserbrief wie folgt entwickelt. (Der ist scheinbar verloren gegangen!)


Just yesterday morning they let me know you where gone. Suzanne the plans they made put an end to you! I dream a dream!“ Ich träume davon einen Förderer zu finden, der es mir ermöglicht alle Bilder meines Lebens zu malen und alle Geschichte zu erzählen, die, welche ich bereits erlebt habe und jene, welche ich noch erleben werde!




Zurück zum Thema, wie finde ich mich, wer ich bin und wer ich sein werde? Heute, an einem Märztag, grau und ernst habe ich mir vorgenommen einmal die Geschichte meiner Ehe der schönen Seite zu betrachten. Eigentlich möchte ich für Maria und Sophia Erinnerungen festhalten, warum es sie gibt und warum sie die Eltern haben, die sie eben haben und warum es auch keine anderen hätten sein können, aber das habe ich bereits erzählt! Also, ich bin die Tochter einer sehr verträumten Frau. Meine Mutter hat immer erzählt, dass die Rehe in Ihre Wiege geschaut haben und wie sie über den Berg laufen musste, um in die Schule zu kommen. Dazu kommt noch Ihr starker Glaube an die Liebe und an eine Familie mit vielen Kindern. Überhaupt das Glück Kinder mit einem Mann zu haben, den man über alles liebt, das ist der Grundpfeiler ihrer Überzeugung. Und so ist es eine ewige Tragödie gewesen, dass Ihr erster Mann, Ihre erste Liebe, mein Vater eben nicht dieser Mann war. Sondern Ihr zweiter. Kunst und Musik, sowie die schönen Dinge, vor allem der schöne Gedanke und der Glaube an eine gute Gesellschaft, das hat sie als wesentliche Inhalte und tägliche wichtige Beschäftigungsfelder geprägt. Wir waren zu Hause fünf Kinder. Ich war die Älteste und meine Geschichte beginnt eigentlich an der Akademie der bildenden Künste. Meiner ersten Erinnerungen sind der dortige Garten und ein Esel, der darin lebte, dann kommt gleich Felix mit seinen Marionetten und dem Holzbein. Sein Atelier hat mich am Meisten beeindruckt. Danach kommen Erinnerungen an diese irren langen Gänge und diese Hausfassade mit der Treppe. Die Akademie hat mich als Gebäude sehr beeindruckt. Später war ich sehr glücklich dort studieren zu dürfen. Wenn ich durch die Gänge gelaufen bin, fühlte ich mich wieder, wie das kleine Mädchen von damals. Heute lese ich mal wieder Iphigenie. Diesmal die Fassung von Gerhart Hauptmann, „Iphigenie in Delphi“. Zwist und Unglück das ist auch der Inhalt meines Lebens geworden. Wie kann man ein Unheil abwenden? Wie kann man seine Hoffnung auf das Menschliche wieder finden?Liebe Petra und Bianca Kumasic, ihr zwei Schestern, ihr habt nie viel gerdet, damals in der Abschiebehaft. Ihr seid sehr unter Schock gestanden und habt so sehr Eure Familien vermisst. Habe ich recht? Habt Ihr noch Erinnerungen? Ich schreibe gerade ein Buch und würde gerne etwas über Euch erzählen. Gibt es Schäden aus dieser Zeit. Etwas, was ihr nie vergessen konntet und was bis heute Eurer Leben prägt? Freue mich von Euch zu hören, Eure Anuschka.


Die Liebe zu meinen Töchtern und meinem jetzigen Schatz, sind mein größter Halt. Meine Töchter, die mir so sehr fehlen und die ich so vermisse, die versuche ich mir herzuholen und ihnen nah zu sein, durch meine Erzählung, damit sie weiß, wie sehr ich sie liebe. Als ich acht Jahre alt war, heiratete meine Mutter dann noch einmal, das kam mir aber eher vor wie Joko Ono und John Lennons Hochzeit, wenn ich daran heute zurück denke. Sehr exotisch waren sie, mit langen Haaren und Vollbart auch sehr extravagant. Nun, Tanja und ich waren glücklich mit dieser neuen Welt einer eigenen und richtigen Familie. Mittags aßen wir oft in der Mensa und wir waren so richtige Unikinder, mit Kinderladen und vielen Freiheiten.Liebe Nathalie Kempinski, was ist aus Dir geworden? Bist Du verurteilt worden, oder konntest Du Deine Unschuld beweisenß Du hast uns so leid getan. Du warst noch so jung. Was hat das GEfängnis mit Dir gemacht? Schreibst Du mir? Deine Anuschka


Damals entwickelte ich eine etwas spießige und elitäre Vorstellung von einer feinen Welt in der ich leben wollte. Denke an den Roman von Ernst Jünger: „Auf den Marmorklippen“! Was bedeutet uns heute die abendländische Idylle. Und die Haltung der Adeligen, meiner Großeltern? „Einsamkeit ist besser, als schlechte Gesellschaft!“ Nur habe ich nie begriffen, warum sie so wenige Freunde hatten und kein gesellschaftliches Leben pflegten.


Das Sinnreich der Erde!“ von Konrad Weiß, ein Buch aus der Bibliothek meiner Großmutter. Sie war sehr belesen. Ich glaube sie hatte mindestens 12 Meter Bücherregale in allen Salons und Fluren. Das Ringen um das Lyrische ich und um Gotteszusammenhänge und das persönliche Weltverständnis, das war ihr Leben. Ihre Biografie sollte man irgendwann veröffentlichen. Ich habe sie sehr bewundert. „Zeugen sind besser als Urkunden.“ Darum lieb ich es jetzt auch so beim Urliopa Gerlach, es ist als würde ich mir meine Großeltern zurückholen, nur dass bei ihm alles ganz eng ist und zusammengerückt. Aber das Harendy Porzellan und all das Silber genauso, wie die ganzen Vitrinen voll mit Erinnerungsstücken sind für mich die Schätze der Großeltern, die irgendwann auch einem einmal gehören sollten. „Stille des Herbstes und Haus des Lebens“, von Albin Zollinger lese ich gerade. Liebe Frances Decang, wie geht es Dir heute? Wieviele Monate hast Du bekommen. Was hast Du für Erinnerungen an Deine Zeit im Gefängnis? Schreibst Du mir? Lieber Grüße Deine Anuschka
Die Aspekte, die in der Moderne in den Vordergrund traten, waren zum einen die Suche nach dem historischen Platon in der klassischen Altertumswissenschaft, zum anderen die Frage nach der Möglichkeit einer fortdauernden Aktualität seines Denkens unter den Bedingungen modernen Philosophierens.
Altertumswissenschaftliche Forschung
Friedrich Schleiermacher, Bildnis von Hugo Bürkner
Im englischen Sprachraum trug der einflussreiche Gelehrte Thomas Taylor (1758–1835) durch seine Platon-Übersetzungen, die lange nachwirkten, maßgeblich zur Verbreitung eines stark von der traditionellen neuplatonischen Perspektive geprägten Platon-Bildes bei. Er knüpfte auch persönlich an die religiösen Auffassungen der antiken Neuplatoniker an. Zur selben Zeit setzte in der deutschen Altertumsforschung eine entgegengesetzte Entwicklung ein; man bemühte sich um die Herausarbeitung der historischen Gestalt Platons und um eine genaue Abgrenzung seines authentischen Denkens von allen späteren Deutungen und Systematisierungsbestrebungen der Platonischen Akademie und der Neuplatoniker. Friedrich August Wolf (1759–1824) edierte einzelne Dialoge, sein Schüler Immanuel Bekker (1785–1871) veröffentlichte 1816–1823 eine kritische Gesamtausgabe der Werke – die erste seit 1602.
Eine außerordentlich große und nachhaltige Wirkung erzielten die deutschen Übersetzungen der meisten Werke Platons, die der Theologe und Philosoph Friedrich Schleiermacher ab 1804 publizierte. Schleiermacher war der Überzeugung, Platon habe seine Schriften nach einem vorgefassten Plan in einer festgelegten Reihenfolge ausgearbeitet, jeder Dialog baue auf dem vorhergehenden auf und sie stellten ein zusammenhängendes Ganzes dar. Es gebe keine ungeschriebene Lehre, die über die schriftlich fixierte Philosophie Platons hinausreiche. Schleiermacher gehörte mit seinem Freund, dem Frühromantiker Friedrich Schlegel, zu den führenden Vertretern der damals starken Strömung, welche die Bestrebungen, ein hinter den Dialogen stehendes philosophisches System Platons zu erschließen, kritisierte und die Auslegung dem Leser überließ. Statt der Frage nach einem Lehrgebäude nachzugehen, betonte man den dialogischen Charakter des platonischen Philosophierens. Für Schleiermacher sind Dialogform und Inhalt unzertrennlich, die Form ergibt sich aus Platons Überzeugung, dass das Erfassen eines fremden Gedankens eine Eigenleistung der Seele sei; daher müsse man die Dialoge als dazu konzipiert verstehen, den Leser zu dieser Tätigkeit zu bewegen. In seiner Dialogtheorie ging Schleiermacher von einer didaktischen Absicht Platons aus, die der Anordnung des Dialogwerks zugrunde liege. Ihm ging es nicht um eine Spiegelung von Platons eigener Entwicklung in der chronologischen Aufeinanderfolge seiner Werke.[230] Erst Karl Friedrich Hermann trug 1839 in Auseinandersetzung mit Schleiermacher den Entwicklungsgedanken vor.[231] Er gliederte die philosophische Entwicklung Platons in Phasen, denen er die Dialoge zuordnete.
1919 veröffentlichte der klassische Philologe Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff seine umfangreiche Platon-Biographie,[232] in der er den Lebensgang herausarbeitete und die Werke aus philologischer Sicht würdigte. Dort befasste er sich auch mit der Frage nach der von manchen Gelehrten bezweifelten Echtheit eines Teils der Platon zugeschriebenen Schriften, die bereits im 19. Jahrhundert lebhaft diskutiert worden war. Im 20. Jahrhundert gelang es den Forschern, hinsichtlich der meisten Werke Konsens zu erzielen und die ausufernde Authentizitätsdebatte auf einige wenige Dialoge und Briefe zu begrenzen. In der zweiten Jahrhunderthälfte gewann die Beschäftigung mit der ungeschriebenen Prinzipienlehre, der man zuvor meist mit großer Skepsis begegnet war, stark an Bedeutung. Fragen nach ihrer Relevanz und Rekonstruierbarkeit gehörten zu den intensiv und kontrovers diskutierten Themen der Platonforschung, ein Konsens ist nicht erreicht worden.
Rezeption Platons als Philosoph und Schriftsteller
Für Hegel standen die späten Dialoge (Parmenides, Sophistes, Philebos) im Vordergrund. Sie interessierten ihn unter dem Gesichtspunkt der Dialektik, denn er betrachtete die Dialektik Platons als Vorläufer seines eigenen Systems. Stärker von Platon und vom Neuplatonismus beeinflusst war Schelling. Er griff auf Begriffe wie den der Weltseele zurück, wobei er deren Bedeutung abwandelte.
Die im 19. und frühen 20. Jahrhundert weit verbreitete Verehrung Platons bezog sich auch auf seinen Stil. Man las die Dialoge als literarische Kunstwerke und pries die Übereinstimmung von literarischer Form und philosophischem Inhalt. Neben der Schönheits- fand die Liebesthematik, die schon in der Platon-Rezeption Hölderlins eine wichtige Rolle spielte,[233] besondere Beachtung. Zu den Platonikern zählte auch der Dichter Percy Bysshe Shelley.[234] Doch nicht nur Dichter und Romantiker, sondern auch Philologen begeisterten sich für den Schriftsteller Platon. So meinte Wilamowitz-Moellendorff, dass Platons gelungenste Dialoge „[…] an echtem Kunstwerte die vollkommenste Prosadichtung heute noch sind, also wohl bis zum jüngsten Tage bleiben werden. Ihr Stil war gewissermaßen gar kein Stil, denn er war immer wieder anders. Es ließ sich alles in ihm sagen, was ein Hirn denken und ein Herz fühlen kann, und es ließ sich in jeder Tonart sagen, tragisch und komisch, pathetisch und ironisch.“[235]
Wilamowitz bewunderte sowohl die schriftstellerische als auch die philosophische Leistung Platons. Sein Zeitgenosse und Gegner Nietzsche hingegen übte vernichtende Kritik an beidem:
„Plato wirft, wie mir scheint, alle Formen des Stils durcheinander, er ist damit ein erster décadent des Stils: er hat etwas Ähnliches auf dem Gewissen, wie die Cyniker, die die satura Menippea erfanden. Dass der Platonische Dialog, diese entsetzlich selbstgefällige und kindliche Art Dialektik, als Reiz wirken könne, dazu muss man nie gute Franzosen gelesen haben, – Fontenelle zum Beispiel. Plato ist langweilig. – Zuletzt geht mein Misstrauen bei Plato in die Tiefe: ich finde ihn so abgeirrt von allen Grundinstinkten der Hellenen, so vermoralisirt, so präexistent-christlich – er hat bereits den Begriff „gut“ als obersten Begriff –, dass ich von dem ganzen Phänomen Plato eher das harte Wort „höherer Schwindel“ oder, wenn man's lieber hört, Idealismus – als irgend ein andres gebrauchen möchte.“[236]
Der platonische Sokrates ist für Nietzsche ein Vertreter der „Sklaven- und Herdenmoral“ und als solcher ein Verneiner des „Lebensprinzips“, der sich dem Willen zur Macht widersetzt. Während Platon das überlegene Individuum in den Dienst des Staates stellt, tritt Nietzsche für eine umgekehrte Rangordnung ein.[237] Nietzsche verurteilt Platons Abwendung von der Welt der Sinne, die er als Flucht in das Reich der Ideen deutet. Aus seiner Sicht entspringen die Erkenntnisfähigkeiten des Menschen keiner höheren geistigen Sphäre, sondern sind lediglich Werkzeuge des blinden Willens, der sie verwendet, um sich die Welt anzueignen. Daher benutzt er Platons Terminologie ironisch, um die hierarchische Wertordnung des Platonismus umzukehren: „Meine Philosophie umgedrehter Platonismus: je weiter ab vom wahrhaft Seienden, um so reiner schöner besser ist es. Das Leben im Schein als Ziel.“[238]
Während bei Platon die Philosophie über der Kunst steht, weil sie sich unmittelbar mit den Ideen beschäftige, steht für Nietzsche die Kunst über der Philosophie, weil sich nur im künstlerischen Zugang zur Welt der alles antreibende Wille erschließe. Nur im „künstlerischen Schein“ lasse sich der Wille einfangen.
Wollte Nietzsche sich durch diese radikale Umwertung vom Platonismus befreien, so bleibt er für Martin Heidegger dennoch im Denkhorizont einer platonischen, die Welt in Sinnliches und Geistiges spaltenden Tradition, die zu überwinden sei. In Platons metaphysischer Annahme, dass Sinnliches und Geistiges getrennten Seinsbereichen angehören und zwischen ihnen eine hierarchische Ordnung besteht, sieht Heidegger den Anfang eines Verfallsprozesses der abendländischen Philosophiegeschichte, der mit Nietzsche einen letzten Höhepunkt erreicht habe. Wie Platon versuche auch Nietzsche alles Seiende auf ein einziges wahrhaft Seiendes zurückzuführen, nämlich den blinden Willen zur Macht. Heidegger resümiert: „[…] demzufolge bezeichnet Nietzsche seine eigene Philosophie als umgekehrten Platonismus. Weil Platonismus, ist auch Nietzsches Philosophie Metaphysik.“[239]
Eine radikale Gegenposition zur betonten Abwendung vieler moderner Denker vom Platonismus vertrat der russische Religionsphilosoph Wladimir Sergejewitsch Solowjow († 1900), der Platon studierte und ins Russische übersetzte. Er war stark von platonischer Metaphysik beeinflusst. Besonders beeindruckte ihn Platons Idee eines sich der Gottheit nähernden, vergöttlichten Menschen. Auch sonst fand Platons Gedankengut bei einzelnen osteuropäischen Philosophen Anklang. Zu ihnen gehörte vor allem Tomáš Garrigue Masaryk (1850–1937), der Gründer der Tschechoslowakei.
Da praktisch alle Themen, die in der Philosophiegeschichte eine Rolle spielen, bereits bei Platon zu finden sind, bemerkte der britische Philosoph und Mathematiker Alfred North Whitehead 1929 pointiert, die europäische philosophische Tradition bestehe aus einer Reihe von Fußnoten zu Platon.[240]
Während des Zweiten Weltkriegs verfasste Karl Popper, der Begründer des Kritischen Rationalismus, unter dem Eindruck der damaligen politischen Verhältnisse eine fundamentale Kritik an Platons Staatstheorie. Er sah den platonischen Idealstaat als Gegenmodell zu einer demokratischen, offenen Gesellschaft, deren Vorkämpfer Perikles gewesen sei, und behauptete, Platon habe die Lehren des Sokrates pervertiert und ins Gegenteil verkehrt.[241] Platon habe die Suche nach einer überlegenen Staatsordnung auf die Machtfrage reduziert, statt nach Institutionen zu fragen, die Herrschaft begrenzen und dem Machtmissbrauch vorbeugen können. Mit seinem Konzept eines kleinen, statischen, abgeschlossenen Ständestaats sei er ein Vorläufer des modernen Totalitarismus und Feind des Individualismus und der Humanität. Außerdem wandte sich Popper gegen den unwandelbaren Charakter der platonischen Idee des Guten. Seine Streitschrift löste eine lebhafte Debatte aus.[242]
In vielen modernen Kontexten wird der Begriff „Platonismus“ für einen wie auch immer gearteten metaphysischen Realismus von Begriffen bzw. Universalien verwendet, da diese „realistischen“ Positionen („Universalienrealismus“) eine mehr oder weniger entfernte Ähnlichkeit mit Platons Ideenlehre aufweisen, die als ein Hauptbestandteil seiner Philosophie bekannt ist.

Gesamtausgaben und Übersetzungen

Die Werke Platons werden noch heute nach den Seiten- und Abschnittzahlen der Ausgabe von Henricus Stephanus (Genf 1578), der sogenannten Stephanus-Paginierung, zitiert.
Gesamtausgaben ohne Übersetzung
  • John Burnet (Hrsg.): Platonis opera. 5 Bände, Oxford University Press, Oxford 1900–1907 (kritische Ausgabe; mehrfach nachgedruckt)
  • Platonis opera. Oxford University Press, Oxford 1995 ff. (maßgebliche kritische Edition; ersetzt die Ausgabe von Burnet, aber bisher nur Band 1 erschienen)
Übersetzungen (deutsch)
Friedrich Schleiermachers Übersetzung, die zwischen 1804 und 1828 (3. Auflage 1855) in Berlin erschien, ist auch heute noch im deutschsprachigen Raum verbreitet und wird – teilweise in etwas umgestalteter Form – nachgedruckt.
  • Otto Apelt (Hrsg.): Platon: Sämtliche Dialoge. 7 Bände, Meiner, Hamburg 2004, ISBN 3-7873-1156-4 (ohne griechische Texte; Nachdruck der Ausgabe Leipzig 1922–1923)
  • Gunther Eigler (Hrsg.): Platon: Werke in acht Bänden. 6., unveränderte Auflage, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2010 (1. Auflage 1970–1983), ISBN 978-3-534-24059-3 (kritische Ausgabe der griechischen Texte; leicht bearbeitete Übersetzungen von Schleiermacher)
  • Platon: Jubiläumsausgabe sämtlicher Werke, eingeleitet von Olof Gigon, übertragen von Rudolf Rufener, 8 Bände, Artemis, Zürich/München 1974, ISBN 3-7608-3640-2 (ohne griechische Texte)
  • Ernst Heitsch, Carl Werner Müller u. a. (Hrsg.): Platon: Werke. Übersetzung und Kommentar. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen ab 1993 (ohne griechische Texte; verschiedene Übersetzer; bisher 14 Bände erschienen)
  • Helmut von den Steinen: Platonica I. Kleitophon, Theages. Eine Einführung bei Sokrates. Herausgegeben von Torsten Israel. Queich-Verlag, Germersheim 2012, ISBN 978-3-939207-12-2 (metrisch geformte, szenisch gestaltete künstlerische Übertragung; weitere Bände noch nicht erschienen)
Übersetzungen (lateinisch, mittelalterlich)
  • Plato Latinus, hrsg. Raymond Klibansky, 4 Bände, London 1940–1962 (Bd. 1: Meno, interprete Henrico Aristippo; Bd. 2: Phaedo, interprete Henrico Aristippo; Bd. 3: Parmenides … nec non Procli commentarium in Parmenidem, interprete Guillelmo de Moerbeka; Bd. 4: Timaeus a Calcidio translatus commentarioque instructus)

Literatur

Handbücher
Biographisches und Historisches
  • Debra Nails: The people of Plato. A prosopography of Plato and other Socratics. Hackett, Indianapolis 2002, ISBN 0-87220-564-9
  • Alice Swift Riginos: Platonica. The Anecdotes concerning the Life and Writings of Plato. Brill, Leiden 1976, ISBN 90-04-04565-1
Einführungen und Allgemeines
  • Gernot Böhme: Platons theoretische Philosophie. Metzler, Stuttgart 2000, ISBN 3-476-01765-6 (systematische Darstellung der Philosophie mit besonderer Berücksichtigung wissenschaftsgeschichtlicher Aspekte; Grundkenntnisse werden vorausgesetzt)
  • Michael Bordt: Platon. Herder, Freiburg 1999, ISBN 3-451-04761-6 (Einführung, auch für Leser ohne Vorkenntnisse geeignet)
  • Karl Bormann: Platon. 4. Auflage, Alber, Freiburg 2003, ISBN 978-3-495-48094-6 (Einführung in die Ideenlehre, Seelenlehre und Staatslehre)
  • Luc Brisson u. a.: Platon. In: Richard Goulet (Hrsg.): Dictionnaire des philosophes antiques, Bd. 5, Teil 1, CNRS Éditions, Paris 2012, ISBN 978-2-271-07335-8, S. 630–863 (Forschungsübersicht)
  • Michael Erler: Platon. Beck, München 2006, ISBN 3-406-54110-0 (auch für fachfremde Leser geeignete Einführung)
  • Herwig Görgemanns: Platon. Winter, Heidelberg 1994, ISBN 3-8253-0203-2 (Einleitung mit besonderer Berücksichtigung philologischer Aspekte)
  • Franz von Kutschera: Platons Philosophie. 3 Bände, Mentis, Paderborn 2002 (Gesamtdarstellung aus philosophischer Perspektive; Kenntnis von Platons Werken wird vorausgesetzt)
  • Uwe Neumann: Platon. Rowohlt, Reinbek 2001, ISBN 3-499-50533-9 (Einführung für Leser ohne Vorkenntnisse)
  • Gyburg Radke: Die Theorie der Zahl im Platonismus. Ein systematisches Lehrbuch. Francke, Tübingen 2003, ISBN 978-3-7720-3343-8 (Lehrbuch der platonischen Wissenschaftstheorie)
  • Georg Römpp: Platon. Böhlau, Köln u.a. 2008, ISBN 978-3-8252-3007-4 (Überblick über einige zentrale Themen)
  • Thomas Alexander Szlezák: Platon lesen. Frommann-Holzboog, Stuttgart-Bad Cannstatt 1993, ISBN 3-7728-1577-4 (Anleitung zum Umgang mit Werken Platons; keine systematische Darstellung der Philosophie)
  • Barbara Zehnpfennig: Platon zur Einführung. 4., ergänzte Auflage. Junius, Hamburg 2011, ISBN 978-3-88506-348-3 (Überblick über das Gesamtwerk für Leser ohne Vorkenntnisse)
Schriftlichkeit, ungeschriebene Lehre
  • Konrad Gaiser: Platons ungeschriebene Lehre. 3. Auflage, Klett-Cotta, Stuttgart 1998, ISBN 978-3-608-91911-0
  • Giovanni Reale: Zu einer neuen Interpretation Platons. Eine Auslegung der Metaphysik der großen Dialoge im Lichte der „ungeschriebenen Lehren“. 2., erweiterte Auflage, Schöningh, Paderborn 2000, ISBN 3-506-77052-7 (allgemeinverständliche Darstellung, daher als Einführung geeignet)
  • Christina Schefer: Platons unsagbare Erfahrung. Ein anderer Zugang zu Platon. Schwabe, Basel 2001, ISBN 3-7965-1561-4
  • Arbogast Schmitt: Die Moderne und Platon. Zwei Grundformen europäischer Rationalität. 2. Auflage, Metzler, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-476-02245-5
  • Thomas Alexander Szlezák: Platon und die Schriftlichkeit der Philosophie. Teil 1: Interpretationen zu den frühen und mittleren Dialogen, Teil 2: Das Bild des Dialektikers in Platons späten Dialogen. De Gruyter, Berlin 1985–2004, ISBN 3-11-010272-2 bzw. ISBN 3-11-018178-9
  • Jürgen Villers: Das Paradigma des Alphabets. Platon und die Schriftbedingtheit der Philosophie. Königshausen & Neumann, Würzburg 2005, ISBN 3-8260-3110-5
Handlungstheorie
  • Wolfram Brinker: Platons Ethik und Psychologie. Philologische Untersuchungen über thymetisches Denken und Handeln in den platonischen Dialogen. Lang, Frankfurt am Main 2008, ISBN 3-631-53520-1
  • Clemens Kauffmann: Ontologie und Handlung. Untersuchungen zu Platons Handlungstheorie. Alber, Freiburg 1993, ISBN 3-495-47758-6
Erkenntnistheorie und Kosmologie
  • Theodor Ebert: Meinung und Wissen in der Philosophie Platons. De Gruyter, Berlin 1974, ISBN 3-11-004787-X
  • Andrew Gregory: Plato’s Philosophy of Science. Duckworth, London 2000, ISBN 0-7156-2987-5
  • Filip Karfik: Die Beseelung des Kosmos. Untersuchungen zur Kosmologie, Seelenlehre und Theologie in Platons Phaidon und Timaios. Saur, München 2004, ISBN 3-598-77811-2
  • Richard D. Mohr: The Platonic Cosmology. Brill, Leiden 1985, ISBN 90-04-07232-2
Das Gute
  • Marcel van Ackeren: Das Wissen vom Guten. Bedeutung und Kontinuität des Tugendwissens in den Dialogen Platons. Grüner, Amsterdam 2003, ISBN 90-6032-368-8
  • Rafael Ferber: Platos Idee des Guten. 2. (erweiterte) Auflage, Richarz, Sankt Augustin 1989, ISBN 3-88345-559-8
Mythos
Literaturtheorie
  • Stefan Büttner: Die Literaturtheorie bei Platon und ihre anthropologische Begründung. Francke, Tübingen 2000, ISBN 3-7720-2754-7
Politik
Lexika
  • Michael Erler: Kleines Werklexikon Platon. Kröner, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-520-50201-8
  • Olof Gigon und Laila Zimmermann: Platon. Lexikon der Namen und Begriffe. Artemis, Zürich 1975, ISBN 3-7608-3639-9
  • Hugo Perls: Lexikon der Platonischen Begriffe. Francke, Bern/München 1973
  • Christian Schäfer: Platon-Lexikon. Begriffswörterbuch zu Platon und der platonischen Tradition. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2007, ISBN 978-3-534-17434-8
Konkordanzen
  • Roberto Bombacigno: Lexicon. I: Plato. Biblia, Milano 2003, ISBN 88-87682-06-2 (Wortkonkordanz zur Platon-Ausgabe von John Burnet; CD-ROM beigefügt)
  • Leonard Brandwood: A Word Index to Plato. Maney, Leeds 1976, ISBN 0-901286-09-5
Rezeption
  • Werner Beierwaltes (Hrsg.): Platonismus in der Philosophie des Mittelalters. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1969
  • Heinrich Dörrie, Matthias Baltes: Der Platonismus in der Antike. Grundlagen – System – Entwicklung. Bände 1 bis 7/1, Stuttgart–Bad Cannstatt 1987–2008, ISBN 3-7728-0358-X (zahlreiche Quellentexte zur Beurteilung und Nachwirkung Platons in der Antike mit deutschen Übersetzungen und ausführlichen Kommentaren; noch nicht abgeschlossen)
  • James Hankins: Plato in the Italian Renaissance. Brill, Leiden 1994, ISBN 90-04-10095-4
  • Raymond Klibansky: The Continuity of the Platonic Tradition during the Middle Ages. Kraus, Millwood (New York) 1982, ISBN 0-527-50130-1 (ergänzter Nachdruck der Ausgabe London 1937)
  • Theo Kobusch, Burkhard Mojsisch (Hrsg.): Platon in der abendländischen Geistesgeschichte. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1997, ISBN 3-534-12956-3
  • František Novotný: The Posthumous Life of Plato. Nijhoff, Den Haag 1977, ISBN 90-247-2060-5 (umfassende Darstellung von Platons Tod bis zum 20. Jahrhundert)
Bibliographien
  • Luc Brisson: Platon: 1990–1995. Bibliographie. Vrin, Paris 1999, ISBN 2-7116-1412-3
  • Luc Brisson, Benoît Castelnérac: Platon: 1995–2000. Bibliographie. Vrin, Paris 2004, ISBN 2-7116-1698-3


Der Einfluss von Hölderlin und Rilke ist spürbar. Ich nehme ihn als Vorbild. Erinnerungen, Träume, Landschaften und Ereignisse miteinander zu einem Zeitzeugendokument zu verflechten.


Wer anderen hilft wird nicht arm sein, wenn er stirbt!“


Denke an den Tag, als, mein Vater mich wegbrachte. Dieser Wintertag an dem er mich in die Fremde brachte war der traurigste Moment meines Lebens. Ich werde nie vergessen wie ungern ich ihn verließ und was es für mich für eine Katastrophe war, zu meiner Mutter, die ich zwei Jahre nicht gesehen hatte und gar nicht mehr kannte zu kommen. „...eine Katastrophe!“ Ich liebe es Nina Hagen dieses Wort verzerrt in dem Song: „Romeo und Julia“ mit Udo Lindenberg. Überhaupt zwei Sänger und Stars, die ich total liebe. Ich kam mir vor wie ein Aschenputtel und habe jahrelang darüber geweint, dass ich meinen Vater nicht mehr sah. „Weine nicht, Anuschka!" Zwar war es nett plötzlich eine Schwester zu haben aber ansonsten habe ich gar keine gute Erinnerung. Ich fühlte mich sehr hässlich, sehr im Stich gelassen und sehr verlassen. Dieses Gefühl holt mich immer wieder ein und passiert mir immer wieder in meinem Leben. Wobei ich zwar versuche etwas selbst zu analysieren um mir zu erklären, warum mir was passiert im Leben, aber ich glaube nicht wirklich zu begreifen was eigentlich wie zu begründen ist. Es kann auch sein, dass ich indirekt meiner Mutter einen ewigen Vorwurf mache, dass sie mich bei meinem Vater gelassen hat bzw., dass sie sich von ihm getrennt hat.


Liebe Ilse Sommer, nun ist viel Zeit vergangen. Inzischen ist die Mauer gefallen. Japan ist fast untergegangen und China wird immer mächtiger. Und Du? Was machst Du? Was sit aus Dir geworden. Magst Du, wenn ich über Dich schreibe? Wenn ich berichte, wie traurig und zugleich schön Du immer warst? Schreib mir, es würde mich sehr freuen, Deine Anuschka


Mich mit anderen Rollen und Personen zu identifizieren, das hätte eigentlich auch eine gute Schauspielerin aus mir gemacht. Aber ich wollte ein größeres Leben.


Liebesgeschichten, die gut ausgehen“, von Isabel Allende, Doris Dörrie und anderen, die brauche ich immer wieder und an ein Happy End glauben zu können. Scheidung der Eltern das ist immer ein Drama, für jedes Kind. Ich habe es auch besonders schlimm empfunden. Wenn dem so ist, das ich damit auch noch heute meine Familie vor den Kopf stoße, dann tut mir das leid. Weil ich meiner Mutter ihre Liebe und ihre Ehe wirklich gönne und denke, dass sie sehr glücklich ist. Perspektiven, wie man etwas betrachtet und in welchen Zusammenhängen vergangene Ereignisse bewertet werden haben immer auch eine Bedeutung für das Heute. Daher möchte ich klug sein und niemanden verletzten und schon gar nicht die Zukunft meiner Kinder irgendwie negativ beeinflussen.


Mut zur Wahrheit, bedeutet eben auch sich nicht zu scheuen vor der Kritik und den Gemeinheiten der Allgemeinheit. Dem hässlichen Gerede zum Beispiel. Ich liebe es, wenn ein zartes Band gesponnen wird, zwischen Ereignissen, Gedanken und dem Wollen und Träumen. Was das für schöne Namen sind: Isamu, Reiko, Goro, Nomi, Shidzue. Was ist das, ein japanische Identität? Denke immer an den Kimono, den meine Mutter getragen hat. Das muss doch eigentlich ein Geschenk meines Vaters gewesen sein. Die Bilder, das Wörterbuch und all die Pakete und Geschenke, wie ich sie mochte. Wie ich mich nach einem Leben mit ihm gesehnt habe. So gerne hätte ich meinen Vater begleitet, so gerne wäre ich bei ihm gewesen. Julie Shigekuni, die die Brücken der Sehnsucht geschrieben hat, berührt mich sehr. Ein neues Leben in San Francisco zu leben, als Japanerinnen. Das ist bestimmt schwer gewesen. Ich identifiziere mich immer mit den Kirschblüten und dem Sushi-Essen.Liebe Suzanna Zuep, Du bist wieder zurück in Moldawien? Es scheint so, als wenn Dein Wunsch die Kluft zwischen Arm und Reich zu bewältigen und in den Westen zu kommen und dort ein eigenes Modegeschäft zu besitzen nicht gelungen ist. Bist Du jetzt reich? Lebst Du in einem schönen Haus, oder bist Du arm geblieben? Du bist so unglücklich gewesen, weil es Dir nicht gelungen ist, in den Westen zu kommen. Schon damals nicht. Es tut mir leid, das Dein Traum gestorben ist. Deine Anuschka, schick mir doch bitte ein paar Bilder, wie Du jetzt aussiehst, ja, für mein Buch.


Vielleicht liebe ich daher den Frühling hier so sehr. Das Schreiben gehört zu meiner Lieblingsbeschäftigung. Daran gefällt mir alles. Das Layout zu machen und die Auswahl der Texte und Geschichten, die klassische Präsentation und die Qualität, eines Verlages sind mir wichtig. Jahre später, ich sitze über der Überarbeitung und in Erinnerung an meine Zeit im Gefängnis und was es heute aus mir gemacht hat, ein Häufchen Elend, welche immer wieder Angst davor hat wieder ins Gefängnis zu kommen. Ein neuer Tag, Franz Leslie arbeitet an den drei Beethoven Sonaten Nr. 1 A-Dur, Nr. 9 A-Dur und Nr. 10 G-Dur für das Konzert am 17. Januar in der Münchner Residenz im Max-Joseph Saal mit Andrea Gajic. Katja schreibt und ich sitze nach einem schönen Frühstück in dieser kreativen Atmosphäre und denke an meine Mädchen in Kirchdorf, die jetzt aus der Kirche kommend glücklich mit der Gerlach-Cousinage spielen. Zu mindestens hoffe ich das. Ob sie im großen Haus sind, oder bei den Großeltern? Dietrich Dörner, „Die Logik des Misslingens“, strategisches Denken in komplexen Situationen. Das beschäftigt mich immer und immer wieder.


Liebe Marietta Brown, na, hat es geklappt, beim nächsten Mal? Ich freue mich für Dich, das Du jetzt in Paris lebst. Bist Du glücklich? Schreib mir doch ein paar Zeilen, wie es Dir jetzt geht, Deine Anuschka.


Es ist schon eigenartig gewesen, wie sich alle aus dem Gutshaus zurückgezogen haben, als ich dort das Revier übernommen habe. Weil ich so viel verändert habe, weil ich alle Erinnerungen zerstört habe und neue Räume und Welten entstanden sind. War es Rivalität oder Ablehnung, ich mochte sie im Grunde alle gleich gern, meine Schwägerinnen. Und haben auch jetzt noch so schwesterliche Gefühle, geprägt jetzt von negativen Erinnerungen und auch wirklichen Verwunderungen und Schmerzen. Nun gut, das ist ein anderes Kapitel.


Liebe Beatrice Bancelier, hast Du die große Liebe gefunden? Bist Du glücklich? Was macht Dein Leben jetzt aus? Hast Du eigene Kinder, vielleicht einn schönes Haus? Erzähl mir ein bischen, was aus Dir geworden ist. Es interessiert mich sehr. Deine Anuschka Soviele Briefe habe ich inzwischen geschrieben und so enorm viele Anworten bekommen. Wie das weitergehen wird, ob es mich ewig verfolgen wird, dieses Kapitel meines Lebens? Man soll eben keine Experimente machen. Es braucht immer eine Situationsanalyse, um eine Realität zu begreifen. Fern- und Nebenwirkungen dürfen nicht außer Acht gelassen werden. Negative Reaktionen werden falsch interpretiert und dann scheitert man an der Realität. Hier geht es um meine Erinnerungen an den Vater meiner Töchter und unsere gemeinsame Zeit. Wie es begann. Nun es begann an einem Szecheny–Cocktail im Johanns Club in Zürich. Ich lerne damals meine Schwiegermutter kennen, eine geboren Szecheny, Veronika F. Irgendwie gefiel ich ihr. Liebe Elena Licht, wie hast Du Dein Leben nach der Zeit im Gefängnis verbracht? Musstest Du lange sitzen? War es schlimm. Hast Du danach wieder weitergemacht mit all Deiner kriminellen Energie? Oder bist Du in der Kreativ Wirtschaft gelandet? Ich stelle mir vor, dass Du fleißig und klug wie Du bist sicher Karriere gemacht hast, oder nicht? Schreib mir, Deine Anuschka.


Also, sie lud mich ein, einmal auf Besuch in das Dorf und ihr Gutshaus zu kommen. In der Folge wurde ich zu einem Sommerfest von Vanessa, meiner späteren Schwägerin eingeladen, die nach England zum Studieren ging. Auf diesem Fest sahen wir uns zum ersten Mal. „Mir träumt von einer Liebe sogar, einer schweigsam schönen und reinen, wie jene erste, heilige war, und ich kann noch um sie weinen.“ Gedichte von Hesse, habe ich in der Hand. Jedenfalls erinnere ich mich kaum mehr an dieses Sommerfest. Liebe Jacquline Hagebuch, wie geht es Dir? Hast Du inzwischen eine gerechte Arbeit mit einem gerechtem Lohn? Ich fand Dich immer so umwerfend anspruchsvoll und strak. Was ist aus Dir geworden. Schreibst Du mir? Liebe Grüße, Deine Anuschka.
Der Euphrat ([ˈɔʏ̯frat], griech. Εὐφράτης, Euphrátēs, arabisch ‏الفرات, DMG al-Furāt, kurdisch Firat, türkisch Fırat) ist der größte Strom Vorderasiens.

Verlauf

Der Euphrat hat eine Länge von 2736 km. Mit seinem längsten Quellfluss, dem Murat, hat er eine Länge von 3380 km. Der andere Quellfluss ist der Karasu (Schwarzes Wasser). Die beiden Quellflüsse entspringen in der Türkei im Inneren Taurusgebirge und fließen ziemlich parallel in westlicher Richtung. Sie vereinen sich an der Keban-Talsperre (675 km²; 31 km³) zum Euphrat. Danach fließt der Strom durch die Karakaya-Talsperre (268 km²; 9,58 km³), den Atatürk-Stausee (817 km²; 48,7 km³) und die Euphrat-Staustufe Birecik (1,2 km³). Der Oberlauf des Flusses markiert dabei die historische Grenze zwischen Kleinasien und Mesopotamien. Anschließend durchfließt er Syrien, den durch die Tabqa-Talsperre aufgestauten Assad-Stausee und den Irak mit der Haditha-Talsperre (500 km²; 6,4 km³) in südöstlicher Richtung. Dort vereinigt er sich mit dem Tigris zum Schatt al-Arab, der in den Persischen Golf mündet.
Der Euphrat bei Rumkale nahe Zeugma.
Der Wasserstand des Euphrat ist im September am tiefsten und steigt bis Mai auf seinen Höchststand an. Bei der Schneeschmelze können am Oberlauf in der Türkei Frühjahrshochwasser auftreten. Der Euphrat spielte bereits zu Zeiten der mesopotamischen Hochkulturen eine große Rolle für die Wasserversorgung des Landes. Zugleich bildete er in antiker Zeit eine wichtige Verkehrsverbindung. Abschnitte mit Stromschnellen wie bei der Flussenge al-Khanuqa in Zentralsyrien, die ein Fortkommen erschwerten, waren daher von strategischer Bedeutung. Hier wurden Festungen errichtet.
Der Fluss, der mit Flößen auf vielen seiner großen und kleinen Nebenflüsse schiffbar ist, kann auf einer Länge von 720 Kilometern mit kleinen Booten befahren werden. Obwohl der Wasserpegel durch Schleusen erhöht wird, kann die Wassertiefe während der Trockenzeit zwischen Dezember und März auf nur 60 Zentimeter sinken. Wo der Euphrat in weiten Abschnitten unfruchtbare und trockene Wüstensteppe durchquert, wird er als Flussoase für den Bewässerungsfeldbau u. a. mit Baumwolle und Getreide verwendet. Zu diesem Zweck werden stellenweise Kanäle abgeleitet. Für die Gewinnung von Energie und zur Bewässerung von Feldern wurden seit den 1970er Jahren mehrere Stauanlagen errichtet. Seit dem Bau mehrerer Dämme im oberen Flussabschnitt und der damit möglichen Kontrolle der Wasserführung des Euphrat von Seiten der Türkei kam es wiederholt zu Auseinandersetzungen zwischen der Türkei, Syrien und dem Irak. Nach der Errichtung des etwa 630 Quadratkilometer großen Assad-Stausees in Syrien verschärfte sich das Problem der Wasserversorgung für den Irak weiter. 1985 wurde der Thartharkanal, der den Euphrat mit dem Tigris verbindet, fertiggestellt. Die in den vergangenen Jahrzehnten ständig zunehmende Wasserentnahme hat nach Angaben der Vereinten Nationen zu nachhaltigen Veränderungen im Tal des Euphrat geführt. Offiziellen Angaben zufolge sind etwa 90 Prozent der Region durch menschliche Einwirkungen geschädigt. Das Marschland von Mesopotamien ist mittlerweile nahezu vollständig ausgetrocknet. Zusammen mit seinem Zwillingsfluss Tigris bildet der Euphrat, dessen Einzugsgebiet 765.831 km² umfasst, das Zweistromland.
Einbaum auf dem Schatt al-Arab
Am mittleren und unteren Euphrat befinden sich die Ruinenhügel ehemals bedeutender Städte wie Emar, Tuttul, Terqa und Mari in Syrien; Uruk, Ur und Babylon im Irak. Moderne Städte sind am Mittellauf in Syrien Ar-Raqqa und Deir-ez-Zor; Haditha, Karbala und Nadschaf liegen im Irak. Im Süden des Irak leben die Marsch-Araber.

Geschichten und Erzählungen

Laut der Genesis soll sich das Paradies zwischen den Flüssen Pischon, Gichon, Chidekel und Euphrat befinden.
Nach mesopotamischem Mythos entspringen Euphrat und Tigris den Augen der Urgöttin Tiamat, die von Marduk getötet wurde und aus der er Himmel und Erde formte.
Den Griechen galt der Euphrat wie sein Bruder Tigris als Sohn des Pontos und der Thalassa.

Der Name Euphrat

Das Wort Euphrat ist die griechische Version des altpersischen Wortes Ufrat. Auf Hebräisch und Aramäisch heißt es Prâth/Froth, auf Armenisch:Եփրատ Yeṗrat, auf Arabisch Al-Furat الفرات, auf kurdisch Firat oder Ferat und auf alt-Assyrisch Pu-rat-tu. Der sumerische Herrscher Gudea nannte den Fluss Buranun.
Die altpersische Version Ufrat, von der die meisten anderen Bezeichnungen abgeleitet wurden, stammt vom zusammengesetzten Begriff Huperethuua ab, was „gut zu überqueren“ bedeutet. Das Wort Hu heißt „gut“ und Peretu „Furt“.
In der Einheitsübersetzung der Bibel wird der Strom Eufrat genannt. Bei der Beschreibung des Garten Eden findet sich die Bezeichnung Perat.

Siehe auch

Literatur

Blume, Baum, Vogel. Heute kommt soviel Post. Es wird ein dicker Roman werden müssen, wenn ich alle Berichte hineinbekommen will.
Jetzt werde ich unterbrochen. Ich soll weiterschreiben an den Geschichten der anderen und von meiner eigenen lassen, die ist ja doch nicht so wichtig. Für wen? Als Dokument und als Reflektion, welch unglaubliche Ereignisse ein ganzes Leben für immer verändern können. Es herrscht Krieg nicht nur in meiner Seele!
Liebe Winnie Buchbaum, schreib mir. Wie lange musstest Du im Gefängnis bleiben? Warst Du gleich frei, nach der Abschiebung? Wie sah Dein Urteil aus? Es tut mir leid, das Du dann so einen schlimmen Bürgerkrieg erleben musstest. Hören wir uns, darf ich über Dich schreiben? Ich schick Dir meine Intereviewbögen mit. Sei so lieb und beantworte mir ein paar Fragen, ja. Danke, Deine Anuschka.


Was würden Sie machen, wenn eine Atomkatastrophe geschieht, sind Sie darauf vorbereitet? Welche Traumatas aus Ihrem Leben sind für sie von Bedeutung? Was wäre Ihnen lieber, wenn es nicht geschehen wäre, in Ihrem Leben? Wovon träumen Sie?


Haben Sie Tagträume? Haben Sie schon einmal Ihre Träume analysiert? Unbewusst oder bewusst reflektieren Sie Ihre Handlungen? Ist Ihnen der Besuch von Tragödien am Theater wichtig?Wer reitet so spät durch Nacht und Wind?
Es ist der Vater mit seinem Kind;
Er hat den Knaben wohl in dem Arm,
Er fasst ihn sicher, er hält ihn warm.


Mein Sohn, was birgst du so bang dein Gesicht? —
Siehst, Vater, du den Erlkönig nicht?
Den Erlenkönig mit Kron’ und Schweif? —
Mein Sohn, es ist ein Nebelstreif. — Donner Summer, back in love again. Soll ich es wagen, diese Ehe, ohne Liebe? Ich war nicht besonders glücklich und beschloss für zwei Wochen ins Kloster zu den Klarissinnen zu gehen um für diese Ehe zu beten. Das hätte ich dann wohl auch während der Ehe regelmäßig machen müssen, damit sich all die Schwierigkeiten und Probleme, die dann kamen nicht so ausgeweitet hätten. Liebe Angela Carlos, bist Du immer noch so enorm dünn?
Liebe Zoe Hochegger, Du warts für mich immer eine so reine und gute Frau. was ist aus Dir geworden? Warst Du lange im Gefängnis? Haben sie Dich verurteilt? Bitte erzähl mir Deine Geschichte. Was ist alles passiert, seit damals? Alles Liebe, Deine Anuschka.
Aber wer ist dann der Auserkorene, und warum, und was macht ein gutes Leben so aus? Die Basis ist sicher das geliebt werde und um sich herum Menschen zu haben, die man lieben kann und darf.
Wie glücklich ist man da, mit einem Morgengebet oder sonstigen Anbetungen und Andachten schon ganz in der Früh. Am Ende dann den Tag glücklich zu beenden und zufrieden zu sein mit seinem Tageswerk das ist der nächste wichtige Punkt. Also diese Mobilität und die daraus resultierend. Wer nach Mitte durchkam, wurde in die Baugruben der künftigen Hochhäuser der Leipziger Straße getrieben. Oberschüler und Studenten wurden relegiert. Charly, der sich bei seiner Festnahme gewehrt hatte, bekam seine erste Gefängnisstrafe, die ihm später als „Wiederholungstäter“ siebzehn Jahre DDR-Knast einbrachte, darunter viele Jahre Einzelhaft, zum Teil in Kellerzellen. Frei wie ein Vogel sein zu können. Hinzuziehen, in den Süden, im Sommer und zurückzukehren, wenn die Ernte auf den Feldern steht?
Ich bin in Berlin. Ich mag Berlin und ich freue mich das es keine Mauer mehr gibt. Hier gibt es kaum Felder und Wiesen. Schon am Rand, an der Mauer. Landwirte sind kaum mehr da. Die sind hinter der Mauer. Auf die Felder dürfden wir nicht. Wir, wir müssen durch die Zone fahren. Wenn ich aus dem Fenster blicke, ist da die Gefängnismauer. Die andere Mauer, die ist schon gefallen. Ich, ich bin ja frei, nun, Erwachsen. Die Gefängnismauer hat nicht mehr die Bedeutung einer Mauer. Die schreckt mich nicht. Ich arbeite ja hier. Das hier ist nur noch ein Ort für Erinnerungen. Und das hier, das ist ein besonders wichtiger Ort geworden. Zeitzeugen berichten und ich. Ich kann das politisch nur untertsützen. Ich freue mich, ich kann mich mit dieser Aufgabe und Arbeit total identifizieren. Ich könnte für immer hier im Gefängnis bleiben wollen. Es tröstet mich. Außerdem habe ich im Grundwald eine schöne Wohnung in einem Haus mit Schwimmbad und ein Pferd für die täglichen Ausritte. Was für ein Kontrast. Mesopotamien (griechisch Μεσοποταμία Mesopotamia; aramäisch ܒܬ ܢܗܪܝܢ Beth Nahrin; arabisch ‏بلاد ما بين النهرين, DMG Bilād mā baina n-Nahrain), auch Zweistromland, bezeichnet die Kulturlandschaft in Vorderasien, die durch die großen Flusssysteme des Euphrat und Tigris geprägt wird.
Zusammen mit Anatolien, der Levante im engeren Sinne und dem Industal gehört es zu den wichtigen kulturellen Entwicklungszentren des Alten Orients. Mit Zweiterer bildet es einen großen Teil des so genannten Fruchtbaren Halbmonds, in welchem sich Menschen erstmals dauerhaft niederließen und Ackerbau sowie Viehzucht betrieben. Während sich dieser Prozess vor allem auch am nördlichsten Rand Mesopotamiens vollzog, entwickelte sich in seinem Süden mit den Sumerern die erste Hochkultur der Menschheitsgeschichte. Ihnen folgten die Aramäer, Assyrer und Babylonier, bevor mit den Persern erstmals eine außerhalb Mesopotamiens entstandene Kultur dauerhafte Kontrolle über die Region erlangte. Auf die Perser folgten die Makedonier, Parther, Sassaniden, Araber und schließlich die Osmanen, deren Herrschaft im 17. Jahrhundert durch die persischen Safawiden kurzzeitig unterbrochen wurde.
Das vor allem in seiner Wasserverfügbarkeit höchst unterschiedliche Land bot den dort lebenden Menschen zu allen Zeiten höchst unterschiedliche Siedlungsvoraussetzungen, die massiven Einfluss auf die historische Entwicklung nahmen.
Er nahm meine Hand. Sie fühlt sich gut an. Er ist ein echter Rocker. Er steht für die Freiheit und hat sie mit seiner Freiheit und seinem ganz persönlichen Schicksal bezahlt. Er liebt die Rolling Stones. Er trägt lange Haare und immer seine schwarze Lederjacke und Weste. Er ist eben ein Rocker, durch und durch. Am Liebsten spielte er Schach, träumt von aufregenden Frauen und von der Freiheit. Einem Leben, ohne Mauer. Ein Leben mit der Möglichkeit tun und lassen zu können, was man will und vor allem dort hin gehen zu wollen, wo man will und natürlich auf ein Konzert der Rolling Stones!
Musik. Wie wichtig sie ist. Ich bin mit den Beatles aufgewachsen und mit der Banan Krumm, die wenn sie gerade wäre, eben keine Banane mehr wär. Also außerdem mit: "Einer ist keiner, zwei sind mehr als einer, sind wir aber erst zu dritt, machen alle anderen mit. Einer ist keiner..". Brüder, zur Sonne zu Freiheit. Wie ich die Maidemonstrationen jedes Jahr geliebt habe und wie wir über die Mauer geschielt haben, mit dem Gedanken, das es toll ist, was die da probieren. Super, diese Mauer zu bauen und sich abzugrenzen von den Bonzenschweinen und den Kapitalisten.
Ich träume davon ein Bonzenkind sein zu wollen, manchmal. Im Gripsthetaer gefällt mit das Mädchen das alleine auf der Schaukel sitzt mit Lackschuhen und einem weißen Kleid. Ich aber, ich muss die rote Zora sein, und die bin ich auch. Mit 15 werde ich Pankerin und dann haue ich ab, aus diesem Berlin. Bin auf Trebe, trampe in die Cramaque zu den wilden Pferde. Habe Glück, entkomme einer Verwaltigung, muss dann in der Nacht alleine zu Fuß wieder zurück über die Grenze, werde zum ersten Mal verhaftet, aber nur für ein paar Stunden. Darf dann weitertrampne. Ist ja bsi jetzt auch gut gegangen dachten die Eltern. War aber nicht so, ging diesmal nicht gut. Zum Ausgleich gab es ein Zugticket nach Berlin. Ich gehe nicht zurück nach Hause. Ich gehe in ein Besetzeshaus, nach Bethanien oder an den Oranienplatz. Ich bin frei, ich mache, was ich will. Ich bin eine Berlinerin. Ich kann selber denken und handeln und ich bin alt genug, mir nichts mehr sagen zu lassen, mit 15.
Raben und Krähen, die sind extrem unerschrocken und können sich gut verteidigen! Sie essen im Winter fast nur Mist.
Zu meiner Zeit da gab es sowas nicht. Man lebte voll Bescheidenheit. Oh ja, meine Eltern sind Studenten wir leben zu fünft vom Bafög und wir kommen durch. Wir brauchen nix aus Klavier spielen zu dürfen, Bücher zu lesen, zu tanzen und wild in der Gegend herumzugaloppieren. Auf wilden Arberhengsten am Liebsten. Das stimmt auch nicht ganz mit der Bescheidenheit, denn wir hatten ja tolle Großeltern und außerdem die Macht der Freiheit der Gedanken und des Geistes. Nichts konnte uns Kinderladenkinder der Linken aufhalten die Welt erobern zu wollen. Wir träumen von Ungarn, von Ferien in der Pusta oder am Plattensee. fahren nach Fomentera und Ibizza. Schlafen am Strand. Campen wild. Wir sind frei. Wir leben im Wald und wir genießen den Sommer. Viel Licht, viel Liebe und viel Sonne. Meer mit Quallen. Tolle Steine und schöne Muscheln. Wir essen was auf den Tisch kommt. Wir hungern nie. Wir fühlen uns wie die wilde Zora. Unbendigund unbesiegbar,stark wachsen wir heran.
Sollten wir nicht träumen. Träume davon das wir uns frei entfalten können. Das niemand uns bestimmt und niemand uns zwingt etwas zu tun, was wir nicht wollen. Selber denken, selber handeln und selber leben wollen wir. Ich bin doch wirklich eine Rockerbraut. Da kam einer auf einem Schimmel und ich schickte ihn in den Himmel mit seinem ( ...) . das war unser Lieblingswort, denn wir durften das als Kinder der 68 Gernation ja in den Mund nehmen. Nur das Wort natürlich und sonst hatten wir moralische uund ethische Wert zu begreifen. An die echt und wahre Liebe zu glauben und an den Intellekt.
Es ist wie gestern. Nächste Woche kommen sie nach Wien, die Rollingstone. Er streckt jedem am Liebsten die Zunge raus, wie sie und rockt, was das Zeug hält. Er scheißt sich einfach nix und sagt immer, was er denkt.
Ja, ich bin schon da. Meine Gedanken sind aber nur bei ihm. er hat mich um den Finger gewickelt, wollte mich manipulieren und mir ebenfalls Macht zuspielen. das ist ihm gelungen. Ich habe lnage gebraucht um zu begreifen, das er mir seine Geschichte, seine wirklich geschenkt hat. Nicht die, die er verkaufen muss, als Zeitzeuge, sondern die seines Herzens. Die Geschichte eines Rockers, der nicht einsehen wollte, das er seine Zunge im Zaum halten sollte.
Er nimmt meine Hand, packt sie kräftig fest. Komm, ich zeig Dir mein zu Hause, meine Welt! Etwas tut sich auf, was ich kenne. Also da gibte es Befehle. Der ganze Tag besteh aus Befehlen. Hier lang dort lang geradeaus. Stehen, gehen, setzen. Ausziehen. Ansziehen. Still sein. Licht an, Licht aus. Alles ist Fremdbestimmt. Schlafen, Essen, Liegen. Spazieren gehen, Ruhe, Bewegung. Aber anders als beim Militär. Gehorsam und unberechenbare Ausbrüche. Plörtlich Strafe. Unerwartet. Unangenehm. Ein Schrein. Schimpf und Schande. Beschimpfungen den ganzen Tag. Wie geht das? Wie kann ein Mensch das überleben. Satt Liebe und Hilfe. Schimpf und Schande und boshafte Gemeinheiten. Folter aus Willkür und Lust. Schaden und Bestrafen 24 Stunden lang, ohne Ende. Es gibt keine Ende, am Ende nur der Tod. Die Erinnerung, die bleibt aber sorgar über den Tod hinaus.
Ich habe mich immer gefragt, warum er so scheinbar dumm war. Warum hat er sich nicht anpassen können. Warum konnte er nicht aus seiner Haut und warum konnte er nicht kuschen und klein beigeben. Warum ließ er sich foltern, warum streckte er seinen Hintern hin und lies sich verhauen. Und warum hat er dieses stolze Lächeln des Alleswissers für sich bewahrt. Was gibt er uns für eine Botschaft?
Aus dem Hosenbund zieht er einen riesigen Schlüssel! Soviel Schlüssel an einem Bund. Das ist der größte Schatz meines Lebens, sagt er. Also, das ist mir sofort klar, warum. Er geht mit mir in ein oberes Stockwerk. Dort sperrt er wie in einem Ritual eine große Gittertür auf. Hinter uns verschließt er sie wieder. Wir werden nie wieder durch diese Tür gehen. Nie den Weg zurück nehmen. Und doch machen wir einen Spaziergang in die Vergangenheit. In seine und meine.
Wieder spüre ich den festen Griff. Aber ich muss hinter ihm gehen. Automatisch gehe ich gleichmäßig immer mit 40 cm Abstand zur Wand den Gang entlang. Er einen Meter vor mir, immer mit den Augen auf mich gerichtet. Ob ich alles mache, wie es sich gehört.
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Er schließt wieder die Tür. Verriegelt sie von außen. Was, war es das, wird man uns jetzt hier vergessen? Über Nacht, für immer.
Ich erinnere mich Ich bin allein. Ich denke daran wie das war.
Ich sitze auf dem Hocker. Die Stunden vergehen. Ohne Uhr. Ich weiß gar nicht mehr, was Zeit ist. Ich sitze da. Ich starre auf die Luke. Strafe jede Minute. Alles ist Strafe. Ich sitze auf dem Hocker. Tag- ein tagaus. Es hört nicht auf. Wie ich sitzen muss ist vorgeschrieben. Die Hände links und rechts. Ich darf auch aufstehen. Hin und her gehen. Dazu muss ich den Hocker auf die Seite schieben. Meine Pritsche ist hochgeklappt. Also ich gehe oder ich sitze und ich versuche ein System zu entwickeln, wie ich ein Gefühl für Zeit bekommen kann. Einundzwanzig. Einundzwanzig, das ist eine Sekunde. 60 Sekunden sind eine Minute. Also, dann muss ich Wörter entwickeln, die so lang sind wie das Wort: „einundzwanzig“! Und dann kann ich daraus Wortketten bilden.


Ichbingefangen, ichwillfreisein, ichwilldenkendürfen, ichwillwasichwill, tununddenkendürfen, ichwillfreiatmenkönnen, ichwilldurchWiesenlaufen, durchWälder, inWäldernlebenundlieben,
ichwillküssen, ichwilldasLebenlieben, ichwillfreisein, morgenmöchteichraus, ichwerdeKraftbrauchen, meinGeistdarfnichtaufgeben,ichwillwiederichsein, ichwilllassendürfen,was ichwill, ichwillnichtausdenRytmuskommen, ichwillfreidenkendürfen, ichwillnichtfürden Sozialismusleben, ichmagkeinePolitik, ichwillfreisein, ichwillMenschsein, ichwilldahinwoichwill,
ichwillalles, ichwilldieWeltkennenlernen, ichwillmichspüren, ichwillmichrühren, ichwillkaufen, ichwilllachen, ichwillnichtalleinsein, ichwillnichtisoliertsein, ichwillhinaus,ichwilllieben, ichwillstarksein, ichwilldurchhalten, ichwilllausche, demWindunddenMenschen, ichwilldieVögekhören, ichwillfreisein, ichwillichsein, lasstmichhinaus, ichwillmichnichtbrechenlassen, ichwillnichtsterben, ichwillleben, ichwillMenschsein, ichwillautonomsein, ichwillerwachsensein, ichwillimmerichsein, dürfenundwollen, lachenundlieben, ichwilldassiewissen, dasmanMenschennicht brechenkann, ichwilldassiespüren, dassieunrechttun, ichwilldassiemeineMachtspüren, Menschzusein, ichzusein, individuellzusein, ichsein, Menschsein, lautsein,lachendürfen,liebendürfen, wollendürfen,denkendürfe, ichsein, ichwillfreisein, ichwillMenschein, ichwillraus, ichwillhierwiederraus!!!


Allessollneswissen, keiner darf es vergessen! Ich will ich sein! Jetzt wüßte ich gerne, wenn ich das Aufnehme, wie lange das ist. Ich probiere es einmal mit einem Takt. Hätte ich doch eine Stoppuhrn dann wüßte ich, es sind genau eineinhalb Minuten. Und nun, wie geht es weiter. Ich bekomme meine Blechnapf mit Suppe. Mein Löffel. Alles, was ich habe.Verhungern lassen sie einen nicht. Ich muss jetzt essen. Wenn ich daraus einen Rapp mache, eine Schrittfolge und die dynamisch widerhole, den ganzen Tag und immer nach 10x eine kleine Pause mache. Dann habe ich einen viertelstunden Takt entwicklet. Mit dem kann ich den Tag in vier viertel aufteilen. Also 4x den Rapp sind eine Stunde. Dann mache ich das viermal täglich, zwei mal vormittags und zwei mal nachmittags, dann habe ich eine Wachzeit von 16 Stunden. Dazu 8 Stunden Schlaf sind vierundzwanzig Stunden. Und wenn ich gestört werde, dann mache ich immer da weiter, wo ich aufgehört werde. Irgendwann ist der Rhythmus so in mir, das ich genau weiß was eine Stunde und ein Tag ist und was ein Vormittag und ein Nachmittag ist. Ohne Irritation. Ohne Störung. Das ist die totale Illusion. Das wird so nicht gehen. Aber es ist eine gute Idee. Eben eine echte Utopie.
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Ich bin folgsam. Es sitzt mir im Blut, eingemeißelt für immer.war ich doch gerade aus der untersuchungshaft, war ich fre und unschuldig gesprochen, so blieb ich doch ein Häftling. Ein gewesener. Ein Knastologe, der es von innen kennt. So habe ich sie selbst gerade erlebt all die politisch Gefangenen Grenzgänger.
Ich schaue auf die Luke an den Zellentüren. Starre förmlich darauf. Gut, heute von außen, nicht mehr von innen. Das ist eindeutig eine andere Perspektive.
Er schaut mich plötzlich anders an, nicht das ich nackt bin, plötzlich, nein ich habe einfach nicht mehr das an, was ich an habe und schon gar keinen Rock. Es ist still um uns.Vor uns die Gänge, die Türen, alle verriegelt, keine ist offen, damit hier keiner mehr eingesperrt wird, oder hemlich sich verirrt oder selbständig spazieren geht. Hier braucht man immernoch die richtigen Schlüssel zur richtigen Tür. Das zu wissen ist eine Schulung von Jahren. Ein Geheimis. Ein Schicksal, für immer. Charly kennt jeden Schlüssel und jede Tür. Er liebt es Besucher heir herumzuführen. Ob er mit anderen Frauen auch schon dieses Spiel gespielt hat. Er behauptet nein, aber ich weiß das es auch gut Lügen kann. Er redet wie er will, lügt wann er will, provoziert, wann er will und spielt mirt allen und jedem.
Wir gehen an lauter geschlossenen Türen vorbei. Manchmal können wir einen Blick hineinwerfen. Es sind lange Gänge. Immer dieselben. Wir wandern ewig herum.
Dann sagt er, dort hinein. Wir gehen hinein. Er sperrt die Tür ab. Es ist seine Zelle.
Stille. Erinnerung, an das Weinen. An das Klopfen. Das Weinen. das Schluchtzen. All die Geräusche. Das Schleife. Man hört sie Jaulen und Heulen, die anderen. Man hat keine Hoffnung mehr. Man hat nur Brot. Kein Spiegel. Bei der Toilette wird zugesehen. Tagelanges Weinen. Lust auf Selbstmord. Keine Chance. Kein Gürtel. Keine Strümpfe. Kein Besteck. nur ein Plastiklöffel. Gedanken und Lust auf das Verhör, dait man endlich eine Unterhaltung hatte. Man musste immer auf dem Hocher hocken, oder man durfte hin und her luafen. Man verliert die Zeit für die Tage. Man hat nur noch seine Fingernagelstriche an der Wand. Die wurden aber regelmäßg entfernt. Nur den Hofgang, in der Kälte. Mn zittert, man wird mürbe. Man hat nichts. Wenn sie mir sagen, was ich hören will, dann bekommen sie auch einmal ein Zigarette. Die Familie, die wird ausgelauscht. Alles wird ausgehorcht. Jeder wird zerbrochen. Die Erinnerungen beleiben, die gehen nie mehr fort. Nur die Vögel, die können davon ziehen.
Ich hocke auf dem Hocker. An die Wand durfte man sie nie anlehnen.
Ich schaue aus dem Fenster. Man sieht nichts, es ist mit Milchglas versehen. Diesen Ziegelsteinen, durch die nur ganz wenig Licht kommt und schon gar keine Luft. Und feste Gitterstäbe. Er sagt setz Dich. Ich schaue zur Luke, ob ich Schritte höre. Nichts. Er schaut mich an. Sein Gesicht schaut sehr, sehr traurig aus. Das ist mein zu Hause, sagt er. Willkommen auf meiner Bettstatt.
Danke, denke ich, das ich mich setzen darf. Wieviel Jahre, wie lange hat er hier gelebt, genau hier? Sehr lange, keine 20 Jahre, aber ein ganzes junges Leben.
Was soll ich alles erzählen, ich lausche den Interviews der Zeitzeugen. Ich höre mir an, Tag für Tag. Was sie sagen. Wir sprechen und dann an anderer Stelle. Das geht nicht. So geht es nicht. Da wird nicht lange disskutiert. Es wird klar gesagt, das man sagen muss, was gehört werden will.


Hey, schön das Du da bist. Er nimmt mein Gesicht in die Hände. Mir wird schwer ums Herz. Seine rauhe Stimme zeigt so viel Gefühl, wie man es bei einem Mann selten sieht. Fast nie. Ich komme mir vor, wie sein größter Schatz, sein Kind, seine Tochter, seine Geliebte, sein ein und alles. Er, sagt, "Du" , du erfüllst mir gerade den größten Wunsch meines Lebens, jetzt kann ich sterben.
Er schaut mich an. So eine schöne Frau, die wollte ich immer haben. So ein Mädchen, hier bei mir, an meinem Herzen. Du bist es, Du bist mein so lang gelebter Traum, danke!
Wir fragen Zeitzeugen. Wie war das eine Flucht zu planen? Wir hatten viel Freiheiten in der DDR. Ab 3 Jahren waren wir im Kindergarten. Dann kamen wir in die Schule. In der Freizeit durften wir immer spielen. Wir haben draußen gespielt. Wir haben auch viel Mist gemacht. Wir haben es schön gefunden in der DDR. Ein sehr freies Leben. Natürlich kam auch einmal die Zeit vorbei.
Schritte! Angst, hat uns jemand gesehen. Wir sind ganz keusch und sehr schüchtern. Eine Gruppe geht den Gang entlang. Wir werden nicht bemerkt. Die Luke ist dicht. Ich atme auf, schau auf das Eisengestell des Doppelbettes. Mein Blick wandert zur Kloschüssel und wieder zurück zu ihm, den Held der Anstalt. Er schaut gut aus, sehr verwegen und sehr stark. Mein Herz bebt. Es ist sehr erotisch, wird er etwas von mir wollen. Nein, er hat gesagt, er erzählt mir seine ganz persönliche Geschichte, von seinem ganz privaten Kampf, gegen ein Regime und gegen eine Mauer. Eine Mauer die nie vergessen werden darf, weil sie das Schlimmste war, was man einem Volk antun kan. Ein ganzes Land teilen und einsperren.
Ich weiß, ich bin mit den Fahrrad an der Mauer zur Schule gefahren. Ich hatte Sorge, wenn wir über den Check Point Charly fuhren. Die Zone, eine unheimliche Geschichte. Transit. Nicht links und rechts schauen, schnell durch, möglichst ohne Pause.
Ach, wenn er wüßte. Wie verliebt war ich in den Marxismus, in die schönen Märchenfilme aus Prag. Wenn er wüßte wie poetisch und stolz ich war, auf ein so poltisch starkes Volk, das wir im Herzen sangen. Brüder, zur Sonne zur Freiheit. Und jetzt steht er vor mir, Charly. Er der nie frei war, sondern immer eingesperrt und der nur einen Traum noch hatte. Einmal mit einer schönen Frau in seiner Zellen in den lieben Tag hinein, den Gedanken nachzuhängen. Langsam zogen Wolken auf. Wir merkten, das es Nachmittag wurde.
Komm.
Er nahm wieder meine Hand und sperrt die Tür auf. Komm ich muss Dir noch einen anderen Raum zeigen. Wir gingen hinauf und hinunter. Ich fühlte mich wie ein Häftling. Ganz vertraut. Ich erinnerte mich an alles, was ich gerade ein paar Wochen zuvor selbst erlebt hatte. Das Stiegenhaus, die Türen, die Fenster. Alles sah genauso aus, wie ich es selbst erlebt habe. Grau, blau, grau und Staub und Metall. Manchmal Risse, ansonsten Schilder und immer Türen, die auf und zu gesperrt werden mussten.
Die Schlüssel klirren. Das wichtigste Geräusch. Es klingt gut, wenn sich der Schlüssel dreht. Schritte und Stille und Schritte, und Türschaniere. Ein Schloss, ein klirrehder Schlüssel, ein Klicken und wieder Stille und Schritte und ein "komm".


Er nimmt meine Hand. Sie ist jetzt etwas feucht. Kommt schau. Er sperrt einen großen Raum auf, mit 8 Stockbetten. Komm, daher. Setz Dich daher.
Voller Zärtlichkeit nimmt er wieder meine Hände, führt sie vorsichtig zu seiner Hose. Komm, bitte lass mich Dich ansehen. Ich will nur schauen. Bitte lass mich.
Ich sage nein. Setze mich. Wir schauen wieder zu den vergitterten Fenstern. Er schließt die Tür. Mir wird heiß. Sehr heiß. Also doch?
Dann beginnt er zu erzählen, von den langen Jahren im Knast. Von den kurzen Moment der Freiheit, bis er wieder verhaftet wurde. Von den Folterungen und all seinem Märtyrerdasein. Aber er hat sich nicht brechen lassen. Er, ist er geblieben und er hat sich in Phantasien gerettet.
Die liebste ist der Anblick eines süßen Schosses. Und der Gedanke daran allein, der reicht schon.
Ein Klicken, die Luke geht auf. Ein Kollege, hallo! Ah, Du bist es.


Er schließt wieder die Tür. Verriegelt er sie von außen. Was, war es das, wird man uns jetzt hier vergessen? Über Nacht, für immer. Alles ist irreal. Und da ist dieser Rocker und seine Geschichte. Er baut sich vor mir auf, flehend und sehr sexy.
Nimmt wieder mein Gesicht in seine Hände und läßt seine Gedanken schweifen. Stille.
Ach, kein Lufthauch. Ich atme und schaue mich um. Es ist mir vertraut, auch ich fühle mich zu Hause. Auch ich fühle mich wohl. Auch ich denke an meine Phantasien, schaue zur Luke, ob jemadend sie geöffnet hat. Keine Geräusche, nichts.
Also, gut. Er macht was er will. Er macht alles so wie ich will und ich träume und lasse meine Gedanken dahingleiten. Ich rühre mich nicht. Sitze still und fühle. Fühle mich als Gefangene, Gefangene nicht nur der Sehnsucht, sondern auch einer Situation. Was war das? Ein zu Hause? Eine Wohlbehagen in Gewohnheiten? Ja und ein knistern in der Luft. Weil jetzt die Erinnerungen an die Phantasien und Stimmungen der Lust und der Launen kommen. Ja, sie ist da diese enorme erotische Athomsphäre zwischen den Wächtern und den Insassen. Ja, es ist so intim, dieses Zusammenleben auf so engem Raum, das es eben alles sehr nah wird.
Wir schauen uns an. Zeit vergeht. Jahre vergehen. Gedanken schweifen herum. Der Boden, blitz blank. Alles ist desinfeziert und abgespritzt gegen Ungeziefer. Hier gibt es keine Kakerlaken, keine Fliege und erst recht keine Ameisen. Tiere können hier nicht leben. Menschen müssen das.
Jahrelang. Unten im Ketter die Mauernischen für die Folterung, die Schweinegruben für den Abschaum derer, die nicht an den Marxismus geglaubt haben. Für die Wiederstandkämpfer.


Eben für die echten Rocker! Es ist unser Jahrestag! Sein Todestag? Aber er ist mehr als einmal gestorben. Jede Folter ging über das Sterben hinaus. Jeder Hofgang ein Tod des Herzens. In Memoriam an einen der Auszog das Fürchten zu lernen und sich im Herzen das Lieben erhalten konnte. An einen, den keiner vergessen sollte, an einen Robin Hood des 20. Jahrhunderts!ein Staat der seine Bürger alle überwacht. Heute ist es normal. Heute wird die ganze Welt überwacht. Aber damals. Alles ist mit deutscher Gründlichkeit geplant. Wie konnte man sie verunsichern, die Bürger. Wir sind entäuscht. Parolen können nicht täuschen. Spitzel sind überall. Jeder beobachtet jeden. Jeder weiß alles. Der Pfarrer erhält plötzlich Post. Was ist denn das? Die Fronten sind geklärt. Bedingungslose treue. Die Treue. Die ist Wichtig. Lernt und arbeitet fleißig. Wenn Euer Leben einen Sinn haben soll, dann müsst Ihr Euch täglich und stündlich für die DDR entscheiden. Für den Sozialismus.
Charly entwicklet viele Strategien, Gedanken und Gefühle und blieb ein Mensch. Einer, der er war, ein rockender Rebell, immer ein Lied auf den Lippen und ein Widerwort.
Nun bin ich in die Zukunft geschweift, obwohl wir noch immer in dieser Großraumzelle sind. Wir haben geträumt.
Er nimmt meine Hand, sagt danke. Und dann nimmt er seinen Schlüssel sperrt die Tür auf. Geht hinaus. Wirft einen Blick in den Gang. Keiner da. Wir gehen weiter immmer weiter. Noch einige Gänge. Dann durch den Hof, dann zum großen eisernen Tor. Er steht davor, die Sonne geht unter und Charly stirbt nie. Gone, bit not forgetten.
Wenige besitzen viel und viele besitzen wenig. Selbst wenn es Hohenschönhausen als Gedenkstätte einmal nicht mehr geben sollte, selbst dann bleibt er der Rocker seiner Zeit, der die Freiheit mit seiner Freiheit bezahlt hat.
Er streckt die Zunge raus. Atmet tief durch. Er liebt es vor, diesem Tor zu stehen.
Welch unheilvoller Name. Hohenschönhausen. Als ich das erste Mal durch das Tor ging holt mich die Ohnmacht ein. Als Häftling habe ich das alles nicht gesehen. Aber als ich dort im Haft war, da habe ich das alles nicht gesehen. Während meiner Haftzeit wußte ich das gar nicht, wie das dort aussah. Ich kam da hinein, als politischer Häftling. Ich kannt das alles nicht, wie das heute aussieht, wenn man von Außen, hineingeht und eine Besichtigung macht. Die Schuld muss bewiesen sein. Die Aktemuss stimmen. Der Tag der Befreiung, den habe ich nicht erlebt. Ich war damals in Lagerhaft. Das Ende des Krieges. Eine neue Zeit. Die Konferenz der Siegermächte. Die Regierungsgewalt wird übernommen. Viele haben Hoffnungen. Nazielite kamnach Hochenschönhausen. Staubmantel. Dolmetscher. Sie müssen mal mitkommen. Nehmen sie Ihre Decke mit. Es kann länger dauern. Als alles zu Ende war. Die Jugend wurde Volkssturm. Ich war kein Wehrwolf. Ich habe keine Vernehmung erlebt in der ich nicht ins Gesicht geschlagen wurde. Und wenn ich nicht gefällig antwortete, wurde ich wieder geschlagen. Man hat nur einmal nicht unterschrieben, was einem einmal vorgelegt wurde. Kahlgeschoren wurde man bei der Ankunft. Die Pritschen mussten mit mehreren geteilt werden. Bis zu 4.000 waren wir in diesen verwanzten Lagern. Ohne Toiletten, ohne Waschgelegenheiten. Keine Gespräche. In den Lagern gaben es keine Gespräche über die frühere Vergangenheit. Ein großes Schweigen. Aber es gab ein Lagertheater. Das war ziemlich gut. Den Prolog aus dem Faust, den habe ich sogar auswendig gelernt. der Kurs wurde vorgegeben. Die SED wurde die Einheitspartei.
Dann sagt er zu mir. Und Weihnachten, da spielen wir Schach und ich lege Dich matt. Und zwar nicht nur einmal,...
Donnerstag, 05. Juni 2014/MR


Die Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen besteht aus den Räumlichkeiten der ehemaligen zentralen Untersuchungshaftanstalt der Staatssicherheit der DDR, die von 1951 bis 1989 in Weißensee bzw. Hohenschönhausen in Betrieb war. Dort wurden vor allem politische Gefangene inhaftiert und physisch und psychisch gefoltert.[1] Heute existiert an gleicher Stelle eine Gedenkstätte als Erinnerungsort für die Opfer kommunistischer Gewaltherrschaft in Deutschland. Die Gebäude der ehemaligen Haftanstalt wurden 1992 unter Denkmalschutz gestellt. Die Gedenkstätte ist Mitglied der Platform of European Memory and Conscience.


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Literatur


Matthias Bath: Gefangen und freigetauscht. 1197 Tage als Fluchthelfer in der DDR-Haft. (Reihe Inhaftiert in Hohenschönhausen). Jaron, Berlin 2007, ISBN 978-3-89773-566-8.
Marc Buhl: 375, drei sieben fünf. Roman. Eichborn-Verlag, Berlin 2007, ISBN 978-3-8218-5782-4.
Peter Erler: Polizeimajor Karl Heinrich – NS-Gegner und Antikommunist. Eine biographische Skizze. (Reihe Inhaftiert in Hohenschönhausen). Jaron, Berlin 2007, ISBN 978-3-89773-567-5.
Peter Erler, Hubertus Knabe: Der verbotene Stadtteil. Stasi-Sperrbezirk Berlin-Hohenschönhausen. Jaron, Berlin 2005, ISBN 3-89773-506-7.
Jürgen Fuchs: Vernehmungsprotokolle. Rowohlt, Berlin 1978, ISBN 3-499-12726-1.
Karl Wilhelm Fricke: Akten-Einsicht. Rekonstruktion einer politischen Verfolgung. Mit einem Vorwort von Joachim Gauck. Berlin 1995.
Robert Ide: Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen. (Die Neuen Architekturführer Nr. 43). Stadtwandel Verlag, 2003, ISBN 3-933743-89-3.
Hubertus Knabe (Hrsg.): Gefangen in Hohenschönhausen. (Reihe Inhaftiert in Hohenschönhausen). List-Verlag, Berlin 2007, ISBN 978-3-548-60741-2.
Klaus Kordon, Krokodil im Nacken. Beltz und Gelberg Verlag, Weinheim 2002, ISBN 3-407-80893-3.
Matthias Melster, Oliver S. Scholten: Wall - Die Kontrolle der Bilder. 20 Jahre Mauerfall. Verlag Onkel&Onkel, 2009, ISBN 978-3-940029-36-2.
Sergej Mironenko u. a. (Hrsg.): Sowjetische Speziallager in Deutschland 1945–1950. Bd. 1, Akademie Verlag, 1998, ISBN 3-05-002531-X.
Peter Reif-Spirek, Bodo Ritscher (Hrsg.): Speziallager in der SBZ. Links, Berlin 1999, ISBN 3-86153-193-3.
Anatol Rosenbaum: Die DDR feiert Geburtstag, und ich werde Kartoffelschäler. Als Arzt und „Agent“ im „Kommando X“ des MfS. Lichtig-Verlag, Berlin 2006, ISBN 3-929905-19-1.[25][26]
Anna Schlotterbeck: Die verbotene Hoffnung. Aus dem Leben einer Kommunistin. Mit einem Vorwort von Hans Noll. Fakta Oblita Verlag, Hamburg 1990, ISBN 3-926827-31-9.[27]
Beate Niemann: Mein guter Vater. Mein Leben mit seiner Vergangenheit. Eine Täter-Biographie. Verlag Hentrich&Hentrich Teetz, 2006, ISBN 3-938485-43-4.
Tobias Voigt, Peter Erler: Medizin hinter Gittern - Das Stasi-Haftkrankenhaus in Berlin-Hohenschönhausen. Jaron Verlag, Berlin 2011, ISBN 978-3-89773-673-3.
Hans-Eberhard Zahn: Haftbedingungen und Geständnisproduktion in den Untersuchungs-Haftanstalten des MfS – Psychologische Aspekte und biographische Veranschaulichung. (Schriftenreihe des Berliner Landesbeauftragten für die Stasiunterlagen Band 5). 3. Auflage. Berlin 2001.[28]
Hans-Eberhard Zahn: Das Haftarbeitslager (Lager X) des Ministeriums für Staatssicherheit als Modell der Deutschen Demokratischen Republik. In: Peter Erler: „Lager X“. Das geheime Haftarbeitslager des MfS in Berlin-Hohenschönhausen (1952–1972). Fakten – Dokumente – Personen. Berlin 1997.[28]
Rainer Dellmuth Ausflüge im Grotewohl-Express. Anita-Tykve Verlag 1999, ISBN 3-925434-93-3.


Dokumentarfilm


Thomas Gaevert: Die Farce - Geschichte einer Verhaftung, Produktion: Schiwago-Film Berlin, Veröffentlichung: Literaturbüro Sachsen-Anhalt/Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalt 2002; Premiere: 13. Februar 2002, Palais am Fürstenwall, Magdeburg, in der Reihe „Kunst im Palais“


Fremdbestimmung
Rocker sein
Rebell sein
Oppositioneller
Terror
Psyche
Kampf
Regime
Kritiker
Machthaber
Alphatyp
Anführer




______________________________
Widerspenstig
Einsichtslos
Kampfbereit
Stark
Trotköpfig
Geheimnisvoll
Ein Rückrat haben
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Mitkommen
kommen Sie
Halt
Stehenbleiben
Nicht bewegen
Setzen
Weitergehn
Komm
Hinstellen
Nehmen
Anhören
Zustimmen
Folgsam sein
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GängeTüren
Klappen
Luken
Schlitze
Eingeschränkte Sichtweise
Stille
Schlüsselklirren
Stimmen
Geräusche
Wind
Vögel
Autogeräusch
Motorgeräusch
Telefon
Stimmen
Mehrere Stimme
Laute Schritte
Geschrei
Schimpferei
Fluch
Gezeter
Verhör
Strapaze
Nichts
Ruhe
Licht
Dunle
Kälte
Hunger
Unwissenheit
Unsinn
Angst
Unsicherheit
Verlorenheit
Einsamkeit
Mitgefangene
Leidensgenossen
Kamaeraden
Freunde
Familie
Wächter
Wärter
Polizist
Anstaltsdirektor
Komando


Meran________________________________-
Freitag, 06. Juni 2014
Es klingelt. Heute schon zum zweiten Mal. Diesmal gehe ich ans Telefon. Eine vorsichtige Stimme. Ist da? Ja,... ich bin es.
Sofort kenne ich seine Stimme, seine Art. Pause, Stille. Kein Wort. Ich bin so außer Atem. Sagt er.
Wir haben uns lange nicht gehört. Völlig aus den augen verloren. Wo bist Du? Nächste Woche bin ich in Paris. Schön. Ich war noch in Deiner Wohnung in München Grünwald. Aber da warst Du gerade asugezogen. Ja. Schön Dich zu hören. Was machst Du? Ich pendle immer noch. Ja. Ich weiß das nicht mehr. Was ist passiert inzwischen? Du hattes soviel Angst. Warst Du im Gefängnis? Nein. Verurteilt worden bin ich. Vorher war ich in der Psychatrie. Ich hatte große Angst vor einer erneuten VErhaftung. Ja, ich denke immer an Charly Rau. Kurz frei und dann bereits wieder in Haft. Keine Chance auf Freiheit. Klaus Schnellenkamp: Geboren im Schatten der Angst: Ich überlebte die Colonia Dignidad. Herbig, München 2007, ISBN 978-3-7766-2505-9.
Ich bin auch gerade dabei mein ersten Buch zu veröffentlichen. Ja. Ja, und ich brauche Dich, als Kollegen. Ich habe Angst vor dem Publizieren. Die Sümpfe der Publicity, die sich dann auftun. Die Interviews und die Öffentlichkeit. So, wie Du aus Dir dann den Neuenkamp gemacht hast. So ändere ich auch ständig meinen Namen. Zuviele Ereignisse. Zuviel Prominz und zuviele zu große Geschichten, die ich weiß. Ich komme mir vor, wie eine Zeitzeugin, die nicht nur einen Mord beobachtet hat, sondern die Gesellschaft in all Ihren Facetten. Ich weiß zu viel. Ich kann damit nicht leben.
Und all diese Geschichten. Immer wieder neue. Und ich glaube sie oft und dann wieder nicht.
Der Großteil der bekannten Geschichte Mesopotamiens ist geprägt von den schubweisen Einwanderungen. Meist zerfiel die Region in zahlreiche Stadtstaaten, ähnlich wie im antiken Griechenland, unter Königen, die miteinander zeitweilig im Krieg standen. Es gab Phasen, die von Großreichen dominiert wurden und andere, in denen Mächte aus den Nachbarregionen Eroberungsfeldzüge führten.
Die Chronologie stützt sich auf die assyrische Königsliste, die Eponymenliste und die Eponymenchroniken. Durch eine Reihe von Synchronismen lassen sich auch die meisten babylonischen Könige (nach der sumerischen und Babylonischen Königsliste A) in dieses System einfügen. In Babylonien waren Jahresnamen (nach einem wichtigen Ereignis) bis in die Regierungszeit von Kurigalzu I. in Gebrauch, danach wurde meist nur noch das Regierungsjahr des Königs als Referenz benutzt.
Außerdem sind Synchronismen bekannt: Šamši-Adad I. von Assyrien verstarb nach dem 10. Regierungsjahr von Hammurabi, gewöhnlich wird das 17. palu angenommen.[3] Ammisaduqa, König von Babylon regierte 146 Jahre nach der Thronbesteigung von Hammurabi. Babylon fiel im Jahr 31 von Šamšu-ditana an die Hethiter unter Muršili I.. Aus Beobachtungen der Venus in der Zeit von Ammisaduqa wurde versucht, absolute Daten abzuleiten. Das betreffende Ereignis wiederholte sich alle acht Jahre. Außerdem gibt es Berichte über zwei Mondfinsternisse während der Ur-III-Dynastie.
Auch archäologische Funde wurden spärlich. Viele altbabylonische Siedlungen wurden aufgegeben. Nach Gasche et al. (1998, 7) setzte dieser Prozess jedoch schon vor dem Fall von Babylon ein und scheint mit einer Veränderung des hydrologischen Systems in der Regierungszeit von Samsuiluna verbunden gewesen zu sein. Ur, Uruk und Larsa am Euphrat waren betroffen, aber auch Girsu und Lagaš wurden aufgelassen, im 30. Regierungsjahr von Samsuiluna dann auch Isin und Nippur. Auch die Spannweite der Keramikformen nimmt deutlich ab (Gasche et al. 1996, 43). Das Gebiet östlich des Tigris scheint weniger betroffen gewesen zu sein.

Sumerer

Hauptartikel: Sumer
Die ersten Schriftzeugnisse in Südmesopotamien sind in sumerischer Sprache verfasst. Die Herkunft des Sumerischen ist unbekannt, und es gilt allgemein als isolierte Sprache. Angebliche Verbindungen zu zentralasiatischen Sprachen, aus denen manche eine Einwanderung der Sumerer ins Zweistromland von Osten her ableiten wollen, wo sie die Wurzeln dieser Sprachen vermuten, werden in der Fachwelt heutzutage abgelehnt. Archäologisch gibt es für eine solche Zuwanderung ebenfalls keine Belege. Die Theorie, dass das südliche Mesopotamien im Neolithikum noch unter dem Meeresspiegel lag, lässt sich inzwischen nicht mehr halten, auch wenn es durch die Erosion im Folge ackerbaulicher Nutzung und Überweidung im Taurusgebirge und Zagros zu einem starken Bodenauftrag kam.
Ende des 4. Jahrtausends v. Chr. wurden Technologien für eine effektivere Bewässerung der Felder entwickelt und etabliert, sodass sich erstmals auch größere Städte bilden konnten. Das weitverzweigte Kanalsystem wurde von so genannten Priesterfürsten organisiert und gemeinsam bebaut („Tempelwirtschaft“).
Handwerk und Handel gewannen immer mehr an Bedeutung und die Städte wurden immer wohlhabender. Jede dieser Siedlungen war politisch eigenständig.
Die steigenden Anforderungen an die Organisation und auch die Tempelwirtschaft bedingten und begünstigten die Entwicklung einer Schrift. Zunächst diente die Schrift nur der Buchhaltung. Die wichtigste Stadt der Sumerer war Uruk, ihr Herrscher war Gilgamesch. Das Epos dieses Helden gilt als das älteste erhaltene literarische Dokument der Menschheit. 2700 v. Chr. wurde die Keilschrift in ihren Möglichkeiten zur Vollendung geführt.
Ab 3000 v. Chr. wanderten Nomaden aus dem Norden in das südliche Mesopotamien ein. Die sumerische Königsliste, die auch von einer Sintflut berichtet, dokumentiert diese Wanderungen durch das Auftauchen semitischer Namen. Die Historiker bezeichnen diese Epoche als Frühdynastische Periode, die im 23. Jahrhundert v. Chr. endete.
In dieser Epoche zerbrach die Einheit von geistlicher und weltlicher Macht. Paläste wurden für die Könige gebaut, die nicht nur der Repräsentation dienten. Die Könige dieser Zeit wurden lugal genannt (= „großer Mensch“). Ihren Machtanspruch zeigten die Herrscher auch durch ihre Gräber, indem sie sich mit ihrem Gefolge begraben ließen. Mehrere dieser Königsgräber fand man in der Nähe von Ur.
Weitere Erfindungen, die für die Wirtschaft entscheidende Bedeutung hatten, waren das Rad und die Töpferscheibe (Späte Uruk-Zeit).

Einigung und Blütezeit unter Akkad

Mit Sargon von Akkad begann eine neue Epoche (um 2235-2094 v. Chr.). Er schuf das erste große vorderasiatische Reich, indem er die vielen Stadtstaaten vereinte. Zu seinem Machtbereich gehörte ganz Mesopotamien sowie Teile Syriens, des Irans und Kleinasiens. Die Stadt Akkad, deren Reste noch immer nicht gefunden wurden, wurde zu seinem Regierungssitz. Die akkadische Sprache verdrängte das Sumerische als gesprochene Sprache; das Sumerische wurde dennoch weiterhin als sakrale, zeremonielle, literarische und Wissenschafts-Sprache benutzt. Die Eroberungen Sargons führten zu wirtschaftlichen und kulturellen Verknüpfungen mit den unterworfenen Völkern und den neuen Nachbarn. Der Zugang zum Persischen Golf ließ einen florierenden Seehandel entstehen.
Das Reich von Akkad hatte nicht lange Bestand. Zahlreiche Aufstände und insbesondere das einwandernde Bergvolk der Gutäer beendeten die Epoche.
Dieses erste große Reich blieb in den Mythen der Region lebendig. So berichten selbst die viel später aufkommenden Assyrer in ihrer Historie von Sargon.

Neusumerisches Reich der Ur-III-Dynastie

Nach knapp 100 Jahren wurden die Gutäer vertrieben, und die sumerischen Stadtstaaten fanden wieder zu Macht und Größe. Die Stadt Ur wurde erneut zum Zentrum. Sumerisch wurde Verwaltungssprache, die ersten Zikkurate entstehen.
Diese Zeit zeichnete sich durch eine straffe Verwaltung aus und durch die Festlegung von Rechtsverordnungen (Codex Ur-Nammu). Es ist die letzte von den Sumerern geprägte Epoche. Ihr Niedergang ist durch das Schwinden der Macht der Städte gekennzeichnet, wodurch ein weiteres Nomadenvolk seine Chance zum Aufstieg bekommen sollte (siehe auch: Liste der Könige von Ur).

Babylonisches Zeitalter

Hauptartikel: Babylonisches Reich
Unter König Hammurabi, in der Altbabylonischen Periode (2000 v. Chr. - 1595 v. Chr.), gelangte die Stadt Babylon in den Mittelpunkt des Zeitgeschehens und wurde so bedeutend für die Region, dass die Griechen in der Folge ganz Mesopotamien als Babylonien bezeichneten. Hammurabi ist bekannt, weil er eine der ersten überlieferten Gesetzessammlungen verfasste, den sogenannten Codex Ḫammurapi. In 280 Paragrafen regelte er Aspekte des bürgerlichen Rechts, das Straf- und Verwaltungsrecht. Es überlieferte zahlreiche Einzelfallentscheidungen, die sich oft durch große Härte auszeichneten. Die Historiker sind sich nicht sicher, wie lange diese Gesetzessammlung beachtet wurde.

Reich der Assyrer

Hauptartikel: Assyrisches Reich
Assyrisches Reich
Im 18. Jahrhundert v. Chr. beherrschte Šamši-Adad I. ein größeres Reich im Norden Mesopotamiens, aber in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts v. Chr. zerfiel Assyrien wieder, womit das Altassyrische Reich endete.
Im 14. Jahrhundert v. Chr. erstarkte Assyrien wieder. Die Hauptstadt Aššur lag am oberen Tigris. Historiker vermuten, dass die Stadt am Anfang unter der Herrschaft Akkads stand, während die ersten Assyrer Nomaden waren.
An der Spitze der Assyrer stand der König, der sich auch als Stellvertreter des Gottes Aššur sah. Daneben übten die Kaufleute eine bedeutende Macht im Lande aus. Assur, geographisch günstig an wichtigen Handelswegen gelegen, handelte mit Babylon, Anatolien und dem heutigen Iran.
Unter Aššur-uballit I. (1353-1318 v. Chr.) erlangte Assyrien seinen Einfluss zurück. Zahlreiche Eroberungen führten zu einem wirtschaftlichen Aufschwung. König Tukulti-Ninurta I. verstand sich wieder als Stellvertreter des Gottes Assur. Er nannte sich auch “Herrscher der vier Erdteile”. Mit seinem Tod endete das sogenannte Mittelassyrische Reich.
Einen letzten Aufschwung erlebte das Reich mit König Aššur-dan III. (935-912 v. Chr.), der zahlreiche aramäische Städte eroberte. Die Assyrer übernahmen von den Aramäern allmählich Schrift und Sprache.
Die Könige Aššur-nasir-apli II. (883-859 v. Chr.) und Šulmanu-ašared III. (858-824 v. Chr.) erweiterten den assyrischen Machtbereich bis nach Syrien. Nach einigen Rückschlägen und inneren Zwistigkeiten gelang es Tukulti-apil-Ešarra III. (745-727 v. Chr.), Phönizien und das Gebiet der Philister zu erobern. Er griff auch das Nordreich Israel an, aber erst sein Nachfolger Šulmanu-ašared V. besiegte es 722/721 vollständig. Babylon wurde 689 v. Chr. erobert. Der Eroberungsdrang fand seinen Höhepunkt in der Eroberung Ägyptens durch Aššur-ahhe-iddina (681-669 v. Chr.). Aššur-bani-apli (669-627 v. Chr.) war der letzte bedeutende Herrscher. Er war ein erfahrener Politiker, der sehr belesen war. Seine Bibliothek ist eine bedeutende Quelle für die Geschichte des Zweistromlandes.

Neubabylonisches Reich

Hauptartikel: Neubabylonisches Reich
Nach dem Niedergang Assyriens erstarkte Babylon wieder. Der König Nabopolassar besiegt schließlich Assyrien. 18 Jahre nach dem Tod Assurbanipals besiegten die vereinigten Meder und Babylonier die Heere Assyriens (609 v. Chr.). Babylon wurde in der Folge erneut das kulturelle Zentrum Mesopotamiens. Assur und Ninive wurden vollkommen zerstört und die Assyrer verschwanden schließlich aus dem Gedächtnis der nachfolgenden Generationen, bis dieser Name aus politisch-sozialen Gründen innerhalb des assyrischen Volkes im Osten im 19. Jahrhundert n. Chr. wiederbelebt wurde.

Die Nachfolger des Alten Mesopotamiens bis zum Ende der Spätantike

Die persischen Achämeniden eroberten ab 550 v. Chr. den Nahen Osten und Kleinasien. In Babylon hinterließ Kyros II. 539 v. Chr. seine Proklamation auf dem Kyroszylinder und Mesopotamien wurde Bestandteil des stark expandierenden Perserreichs, das dann 330 v. Chr. seinerseits von Alexander erobert wurde. Nach seinem Tod übernahm Seleukos die Macht im Osten des Reiches und begründete die Dynastie der Seleukiden. Um 140 v. Chr. geriet der größte Teil des Zweistromlandes dann unter die Herrschaft der Parther; sie machten am Tigris gelegene Großstadt Seleukia-Ktesiphon zu ihrer Hauptresidenz. Der Euphrat markierte dabei lange Zeit die Grenze zum Imperium Romanum, bis die Römer unter Kaiser Septimius Severus um 200 n. Chr. Nordmesopotamien annektierten. Einige Jahre später wurden die parthischen Könige aus der Familie der Arsakiden von den Sassaniden gestürzt, die weiterhin in Ktesiphon residierten. Mit dem Untergang ihres Reiches im Zuge der Islamischen Expansion um 640 n. Chr. endete die vorislamische Geschichte Mesopotamiens.


Lieber Klaus, bitte komm mit Deinen drei Kindern und Deiner Frau zu meinem 50 igsten Geburtstga nach Meran.
Klaus Schnellenkamp (* 24. Dezember 1972 in der Colonia Dignidad, Chile) ist ein deutsch-chilenischer Autor, der deutschsprachige Bücher schreibt. Seine Flucht aus der Colonia Dignidad nach Deutschland im Dezember 2005 machte ihn öffentlich bekannt. Und wir waren nur ein paar mal in München in der Öffentlichkeit und sofort wußten es alle. Sofort reichte mein Mann die Scheidung ein. Ich beendete die Affäre nach ein paar Tagen, weil mir die Geschichten alle zu heftig waren. Und ich mich manipuliert fühlte. Es war mir ungeheuerlich und unheimlich. Die große Welt der Politik in die ich da mit hineingeschaut habe. Dann die Weltwirtschaftkrise. Der Einbruch des Pferdemarktes. Keine Chance mehr, meine teuren Dressurpferde zu verkaufen und kein Rückrat. Niemanden der mich einen Halt gab und mich stütze noch zwei Jahre durchzuhalten. Die Pferde alleine zu trainieren. Und wieder die Angst, das die Schulden mich ins Gefängnis bringen könnten. Allein gelassen fühle ich mich. Ich werde krank. Die schöne Villa in München Bogenhausen. Keine Chance sie zu halten. Keine Chance den gerade neu begonnenen Job wirklich ernsthaft zu machen. Stattdessen Ehe- und Psychoterror. Ich klage und klage und weine. Bekommen Falten und die Sorgen steigen.
Schnellenkamps Eltern sind die Mitbegründer der Colonia Dignidad, Kurt Schnellenkamp Nelaimischkies (* 1927) und Elisabeth Witthahn Krüger (1936–2009). Sie waren 1961 dem Sektenführer Paul Schäfer nach Chile gefolgt, um dort die Colonia Dignidad zu gründen und aufzubauen. Klaus, Ihr Sohn spricht ein sehr schönes Hochdeutsch. Er hat die ganze deutsche Literatur fast auswendig gelernt. Kann alle zitieren. Weiß unendlich viel und spricht so hochgestochen, das ringsum alle blass werden. Und er erfindet und manipuliert. Denkt sich etwas aus um etwas zu erreichen. Aber was? Also soll ich mitkommen? Nein. Mein Schatz ahnt sooft tragisches. Will er mich entführen. Liebt er nur mich? Und seine drei Kinder? Und seine Frau! Ich bin sehr stolz das er sie hat. Ich möchte das alles gut wird. Bleibe stabil. Werde nicht launisch. Zerstör nicht das Glück derer, die Dich lieben.


Schnellenkamp ging von 1980 bis 1990 zur deutschen Privatschule innerhalb der Colonia Dignidad. Während seiner Schulzeit erhielt er Bestnoten und studierte entgegen der Anordnung der Sektenführung Fachliteratur in Natur- und Sozialwissenschaften. Neben dieser Lektüre wurde er auch wegen heimlich verfasster Gedichte und Balladen von der Gemeinschaft bestraft und sozial isoliert.
Schöner stolzer Mann, ich habe gerade die Geschichte der Kinder aus den Lebensbornheimen der Nazis studiert. Gisela Heidenreich schreibt rührend darüber. Du bist so einer, ein Sohn der Nazis und was Du kannst ist, stoz daher kommen. Du bist eine Erscheinung. Du hast mir immer imponiert und jetzt holt uns unsere Geschichte eine. Die Leben vorher, die Leben unserer Vorfahren und unserer Eltern! Wer waren sie? Und was haben sie uns hinterlassen. Die Kunst an Luftschlösser zu glauben. Du sagst, bei dem zweiten Anruf heute, die Armut ist Gott sei Dank Vergangenheit. Ich stecke noch mittendrinn. Wenn man sich kein Wasser kaufen kann und auch gratis keines bekommt, dann ist man an der Grenze angelangt. Hunger, Durst und Kälte. Diese drei Dinge kann man nur kurz aushalten. Und ich denke, wieder an das Gefängnis Hohenschönhausen. Die Zellen, ohne Möglichkeit nach draußen zu schauen. Nicht zu wissen wo man ist. Diese totale Orientierungslosigkeit. Und was mit der Familie passiert ist. Wo sie sind.
Ich weiß. Deine Mutter hast Du nicht mehr gesehen. Sie ist 2009 gestorben. Dein Vater, der lebt noch. Aber mein Vater und wir, Deine ersten Freunde hier in der neuen Welt, in München, nach der Flucht. Wir sind nun Deine Familie. Ich fühle mich verantwortlich für Deine Seele. Als wenn Du ein Kind wärest meines Großvaters väterlicherseits, beziehungsweise ein Enkelkind. Du bist ein Bruder, ein Fluch, eine Hoffnung, eine Ahnung und auch eine Sehnsucht. Aber das ganze ist eine Utopie. Weil wir selber Kinder haben. Du drei, ich zwei. Das ist schön. Das ist wirklich das Schönste.
Schnellenkamp ging von 1980 bis 1990 zur deutschen Privatschule innerhalb der Colonia Dignidad. Während seiner Schulzeit erhielt er Bestnoten und studierte entgegen der Anordnung der Sektenführung Fachliteratur in Natur- und Sozialwissenschaften. Neben dieser Lektüre wurde er auch wegen heimlich verfasster Gedichte und Balladen von der Gemeinschaft bestraft und sozial isoliert.
Wie schön und wie verzeifelt, Deine Sehnsucht nach Jesus. Ich erzähle Dir von den Mormonen und wie sehr ich es liebe die Idee, der Keuschheit vor der Ehe. Und dann den einzigen, den einen Partner zu lieben. Ein ganzes Leben lang. Ich hatte nie so tolle Noten wie Du, aber ich habe mindestens genausoviel gelesen. Möchte ich behaupten. Deine Noten helfen Dir jetzt, jetzt hast Du gute Arbeitsmöglichkeiten und neue Aufgaben vor Dir. Ich bleibe ewig scheiternd, weil ich die Blokaden nicht wegbekomme. Die Blokade mich nicht zu trauen. Über heiße Kohlen gehen. Was für eine absurde Idee. Wozu. Aber ich bewundere diese Kraft, es zu wagen, den ersten Schritt zu tun und sich mental zu überlisten, das es feuchtes, nasses Moos wäre. Toll, das es das gibt. Die Kraft über sich hinauszuwachsen. Im Gefängnisleben braucht man das täglich, andauernd. Irgendwie kann man das auch sofort, weil man ja sonst die ganzen Qualen und Terrorprozeduren gar nicht überstehen könnte. Jesus, wann bin ich endlich bei Dir?
Nach dem Schulabschluss wurde Schnellenkamp in der kaufmännischen Geschäftsleitung der Sekte tätig. Trotz seiner rebellischen Haltung gegenüber der Sektenführung schaffte es Schnellenkamp, seine Position innerhalb der Colonia Dignidad auszubauen und zu festigen. Von dieser Stellung aus konnte er Einsicht nehmen in die Machenschaften der Gruppierung, die sich nach außen als karitative Gemeinschaft darstellte. Wegen seiner öffentlichen Kritik an der Wirtschaftskriminalität der Sekte wurde Klaus Schnellenkamp mehrmals Opfer von Mordversuchen.
Als ich das vonn Dir erfahren habe, wußte ich, wie gut Du das kannst, über heiße Kohlen gehen. Du bist wie Charly Rau, den Rebell aus Hohenschönhausen. Du kannst das alles überleben und bringst Dich nicht um, weil Du ein Sieger Typ bist. Und weil Du sehr große Ziele hast und Ideologien. Ich habe begonnen die Geschichte der Utopie von Thomas Schölderle zu lesen.
Durch Deine große Kritik und Deine fundamentalen Erkenntnisse über das Böse von Machtsrukturen hast Du eine enorme Kraft entwickelt ein großer Politiker und Mann zu werden. Aber Achtung. Du hast es auch in Dir, die Macht zu manipulieren. Und dann gleitet Dir alles aus den Händen. Ich habe Angst und Sorge. Ich fürchte mich vor Dir und doch mag ich es, wenn ich weiß, das es Dir gut geht.
Also, bitte pass auf Dich auf! Und melde Dich ab und zu. Ich werde einen Blog für Dich einrichten für all Deine Fans und Symphatisanten. Deine M.


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Weblinks


Klaus Schnellenkamp in Welt-Sichten zu Neujahr 2009 (Textbeitrag)
Klaus Schnellenkamp im Interview mit WELT ONLINE März 2007 (Textbeitrag)
Klaus Schnellenkamp im Online-Portal Crossover September 2007 (Textbeitrag)
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Ex-Sekten-Siedlung: Menschenknochen auf Gelände der Colonia Dignidad entdeckt SPIEGEL ONLINE - Panorama - 26.02.2014


In der ehemaligen Sektensiedlung Colonia Dignidad in Chile sind Menschenknochen ausgegraben worden. Woher sie stammen, ist bisher nicht bekannt. In einem Schädel soll sich ein Einschussloch befunden haben. mehr...
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Colonia-Dignidad-Arzt in Krefeld: Dr. Unerwünscht SPIEGEL ONLINE - Panorama - 26.08.2011


Ein Gericht in Chile verurteilte Hartmut Hopp wegen Beihilfe zum sexuellen Missbrauch von Kindern - doch der Sektenarzt der Colonia Dignidad entkam. Seine neue Wohnung in Krefeld soll er zwar nicht beziehen, ausweisen können ihn die deutschen Behörden aber nicht. mehr...
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Er half beim Missbrauch von Kindern, wurde in Chile verurteilt und steht auf Interpols Fahndungsliste. Doch in Deutschland hat der Arzt und ehemalige Bewohner der Colonia Dignidad Hartmut Hopp nichts zu befürchten. Nun will der 67-Jährige in ein Krefelder Apartment ziehen. mehr...
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Gestorben Paul Schäfer, 88. Seine Opfer hatten gehofft, dass der Gründer der Colonia Dignidad länger als nur fünf Jahre im Gefängnis... mehr...
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Der frühere Chef der berüchtigten Siedlung "Colonia Dignidad", Paul Schäfer, ist im Alter von 88 Jahren gestorben. Er war wegen Mordes, Folter, sexuellen Missbrauchs Minderjähriger und anderer Verbrechen zu einer Haftstrafe von insgesamt 33 Jahren verurteilt worden. mehr...
Augusto Pinochet: Tod eines Tyrannen SPIEGEL ONLINE - Politik - 10.12.2006


Am Sonntag ist der chilenische Ex-Diktator Augusto Pinochet im Kreise seiner Familie gestorben. Seinen tausenden Opfern war dies nicht vergönnt: Viele starben durch Folter und landeten im Meer. Für Chile ist der Tod des Greises die Befreiung von einem 33-jährigen Alptraum. mehr...
NPD in Mecklenburg-Vorpommern: Die Biedermänner werden rüde SPIEGEL ONLINE - Politik - 07.09.2006


Zehn Tage vor der Wahl stehen die Chancen der NPD auf einen Einzug in den Landtag von Mecklenburg-Vorpommern gut. Umfragen sehen die Partei bei sechs Prozent. Selbstbewusst geben die Rechtsextremen im Wahlkampf ihre zuvor gezeigte Zurückhaltung auf. mehr...
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Colonia Dignidad: Anklage wegen Kindesmisshandlung in Sektensiedlung SPIEGEL ONLINE - Panorama - 28.12.2005


Schwere Vorwürfe wegen grausiger Kinderquälerei: Gegen den Gründer der berüchtigten deutschen Sektensiedlung "Colonia Dignidad" in Chile und eine deutsche Ärztin wurde Anklage erhoben. Sie sollen Kinder sexuell misshandelt und mit Elektroschocks gemartert haben. mehr...
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Ein unfassbares Geständnis: Die deutsche Ärztin Gisela Seewald hat zugegeben, Mitte der 70er Jahre Kinder und Jugendliche in der berüchtigten Colonia Dignidad in Chile mit Elektroschocks und Beruhigungsmitteln misshandelt zu haben. Jetzt wurde die 75-Jährige verhaftet. mehr...
Chile: Die verwaisten Seelen der Colonia Dignidad SPIEGEL ONLINE - Panorama - 21.10.2005


Vier Jahrzehnte lang lebten Hunderte deutsche Aussiedler unter dem frommen Terror der Colonia Dignidad. Während die Justiz die Verantwortlichen zur Rechenschaft zieht, versuchen die Zurückgebliebenen, sich im Leben neu einzurichten. mehr...
17. Oktober 2005 Betr.: Colonia Dignidad DER SPIEGEL - 17.10.2005


Schon mehrfach hat SPIEGEL-Redakteurin Helene Zuber, 48, die Geschichte der Colonia Dignidad, einer deutschen Exklave in Chile,... mehr...
CHILE: Was soll aus uns werden? DER SPIEGEL - 17.10.2005


Vier Jahrzehnte lang lebten Hunderte deutsche Aussiedler unter dem frommen Terror der Colonia Dignidad. Während die Justiz die Verantwortlichen zur Rechenschaft zieht, versuchen die Zurückgebliebenen, sich im Leben neu einzurichten. Der Junge war ü... mehr...
Colonia Dignidad: Zweites Waffenlager der deutschen Sekte gefunden SPIEGEL ONLINE - Panorama - 24.07.2005


Wenige Wochen nach dem sensationellen Waffenfund auf dem Gelände der deutschen Siedlung Colonia Dignidad im Süden Chiles hat die Polizei ein zweites Lager gefunden. Das unterirdische Versteck enthält Raketenwerfer und Granaten. mehr...
Colonia Dignidad: Polizei hebt Waffenlager aus SPIEGEL ONLINE - Panorama - 16.06.2005


Ermittler haben auf dem Gelände der berüchtigten Deutschen-Siedlung "Colonia Dignidad" in Chile ein riesiges Waffenarsenal entdeckt. In einem Versteck hätten die Fahnder 85 Maschinenpistolen, 60 Handgranaten, 18 Anti-Personen-Minen sowie Raketenwerfer gefunden, teilten die Beamten mit. mehr...
CHILE: Neue Anklage gegen Sektenführer DER SPIEGEL - 26.03.2005


Der frühere Chef der berüchtigten "Colonia Dignidad", Paul Schäfer, ist nun auch wegen des Verschwindens des linksgerichteten... mehr...
Colonia Dignidad: Anklage gegen Sektenchef Schäfer in Chile SPIEGEL ONLINE - Panorama - 18.03.2005


javax.xml.bind.JAXBElement@528ed08cjavax.xml.bind.JAXBElement@1e1dc1ac Der wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern verurteilte Paul Schäfer ist in Chile im Zusammenhang mit dem Verschwinden eines politischen Gefangenen während der Pinochet-Regimes angeklagt worden. Der frühere Chef der berüchtigten Deutschen-Siedlung Colonia Dignidad soll enge Beziehungen zu dem Ex-Diktator gepflegt haben. mehr...
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Foltervorwürfe gegen Sektenführer Schäfer: Mit Elektroschocks gequält SPIEGEL ONLINE - Panorama - 16.03.2005


javax.xml.bind.JAXBElement@3d5eaa35javax.xml.bind.JAXBElement@11f89d0d Der chilenische Arzt Luis Peebles ist nach eigenen Angaben von dem früheren Chef der berüchtigten Deutschen-Siedlung "Colonia Dignidad", Paul Schäfer, gefoltert worden. Er selbst und andere Opfer seien mit Elektroschocks gequält, in enge Kisten gepfercht und mit kaltem Wasser übergossen worden, sagte der Zeuge. Schäfer habe all diese Verbrechen bei klarem Verstand begangen. mehr...
VERBRECHEN: Ewiger Onkel DER SPIEGEL - 14.03.2005


Paul Schäfer, verhafteter Gründer der Colonia Dignidad, muss sich wegen Päderastie und seiner Kontakte zu Pinochet verantworten. Der alte Mann lebte hinter Stacheldraht und hohen Zäunen, so wie in seiner chilenischen Heimat. Wachmänner kontrollieren... mehr...
Chronik DER SPIEGEL - 14.03.2005


5. bis 11. März SAMSTAG, 5. 3. DROHUNG Der chinesische Volkskongress kündigt ein "Anti-Abspaltungsgesetz" an. Es droht Taiwan mit Krieg,... mehr...
Sektenführer ausgeliefert: Chile nimmt Schäfer in Haft SPIEGEL ONLINE - Panorama - 13.03.2005


javax.xml.bind.JAXBElement@670ddc6fjavax.xml.bind.JAXBElement@3f033044 Der in Argentinien festgenommene Sektenführer Paul Schäfer ist den chilenischen Behörden übergeben worden. Dem ehemaligen Leiter des Lagers Colonia Dignidad werden Kindesmissbrauch und Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen. Die Siedlung soll nun für Touristen geöffnet werden. mehr...
Colonia-Dignidad-Gründer: Ein Onkel aus Deutschland SPIEGEL ONLINE - Panorama - 11.03.2005


javax.xml.bind.JAXBElement@6a55e0adjavax.xml.bind.JAXBElement@2c11b465 Als "Doktor" oder einfach als "Onkel" war er in Chile bekannt. Der in Argentinien gefasste Deutsche Paul Schäfer, Gründer der Colonia Dignidad, war einer der meistgesuchten Männer Südamerikas. Zu seinen Förderern zählten Diktator Pinochet und die deutsche CSU. mehr...
Colonia Dignidad: Sektenführer Schäfer in Argentinien festgenommen SPIEGEL ONLINE - Panorama - 10.03.2005


javax.xml.bind.JAXBElement@3e5a697djavax.xml.bind.JAXBElement@21c3ad86 Der vor Jahren untergetauchte deutsche Sektenführer Paul Schäfer ist in Argentinien festgenommen worden. Schäfer ist Gründer der berüchtigten deutschen Siedlung Colonia Dignidad in Chile und wurde in Abwesenheit wegen mehrfachen Kindesmissbrauchs verurteilt. mehr...
Colonia Dignidad: Führungsmitglieder verhaftet SPIEGEL ONLINE - Panorama - 08.04.1999


Die chilenische Polizei hat sieben führende Mitglieder der deutschen Sekte Colonia Dignidad festgenommen. Ihnen wird angelastet, Minderjährige gefangengehalten und die Justiz behindert zu haben. Menschenrechtsorganisationen werfen der Sekte Folter von Regimegegnern während der Pinochet-Diktatur vor. mehr...
Colonia Dignidad: Führungsmitglieder verhaftet SPIEGEL ONLINE - Politik - 08.04.1999


Die chilenische Polizei hat sieben führende Mitglieder der deutschen Sekte Colonia Dignidad festgenommen. Ihnen wird angelastet, Minderjährige gefangengehalten und die Justiz behindert zu haben. Menschenrechtsorganisationen werfen der Sekte Folter von Regimegegnern während der Pinochet-Diktatur vor. mehr...
Die Woche 9. bis 17. April 1998 DER SPIEGEL - 20.04.1998


DONNERSTAG, 9. 4. GENTEST Im niedersächsischen Saterland läuft die bislang größte gentechnische Reihenuntersuchung an:... mehr...
Montag, 20. April DER SPIEGEL - 20.04.1998


20.45 - 22.15 UHR ARTE Alle Vöglein sind schon da Unter geldgierigen Amseln, Drosseln und Schmutzfinken ist... mehr...
Die Pistole lag immer griffbereit DER SPIEGEL - 11.08.1997


Tobias Müller und Salo Luna über Tyrannei und sexuellen Mißbrauch in der Colonia Dignidad SPIEGEL: Herr Müller, Herr Luna, Ihnen ist gelungen, was zehn Jahre niemand schaffte: eine Flucht aus der Colonia Dignidad... mehr...
Die Colonia Dignidad DER SPIEGEL - 11.08.1997


in der Nähe der südchilenischen Stadt Parral wirkt wie ein riesiges Gefängnis. Auf das 13 000 Hektar umfassende Anwesen - dreimal... mehr...
Montag, 4. August DER SPIEGEL - 04.08.1997


VON 6.45 UHR AN ARD Leichtathletik-WM Was heißt hier leicht? Schwerstarbeit wartet auf den TV-Sessel-Wurzler:... mehr...
CHILE: Der Onkel ist gut DER SPIEGEL - 26.05.1997


Über 30 Jahre lang konnte eine deutsche Sekte im Süden Chiles ein privates Reich betreiben, in dem Zucht und Unzucht herrschten. Die "Colonia Dignidad" erkaufte sich die Gunst der Mächtigen und die Zuneigung der Armen. Jetzt zittert sie um ihre Exist... mehr...
Colonia Dignidad: Aus einem Geisterhaus DER SPIEGEL - 25.11.1991


Obwohl sich an den Praktiken der Deutschen-Siedlung "Colonia Dignidad" in Chile nichts geändert hat, verhält sich Bonn auffallend passiv. Er wisse die Angelegenheit bei der chilenischen Regierung in guten Händen, beruhigte Helmut Kohl lästige Frage... mehr...
nia Dignidad


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DONNERSTAG DER SPIEGEL - 01.04.1991


20.00 - 20.59 Uhr. Sat 1. Krypton Faktor Kaum sind bei "Fort Boyard" die Kandidaten ins Wasser gefallen und auch Sat 1 gewaltig baden gegangen, da kommt der Privatsender... mehr...
Sonntag, 30. 7. DER SPIEGEL - 24.07.1989


14.15 Uhr. ARD. Großer Preis von Deutschland Übertragung aus Hockenheim vom Formel-1-Weltmeisters... mehr...
Sonntag, 18. 6. DER SPIEGEL - 12.06.1989


20.15 Uhr. West III. Haute Couture Ein erfolgloser Modeschöpfer verliebt sich in die Verlobte... mehr...
Sonntag, 4. 6. DER SPIEGEL - 29.05.1989


20.15 Uhr. ARD. Alles Glück dieser Erde Eine Waise aus Arizona (Photo: Tatum O'Neal) kommt zu... mehr...
BERUFLICHES: Günther Knackstedt DER SPIEGEL - 02.05.1988


Günter Knackstedt, 58, ist für den heiklen Posten des Bonner Botschafters in Chile vorgesehen. Der promovierte Volkswirt... mehr...
Colonia Dignidad ins Exil DER SPIEGEL - 04.04.1988


* Nach Informationen der Bundesregierung hat sich die Führungsmannschaft der wegen Menschenrechtsverletzungen ins Gerede gekommenen... mehr...
Auf dem Prüfstand DER SPIEGEL - 29.02.1988


Die Bundestagsfraktion der FDP ist besorgt über das Verhalten von Liberalen, allen voran Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher... mehr...
Hubschrauber-Falle DER SPIEGEL - 18.01.1988


Beim Chile-Besuch der Kommission des Auswärtigen Amtes, die Ende 1987 die Zustände in dem berüchtigten Lager der... mehr...
FERNSEHEN Dienstag, 5. 1. DER SPIEGEL - 04.01.1988


19.30 Uhr. ZDF. Der Kampf der Prostituierten Karin Richter berichtet über Selbsthilfegruppen auf dem Kiez. 20.45... mehr...
Chile: Genschers Leute abgewiesen DER SPIEGEL - 28.12.1987


"Alle schätzen hier Franz Josef Strauß ganz besonders. Er ist ein Mann von Wahrheit und Courage. Er ist wie Pinochet." Mit... mehr...
DIPLOMATIE: Blow up DER SPIEGEL - 07.12.1987


Außenminister Hans-Dietrich Genscher will jetzt die Vorgänge in der berüchtigten "Colonia Dignidad" in Chile energisch aufklären. * Hans-Dietrich Genscher war beeindruckt. Horst Kullak-Ublick, Bonns Botschafter in Chile, den Genscher als "einen son... mehr...
Metropolis und Theresienstadt DER SPIEGEL - 30.11.1987


Bonner Diplomaten besuchten die berüchtigte Colonia Dignidad * Zehn Stunden lang besuchte der bundesdeutsche Botschafter in Chile, Horst Kullak-Ublick, zusammen mit drei Mitarbeitern am... mehr...
FERNSEHEN Dienstag, 1. 12. DER SPIEGEL - 30.11.1987


20.15 Uhr. ZDF. Sherlock Holmes und das Halsband des Todes Christopher Lee (Photo, links, mit Thorley Walters), Dracula... mehr...
DIPLOMATIE: Nur Fassade DER SPIEGEL - 09.11.1987


Das Bonner Auswärtige Amt setzt die durch Menschenrechtsverletzungen in Verruf geratene deutsche "Colonia Dignidad" unter Druck. * Im Chile der Junta Pinochets ist der Würzburger Soziologieprofessor Lothar Bossle gerngesehener Gast. Erst vor 14 Tag... mehr...
Zutritt verschafft DER SPIEGEL - 02.11.1987


* Das Auswärtige Amt schickt sich an, ein düsteres Kapitel der Bonner Chile-Politik aufzuhellen. In dieser Woche sollen Konsularbeamt... mehr...
BOTSCHAFTER: Haarsträubende Art DER SPIEGEL - 07.07.1980


Deutschen, die in Lateinamerika politisch verfolgt werden, helfen Bonns Diplomaten nur ungern. In Zelle 16 des uruguayischen Gefängnisses Libertad hofft David Campora, 46, auf ein Wiedersehen mit seiner Familie in Köln... mehr...
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Reines Gewissen


Enthüllungen in einem anderthalb Jahre alten Mordfall zwingen den Diktator Pinochet zu politischen Konzessionen.


Den Vizeadmiral Patricio Carvajal überraschte die Nachricht auf Dienstreise in Japan, den Carabinero-General Mario Mackay bei einem offiziellen Besuch in den USA: Die beiden chilenischen Militärs, Außenminister seines Landes der eine, Landwirtschaftsminister der andere, hätten die Heimreise, so erfuhren sie, ohne Kabinettsrang anzutreten.


Unverhofft hatte ihr oberster Dienstherr in Santiago, Chiles Diktator General Augusto Pinochet Ugarte, vergangenen Monat verfügt, daß die Regierung umzubilden sei. Statt bisher neun Offiziere und sieben Zivilisten sind jetzt in Chile nur noch fünf Militärs, dafür aber elf Zivilisten Minister.


Es war nicht die einzige Überraschung, die General Pinochet seinen Landsleuten in jüngster Zeit bescherte.


Der Mann, der im September 1973 an der Spitze einer Militärjunta mit einem blutigen Staatsstreich gegen die Regierung des Sozialisten Salvador Allende die Macht an sich gerissen und seither mit eiserner Faust regiert hat, befahl nun plötzlich innerhalb weniger Wochen


* die Aufhebung des nach dem Futsch 1973 verhängten Belagerungszustands und eine Lockerung der nächtlichen Ausgangssperre;


* eine Amnestie für wegen politischer Vergehen von Militärgerichten verurteilte Chilenen und


* Vorlage eines Entwurfs für eine neue Verfassung, über die bis Ende nächsten Jahres eine Volksabstimmung abgehalten werden soll.


Zwar bedeutet all dies noch keineswegs die Rückkehr zur Demokratie: Statt des Belagerungszustands nämlich bleibt immerhin noch der ebenfälls 1973 verhängte Ausnahmezustand in Kraft, gewerkschaftliche Betätigung und politische Parteien sind nach wie vor verboten, und die von der Amnestie Betroffenen dürfen nicht etwa in Chile bleiben, sondern müssen zwangsweise ins Exil gehen.


Gleichwohl hat das Regime Pinochet seinen Untertanen nie zuvor solche Zugeständnisse gemacht wie jetzt -- und vieles deutet darauf hin, daß es keine ganz freiwilligen Zugeständnisse sind. Der General, der so viele Chilenen das Fürchten lehrte, kämpft vielmehr ein zähes Rückzugsgefecht um sein eigenes politisches Überleben.


Er kämpft dabei vor allem gegen einen Toten -- den früheren Allende-Minister Orlando Letelier, der am 21. September 1976 in seinem Washingtoner Exil von einer an seinem Wagen angebrachten und durch Fernsteuerung ausgelösten Bombe getötet wurde. Mit ihm starb seine amerikanische Assistentin Ronnie Karpen Moffitt; ihr Ehemann, der auf dem Rücksitz des Wagens saß, wurde verletzt.


Die Ermordung des Ex-Ministers, so ließ die Militärjunta nach dem Anschlag verlautbaren, sei ein "kaltblütiger und unmenschlicher Plan", den sie "verurteile". Schon damals vermuteten jedoch viele der ins Exil geflüchteten Chilenen, daß Pinochets gefürchtete Geheimpolizei, die Dina, das ihre zu dem "kaltblütigen Plan" beigetragen habe.


Denn der ermordete Letelier, von 1971 bis 1973 Chiles Botschafter in Washington sowie ehemals hoher Funktionär der Inter-Amerikanischen Entwicklungsbank (BID), hatte Einfluß und Freunde in amerikanischen Wirtschafts- und Diplomatenkreisen besessen und genutzt, um ausländische Wirtschaftshilfe für die Junta zu vereiteln, so gut er konnte. Noch elf Tage vor seinem Tod hatte ihm die Regierung in Santiago wegen "Behinderung der normalen finanziellen Hilfe für Chile" die chilenische Staatsbürgerschaft aberkannt.


Inzwischen hat sich der vage Verdacht, daß offizielle chilenische Stellen bei dem Attentat gegen den unbequemen Letelier ihre Hand im Spiel gehabt haben könnten, zu einem feinmaschigen Indiziennetz verdichtet, das sich immer enger zusammenzieht.


In anderthalb Jahren zunächst streng geheimer Ermittlungen fanden die für den Mordfall zuständigen amerikanischen Untersuchungsbehörden des District of Columbia heraus:


Am 17. August 1976, also rund einen Monat vor dem Attentat, beantragten in der US-Botschaft in Santiago zwei Militärs mit chilenischen Dienstpässen, ausgestellt auf die Namen Juan Williams Rose und Alejandro Romeral Jara, ein Diplomatenvisum für die USA. Sie erhielten es, nachdem der chilenische Außenminister beim US-Botschafter telephonisch interveniert hatte.


In den USA "nahm zumindest einer der Männer", so der amerikanische Untersuchungsbericht, "Kontakt zu einer der Personen auf, die als verantwortlich für den Mord gehalten werden".


Ausgeführt wurde die Tat, vermuten die amerikanischen Ermittlungsbehörden, von Castro-feindlichen, in den USA lebenden Exilkubanern, genauer, von einem oder mehreren Mitgliedern jener berüchtigten "Brigade 2506", die einst von der CIA finanziert und für die Invasion in der Schweinebucht 1961 gedrillt worden war. Den Kontakt zwischen führenden Figuren der Brigade 2506 in Miami und den aus Chile eingereisten Männern mit den Diplomatenpässen soll Chiles Konsul in Miami, Héctor Durán, hergestellt haben.


Nachdem das Bundesgericht in Washington 21 verdächtige Kubaner vernommen hatte, wandte es sich im vergangenen Februar schließlich mit einem offiziellen Ersuchen um Amtshilfe an die Regierung in Santiago: Der zuständige US-Ermittlungsrichter William Bryant bat um Einvernahme von Juan Williams Rose und Alejandro Romeral Jara.


Die chilenischen Behörden winkten erst mal ab: In keiner der drei Teilstreitkräfte gebe es jemanden, der Alejandro Romeral Jara oder Juan Williams Rose heiße; der Name Romeral Jara gar existiere in ganz Chile nicht, ließ das Innenministerium wissen.


Doch nun veröffentlichte die chilenische Presse die Paßfotos der Gesuchten, und wenige Tage später waren beide identifiziert: Alejandro Romeral Jara als chilenischer Hauptmann der Infanterie Armando Fernández Larios, 28, und Juan Williams Rose als der nordamerikanische Staatsbürger Michael Vernon Townley Welch, 35, der seit über 20 Jahren in Chile lebt.


Fernández Larios, von Pinochet für seine Beteiligung am Sturm auf den Moneda-Palast während des Putsches gegen Allende mit einem Orden "für besondere Verdienste" ausgezeichnet, war Mitarbeiter der Geheimpolizei Dina, die Pinochet direkt unterstand.


Der Elektroingenieur Townley, dessen chilenische Ehefrau während der Allendezeit militantes Mitglied der rechtsradikalen Bewegung "Patria y Libertad" (Vaterland und Freiheit) gewesen war, hatte aktiv gegen die Allenderegierung gekämpft. Linke Zeitungen veröffentlichten damals sein Photo als das eines CIA-Agenten.


Die Betroffenen, nachdem man sie denn endlich gefunden hatte, bestritten, mit falschen Diplomatenpässen in die Vereinigten Staaten eingereist zu sein. Doch die Hoffnung der chilenischen Regierung, damit werde die Sache ihr Bewenden haben, erfüllte sich nicht:


In ultimativer Form mit der kaum verhüllten Drohung, den amerikanischen Botschafter in Santiago, George Landau, abzuberufen -- verlangten die Beamten des Menschenrechts-Kämpfers Jimmy Carter von der Regierung Pinochet Mithilfe bei der Aufklärung des Falles. Schließlich wurde die Richterin Juana González vom Obersten Gericht in Santiago mit den Untersuchungen beauftragt.


Der Mann freilich, der am ehesten Licht in die Sache hätte bringen können, war leider, so stellte sich heraus, schon tot: Carlos Guillermo Osorio Mardones, der Beamte, der die falschen Diplomatenpässe ausgestellt und die Anträge auf Erteilung der Einreisevisa für die beiden Paßinhaber befürwortet hatte, kam bereits am 22. Oktober 1977 ums Leben. Todesursache, so die Santiagoer Tageszeitung "La Tercera" damals: "Selbstmord durch Kopfschuß"; "Herzanfall" schrieb einen Tag später die Zeitung "El Mercurio", gleichfalls in Santiago.


Die wahre Todesursache ist bis heute offiziell nicht bekannt -- obwohl die Familie des Toten nach neunmaligem vergeblichem Insistieren schließlich doch noch die Exhumierung der Leiche erzwang. Fest steht jedoch, daß Guillermo Osorio keineswegs, wie die Regierung glauben machen möchte, irgendein kleiner Paßbeamter war, der entweder eigenmächtig oder in Unkenntnis der Folgen gehandelt hat. Er war vielmehr ein Diplomat mit engen Verbindungen zu den Spitzen des Regimes:


Als Dritter Sekretär der chilenischen Botschaft in Bonn teilte er -- Anfang der sechziger Jahre -- mit seinem damaligen Botschafter Arturo Maschke Tornero die Vorliebe für strammes Deutschtum. Osorio, der gut Deutsch sprach, brüstete sich vor seinen deutschen Freunden mit seiner Vergangenheit in der chilenischen Nazi-Jugendorganisation der dreißiger Jahre und ebnete jenen 236 Siegburger Bürgern den Weg, die 1961 in Chile die deutsche Siedlung "Colonia Dignidad" gründeten -- unter Pinochet ein berüchtigtes Folterzentrum der Geheimpolizei Dina.


Während der Allendezeit pflegte Osorio, damals chilenischer Konsul im argentinischen Patagonien, enge Kontakte zu den rechtsradikalen Verschwörern der "Patria y Libertad", denen er nach Kräften half, im Patagonien benachbarten Süden Chiles eine logistische Basis aufzubauen.


Unter Pinochet schließlich stieg Osorio zum Leiter der Konsularabteilung und danach zum Chef des Protokolls auf und erfreute sich des ungetrübten Vertrauens der neuen Machthaber. Den damaligen Geheimpolizeichef Oberst Manuel Contreras Sepúlveda empfing er gelegentlich zu privaten Besuchen in seinem Haus.


Contreras war es denn auch, der gemeinsam mit einem anderen hohen Militär, dem General Forestier, Osorio am 22. Oktober von einem offiziellen Empfang zurück nach Hause begleitete. Kurz darauf, so die Ehefrau Osorios, habe sie ihren Mann tot aufgefunden.


Contreras aber gab wenig später die Leitung der inzwischen in "Nationales Informationszentrum" umbenannten Geheimpolizei ab und stieg zum General und persönlichen Sonderberater des Präsidenten Pinochet auf -- bis er am 21. März dieses Jahres plötzlich "auf eigenen Wunsch" aus der Armee ausschied und von der Bildfläche verschwand.


Der jähe Sturz des Generals Contreras alarmierte all jene Kräfte des Regimes, die ohnehin mit wachsendem Mißtrauen verfolgten, wie Präsident Pinochet versuchte, sich zum alleinigen Caudillo des Landes aufzuspielen: Spätestens im Januar, als Pinochet über die Köpfe der übrigen Juntamitglieder hinweg eine Volksabstimmung erzwang, bekam die vom Regime gern präsentierte Fassade der Einigkeit Risse -- und die peinlichen Untersuchungen im Fall Letelier vertiefen diese Risse fortwährend.


Deutlich sichtbares Zeichen dafür ist die ungewohnt ausführliche Berichterstattung der gegängelten chilenischen Presse über den Fall -- irgend jemand im Regime hat offenbar Interesse daran, daß die Schuldigen gefunden werden, um sich selbst reinzuwaschen.


Dieser Jemand könnte der Luftwaffenchef Gustavo Leigh seih, Juntamitglied und seit langem Rivale Pinochets. Mehrmals verkündete der General im vergangenen Monat, daß Chile unbedingt aus der Rolle des international Verfemten herauskommen müsse.


Auf einer Rede am Tag der Luftwaffe etwa erklärte er, es sei an der Zeit, wieder politische Institutionen einzuführen, deren Grundlage eine "objektive und nicht an eine Person gebundene Rechtsordnung" sein müsse. In Privatgesprächen soll er mehrmals vorgeschlagen haben, alle vier Juntamitglieder einschließlich Pinochets müßten zurücktreten und vier neuen Oberbefehlshabern die Macht übergeben, die möglichst rasch Wahlen ausschreiben und eine zivile Regierung einsetzen sollten.


Darauf trat Pinochet die Flucht nach vorn an: Wenige Tage nachdem US-Staatsanwalt Eugene M. Propper in Santiago eintraf, um die beiden Verdächtigen im Fall Letelier endlich vor Ort mit einem Katalog von 55 Fragen konfrontieren zu lassen, kündigte Chiles Staatschef bei einer Fernsehansprache Amnestie und Vorlage eines Verfassungsentwurfs an. Was Letelier angehe, so erklärte er zugleich, habe er persönlich "ein reines Gewissen".


Drei Tage später lieferte er einen der beiden Verdächtigen, den Amerikaner Townley, an Washington aus. "Mein Mann hat doch lange Zeit für die Sicherheitsdienste der Regierung gearbeitet", empörte sich dessen Ehefrau, "dies ist die größte Infamie, die meine Regierung meinem Ehemann antun konnte."


Sechs Tage danach bildete Pinochet die Regierung um, abermals eine Woche später unterschrieb er den angekündigten und erweiterten Amnestie-Erlaß, der unter anderem auch den zum Exil verurteilten Chilenen die Rückkehr ermöglicht, sofern sie sich verpflichten, sich politischer Betätigung zu enthalten.


Und seither wartet er darauf, ob Townley in Washington auspackt.


DER SPIEGEL 18/1978
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Meran________________________________-
Freitag, 06. Juni 2014
Es klingelt. Heute schon zum zweiten Mal. Diesmal gehe ich ans Telefon. Eine vorsichtige Stimme. Ist da? Ja,... ich bin es.
Sofort kenne ich seine Stimme, seine Art. Pause, Stille. Kein Wort. Ich bin so außer Atem. Sagt er.
Wir haben uns lange nicht gehört. Völlig aus den augen verloren. Wo bist Du? Nächste Woche bin ich in Paris. Schön. Ich war noch in Deiner Wohnung in München Grünwald. Aber da warst Du gerade asugezogen. Ja. Schön Dich zu hören. Was machst Du? Ich pendle immer noch. Ja. Ich weiß das nicht mehr. Was ist passiert inzwischen? Du hattes soviel Angst. Warst Du im Gefängnis? Nein. Verurteilt worden bin ich. Vorher war ich in der Psychatrie. Ich hatte große Angst vor einer erneuten VErhaftung. Ja, ich denke immer an Charly Rau. Kurz frei und dann bereits wieder in Haft. Keine Chance auf Freiheit. Klaus Schnellenkamp: Geboren im Schatten der Angst: Ich überlebte die Colonia Dignidad. Herbig, München 2007, ISBN 978-3-7766-2505-9.
Ich bin auch gerade dabei mein ersten Buch zu veröffentlichen. Ja. Ja, und ich brauche Dich, als Kollegen. Ich habe Angst vor dem Publizieren. Die Sümpfe der Publicity, die sich dann auftun. Die Interviews und die Öffentlichkeit. So, wie Du aus Dir dann den Neuenkamp gemacht hast. So ändere ich auch ständig meinen Namen. Zuviele Ereignisse. Zuviel Prominz und zuviele zu große Geschichten, die ich weiß. Ich komme mir vor, wie eine Zeitzeugin, die nicht nur einen Mord beobachtet hat, sondern die Gesellschaft in all Ihren Facetten. Ich weiß zu viel. Ich kann damit nicht leben.
Und all diese Geschichten. Immer wieder neue. Und ich glaube sie oft und dann wieder nicht.
Lieber Klaus, bitte komm mit Deinen drei Kindern und Deiner Frau zu meinem 50 igsten Geburtstga nach Meran.
Klaus Schnellenkamp (* 24. Dezember 1972 in der Colonia Dignidad, Chile) ist ein deutsch-chilenischer Autor, der deutschsprachige Bücher schreibt. Seine Flucht aus der Colonia Dignidad nach Deutschland im Dezember 2005 machte ihn öffentlich bekannt. Und wir waren nur ein paar mal in München in der Öffentlichkeit und sofort wußten es alle. Sofort reichte mein Mann die Scheidung ein. Ich beendete die Affäre nach ein paar Tagen, weil mir die Geschichten alle zu heftig waren. Und ich mich manipuliert fühlte. Es war mir ungeheuerlich und unheimlich. Die große Welt der Politik in die ich da mit hineingeschaut habe. Dann die Weltwirtschaftkrise. Der Einbruch des Pferdemarktes. Keine Chance mehr, meine teuren Dressurpferde zu verkaufen und kein Rückrat. Niemanden der mich einen Halt gab und mich stütze noch zwei Jahre durchzuhalten. Die Pferde alleine zu trainieren. Und wieder die Angst, das die Schulden mich ins Gefängnis bringen könnten. Allein gelassen fühle ich mich. Ich werde krank. Die schöne Villa in München Bogenhausen. Keine Chance sie zu halten. Keine Chance den gerade neu begonnenen Job wirklich ernsthaft zu machen. Stattdessen Ehe- und Psychoterror. Ich klage und klage und weine. Bekommen Falten und die Sorgen steigen.
Schnellenkamps Eltern sind die Mitbegründer der Colonia Dignidad, Kurt Schnellenkamp Nelaimischkies (* 1927) und Elisabeth Witthahn Krüger (1936–2009). Sie waren 1961 dem Sektenführer Paul Schäfer nach Chile gefolgt, um dort die Colonia Dignidad zu gründen und aufzubauen. Klaus, Ihr Sohn spricht ein sehr schönes Hochdeutsch. Er hat die ganze deutsche Literatur fast auswendig gelernt. Kann alle zitieren. Weiß unendlich viel und spricht so hochgestochen, das ringsum alle blass werden. Und er erfindet und manipuliert. Denkt sich etwas aus um etwas zu erreichen. Aber was? Also soll ich mitkommen? Nein. Mein Schatz ahnt sooft tragisches. Will er mich entführen. Liebt er nur mich? Und seine drei Kinder? Und seine Frau! Ich bin sehr stolz das er sie hat. Ich möchte das alles gut wird. Bleibe stabil. Werde nicht launisch. Zerstör nicht das Glück derer, die Dich lieben.


Schnellenkamp ging von 1980 bis 1990 zur deutschen Privatschule innerhalb der Colonia Dignidad. Während seiner Schulzeit erhielt er Bestnoten und studierte entgegen der Anordnung der Sektenführung Fachliteratur in Natur- und Sozialwissenschaften. Neben dieser Lektüre wurde er auch wegen heimlich verfasster Gedichte und Balladen von der Gemeinschaft bestraft und sozial isoliert.
Schöner stolzer Mann, ich habe gerade die Geschichte der Kinder aus den Lebensbornheimen der Nazis studiert. Gisela Heidenreich schreibt rührend darüber. Du bist so einer, ein Sohn der Nazis und was Du kannst ist, stoz daher kommen. Du bist eine Erscheinung. Du hast mir immer imponiert und jetzt holt uns unsere Geschichte eine. Die Leben vorher, die Leben unserer Vorfahren und unserer Eltern! Wer waren sie? Und was haben sie uns hinterlassen. Die Kunst an Luftschlösser zu glauben. Du sagst, bei dem zweiten Anruf heute, die Armut ist Gott sei Dank Vergangenheit. Ich stecke noch mittendrinn. Wenn man sich kein Wasser kaufen kann und auch gratis keines bekommt, dann ist man an der Grenze angelangt. Hunger, Durst und Kälte. Diese drei Dinge kann man nur kurz aushalten. Und ich denke, wieder an das Gefängnis Hohenschönhausen. Die Zellen, ohne Möglichkeit nach draußen zu schauen. Nicht zu wissen wo man ist. Diese totale Orientierungslosigkeit. Und was mit der Familie passiert ist. Wo sie sind.
Ich weiß. Deine Mutter hast Du nicht mehr gesehen. Sie ist 2009 gestorben. Dein Vater, der lebt noch. Aber mein Vater und wir, Deine ersten Freunde hier in der neuen Welt, in München, nach der Flucht. Wir sind nun Deine Familie. Ich fühle mich verantwortlich für Deine Seele. Als wenn Du ein Kind wärest meines Großvaters väterlicherseits, beziehungsweise ein Enkelkind. Du bist ein Bruder, ein Fluch, eine Hoffnung, eine Ahnung und auch eine Sehnsucht. Aber das ganze ist eine Utopie. Weil wir selber Kinder haben. Du drei, ich zwei. Das ist schön. Das ist wirklich das Schönste.
Schnellenkamp ging von 1980 bis 1990 zur deutschen Privatschule innerhalb der Colonia Dignidad. Während seiner Schulzeit erhielt er Bestnoten und studierte entgegen der Anordnung der Sektenführung Fachliteratur in Natur- und Sozialwissenschaften. Neben dieser Lektüre wurde er auch wegen heimlich verfasster Gedichte und Balladen von der Gemeinschaft bestraft und sozial isoliert.
Wie schön und wie verzeifelt, Deine Sehnsucht nach Jesus. Ich erzähle Dir von den Mormonen und wie sehr ich es liebe die Idee, der Keuschheit vor der Ehe. Und dann den einzigen, den einen Partner zu lieben. Ein ganzes Leben lang. Ich hatte nie so tolle Noten wie Du, aber ich habe mindestens genausoviel gelesen. Möchte ich behaupten. Deine Noten helfen Dir jetzt, jetzt hast Du gute Arbeitsmöglichkeiten und neue Aufgaben vor Dir. Ich bleibe ewig scheiternd, weil ich die Blokaden nicht wegbekomme. Die Blokade mich nicht zu trauen. Über heiße Kohlen gehen. Was für eine absurde Idee. Wozu. Aber ich bewundere diese Kraft, es zu wagen, den ersten Schritt zu tun und sich mental zu überlisten, das es feuchtes, nasses Moos wäre. Toll, das es das gibt. Die Kraft über sich hinauszuwachsen. Im Gefängnisleben braucht man das täglich, andauernd. Irgendwie kann man das auch sofort, weil man ja sonst die ganzen Qualen und Terrorprozeduren gar nicht überstehen könnte. Jesus, wann bin ich endlich bei Dir?
Nach dem Schulabschluss wurde Schnellenkamp in der kaufmännischen Geschäftsleitung der Sekte tätig. Trotz seiner rebellischen Haltung gegenüber der Sektenführung schaffte es Schnellenkamp, seine Position innerhalb der Colonia Dignidad auszubauen und zu festigen. Von dieser Stellung aus konnte er Einsicht nehmen in die Machenschaften der Gruppierung, die sich nach außen als karitative Gemeinschaft darstellte. Wegen seiner öffentlichen Kritik an der Wirtschaftskriminalität der Sekte wurde Klaus Schnellenkamp mehrmals Opfer von Mordversuchen.
Als ich das vonn Dir erfahren habe, wußte ich, wie gut Du das kannst, über heiße Kohlen gehen. Du bist wie Charly Rau, den Rebell aus Hohenschönhausen. Du kannst das alles überleben und bringst Dich nicht um, weil Du ein Sieger Typ bist. Und weil Du sehr große Ziele hast und Ideologien. Ich habe begonnen die Geschichte der Utopie von Thomas Schölderle zu lesen.
Durch Deine große Kritik und Deine fundamentalen Erkenntnisse über das Böse von Machtsrukturen hast Du eine enorme Kraft entwickelt ein großer Politiker und Mann zu werden. Aber Achtung. Du hast es auch in Dir, die Macht zu manipulieren. Und dann gleitet Dir alles aus den Händen. Ich habe Angst und Sorge. Ich fürchte mich vor Dir und doch mag ich es, wenn ich weiß, das es Dir gut geht.
Also, bitte pass auf Dich auf! Und melde Dich ab und zu. Ich werde einen Blog für Dich einrichten für all Deine Fans und Symphatisanten. Deine M.


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Weblinks


Klaus Schnellenkamp in Welt-Sichten zu Neujahr 2009 (Textbeitrag)
Klaus Schnellenkamp im Interview mit WELT ONLINE März 2007 (Textbeitrag)
Klaus Schnellenkamp im Online-Portal Crossover September 2007 (Textbeitrag)
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Über 30 Jahre lang konnte eine deutsche Sekte im Süden Chiles ein privates Reich betreiben, in dem Zucht und Unzucht herrschten. Die "Colonia Dignidad" erkaufte sich die Gunst der Mächtigen und die Zuneigung der Armen. Jetzt zittert sie um ihre Exist... mehr...
Colonia Dignidad: Aus einem Geisterhaus DER SPIEGEL - 25.11.1991


Obwohl sich an den Praktiken der Deutschen-Siedlung "Colonia Dignidad" in Chile nichts geändert hat, verhält sich Bonn auffallend passiv. Er wisse die Angelegenheit bei der chilenischen Regierung in guten Händen, beruhigte Helmut Kohl lästige Frage... mehr...
nia Dignidad


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DONNERSTAG DER SPIEGEL - 01.04.1991


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BERUFLICHES: Günther Knackstedt DER SPIEGEL - 02.05.1988


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Hubschrauber-Falle DER SPIEGEL - 18.01.1988


Beim Chile-Besuch der Kommission des Auswärtigen Amtes, die Ende 1987 die Zustände in dem berüchtigten Lager der... mehr...
FERNSEHEN Dienstag, 5. 1. DER SPIEGEL - 04.01.1988


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Chile: Genschers Leute abgewiesen DER SPIEGEL - 28.12.1987


"Alle schätzen hier Franz Josef Strauß ganz besonders. Er ist ein Mann von Wahrheit und Courage. Er ist wie Pinochet." Mit... mehr...
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Außenminister Hans-Dietrich Genscher will jetzt die Vorgänge in der berüchtigten "Colonia Dignidad" in Chile energisch aufklären. * Hans-Dietrich Genscher war beeindruckt. Horst Kullak-Ublick, Bonns Botschafter in Chile, den Genscher als "einen son... mehr...
Metropolis und Theresienstadt DER SPIEGEL - 30.11.1987


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DIPLOMATIE: Nur Fassade DER SPIEGEL - 09.11.1987


Das Bonner Auswärtige Amt setzt die durch Menschenrechtsverletzungen in Verruf geratene deutsche "Colonia Dignidad" unter Druck. * Im Chile der Junta Pinochets ist der Würzburger Soziologieprofessor Lothar Bossle gerngesehener Gast. Erst vor 14 Tag... mehr...
Zutritt verschafft DER SPIEGEL - 02.11.1987


* Das Auswärtige Amt schickt sich an, ein düsteres Kapitel der Bonner Chile-Politik aufzuhellen. In dieser Woche sollen Konsularbeamt... mehr...
BOTSCHAFTER: Haarsträubende Art DER SPIEGEL - 07.07.1980


Deutschen, die in Lateinamerika politisch verfolgt werden, helfen Bonns Diplomaten nur ungern. In Zelle 16 des uruguayischen Gefängnisses Libertad hofft David Campora, 46, auf ein Wiedersehen mit seiner Familie in Köln... mehr...
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Reines Gewissen


Enthüllungen in einem anderthalb Jahre alten Mordfall zwingen den Diktator Pinochet zu politischen Konzessionen.


Den Vizeadmiral Patricio Carvajal überraschte die Nachricht auf Dienstreise in Japan, den Carabinero-General Mario Mackay bei einem offiziellen Besuch in den USA: Die beiden chilenischen Militärs, Außenminister seines Landes der eine, Landwirtschaftsminister der andere, hätten die Heimreise, so erfuhren sie, ohne Kabinettsrang anzutreten.


Unverhofft hatte ihr oberster Dienstherr in Santiago, Chiles Diktator General Augusto Pinochet Ugarte, vergangenen Monat verfügt, daß die Regierung umzubilden sei. Statt bisher neun Offiziere und sieben Zivilisten sind jetzt in Chile nur noch fünf Militärs, dafür aber elf Zivilisten Minister.


Es war nicht die einzige Überraschung, die General Pinochet seinen Landsleuten in jüngster Zeit bescherte.


Der Mann, der im September 1973 an der Spitze einer Militärjunta mit einem blutigen Staatsstreich gegen die Regierung des Sozialisten Salvador Allende die Macht an sich gerissen und seither mit eiserner Faust regiert hat, befahl nun plötzlich innerhalb weniger Wochen


* die Aufhebung des nach dem Futsch 1973 verhängten Belagerungszustands und eine Lockerung der nächtlichen Ausgangssperre;


* eine Amnestie für wegen politischer Vergehen von Militärgerichten verurteilte Chilenen und


* Vorlage eines Entwurfs für eine neue Verfassung, über die bis Ende nächsten Jahres eine Volksabstimmung abgehalten werden soll.


Zwar bedeutet all dies noch keineswegs die Rückkehr zur Demokratie: Statt des Belagerungszustands nämlich bleibt immerhin noch der ebenfälls 1973 verhängte Ausnahmezustand in Kraft, gewerkschaftliche Betätigung und politische Parteien sind nach wie vor verboten, und die von der Amnestie Betroffenen dürfen nicht etwa in Chile bleiben, sondern müssen zwangsweise ins Exil gehen.


Gleichwohl hat das Regime Pinochet seinen Untertanen nie zuvor solche Zugeständnisse gemacht wie jetzt -- und vieles deutet darauf hin, daß es keine ganz freiwilligen Zugeständnisse sind. Der General, der so viele Chilenen das Fürchten lehrte, kämpft vielmehr ein zähes Rückzugsgefecht um sein eigenes politisches Überleben.


Er kämpft dabei vor allem gegen einen Toten -- den früheren Allende-Minister Orlando Letelier, der am 21. September 1976 in seinem Washingtoner Exil von einer an seinem Wagen angebrachten und durch Fernsteuerung ausgelösten Bombe getötet wurde. Mit ihm starb seine amerikanische Assistentin Ronnie Karpen Moffitt; ihr Ehemann, der auf dem Rücksitz des Wagens saß, wurde verletzt.


Die Ermordung des Ex-Ministers, so ließ die Militärjunta nach dem Anschlag verlautbaren, sei ein "kaltblütiger und unmenschlicher Plan", den sie "verurteile". Schon damals vermuteten jedoch viele der ins Exil geflüchteten Chilenen, daß Pinochets gefürchtete Geheimpolizei, die Dina, das ihre zu dem "kaltblütigen Plan" beigetragen habe.


Denn der ermordete Letelier, von 1971 bis 1973 Chiles Botschafter in Washington sowie ehemals hoher Funktionär der Inter-Amerikanischen Entwicklungsbank (BID), hatte Einfluß und Freunde in amerikanischen Wirtschafts- und Diplomatenkreisen besessen und genutzt, um ausländische Wirtschaftshilfe für die Junta zu vereiteln, so gut er konnte. Noch elf Tage vor seinem Tod hatte ihm die Regierung in Santiago wegen "Behinderung der normalen finanziellen Hilfe für Chile" die chilenische Staatsbürgerschaft aberkannt.


Inzwischen hat sich der vage Verdacht, daß offizielle chilenische Stellen bei dem Attentat gegen den unbequemen Letelier ihre Hand im Spiel gehabt haben könnten, zu einem feinmaschigen Indiziennetz verdichtet, das sich immer enger zusammenzieht.


In anderthalb Jahren zunächst streng geheimer Ermittlungen fanden die für den Mordfall zuständigen amerikanischen Untersuchungsbehörden des District of Columbia heraus:


Am 17. August 1976, also rund einen Monat vor dem Attentat, beantragten in der US-Botschaft in Santiago zwei Militärs mit chilenischen Dienstpässen, ausgestellt auf die Namen Juan Williams Rose und Alejandro Romeral Jara, ein Diplomatenvisum für die USA. Sie erhielten es, nachdem der chilenische Außenminister beim US-Botschafter telephonisch interveniert hatte.


In den USA "nahm zumindest einer der Männer", so der amerikanische Untersuchungsbericht, "Kontakt zu einer der Personen auf, die als verantwortlich für den Mord gehalten werden".


Ausgeführt wurde die Tat, vermuten die amerikanischen Ermittlungsbehörden, von Castro-feindlichen, in den USA lebenden Exilkubanern, genauer, von einem oder mehreren Mitgliedern jener berüchtigten "Brigade 2506", die einst von der CIA finanziert und für die Invasion in der Schweinebucht 1961 gedrillt worden war. Den Kontakt zwischen führenden Figuren der Brigade 2506 in Miami und den aus Chile eingereisten Männern mit den Diplomatenpässen soll Chiles Konsul in Miami, Héctor Durán, hergestellt haben.


Nachdem das Bundesgericht in Washington 21 verdächtige Kubaner vernommen hatte, wandte es sich im vergangenen Februar schließlich mit einem offiziellen Ersuchen um Amtshilfe an die Regierung in Santiago: Der zuständige US-Ermittlungsrichter William Bryant bat um Einvernahme von Juan Williams Rose und Alejandro Romeral Jara.


Die chilenischen Behörden winkten erst mal ab: In keiner der drei Teilstreitkräfte gebe es jemanden, der Alejandro Romeral Jara oder Juan Williams Rose heiße; der Name Romeral Jara gar existiere in ganz Chile nicht, ließ das Innenministerium wissen.


Doch nun veröffentlichte die chilenische Presse die Paßfotos der Gesuchten, und wenige Tage später waren beide identifiziert: Alejandro Romeral Jara als chilenischer Hauptmann der Infanterie Armando Fernández Larios, 28, und Juan Williams Rose als der nordamerikanische Staatsbürger Michael Vernon Townley Welch, 35, der seit über 20 Jahren in Chile lebt.


Fernández Larios, von Pinochet für seine Beteiligung am Sturm auf den Moneda-Palast während des Putsches gegen Allende mit einem Orden "für besondere Verdienste" ausgezeichnet, war Mitarbeiter der Geheimpolizei Dina, die Pinochet direkt unterstand.


Der Elektroingenieur Townley, dessen chilenische Ehefrau während der Allendezeit militantes Mitglied der rechtsradikalen Bewegung "Patria y Libertad" (Vaterland und Freiheit) gewesen war, hatte aktiv gegen die Allenderegierung gekämpft. Linke Zeitungen veröffentlichten damals sein Photo als das eines CIA-Agenten.


Die Betroffenen, nachdem man sie denn endlich gefunden hatte, bestritten, mit falschen Diplomatenpässen in die Vereinigten Staaten eingereist zu sein. Doch die Hoffnung der chilenischen Regierung, damit werde die Sache ihr Bewenden haben, erfüllte sich nicht:


In ultimativer Form mit der kaum verhüllten Drohung, den amerikanischen Botschafter in Santiago, George Landau, abzuberufen -- verlangten die Beamten des Menschenrechts-Kämpfers Jimmy Carter von der Regierung Pinochet Mithilfe bei der Aufklärung des Falles. Schließlich wurde die Richterin Juana González vom Obersten Gericht in Santiago mit den Untersuchungen beauftragt.


Der Mann freilich, der am ehesten Licht in die Sache hätte bringen können, war leider, so stellte sich heraus, schon tot: Carlos Guillermo Osorio Mardones, der Beamte, der die falschen Diplomatenpässe ausgestellt und die Anträge auf Erteilung der Einreisevisa für die beiden Paßinhaber befürwortet hatte, kam bereits am 22. Oktober 1977 ums Leben. Todesursache, so die Santiagoer Tageszeitung "La Tercera" damals: "Selbstmord durch Kopfschuß"; "Herzanfall" schrieb einen Tag später die Zeitung "El Mercurio", gleichfalls in Santiago.


Die wahre Todesursache ist bis heute offiziell nicht bekannt -- obwohl die Familie des Toten nach neunmaligem vergeblichem Insistieren schließlich doch noch die Exhumierung der Leiche erzwang. Fest steht jedoch, daß Guillermo Osorio keineswegs, wie die Regierung glauben machen möchte, irgendein kleiner Paßbeamter war, der entweder eigenmächtig oder in Unkenntnis der Folgen gehandelt hat. Er war vielmehr ein Diplomat mit engen Verbindungen zu den Spitzen des Regimes:


Als Dritter Sekretär der chilenischen Botschaft in Bonn teilte er -- Anfang der sechziger Jahre -- mit seinem damaligen Botschafter Arturo Maschke Tornero die Vorliebe für strammes Deutschtum. Osorio, der gut Deutsch sprach, brüstete sich vor seinen deutschen Freunden mit seiner Vergangenheit in der chilenischen Nazi-Jugendorganisation der dreißiger Jahre und ebnete jenen 236 Siegburger Bürgern den Weg, die 1961 in Chile die deutsche Siedlung "Colonia Dignidad" gründeten -- unter Pinochet ein berüchtigtes Folterzentrum der Geheimpolizei Dina.


Während der Allendezeit pflegte Osorio, damals chilenischer Konsul im argentinischen Patagonien, enge Kontakte zu den rechtsradikalen Verschwörern der "Patria y Libertad", denen er nach Kräften half, im Patagonien benachbarten Süden Chiles eine logistische Basis aufzubauen.


Unter Pinochet schließlich stieg Osorio zum Leiter der Konsularabteilung und danach zum Chef des Protokolls auf und erfreute sich des ungetrübten Vertrauens der neuen Machthaber. Den damaligen Geheimpolizeichef Oberst Manuel Contreras Sepúlveda empfing er gelegentlich zu privaten Besuchen in seinem Haus.


Contreras war es denn auch, der gemeinsam mit einem anderen hohen Militär, dem General Forestier, Osorio am 22. Oktober von einem offiziellen Empfang zurück nach Hause begleitete. Kurz darauf, so die Ehefrau Osorios, habe sie ihren Mann tot aufgefunden.


Contreras aber gab wenig später die Leitung der inzwischen in "Nationales Informationszentrum" umbenannten Geheimpolizei ab und stieg zum General und persönlichen Sonderberater des Präsidenten Pinochet auf -- bis er am 21. März dieses Jahres plötzlich "auf eigenen Wunsch" aus der Armee ausschied und von der Bildfläche verschwand.


Der jähe Sturz des Generals Contreras alarmierte all jene Kräfte des Regimes, die ohnehin mit wachsendem Mißtrauen verfolgten, wie Präsident Pinochet versuchte, sich zum alleinigen Caudillo des Landes aufzuspielen: Spätestens im Januar, als Pinochet über die Köpfe der übrigen Juntamitglieder hinweg eine Volksabstimmung erzwang, bekam die vom Regime gern präsentierte Fassade der Einigkeit Risse -- und die peinlichen Untersuchungen im Fall Letelier vertiefen diese Risse fortwährend.


Deutlich sichtbares Zeichen dafür ist die ungewohnt ausführliche Berichterstattung der gegängelten chilenischen Presse über den Fall -- irgend jemand im Regime hat offenbar Interesse daran, daß die Schuldigen gefunden werden, um sich selbst reinzuwaschen.


Dieser Jemand könnte der Luftwaffenchef Gustavo Leigh seih, Juntamitglied und seit langem Rivale Pinochets. Mehrmals verkündete der General im vergangenen Monat, daß Chile unbedingt aus der Rolle des international Verfemten herauskommen müsse.


Auf einer Rede am Tag der Luftwaffe etwa erklärte er, es sei an der Zeit, wieder politische Institutionen einzuführen, deren Grundlage eine "objektive und nicht an eine Person gebundene Rechtsordnung" sein müsse. In Privatgesprächen soll er mehrmals vorgeschlagen haben, alle vier Juntamitglieder einschließlich Pinochets müßten zurücktreten und vier neuen Oberbefehlshabern die Macht übergeben, die möglichst rasch Wahlen ausschreiben und eine zivile Regierung einsetzen sollten.


Darauf trat Pinochet die Flucht nach vorn an: Wenige Tage nachdem US-Staatsanwalt Eugene M. Propper in Santiago eintraf, um die beiden Verdächtigen im Fall Letelier endlich vor Ort mit einem Katalog von 55 Fragen konfrontieren zu lassen, kündigte Chiles Staatschef bei einer Fernsehansprache Amnestie und Vorlage eines Verfassungsentwurfs an. Was Letelier angehe, so erklärte er zugleich, habe er persönlich "ein reines Gewissen".


Drei Tage später lieferte er einen der beiden Verdächtigen, den Amerikaner Townley, an Washington aus. "Mein Mann hat doch lange Zeit für die Sicherheitsdienste der Regierung gearbeitet", empörte sich dessen Ehefrau, "dies ist die größte Infamie, die meine Regierung meinem Ehemann antun konnte."


Sechs Tage danach bildete Pinochet die Regierung um, abermals eine Woche später unterschrieb er den angekündigten und erweiterten Amnestie-Erlaß, der unter anderem auch den zum Exil verurteilten Chilenen die Rückkehr ermöglicht, sofern sie sich verpflichten, sich politischer Betätigung zu enthalten.


Und seither wartet er darauf, ob Townley in Washington auspackt.


DER SPIEGEL 18/1978
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Meran________________________________-
Freitag, 06. Juni 2014
Es klingelt. Heute schon zum zweiten Mal. Diesmal gehe ich ans Telefon. Eine vorsichtige Stimme. Ist da? Ja,... ich bin es.
Sofort kenne ich seine Stimme, seine Art. Pause, Stille. Kein Wort. Ich bin so außer Atem. Sagt er.
Wir haben uns lange nicht gehört. Völlig aus den augen verloren. Wo bist Du? Nächste Woche bin ich in Paris. Schön. Ich war noch in Deiner Wohnung in München Grünwald. Aber da warst Du gerade asugezogen. Ja. Schön Dich zu hören. Was machst Du? Ich pendle immer noch. Ja. Ich weiß das nicht mehr. Was ist passiert inzwischen? Du hattes soviel Angst. Warst Du im Gefängnis? Nein. Verurteilt worden bin ich. Vorher war ich in der Psychatrie. Ich hatte große Angst vor einer erneuten VErhaftung. Ja, ich denke immer an Charly Rau. Kurz frei und dann bereits wieder in Haft. Keine Chance auf Freiheit. Klaus Schnellenkamp: Geboren im Schatten der Angst: Ich überlebte die Colonia Dignidad. Herbig, München 2007, ISBN 978-3-7766-2505-9.
Ich bin auch gerade dabei mein ersten Buch zu veröffentlichen. Ja. Ja, und ich brauche Dich, als Kollegen. Ich habe Angst vor dem Publizieren. Die Sümpfe der Publicity, die sich dann auftun. Die Interviews und die Öffentlichkeit. So, wie Du aus Dir dann den Neuenkamp gemacht hast. So ändere ich auch ständig meinen Namen. Zuviele Ereignisse. Zuviel Prominz und zuviele zu große Geschichten, die ich weiß. Ich komme mir vor, wie eine Zeitzeugin, die nicht nur einen Mord beobachtet hat, sondern die Gesellschaft in all Ihren Facetten. Ich weiß zu viel. Ich kann damit nicht leben.
Und all diese Geschichten. Immer wieder neue. Und ich glaube sie oft und dann wieder nicht.
Lieber Klaus, bitte komm mit Deinen drei Kindern und Deiner Frau zu meinem 50 igsten Geburtstga nach Meran.
Klaus Schnellenkamp (* 24. Dezember 1972 in der Colonia Dignidad, Chile) ist ein deutsch-chilenischer Autor, der deutschsprachige Bücher schreibt. Seine Flucht aus der Colonia Dignidad nach Deutschland im Dezember 2005 machte ihn öffentlich bekannt. Und wir waren nur ein paar mal in München in der Öffentlichkeit und sofort wußten es alle. Sofort reichte mein Mann die Scheidung ein. Ich beendete die Affäre nach ein paar Tagen, weil mir die Geschichten alle zu heftig waren. Und ich mich manipuliert fühlte. Es war mir ungeheuerlich und unheimlich. Die große Welt der Politik in die ich da mit hineingeschaut habe. Dann die Weltwirtschaftkrise. Der Einbruch des Pferdemarktes. Keine Chance mehr, meine teuren Dressurpferde zu verkaufen und kein Rückrat. Niemanden der mich einen Halt gab und mich stütze noch zwei Jahre durchzuhalten. Die Pferde alleine zu trainieren. Und wieder die Angst, das die Schulden mich ins Gefängnis bringen könnten. Allein gelassen fühle ich mich. Ich werde krank. Die schöne Villa in München Bogenhausen. Keine Chance sie zu halten. Keine Chance den gerade neu begonnenen Job wirklich ernsthaft zu machen. Stattdessen Ehe- und Psychoterror. Ich klage und klage und weine. Bekommen Falten und die Sorgen steigen.
Schnellenkamps Eltern sind die Mitbegründer der Colonia Dignidad, Kurt Schnellenkamp Nelaimischkies (* 1927) und Elisabeth Witthahn Krüger (1936–2009). Sie waren 1961 dem Sektenführer Paul Schäfer nach Chile gefolgt, um dort die Colonia Dignidad zu gründen und aufzubauen. Klaus, Ihr Sohn spricht ein sehr schönes Hochdeutsch. Er hat die ganze deutsche Literatur fast auswendig gelernt. Kann alle zitieren. Weiß unendlich viel und spricht so hochgestochen, das ringsum alle blass werden. Und er erfindet und manipuliert. Denkt sich etwas aus um etwas zu erreichen. Aber was? Also soll ich mitkommen? Nein. Mein Schatz ahnt sooft tragisches. Will er mich entführen. Liebt er nur mich? Und seine drei Kinder? Und seine Frau! Ich bin sehr stolz das er sie hat. Ich möchte das alles gut wird. Bleibe stabil. Werde nicht launisch. Zerstör nicht das Glück derer, die Dich lieben.


Schnellenkamp ging von 1980 bis 1990 zur deutschen Privatschule innerhalb der Colonia Dignidad. Während seiner Schulzeit erhielt er Bestnoten und studierte entgegen der Anordnung der Sektenführung Fachliteratur in Natur- und Sozialwissenschaften. Neben dieser Lektüre wurde er auch wegen heimlich verfasster Gedichte und Balladen von der Gemeinschaft bestraft und sozial isoliert.
Schöner stolzer Mann, ich habe gerade die Geschichte der Kinder aus den Lebensbornheimen der Nazis studiert. Gisela Heidenreich schreibt rührend darüber. Du bist so einer, ein Sohn der Nazis und was Du kannst ist, stoz daher kommen. Du bist eine Erscheinung. Du hast mir immer imponiert und jetzt holt uns unsere Geschichte eine. Die Leben vorher, die Leben unserer Vorfahren und unserer Eltern! Wer waren sie? Und was haben sie uns hinterlassen. Die Kunst an Luftschlösser zu glauben. Du sagst, bei dem zweiten Anruf heute, die Armut ist Gott sei Dank Vergangenheit. Ich stecke noch mittendrinn. Wenn man sich kein Wasser kaufen kann und auch gratis keines bekommt, dann ist man an der Grenze angelangt. Hunger, Durst und Kälte. Diese drei Dinge kann man nur kurz aushalten. Und ich denke, wieder an das Gefängnis Hohenschönhausen. Die Zellen, ohne Möglichkeit nach draußen zu schauen. Nicht zu wissen wo man ist. Diese totale Orientierungslosigkeit. Und was mit der Familie passiert ist. Wo sie sind.
Ich weiß. Deine Mutter hast Du nicht mehr gesehen. Sie ist 2009 gestorben. Dein Vater, der lebt noch. Aber mein Vater und wir, Deine ersten Freunde hier in der neuen Welt, in München, nach der Flucht. Wir sind nun Deine Familie. Ich fühle mich verantwortlich für Deine Seele. Als wenn Du ein Kind wärest meines Großvaters väterlicherseits, beziehungsweise ein Enkelkind. Du bist ein Bruder, ein Fluch, eine Hoffnung, eine Ahnung und auch eine Sehnsucht. Aber das ganze ist eine Utopie. Weil wir selber Kinder haben. Du drei, ich zwei. Das ist schön. Das ist wirklich das Schönste.
Schnellenkamp ging von 1980 bis 1990 zur deutschen Privatschule innerhalb der Colonia Dignidad. Während seiner Schulzeit erhielt er Bestnoten und studierte entgegen der Anordnung der Sektenführung Fachliteratur in Natur- und Sozialwissenschaften. Neben dieser Lektüre wurde er auch wegen heimlich verfasster Gedichte und Balladen von der Gemeinschaft bestraft und sozial isoliert.
Wie schön und wie verzeifelt, Deine Sehnsucht nach Jesus. Ich erzähle Dir von den Mormonen und wie sehr ich es liebe die Idee, der Keuschheit vor der Ehe. Und dann den einzigen, den einen Partner zu lieben. Ein ganzes Leben lang. Ich hatte nie so tolle Noten wie Du, aber ich habe mindestens genausoviel gelesen. Möchte ich behaupten. Deine Noten helfen Dir jetzt, jetzt hast Du gute Arbeitsmöglichkeiten und neue Aufgaben vor Dir. Ich bleibe ewig scheiternd, weil ich die Blokaden nicht wegbekomme. Die Blokade mich nicht zu trauen. Über heiße Kohlen gehen. Was für eine absurde Idee. Wozu. Aber ich bewundere diese Kraft, es zu wagen, den ersten Schritt zu tun und sich mental zu überlisten, das es feuchtes, nasses Moos wäre. Toll, das es das gibt. Die Kraft über sich hinauszuwachsen. Im Gefängnisleben braucht man das täglich, andauernd. Irgendwie kann man das auch sofort, weil man ja sonst die ganzen Qualen und Terrorprozeduren gar nicht überstehen könnte. Jesus, wann bin ich endlich bei Dir?
Nach dem Schulabschluss wurde Schnellenkamp in der kaufmännischen Geschäftsleitung der Sekte tätig. Trotz seiner rebellischen Haltung gegenüber der Sektenführung schaffte es Schnellenkamp, seine Position innerhalb der Colonia Dignidad auszubauen und zu festigen. Von dieser Stellung aus konnte er Einsicht nehmen in die Machenschaften der Gruppierung, die sich nach außen als karitative Gemeinschaft darstellte. Wegen seiner öffentlichen Kritik an der Wirtschaftskriminalität der Sekte wurde Klaus Schnellenkamp mehrmals Opfer von Mordversuchen.
Als ich das vonn Dir erfahren habe, wußte ich, wie gut Du das kannst, über heiße Kohlen gehen. Du bist wie Charly Rau, den Rebell aus Hohenschönhausen. Du kannst das alles überleben und bringst Dich nicht um, weil Du ein Sieger Typ bist. Und weil Du sehr große Ziele hast und Ideologien. Ich habe begonnen die Geschichte der Utopie von Thomas Schölderle zu lesen.
Durch Deine große Kritik und Deine fundamentalen Erkenntnisse über das Böse von Machtsrukturen hast Du eine enorme Kraft entwickelt ein großer Politiker und Mann zu werden. Aber Achtung. Du hast es auch in Dir, die Macht zu manipulieren. Und dann gleitet Dir alles aus den Händen. Ich habe Angst und Sorge. Ich fürchte mich vor Dir und doch mag ich es, wenn ich weiß, das es Dir gut geht.
Also, bitte pass auf Dich auf! Und melde Dich ab und zu. Ich werde einen Blog für Dich einrichten für all Deine Fans und Symphatisanten. Deine M.


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Weblinks


Klaus Schnellenkamp in Welt-Sichten zu Neujahr 2009 (Textbeitrag)
Klaus Schnellenkamp im Interview mit WELT ONLINE März 2007 (Textbeitrag)
Klaus Schnellenkamp im Online-Portal Crossover September 2007 (Textbeitrag)
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Der frühere Chef der berüchtigten "Colonia Dignidad", Paul Schäfer, ist nun auch wegen des Verschwindens des linksgerichteten... mehr...
Colonia Dignidad: Anklage gegen Sektenchef Schäfer in Chile SPIEGEL ONLINE - Panorama - 18.03.2005


javax.xml.bind.JAXBElement@528ed08cjavax.xml.bind.JAXBElement@1e1dc1ac Der wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern verurteilte Paul Schäfer ist in Chile im Zusammenhang mit dem Verschwinden eines politischen Gefangenen während der Pinochet-Regimes angeklagt worden. Der frühere Chef der berüchtigten Deutschen-Siedlung Colonia Dignidad soll enge Beziehungen zu dem Ex-Diktator gepflegt haben. mehr...
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Foltervorwürfe gegen Sektenführer Schäfer: Mit Elektroschocks gequält SPIEGEL ONLINE - Panorama - 16.03.2005


javax.xml.bind.JAXBElement@3d5eaa35javax.xml.bind.JAXBElement@11f89d0d Der chilenische Arzt Luis Peebles ist nach eigenen Angaben von dem früheren Chef der berüchtigten Deutschen-Siedlung "Colonia Dignidad", Paul Schäfer, gefoltert worden. Er selbst und andere Opfer seien mit Elektroschocks gequält, in enge Kisten gepfercht und mit kaltem Wasser übergossen worden, sagte der Zeuge. Schäfer habe all diese Verbrechen bei klarem Verstand begangen. mehr...
VERBRECHEN: Ewiger Onkel DER SPIEGEL - 14.03.2005


Paul Schäfer, verhafteter Gründer der Colonia Dignidad, muss sich wegen Päderastie und seiner Kontakte zu Pinochet verantworten. Der alte Mann lebte hinter Stacheldraht und hohen Zäunen, so wie in seiner chilenischen Heimat. Wachmänner kontrollieren... mehr...
Chronik DER SPIEGEL - 14.03.2005


5. bis 11. März SAMSTAG, 5. 3. DROHUNG Der chinesische Volkskongress kündigt ein "Anti-Abspaltungsgesetz" an. Es droht Taiwan mit Krieg,... mehr...
Sektenführer ausgeliefert: Chile nimmt Schäfer in Haft SPIEGEL ONLINE - Panorama - 13.03.2005


javax.xml.bind.JAXBElement@670ddc6fjavax.xml.bind.JAXBElement@3f033044 Der in Argentinien festgenommene Sektenführer Paul Schäfer ist den chilenischen Behörden übergeben worden. Dem ehemaligen Leiter des Lagers Colonia Dignidad werden Kindesmissbrauch und Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen. Die Siedlung soll nun für Touristen geöffnet werden. mehr...
Colonia-Dignidad-Gründer: Ein Onkel aus Deutschland SPIEGEL ONLINE - Panorama – 11.03.2005

Siehe auch

Literatur



Als "Doktor" oder einfach als "Onkel" war er in Chile bekannt. Der in Argentinien gefasste Deutsche Paul Schäfer, Gründer der Colonia Dignidad, war einer der meistgesuchten Männer Südamerikas. Zu seinen Förderern zählten Diktator Pinochet und die deutsche CSU. mehr...
Colonia Dignidad: Sektenführer Schäfer in Argentinien festgenommen SPIEGEL ONLINE - Panorama - 10.03.2005


javax.xml.bind.JAXBElement@3e5a697djavax.xml.bind.JAXBElement@21c3ad86 Der vor Jahren untergetauchte deutsche Sektenführer Paul Schäfer ist in Argentinien festgenommen worden. Schäfer ist Gründer der berüchtigten deutschen Siedlung Colonia Dignidad in Chile und wurde in Abwesenheit wegen mehrfachen Kindesmissbrauchs verurteilt. mehr...
Colonia Dignidad: Führungsmitglieder verhaftet SPIEGEL ONLINE - Panorama - 08.04.1999


Die chilenische Polizei hat sieben führende Mitglieder der deutschen Sekte Colonia Dignidad festgenommen. Ihnen wird angelastet, Minderjährige gefangengehalten und die Justiz behindert zu haben. Menschenrechtsorganisationen werfen der Sekte Folter von Regimegegnern während der Pinochet-Diktatur vor. mehr...
Colonia Dignidad: Führungsmitglieder verhaftet SPIEGEL ONLINE - Politik - 08.04.1999


Die chilenische Polizei hat sieben führende Mitglieder der deutschen Sekte Colonia Dignidad festgenommen. Ihnen wird angelastet, Minderjährige gefangengehalten und die Justiz behindert zu haben. Menschenrechtsorganisationen werfen der Sekte Folter von Regimegegnern während der Pinochet-Diktatur vor. mehr...
Die Woche 9. bis 17. April 1998 DER SPIEGEL - 20.04.1998


DONNERSTAG, 9. 4. GENTEST Im niedersächsischen Saterland läuft die bislang größte gentechnische Reihenuntersuchung an:... mehr...
Montag, 20. April DER SPIEGEL - 20.04.1998
Das Gilgamesch-Epos ist eine Gruppe literarischer Werke, die vor allem aus dem babylonischen Raum stammt und eine der ältesten überlieferten schriftlich fixierten Dichtungen beinhaltet. Das Gilgamesch-Epos stellt in seinen verschiedenen Fassungen das bekannteste Werk der akkadischen und der sumerischen Literatur dar.
Als Gesamtkomposition trägt es den ab der zweiten Hälfte des 2. Jahrtausends v. Chr. belegten Titel „Derjenige, der die Tiefe sah“ (ša naqba īmuru); eine vermutlich ältere Fassung des Epos ist unter dem Titel „Derjenige, der alle anderen Könige übertraf“ (Šūtur eli šarrī) bereits seit altbabylonischer Zeit bekannt.
Die umfassendste bekannte Version des Epos, das sogenannte Zwölftafel-Epos des Sîn-leqe-unnīnī, ist auf elf Tontafeln aus der Bibliothek des assyrischen Königs Aššurbanipal erhalten, jedoch ist diese Fassung unvollständig.
Tafel 11 mit der Sintflut-Erzählung aus der Bibliothek des Aššurbanipal
Das vorhandene Schriftmaterial erlaubt die Rückdatierung der ursprünglichen Fassung bis mindestens in das 18. Jahrhundert v. Chr, reicht aber wahrscheinlich in die Abfassungszeit des Etana-Mythos im 24. Jahrhundert v. Chr. zurück


20.45 - 22.15 UHR ARTE Alle Vöglein sind schon da. Unter geldgierigen Amseln, Drosseln und Schmutzfinken ist... mehr...
Die Pistole lag immer griffbereit DER SPIEGEL - 11.08.1997


Tobias Müller und Salo Luna über Tyrannei und sexuellen Mißbrauch in der Colonia Dignidad SPIEGEL: Herr Müller, Herr Luna, Ihnen ist gelungen, was zehn Jahre niemand schaffte: eine Flucht aus der Colonia Dignidad... mehr...
Die Colonia Dignidad DER SPIEGEL - 11.08.1997


in der Nähe der südchilenischen Stadt Parral wirkt wie ein riesiges Gefängnis. Auf das 13 000 Hektar umfassende Anwesen - dreimal... mehr...
Montag, 4. August DER SPIEGEL - 04.08.1997


VON 6.45 UHR AN ARD Leichtathletik-WM Was heißt hier leicht? Schwerstarbeit wartet auf den TV-Sessel-Wurzler:... mehr...
CHILE: Der Onkel ist gut DER SPIEGEL - 26.05.1997

Sumerische Erzählkränze

Älteste literarische Bearbeitungen des Gilgamesch-Stoffes stammen aus den sumerischen Städten in Mesopotamien. Aus dieser frühen Zeit sind einige Tontafeln in sumerischer Keilschrift mit Fragmenten mehrerer Texte bekannt:
  • Zyklus um Gilgamesch, der Held heißt hier „Bilgameš“ oder kurz „Bilga“.[2]
    • Gilgamesch und Agga von Kiš, dieser Text erscheint im Zwölftafel-Epos nicht.[3] Er berichtet vom Übergang der Macht von Kiš auf die Stadt Uruk.[4]
    • Gilgamesch und die jungen Frauen[5]
    • Gilgamesch und Ḫuwawa, von diesem Text liegen zwei bis drei Fassungen vor, die Ausgangspunkt der Tafeln 4 und 5 des Zwölftafel-Epos wurden.[3][6]
    • Gilgamesch und der Himmelsstier, nahezu der gesamte Text wurde in der 6. Tafel des Zwölftafel-Epos aufgegriffen.[3] Er handelt von einer Auseinandersetzung zwischen Inanna und Gilgamesch.[7]
    • Gilgamesch, Enkidu und die Unterwelt, dieser Text wird in den frühen Fassungen des Epos nur als Anregung verwendet. Erst spät wird die zweite Hälfte davon als Anhang hinzugefügt. In einigen Fragmenten wird Gilgamesch als Richter in der Unterwelt vorgestellt.[3] Er beinhaltet eine Unterweltsvision und legitimiert Gilgamesch als Begründer des Totenkultes.[8]
    • Tod des Gilgamesch, dieser Text wurde später vor allem auf Enkidu umgemünzt.[3][9]
  • Die Sintflut-Erzählung gehört in ihrer sumerischen Fassung nicht zu den Geschichten um Gilgamesch. Die Figur des Uta-napišti trägt hier den Namen Ziusudra. Wahrscheinlich handelt es sich bei diesem Text um eine rückwirkende Übersetzung in die sumerische Sprache, die selbst aus mehreren älteren Fassungen schöpft und vor allem in Form des Atraḫasis-Epos einen eigenständigen mythischen Bericht darstellt.[10]

Fassungen in babylonischer Sprache

Altbabylonisch

Bisher sind nur kleine Bruchstücke bekannt geworden. Es zeichnet sich ab, dass bereits vor der ersten Dynastie Babyloniens beziehungsweise vor der Isin-Larsa-Zeit ein erstes Epos aus den sumerischen Stoffen um Gilgamesch erstellt wurde, das später mehrfach ausgebaut und variiert wurde. Der Held wird in der altbabylonischen Zeit mit dem Zeichen „Giš geschrieben, allerdings wohl „Gil ausgesprochen.[2]
Inhaltlich lassen sich die Stücke verschiedenen Passagen zuordnen und so in eine Reihenfolge bringen:
  • Von der ersten Tafel des altbabylonischen Epos ist nur die Anfangszeile und ein kurzes Fragment erhalten, das von der Erschaffung Enkidus berichtet.[11]
  • Ein Fragment der zweiten Tafel, heute in Pennsylvania, stammt vermutlich aus Uruk oder Larsa; einer Bemerkung zufolge handelt es sich um den zweiten Teil einer Serie. Sie berichtet von der Ankunft Enkidus mit seiner Frau in Uruk, wo Gilgamesch von seinem ius primae noctis Gebrauch machen will und Enkidu ihn daran hindert. Nach einem Kampf der beiden nimmt Gilgamesch Enkidu als Gefolgsmann auf.[12]
  • Von der dritten Tafel existieren Fragmente in Yale, in der Sammlung Schoyen sowie unter den Funden aus Nippur und Tell Harmal. Sie berichten davon, dass Gilgamesch Zedernholz schlagen möchte, wovor Enkidu unter Verweis auf Ḫuwawa, den er von früher kennt, warnt.[12]
  • Ein eventueller Fund der vierten Tafel ist noch nicht publiziert.
  • Ein Fragment der fünften Tafel befindet sich in Bagdad und berichtet von der Tötung Ḫuwawas durch Gilgamesch und Enkidu, was ihnen den Weg zu den Anunnaki eröffnet. Die geschlagenen Zedernstämme flößen beide über den Euphrat nach Uruk.[11]
  • Zwei Fragmente der siebten Tafel, im Museum für Vor- und Frühgeschichte in Berlin und in London, lassen sich zusammenfügen und stammen eventuell aus Sippar. Sie berichten von Gilgameschs Trauer um den verstorbenen Enkidu und seiner Suche nach Uta-na'ištim.
  • Eine weitere Tafel, die sogenannte Meistertafel, berichtet von Gilgameschs Ankunft im Jenseits bei der Schankwirtin Siduri. Sie enthält auch die berühmte Rede der Siduri, welche im Zwölftafel-Epos nicht enthalten ist.
Ob darüber hinaus weitere Tafeln zu dieser altbabylonischen Fassung des Epos gehören, ist unklar. Funde weiterer Fragmente deuten darauf hin, dass eventuell zwei oder mehr verschiedene Fassungen dieses Textes existierten.
Neben dem Sintfluthelden Uta-na'ištim gibt es im Altbabylonischen das ältere Atraḫasis-Epos über die Sintflut, das außerhalb der Gilgamesch-Tradition steht.

Mittelbabylonisch

Unter der kassitischen Dynastie verbreitete sich das Epos bis nach Hattuša und Megiddo. Es wurde über das Hurritische auch in das Hethitische übersetzt. Bisher lässt sich noch kein einheitliches Epos rekonstruieren.
Hattuša
Dort wurden mittelbabylonische Fragmente gefunden, die von der Ankunft Enkidus in Uruk und dem Zug zum Zedernwald berichten. Ebenfalls finden sich Spuren vom Abenteuer mit dem Himmelsstier. Die Fragmente brechen mit einem Traum Enkidus von einer Götterversammlung ab. Neben diesen mittelbabylonischen Fragmenten fand sich eine hethitische Nacherzählung, die wohl nicht direkt, sondern über eine hurritische Fassung, von der sich hier ebenfalls eine Spur gefunden hat, angefertigt wurde.[12]
Ugarit: Stück eines neuen Prologs und Fragment aus dem Kampf mit Ḫuwawa.[11]
Megiddo und Ur
Fragmente, die auf den Tod Enkidus Bezug nehmen (Traum von der Unterwelt und Flüche).[11] Diese Stücke sind neu und zeigen die Entwicklung vom sumerischen „Gilgamesch, Enkidu und die Unterwelt“ zur neubabylonischen Fassung.
Nippur und Emar
Bereits bekannte Stücke betreffen die Abreise zum Zedernwald und die dortigen Kämpfe.[11]

Neubabylonisch

Das Zwölftafel-Epos wurde im Alten Orient einem Schreiber des Namens Sîn-leqe-unnīnī zugeschrieben, welcher der „Sekretär“ des Gilgamesch gewesen sei.[13] Von der assyriologischen Forschung wird dieser zumeist als Endredaktor verstanden, welcher bei der Endkomposition des Textes auf ältere, fast identische Werke zurückgegriffen und frühestens im 12. Jahrhundert v. Chr. gelebt hätte – beide Annahmen können jedoch nicht bewiesen werden. Die Endversion des Epos mit etwa 3600 Verszeilen wurde vermutlich in Uruk auf elf Tafeln niedergeschrieben. Der Großteil des Werkes ist durch Tontafel-Fragmente aus der Bibliothek Assurbanipals (669 v. Chr.–627 v. Chr.) in Ninive überliefert, denen eine zwölfte Tafel angehängt wurde, welche eine wortgetreue Übersetzung von „Gilgamesch, Enkidu und die Unterwelt“ enthält.

Die hethitische Fassung

Die hethitische Fassung des Epos ist nur sehr bruchstückhaft erhalten (einige Dutzend Bruchstücke von Tafeln), obwohl die Anzahl der Duplikate zeigt, dass das Werk wohl sehr bekannt gewesen sein muss. In der Hauptstadt Hattuša sind außerdem zwei akkadische Versionen gefunden worden, und einige hurritische Fragmente weisen ebenfalls Textbezüge auf.
Gegenüber den mesopotamischen Versionen des Epos ist die hethitische Version deutlich vereinfacht und entbehrt vieler Details sowie einer ganzen Reihe von Nebencharakteren. Die hethitische Version umfasst drei Tafeln, aber der Text ist an vielen Stellen unzusammenhängend, weil von den Tafeln zu wenig erhalten ist.

Das Epos

Gilgamesch war nach sumerischer Überlieferung König der sumerischen Stadt Uruk; zu einem Drittel menschlich und zu zwei Dritteln göttlich. Sein Name bedeutet Der Vorfahr war ein Held beziehungsweise Der Nachkomme ist ein Held. Das Epos erzählt, abhängig von der jeweiligen Fassung, von seinen Heldentaten mit dem von der Göttin Aruru erschaffenen menschenähnlichen Wesen Enkidu (das oft als Freund, mitunter aber auch nur als Diener in den Texten erscheint), thematisiert aber vor allem seine Suche nach Unsterblichkeit.
Eine Reihe anderer altorientalischer Werke weisen auffällige Ähnlichkeiten zur Gilgamesch-Erzählung auf. Dazu zählen auch interessante Parallelen in der späteren biblischen Überlieferung. So erinnert die Figur des biblischen Noach stark an den göttlich auserwählten Helden Utnapischtim.[14] In der Genesis Kapitel 6 EU findet sich auch das Motiv der Söhne Gottes, die sich auf der Erde materialisiert haben und Beziehungen mit Menschenfrauen eingegangen sind. Die dabei gezeugten Kinder werden „Nephilim“ genannt und als eine Art „Halbgötter“ beschrieben, die für ihre übermenschliche Stärke und ihren aufbrausenden und schlechten Charakter bekannt sind.
Es lassen sich auch Entsprechungen im griechischen Götterhimmel mit seinen Titanen und Halbgöttern finden, besonders in den menschlichen Kindern des Zeus, die dieser den Göttersagen zufolge nach Lust und Laune mit sterblichen Frauen gezeugt haben soll.


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nia Dignidad


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DONNERSTAG DER SPIEGEL - 01.04.1991


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Deutschen, die in Lateinamerika politisch verfolgt werden, helfen Bonns Diplomaten nur ungern. In Zelle 16 des uruguayischen Gefängnisses Libertad hofft David Campora, 46, auf ein Wiedersehen mit seiner Familie in Köln... mehr...
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Reines Gewissen


Enthüllungen in einem anderthalb Jahre alten Mordfall zwingen den Diktator Pinochet zu politischen Konzessionen.


Den Vizeadmiral Patricio Carvajal überraschte die Nachricht auf Dienstreise in Japan, den Carabinero-General Mario Mackay bei einem offiziellen Besuch in den USA: Die beiden chilenischen Militärs, Außenminister seines Landes der eine, Landwirtschaftsminister der andere, hätten die Heimreise, so erfuhren sie, ohne Kabinettsrang anzutreten.


Unverhofft hatte ihr oberster Dienstherr in Santiago, Chiles Diktator General Augusto Pinochet Ugarte, vergangenen Monat verfügt, daß die Regierung umzubilden sei. Statt bisher neun Offiziere und sieben Zivilisten sind jetzt in Chile nur noch fünf Militärs, dafür aber elf Zivilisten Minister.


Es war nicht die einzige Überraschung, die General Pinochet seinen Landsleuten in jüngster Zeit bescherte.


Der Mann, der im September 1973 an der Spitze einer Militärjunta mit einem blutigen Staatsstreich gegen die Regierung des Sozialisten Salvador Allende die Macht an sich gerissen und seither mit eiserner Faust regiert hat, befahl nun plötzlich innerhalb weniger Wochen


* die Aufhebung des nach dem Futsch 1973 verhängten Belagerungszustands und eine Lockerung der nächtlichen Ausgangssperre;


* eine Amnestie für wegen politischer Vergehen von Militärgerichten verurteilte Chilenen und


* Vorlage eines Entwurfs für eine neue Verfassung, über die bis Ende nächsten Jahres eine Volksabstimmung abgehalten werden soll.


Zwar bedeutet all dies noch keineswegs die Rückkehr zur Demokratie: Statt des Belagerungszustands nämlich bleibt immerhin noch der ebenfälls 1973 verhängte Ausnahmezustand in Kraft, gewerkschaftliche Betätigung und politische Parteien sind nach wie vor verboten, und die von der Amnestie Betroffenen dürfen nicht etwa in Chile bleiben, sondern müssen zwangsweise ins Exil gehen.


Gleichwohl hat das Regime Pinochet seinen Untertanen nie zuvor solche Zugeständnisse gemacht wie jetzt -- und vieles deutet darauf hin, daß es keine ganz freiwilligen Zugeständnisse sind. Der General, der so viele Chilenen das Fürchten lehrte, kämpft vielmehr ein zähes Rückzugsgefecht um sein eigenes politisches Überleben.


Er kämpft dabei vor allem gegen einen Toten -- den früheren Allende-Minister Orlando Letelier, der am 21. September 1976 in seinem Washingtoner Exil von einer an seinem Wagen angebrachten und durch Fernsteuerung ausgelösten Bombe getötet wurde. Mit ihm starb seine amerikanische Assistentin Ronnie Karpen Moffitt; ihr Ehemann, der auf dem Rücksitz des Wagens saß, wurde verletzt.

Der Inhalt des Zwölftafel-Epos

Gilgamesch, der Held der Geschichte, ist zu zwei Dritteln Gott und zu einem Drittel Mensch. Er besitzt außergewöhnliche physische Kräfte, wird als furchtloser und ungehobelter Tatmensch geschildert und herrscht als König in Uruk. Sein despotischer Regierungsstil und die bedrückenden Lasten, die mit seinen Bauprojekten verbunden sind, führen insbesondere zur Verärgerung der Frauen von Uruk, die sich bei der Göttin Ištar beschweren.[15] Um den Herrscher zu bändigen, erschafft die Muttergöttin Aruru gemäß der Anordnung des Himmelsgottes An, Vater der Ištar, aus Lehm Enkidu, der zunächst als wildes, menschenähnliches Wesen in der Steppe bei Uruk mit den Tieren der Wildnis zusammenlebt.[15] Gilgamesch erhält mittels zweier Träume Kenntnis von Enkidu. Gilgameschs Mutter Ninsun, Traumdeuterin und Wissende der Zukunft, weist Gilgamesch auf die bevorstehende Ankunft des Enkidu in Uruk hin, der später sein Bruder werden wird. Gilgamesch ist von Ninsuns Mitteilung erfreut und erwartet ungeduldig die Ankunft Enkidus.
Ein Fallensteller[16] entdeckt Enkidu, der als Schützer der Wildtiere die Herde vor den tödlichen Anlagen des Fallenstellers bewahrt. Dessen Vater rät ihm, nach Uruk zu gehen und Gilgamesch um die Entsendung der Dirne[17] Šamḫat zu bitten, die durch sexuelle Verführung von Enkidu seine Herde ihm entfremden soll.[18] Gilgamesch wiederholt die Worte des Vaters vom Fallensteller bezüglich Šamḫats, die mit dem Wissen um den ursprünglichen Götterauftrag, Enkidu nach Uruk als Widerpart von Gilgamesch zu führen, sich mit dem Jäger in die Steppe begibt.[19] Als Enkidu Šamḫat entdeckt, erliegt er ihren Verführungskünsten. Nach dem folgenden einwöchigen Liebesspiel flieht, wie vom Vater des Fallenstellers vorhergesagt, Enkidus Herde in die Weiten der Steppe und lässt ihn allein. Šamḫat kann Enkidu überzeugen, mit ihr nach Uruk zu gehen. Während eines Zwischenaufenthaltes in einem Hirtenlager nahe Uruk lernt Enkidu die menschliche Nahrung und das Bier kennen.[20] Zuvor hatte er im Beisein von Šamḫat den Verstand erworben.[21] Enkidu wandelt sich unter anderem durch das Wirken eines Barbiers endgültig zu einem Menschen.[22] In Uruk angekommen, treffen Enkidu und Gilgamesch aufeinander. Der sich anschließende Kampf endet unentschieden. Ermüdet von der Auseinandersetzung, sinken die beiden Helden nieder und schließen Freundschaft.
Gilgamesch und Enkidu nehmen sich vor, gemeinsam eine Heldentat zu vollbringen und Ḫumbaba, den Hüter des Zedernwaldes, zu töten und in Ištars Wald Zedern zu fällen. Gilgameschs Mutter Ninsun bittet angesichts der bevorstehenden Gefahren den Sonnengott Šamaš um Hilfe und erklärt Enkidu durch Adoption zu ihrem Sohn. Zusätzlich versieht sie Enkidu im Nacken mit ihrem göttlichen Zeichen als Schutzsymbol. Nunmehr als Brüder machen sich Gilgamesch und Enkidu auf den Weg. Sie finden Ḫumbaba, können ihn töten, und fällen anschließend die Zedern. Als Ištar den zurückgekehrten Helden Gilgamesch erblickt, verliebt sie sich in ihn. Doch Gilgamesch weist sie zurück. Erbost darüber geht sie zum Göttervater Anu und verlangt, den Himmels-Stier auszusenden, um Gilgamesch zu töten. In Uruk angelangt, richtet das Ungeheuer schlimme Zerstörungen an. Der Stier tötet Hunderte von Uruks Männern, bis Enkidu und Gilgamesch den Kampf aufnehmen und ihn töten. Als die Götter dies sehen, sind sie sich einig, dass die beiden jetzt zu weit gegangen sind. Sie beschließen, die Aufrührer zu bestrafen, zunächst, indem sie eine Krankheit schicken, an der Enkidu stirbt.
Ein Löwenbezwinger, vermutlich Enkidu. Relief aus dem Palast von Sargon II. in Dur Šarrukin (Assyrien) (heute Khorsabad), 713–706 v. Chr.
Der Tod Enkidus bringt Gilgamesch zur Verzweiflung, und er begibt sich auf eine lange Wanderschaft, um in der Fremde das Geheimnis des Lebens zu finden. Er will nicht das gleiche Schicksal wie Enkidu erleiden und hofft, dass ihm sein Urahn Uta-napišti dabei helfen kann. Auf seiner Suche irrt er zunächst durch die Weite der Steppe und kommt schließlich zum Berg Mašu, in dem sich der Einstieg in den nächtlichen Tunnel befindet, den die Sonne Šamaš nachts auf ihrem Weg von West nach Ost durchläuft. Gilgamesch kann die Wächter des Tunnels, zwei Wesen, die halb Mensch, halb Skorpion sind, überreden, ihn passieren zu lassen. Als er aus dem Tunnel heraustritt, befindet er sich im Edelsteingarten und trifft dort an einer Schänke auf die göttliche Wirtin Siduri, die ihm den Weg zum Fährmann Ur-šanabi weist.
Gilgamesch findet also den Fährmann Ur-šanabi, der ihn über das „Wasser des Todes“ zur Insel „Land der Seligen“ bringen soll, auf der Uta-napišti mit seiner Frau lebt. Aber im Streit zerschlägt Gilgamesch die Wesen, genannt Die Steinernen, die die Stocherstangen als Fährhilfe für die Überfahrt herstellten. Nur mit diesen speziellen Stangen kann sich ein Schiffer problemlos über die Wasser des Todes fortbewegen. Da Die Steinernen ansonsten Ur-šanabi begleiteten, musste nun Gilgamesch deren Funktion übernehmen und zusätzlich 300 Stocherstangen aus Holz schnitzen. Nach Abfahrt lässt Gilgamesch die gerade benutzte Stange in das Wasser hineingleiten, da sie mit dem Wasser des Todes in Berührung gekommen und dadurch unbrauchbar geworden war. Als sie die letzte Stange aufgebraucht haben, sind sie noch immer nicht an der Insel angelangt. Gilgamesch zieht Ur-šanabis Kleid aus und hängt es wie ein Segel zwischen seinen Armen auf. So erreichen sie Utnapišti.
Auf der elften Tafel des Epos wird die Geschichte einer Flutkatastrophe erzählt. Eine vollständig erhaltene Fassung der Tafel ist nicht vorhanden. Deshalb musste die Handlung aus sumerischen, babylonischen, akkadischen, hurritischen und hethitischen Überlieferungsfragmenten rekonstruiert werden. Demnach sucht Gilgamesch seinen Urahnen auf, der in der sumerischen Fassung der Erzählung Ziusudra heißt und ihm die Geschichte von der Flut erzählt (Rahmenhandlung). Dieser Erzählung zufolge hatte der Gott Enki den Menschen Ziusudra vor einer Flut gewarnt, die alles Leben vernichten wird, und ihm geraten, ein Schiff zu bauen. Verkompliziert wird die Situation dadurch, dass Enki den anderen Göttern zuvor hatte schwören müssen, über die kommende Katastrophe Stillschweigen zu bewahren. Um seinen Eid nicht zu brechen, wendet Enki eine List an und redet nicht unmittelbar mit dem Menschen, sondern spricht seine Worte gegen die aus Schilf bestehende Wand des Hauses, in dem Ziusudra schläft. So wird Ziusudra im Schlaf in Form eines Traumes vor der Gefahr gewarnt. Er folgt daraufhin den erhaltenen Befehlen Enkis aus dem Traum, reißt sein Haus ab und baut aus dem Material ein Boot. Auf ausdrückliche Weisung Enkis verrät er den anderen Menschen nichts von dem drohenden Untergang. In das Boot lässt Ziusudra nun die Tiere der Steppe, seine Frau und seine gesamte Sippe einsteigen. Die babylonische Fassung berichtet im weiteren Verlauf über den Ablauf der Katastrophe, die in Form einer Flut[23] über das Land hereinbricht und es untergehen lässt. Nach dem Ablaufen des Wassers werden Ziusudra und seine Frau von Enlil für die Rettung der Lebewesen dadurch belohnt, dass beide vergöttlicht werden und ein göttliches Leben auf der Götterinsel „Land der Seligen“ führen dürfen. Im Gilgamesch-Epos wird Šuruppak im unteren Mesopotamien als der Ort angegeben, von dem die Flut ihren Ausgang nahm.[24][25] Nun setzt die Rahmenhandlung wieder ein. Nach dem Anhören der Geschichte fordert Uta-napišti von Gilgamesch, den Schlaf, als kleinen Bruder des Todes, zu bezwingen, doch Gilgamesch schläft ein. Während seines Schlafes legt die Frau Utanapištis täglich ein Brot an sein Bett, damit er sein Scheitern erkenne. Nachdem er aufgewacht ist und sein Scheitern erkennen musste, erklärt Uta-napišti ihm zumindest, wo sich die Pflanze der ewigen Jugend befindet. Gilgamesch kann das Gewächs finden und macht sich auf den Weg zurück in die Heimat, wo er die Wirkung der Pflanze zunächst an einem Greis testen will, ehe er die Substanz der Pflanze an sich selbst erprobt. Als Gilgamesch an einem Brunnen rastet, ist er jedoch unvorsichtig und eine Schlange kann ihm die Pflanze der ewigen Jugend stehlen. Betrübt und niedergeschlagen kehrt er nach Uruk zurück, bereichert um die Kenntnis, dass er sich nur durch große Werke als guter König einen unsterblichen Namen erwerben kann. So beginnt er mit dem Bau der Stadtmauer von Uruk.
Die Ermordung des Ex-Ministers, so ließ die Militärjunta nach dem Anschlag verlautbaren, sei ein "kaltblütiger und unmenschlicher Plan", den sie "verurteile". Schon damals vermuteten jedoch viele der ins Exil geflüchteten Chilenen, daß Pinochets gefürchtete Geheimpolizei, die Dina, das ihre zu dem "kaltblütigen Plan" beigetragen habe.


Denn der ermordete Letelier, von 1971 bis 1973 Chiles Botschafter in Washington sowie ehemals hoher Funktionär der Inter-Amerikanischen Entwicklungsbank (BID), hatte Einfluß und Freunde in amerikanischen Wirtschafts- und Diplomatenkreisen besessen und genutzt, um ausländische Wirtschaftshilfe für die Junta zu vereiteln, so gut er konnte. Noch elf Tage vor seinem Tod hatte ihm die Regierung in Santiago wegen "Behinderung der normalen finanziellen Hilfe für Chile" die chilenische Staatsbürgerschaft aberkannt.


Inzwischen hat sich der vage Verdacht, daß offizielle chilenische Stellen bei dem Attentat gegen den unbequemen Letelier ihre Hand im Spiel gehabt haben könnten, zu einem feinmaschigen Indiziennetz verdichtet, das sich immer enger zusammenzieht.


In anderthalb Jahren zunächst streng geheimer Ermittlungen fanden die für den Mordfall zuständigen amerikanischen Untersuchungsbehörden des District of Columbia heraus:


Am 17. August 1976, also rund einen Monat vor dem Attentat, beantragten in der US-Botschaft in Santiago zwei Militärs mit chilenischen Dienstpässen, ausgestellt auf die Namen Juan Williams Rose und Alejandro Romeral Jara, ein Diplomatenvisum für die USA. Sie erhielten es, nachdem der chilenische Außenminister beim US-Botschafter telephonisch interveniert hatte.


In den USA "nahm zumindest einer der Männer", so der amerikanische Untersuchungsbericht, "Kontakt zu einer der Personen auf, die als verantwortlich für den Mord gehalten werden".


Ausgeführt wurde die Tat, vermuten die amerikanischen Ermittlungsbehörden, von Castro-feindlichen, in den USA lebenden Exilkubanern, genauer, von einem oder mehreren Mitgliedern jener berüchtigten "Brigade 2506", die einst von der CIA finanziert und für die Invasion in der Schweinebucht 1961 gedrillt worden war. Den Kontakt zwischen führenden Figuren der Brigade 2506 in Miami und den aus Chile eingereisten Männern mit den Diplomatenpässen soll Chiles Konsul in Miami, Héctor Durán, hergestellt haben.


Nachdem das Bundesgericht in Washington 21 verdächtige Kubaner vernommen hatte, wandte es sich im vergangenen Februar schließlich mit einem offiziellen Ersuchen um Amtshilfe an die Regierung in Santiago: Der zuständige US-Ermittlungsrichter William Bryant bat um Einvernahme von Juan Williams Rose und Alejandro Romeral Jara.
Nimuš / Nimusch (heutiger Name Omar Gudrun) ist der Name des Berges, an welchem nach der sumerischen Mythologie das Schiff des Ziusudra anlegte, der die Menschheit gemäß dem Atraḫasis-Epos vor einer gigantischen Sintflut gerettet hatte, ähnlich der biblischen Arche Noah. Früher wurde der Bergname fälschlicherweise Nisir/Nizir gelesen. In den assyrischen Königsinschriften wurde der Berg Nimusch ebenfalls erwähnt.
Der Berg liegt im irakischen Kurdistan unweit der Stadt Sulaimaniyya.


Die chilenischen Behörden winkten erst mal ab: In keiner der drei Teilstreitkräfte gebe es jemanden, der Alejandro Romeral Jara oder Juan Williams Rose heiße; der Name Romeral Jara gar existiere in ganz Chile nicht, ließ das Innenministerium wissen.


Doch nun veröffentlichte die chilenische Presse die Paßfotos der Gesuchten, und wenige Tage später waren beide identifiziert: Alejandro Romeral Jara als chilenischer Hauptmann der Infanterie Armando Fernández Larios, 28, und Juan Williams Rose als der nordamerikanische Staatsbürger Michael Vernon Townley Welch, 35, der seit über 20 Jahren in Chile lebt.


Fernández Larios, von Pinochet für seine Beteiligung am Sturm auf den Moneda-Palast während des Putsches gegen Allende mit einem Orden "für besondere Verdienste" ausgezeichnet, war Mitarbeiter der Geheimpolizei Dina, die Pinochet direkt unterstand.


Der Elektroingenieur Townley, dessen chilenische Ehefrau während der Allendezeit militantes Mitglied der rechtsradikalen Bewegung "Patria y Libertad" (Vaterland und Freiheit) gewesen war, hatte aktiv gegen die Allenderegierung gekämpft. Linke Zeitungen veröffentlichten damals sein Photo als das eines CIA-Agenten.


Die Betroffenen, nachdem man sie denn endlich gefunden hatte, bestritten, mit falschen Diplomatenpässen in die Vereinigten Staaten eingereist zu sein. Doch die Hoffnung der chilenischen Regierung, damit werde die Sache ihr Bewenden haben, erfüllte sich nicht:


In ultimativer Form mit der kaum verhüllten Drohung, den amerikanischen Botschafter in Santiago, George Landau, abzuberufen -- verlangten die Beamten des Menschenrechts-Kämpfers Jimmy Carter von der Regierung Pinochet Mithilfe bei der Aufklärung des Falles. Schließlich wurde die Richterin Juana González vom Obersten Gericht in Santiago mit den Untersuchungen beauftragt.


Der Mann freilich, der am ehesten Licht in die Sache hätte bringen können, war leider, so stellte sich heraus, schon tot: Carlos Guillermo Osorio Mardones, der Beamte, der die falschen Diplomatenpässe ausgestellt und die Anträge auf Erteilung der Einreisevisa für die beiden Paßinhaber befürwortet hatte, kam bereits am 22. Oktober 1977 ums Leben. Todesursache, so die Santiagoer Tageszeitung "La Tercera" damals: "Selbstmord durch Kopfschuß"; "Herzanfall" schrieb einen Tag später die Zeitung "El Mercurio", gleichfalls in Santiago.


Die wahre Todesursache ist bis heute offiziell nicht bekannt -- obwohl die Familie des Toten nach neunmaligem vergeblichem Insistieren schließlich doch noch die Exhumierung der Leiche erzwang. Fest steht jedoch, daß Guillermo Osorio keineswegs, wie die Regierung glauben machen möchte, irgendein kleiner Paßbeamter war, der entweder eigenmächtig oder in Unkenntnis der Folgen gehandelt hat. Er war vielmehr ein Diplomat mit engen Verbindungen zu den Spitzen des Regimes: Als Dritter Sekretär der chilenischen Botschaft in Bonn teilte er -- Anfang der sechziger Jahre -- mit seinem damaligen Botschafter Arturo Maschke Tornero die Vorliebe für strammes Deutschtum. Osorio, der gut Deutsch sprach, brüstete sich vor seinen deutschen Freunden mit seiner Vergangenheit in der chilenischen Nazi-Jugendorganisation der dreißiger Jahre und ebnete jenen 236 Siegburger Bürgern den Weg, die 1961 in Chile die deutsche Siedlung "Colonia Dignidad" gründeten -- unter Pinochet ein berüchtigtes Folterzentrum der Geheimpolizei Dina.


Während der Allendezeit pflegte Osorio, damals chilenischer Konsul im argentinischen Patagonien, enge Kontakte zu den rechtsradikalen Verschwörern der "Patria y Libertad", denen er nach Kräften half, im Patagonien benachbarten Süden Chiles eine logistische Basis aufzubauen.


Unter Pinochet schließlich stieg Osorio zum Leiter der Konsularabteilung und danach zum Chef des Protokolls auf und erfreute sich des ungetrübten Vertrauens der neuen Machthaber. Den damaligen Geheimpolizeichef Oberst Manuel Contreras Sepúlveda empfing er gelegentlich zu privaten Besuchen in seinem Haus.
Als Kurdistan wird ein nicht genau begrenztes Gebiet in Vorderasien bezeichnet, das als historisches Siedlungsgebiet von Kurden betrachtet wird. Die Staaten, über die sich dieses Gebiet erstreckt, vermeiden zumeist die Bezeichnung Kurdistan oder verbieten den Gebrauch des Begriffes sogar.[1] Kurdische Nationalisten fördern dagegen seinen Gebrauch. Das gesamte kurdische Siedlungsgebiet umfasst je nach Definition 440.000 bis 530.000 km²[2][3] und verteilt sich auf die Staaten Türkei, Irak, Iran und Syrien. In diesen Gebieten leben neben Kurden auch Araber, Perser, Aserbaidschaner, Türken, Turkmenen, Armenier und Assyrer/Aramäer.


Contreras war es denn auch, der gemeinsam mit einem anderen hohen Militär, dem General Forestier, Osorio am 22. Oktober von einem offiziellen Empfang zurück nach Hause begleitete. Kurz darauf, so die Ehefrau Osorios, habe sie ihren Mann tot aufgefunden.


Contreras aber gab wenig später die Leitung der inzwischen in "Nationales Informationszentrum" umbenannten Geheimpolizei ab und stieg zum General und persönlichen Sonderberater des Präsidenten Pinochet auf -- bis er am 21. März dieses Jahres plötzlich "auf eigenen Wunsch" aus der Armee ausschied und von der Bildfläche verschwand.


Der jähe Sturz des Generals Contreras alarmierte all jene Kräfte des Regimes, die ohnehin mit wachsendem Mißtrauen verfolgten, wie Präsident Pinochet versuchte, sich zum alleinigen Caudillo des Landes aufzuspielen: Spätestens im Januar, als Pinochet über die Köpfe der übrigen Juntamitglieder hinweg eine Volksabstimmung erzwang, bekam die vom Regime gern präsentierte Fassade der Einigkeit Risse -- und die peinlichen Untersuchungen im Fall Letelier vertiefen diese Risse fortwährend.
Kurdistan ist Teil der Region des fruchtbaren Halbmonds, die in der Geschichte von vielen Kulturen und Reichen des Altertums besiedelt wurde. Die Hattier und die nachfolgenden Hethiter besiedelten in der Bronzezeit zwischen 2500 v. Chr. und 1200 v. Chr. das nordwestliche Vorderasien und damit die westlichen Gebiete des heutigen Kurdistan.
Ihr Reich endete im Rahmen der einsetzenden Völkerwanderung (siehe: Seevölker). Die hethitische Kultur überlebte jedoch bis um 700 v. Chr. in diversen Kleinstaaten in Ostanatolien, zum Beispiel in Malatya, Zincirli, Karkemisch und Tabal.
Nach der Zerstörung des hethitischen Reiches errichteten die Phryger unter ihrem König Midas ein Reich, das im 9. und 8. Jahrhundert v. Chr. Anatolien beherrschte. Seit 850 v. Chr. bestand am Vansee das Reich Urartu. Das armenische Königreich erlangte im ersten Jahrhundert v. Chr. seine größte Ausdehnung unter König Tigran dem Großen.

Vom 10. Jahrhundert bis zur Gegenwart

Nordkurdistan im Osmanischen Reich

Ausdehnung des Osmanischen Reiches 1481-1683, darauf Kurdistan westlich des Vansees
Die erste Teilung Kurdistans zwischen dem Osmanischen Reich und dem Reich der Safawiden (Persien) hatte 1639 der Vertrag von Qasr-e Schirin besiegelt. Der Großteil der kurdischen Fürsten begab sich unter die osmanische Oberhoheit. Die damalige Teilung ist auch heute noch an der fast identisch verlaufenden Grenze zwischen der Türkei und dem Iran sichtbar.
Am 13. Dezember 1847 wurde das osmanische Vilayet Kürdistan gegründet. Anfangs umfasste es die Gebiete Diyarbekir, die Sandschaks Van, Muş und Hakkâri und die Kazas (Bezirke) Cizre, Botan und Mardin.[11] Hauptstadt war Ahlat, später dann Van, Muş und Diyarbekir. 1856 wurde das Vilayet neu definiert und 1864 aufgelöst. Aus dem Vilayet entstanden die zwei Vilayets Diyarbekir und Van.[12]
Nach der Niederlage und dem Zerfall des Osmanischen Reichs billigten die Siegermächte im Vertrag von Sèvres den Kurden 1920 das Recht auf Selbstbestimmung zu. Die südwestlichen Gebiete Kurdistans wurden dem französischen Völkerbundmandat für Syrien und Libanon zugeschlagen. Großbritannien wurde Mandatsmacht im Britischen Mandat Mesopotamien, das die südöstlichen kurdischen Landesteile auf dem Gebiet des heutigen Irak zugefügt erhielt.
Zur gleichen Zeit organisierte Mustafa Kemal Atatürk den Widerstand gegen die europäischen Besatzungsmächte und Griechenland. Die Kemalisten propagierten eine Regierung beider Völker (Kurden und Türken) und banden auf diese Weise die kurdischen Stammesführer und Scheichs in den türkischen nationalen Befreiungskampf ein.
Im Vertrag von Lausanne (24. Juli 1923) wurden die neuen Machtverhältnisse zwischen der Türkei und den Besatzungsmächten Großbritannien, Frankreich und Italien vertraglich festgeschrieben. So konnte die Türkei die Bestimmungen von Sèvres im Vertrag von Lausanne laut dem Misak-ı Millî teilweise revidieren.

Nordkurdistan in der modernen Türkei

Aus den Überbleibseln des Osmanischen Reiches errichtete Mustafa Kemal einen modernen türkischen Staat. Er bat die kurdischen Stammesführer um Unterstützung und versprach ihnen dafür einen gemeinsamen Staat aller Ethnien im Gebiet des Nationalen Vierecks.
Während der Konsolidierung des neuen Staates wandte sich Mustafa Kemal nicht von der Idee ab, einen Zentralstaat nach dem Vorbild der französischen Republik zu errichten, wohingegen kurdische Stammesführer ihre Machtposition erhalten wollten und es unter diesem Aspekt auch in Kauf nahmen, einen erneuten militärischen Konflikt zu schüren. Atatürk setzte die Politik Ein Staat, eine Nation, eine Sprache, eine Identität durch. Der kemalistische Nationalismus sah vor, innerhalb der Grenzen des sogenannten Nationalpakts dem Misak-ı Millî eine türkische Nation zu schaffen, die mit ihrem Land und ihrer Nation eine unteilbare Einheit bildet. Die diversen Nationalitäten und Minderheiten sollten im türkischen Nationalisierungsprozess verschmelzen.
Im Vertrag von Sèvres von 1920 versprachen die Siegermächte den Kurden Autonomie. Die Türkei konnte jedoch nach dem Sieg im Türkischen Befreiungskrieg den Vertrag revidieren und so den Vertrag von Lausanne unterzeichnen. Was den Kurden durch die Siegermächte in Sèvres versprochen worden war, wurde in Lausanne ersatzlos gestrichen. Dabei hatte London noch am 24. Dezember 1922 dem Völkerbund den Text einer gemeinsamen anglo-irakischen Erklärung folgenden Wortlauts mitgeteilt:
„Die Regierung Ihrer britischen Majestät und die Regierung des Irak anerkennen die Rechte der Kurden, die in den Grenzen des Irak leben, eine Regierung innerhalb dieser Grenzen zu errichten. Sie hoffen, dass die verschiedenen kurdischen Elemente so bald als möglich untereinander zu einer Regelung kommen, was die von ihnen gewünschte Regierungsform betrifft und über die Grenzen, in denen sie zu leben wünschen. Sie werden Gesandte schicken, die über ihre wirtschaftlichen und politischen Beziehungen zu der Regierung Ihrer Majestät und der irakischen Regierung verhandeln sollen.“[13]
Mehrere begrenzte Aufstände wie der 1925 Scheich-Said-Aufstand, 1930 Ararat, 1938 Dersim-Aufstand wurden von der überlegenen türkischen Armee niedergeschlagen. Seit 1984 wird der Türkei-PKK-Konflikt geführt.
1945 wurde die kurdische Nationalkleidung, der Sal Sapik, verboten, ebenso der Gebrauch der Sprache in der Öffentlichkeit. 1967 erfolgte ein erneutes offizielles Verbot von kurdischer Sprache, kurdischer Musik, kurdischer Literatur und Zeitungen.

Dynastien in Ostkurdistan

Eine sehr frühe Aufzeichnung einer Auseinandersetzung zwischen den Kurden und dem Sassanidenreich erscheint im Buch der Taten von Ardashir, Sohn von Babak. Das Buch berichtet über das Leben von Ardaschir Papagan, den Gründer der Sassanidendynastie. In diesem Buch berichtet der Autor über die Schlacht des kurdischen Königs Madig und Ardaschir.
Im 10. Jahrhundert bis zum 12. Jahrhundert beherrschten zwei kurdische Dynastien diese Region, die Hasanwayhiden (969–1015) und die Annaziden (990–1117). Der Ardalan-Staat, der im 14. Jahrhundert gegründet wurde, beherrschte die Territorien von Zardiawa (Karadagh), Xaneqîn, Kirkuk, Kifri und Hawraman. Diese Dynastie blieb bis 1867 erhalten, als Nāser ad-Dīn Schah (1848–1896) ihre Herrschaft brach.
Während der Safawiden-Herrschaft versuchte die Regierung die kurdischbesiedelten Gebiete im Westiran in seinen Griff zu kriegen. Damals existierten dort halbunabhängige Emirate der Kurden, beispielsweise das der Mukriyan (Mahabad), der Ardalan (Sanandadsch) und der Schikakstämme um den Urmia-See herum. Die Kurden widerstanden jedoch der Regierung und versuchten, eine sich selbstregierende Form zu erreichen. Dies führte zu blutigen Ausschreitungen zwischen den Kurden und den Safawiden. Die Kurden wurden schließlich besiegt und infolgedessen entschieden die Safawiden, die rebellischen Kurden durch Zwangsverschiebung und Deportationen im 15./16. Jahrhundert zu bestrafen. Zwischen den Jahren 1534 und 1535 begann Tahmasp I. die systematische Zerstörung der alten kurdischen Städten und Landschaften. Viele Kurden wurden ins Elburs-Gebirge und nach Chorasan deportiert. In dieser Zeit wurde der letzte Rest des antiken königlichen Hadhabâni-Stammes (Adiabene) von Zentralkurdistan nach Chorasan deportiert, wo sie noch immer zu finden sind. Die Schlacht dieses Stammes fand um die Festung Dimdim statt.
Während des mittleren 18. Jahrhunderts geriet der kurdische Stamm von Bajalan in einen Konflikt mit der Zand-Dynastie. Als Karim Khan das Gebiet von Kermānschāh besetzte, kämpfte Abd-Allah Khan, der Stammesführer der Bajalan, gegen die Macht der Zand-Prinzen. Der kurdische Stamm wurde 1775 in der Nähe von Xaneqîn von Nazar Ali Khan Zand geschlagen. Daraufhin wurden zweitausend ihrer Männer hingerichtet.
Im Jahre 1880 beteiligte sich ein kurdischer Führer an einer Serie von Revolten gegen die iranische Regierung. Diese Aufruhre wurden erfolgreich von den Kadscharen-Königen unterdrückt. Dieser Sieg war einer der wenigen unter der Kadscharen-Herrschaft.
Die Schwäche der persischen Regierung während des Ersten Weltkrieges ermutigte einige kurdische Anführer, die chaotische Situation auszunutzen. Ismael Agha (auch bekannt als Simko), Anführer der Schikak, übernahm die Kontrolle in der Gegend westlich des Urmia-Sees von 1918 bis 1922. Simko wurde im Herbst 1922 aus seiner Region vertrieben und verbrachte acht Jahre im Untergrund. Als ihn die iranische Regierung zur Aufgabe überredete, lief er in einen Hinterhalt und wurde 1930 bei Ushno (Oschnaviyeh) getötet. Anschließend verfolgte Reza Schah einen rüden, aber effektiven Kurs gegen die Kurden. Hunderte kurdischer Anführer wurden deportiert und ins Exil getrieben. Ihr Land wurde von der Regierung konfisziert.

Rotes Kurdistan

Das Rote Kurdistan lag zwischen dem aserbaidschanischen Bergkarabach und dem armenischen Sjunik und wurde im 18. Jahrhundert von nomadischen kurdischen Stämmen besiedelt. Schließlich wurden sie die Mehrheit in diesem Gebiet, besonders um Laçın (kurdisch: Laçîn), Kəlbəcər (kurdisch: Kelbajar) und Qubadlı (kurdisch: Qûbadlî) herum.
Im Jahre 1920 wurde diese Region ein Teil der Aserbaidschanischen Sozialistischen Sowjetrepublik. Am 23. Mai 1923 erhielt das Gebiet den Status einer autonomen Provinz (Oblast) innerhalb Aserbaidschans und führte den Namen Rotes Kurdistan. Weitere kurdische Gebiete erhielten jedoch keinen Oblast und durften sich dem Roten Kurdistan auch nicht anschließen. Die Amtssprache des Roten Kurdistans wurde Kurmandschi und sein Verwaltungszentrum Laçın. 1929 wurde die autonome Provinz durch Beschluss des 6. Aserbaidschanischen Sowjetkongresses aufgelöst.

Republik Ararat

Die Republik Ararat (benannt nach dem Berg Ararat) wurde 1927 während des Ararat-Aufstands als kurdischer Staat im Osten der kurz zuvor entstandenen türkischen Republik proklamiert. Sie wurde international nie anerkannt, ob es zu einer tatsächlichen Staatsgründung kam, ist umstritten. Seit spätestens 1931 ist das von ihr beanspruchte Gebiet unter türkischer Kontrolle, es liegt im Zentrum der türkischen Provinz Ağrı.

Republik Mahabad

Die Republik Mahabad, auch Republik von Mahabad, Republik Mahabad oder Volksrepublik Mahabad genannt, war der einzige kurdische Nationalstaat. Als alliierte Truppen im September 1941 im Iran landeten, wurde die persische Armee aufgelöst. Söhne kurdischer Anführer ergriffen die Gelegenheit und flohen aus ihrem Exil in Teheran. Mit Unterstützung der Sowjetunion wurde in der Stadt Mahabad 1946 ein kurdischer Staat von der kurdischen Bewegung Komeley Jiyanewey Kurd unter der Führung von Qazi Mohammed ausgerufen.
Da der Kleinstaat nur die vier Städte Mahabad, Bukan, Naqada und Oschnaviyeh an der iranischen Westgrenze um den Urmia-See umfasste, wurde diese Staatsgründung nicht von allen iranischen Kurden getragen. Es gab sogar Kurden, die bei der Eroberung der Republik Kurdistan der iranischen Armee halfen. Die Republik überdauerte weniger als ein Jahr, da mit Abzug der sowjetischen Kräfte nach Ende des Krieges die Zentralregierung in Teheran die Armee der Republik besiegte und das Gebiet der Republik Kurdistan wieder an den Iran angliederte.

Autonome Region Kurdistan

Die Autonome Region Kurdistan entstand im Jahre 1970 nach einem Vertrag zwischen Saddam Hussein und den Führern der kurdischen Parteien unter Molla Mustafa Barzani zunächst als Kurdische Autonome Region und ist heute – insbesondere als Folge der Golfkriege – ein De-facto-Staatsgebilde mit eigener Hauptstadt, eigenem Parlament, eigener Armee, Verwaltung, Währung, Amtssprache, Fahne und Nationalhymne. International ist die Autonome Region Kurdistan nicht als Staat anerkannt. De jure ist die Autonome Region Kurdistan Teil des Irak. Der gegenwärtige Präsident ist Masud Barzani, der Premierminister heißt Nêçîrvan Barzanî.

Kordestān

Kordestān ist eine der dreißig Provinzen des Iran. Es ist Teil des kurdischen Siedlungsgebietes und sollte nicht mit dem größeren geographischen Gebiet Kurdistan verwechselt werden. Kordestān liegt im Westen des Irans an der Grenze zum Irak. In der Provinz leben 1.438.543 Menschen (Volkszählung 2006).[14] Die Fläche der Provinz erstreckt sich auf 29.137 Quadratkilometer. Die Bevölkerungsdichte beträgt 49 Einwohner pro Quadratkilometer. Die Hauptstadt der Provinz ist Sanandadsch mit 316.862 Einwohnern (Volkszählung 2006).

Bevölkerung

Siedlungsgebiete der Kurden laut CIA 2002 (es wird nicht unterschieden, ob Kurden im Verbreitungsgebiet überall die Bevölkerungsmehrheit stellen oder stellenweise nur Minderheit zwischen anderen sind)
Heute leben laut einer umfangreichen von der Konda durchgeführten wissenschaftlichen nichtstaatlichen Untersuchung 11,5 Millionen[15] oder von der CIA geschätzte 20 % (von einer ebenso geschätzten Gesamtpopulationszahl der Türkei von ca. 70 Millionen)[16] Kurden in der Türkei. Die Kurden im Irak sind die größte ethnische Minderheit. Sie stellen zwischen 15 und 20 % der Bevölkerung. Die Kurden im Iran stellen etwa 7 % der Bevölkerung. Die Kurden in Syrien sind die größte nichtarabische Minderheit dort und machen zwischen 2,5 und 5 % der Bevölkerung aus.[17][10] Die Mehrheit der Kurden sind sunnitische Muslime, es gibt auch Aleviten in der Türkei und Jesiden im Irak, in Syrien und in der Türkei.

Siehe auch

Literatur

Weblinks

 Commons: Kurdistan – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 Wiktionary: Kurdistan – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Martin Strohmeier, Lale Yalçin-Heckmann: Die Kurden: Geschichte, Politik, Kultur. S. 20.
  2. Erhard Franz: Kurden und Kurdentum - Zeitgeschichte eines Volkes und seiner Nationalbewegungen, Seite 132f. Deutsches Orient-Institut, Hamburg 1986
  3. Uwe Rolf, Ekrem Yildiz: Zukunft für Kurdistan: ein Beitrag zur Bedeutung nachhaltiger Entwicklung für Kurdinnen und Kurden. Osnabrück 2003, S. 16
  4. Garnik Asatrian: Die Ethnogenese der Kurden und frühe kurdisch-armenische Kontakte, erschienen in Iran & the Caucasus, Vol. 5 (2001), S. 41–74
  5. Martin Strohmeier und Lale Yalçın-Heckmann: Die Kurden. 2. Aufl., München 2003, S. 20
  6. Kurds, Kurdistan. In: Encyclopaedia of Islam. New Edition.
  7. Ben ki Sultan-ı selâtin ve burhalül havakin, Akdeniz’in ve Karadeniz’in ve Rumeli’nin ve Anadolu’nun ve Karaman’ın ve Rum’un ve Vilayet-i Dulkadriye’nin ve Diyarbekir’in ve Kürdistan’ın ve Azerbaycan’ın ve Acem’in ve Şam’ın ve Halep’in ve Musur’ın ve Mekke’nin ve Medine’nin ve Kudüs’ün ve külliyen diyar-ı Arab’ın ve Yemen’in ve daha nice memleketin sultanı ve padişahı Sultan Beyazıt Hanoğlu Sultan Selim Hanoğlu, Sultan Süleyman Hanım. Sen ki Françe vilayetinin kralı Françeskosun. (Aus der Milliyet vom 15. Oktober 2006)
  8. Syria's Pipelineistan war. Al Jazeera, 6. August 2012
  9. Daten über Syrien aus dem CIA-Factbook – Kurden, Armenier und sonstige Minderheiten zusammen 9,7 %
  10. Naci Kutlay: 21. Yüzyila girerken Kürtler, S. 41
  11. Awat Asadi: Der Kurdistan-Irak-Konflikt. Berlin 2007, S. 104ff
  12. Ergebnis einer wissenschaftlichen Untersuchung von 2006 mit 1500 Beschäftigten und ca. 50.000 Befragten durch das Institut KONDAAusführlicher Bericht der Untersuchung (PDF; engl.) – Bericht in der Milliyet
  13. cia.gov – Schätzwert der CIA
  14. Länderinformationen des Auswärtigen Amts über Syrien: 0,5–1,0 Mio von 20 Mio Einwohnern


Deutlich sichtbares Zeichen dafür ist die ungewohnt ausführliche Berichterstattung der gegängelten chilenischen Presse über den Fall -- irgend jemand im Regime hat offenbar Interesse daran, daß die Schuldigen gefunden werden, um sich selbst reinzuwaschen.


Dieser Jemand könnte der Luftwaffenchef Gustavo Leigh seih, Juntamitglied und seit langem Rivale Pinochets. Mehrmals verkündete der General im vergangenen Monat, daß Chile unbedingt aus der Rolle des international Verfemten herauskommen müsse.


Auf einer Rede am Tag der Luftwaffe etwa erklärte er, es sei an der Zeit, wieder politische Institutionen einzuführen, deren Grundlage eine "objektive und nicht an eine Person gebundene Rechtsordnung" sein müsse. In Privatgesprächen soll er mehrmals vorgeschlagen haben, alle vier Juntamitglieder einschließlich Pinochets müßten zurücktreten und vier neuen Oberbefehlshabern die Macht übergeben, die möglichst rasch Wahlen ausschreiben und eine zivile Regierung einsetzen sollten.
Die Bezeichnung Kurdistan taucht erstmals als Bezeichnung für ein Gebiet der armenischen Chronik des Matthias von Edessa auf. Dieser bezeichnet mit K'rdstanac ein Gebiet zwischen Diyarbakır und Siverek.[4] Die Chronik beschreibt in drei Teilen die Ereignisse der Jahre 952–1136. Als administrative Einheit entstand Kurdistan als Provinz des Seldschukenreiches zu Zeit des Sultans Ahmad Sandschar (reg. 1097–1157). Es umfasste die heutigen iranischen Gebiete von Hamadan, Kermānschāh, Dinawar und Sanandadsch.[5] Hamdollah Mostowfi zählt die 16 Kantone dieser Provinz in seinem Werk Nuzhat al-ḳulūb aus dem Jahre 1349 auf.
In der Scherefname werden auch die Luren zu Kurdistan gerechnet. Der osmanische Reisende Evliya Çelebi zählt im 4. Band seiner Seyahatnâme neun Vilâyets auf, die seinerzeit zu Kurdistan gehörten: Erzurum, Van, Hakkari, Diyarbakir, Dschazira (Cizre), ʿAmādiya, Mosul, Schahrazūr und Ardalan. Die Rivalität zwischen dem Osmanischen Reich und den Safawiden führte zur Teilung Kurdistans. Im 17. Jahrhundert gehörten auf osmanischer Seite lediglich die Distrikte Dersim, Muş und Diyarbakir zum Vilâyet Kurdistan. Im 16. Jahrhundert beschränkte sich Kurdistan im Herrschaftsbereich der Safawiden verwaltungstechnisch auf die Region Ardalan. Hamadan und Lorestan wurden abgetrennt.[6]
In einem Brief von 1526 des osmanischen Sultans Süleyman an den französischen König Franz I., nennt Süleyman Kurdistan als Teil seines Herrschaftsbereiches


Darauf trat Pinochet die Flucht nach vorn an: Wenige Tage nachdem US-Staatsanwalt Eugene M. Propper in Santiago eintraf, um die beiden Verdächtigen im Fall Letelier endlich vor Ort mit einem Katalog von 55 Fragen konfrontieren zu lassen, kündigte Chiles Staatschef bei einer Fernsehansprache Amnestie und Vorlage eines Verfassungsentwurfs an. Was Letelier angehe, so erklärte er zugleich, habe er persönlich "ein reines Gewissen".


Drei Tage später lieferte er einen der beiden Verdächtigen, den Amerikaner Townley, an Washington aus. "Mein Mann hat doch lange Zeit für die Sicherheitsdienste der Regierung gearbeitet", empörte sich dessen Ehefrau, "dies ist die größte Infamie, die meine Regierung meinem Ehemann antun konnte."


Sechs Tage danach bildete Pinochet die Regierung um, abermals eine Woche später unterschrieb er den angekündigten und erweiterten Amnestie-Erlaß, der unter anderem auch den zum Exil verurteilten Chilenen die Rückkehr ermöglicht, sofern sie sich verpflichten, sich politischer Betätigung zu enthalten.


Und seither wartet er darauf, ob Townley in Washington auspackt.


DER SPIEGEL 18/1978
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EinesTages wacht ich auf und dachte mir, wie gerne wär ich jetzt eine Ameise und würde einmal den Alltag meiner Tochter ganz heimlich mitbegleiten. Ich würde in Ihre Schultasche schlüpfen, nach dem Frühstück. Ich würde alles mit bekommen, gant real und echt. Ich wäre einfach einmal ganz bei ihr. Das ist kein Traum. das ist Fiktion und das stelle ich mir so vor:
In der Früh ist sie lieb zu ihrer fast vier Jahre jüngeren kleineren Schwester. Sie sagt immer, beeil Dich und weißt sie darauf hin, das sie bald losgehen müssen, um den Bus zu erreichen.
Zum Frühstück gab es Cornflakes mit Milch. Also ich bin jetzt eine AMEISE!Fühle mich klein und sehr winzig. Gehe auf Entdeckungsreise. Eines meiner Lieblingsbeschäftigungen.




Und morgen sehen wir uns wieder. He is gone but not forgotten und ich werde nie vergessen. Auch nicht, wenn ich michverändere.








Literatur

Ausgrabungsberichte:
  • Robert Koldewey: Das wieder erstehende Babylon. Leipzig, 4. erw. Auflage 1925; Neuauflage Beck, München 1990, ISBN 3-406-31674-3.
  • Robert Koldewey: Die Königsburgen von Babylon, Die Südburg, Ausgrabungen der Deutschen Orient-Gesellschaft in Babylon. 5. Leipzig 1931–1932.
  • Robert Koldewey: Die Königsburgen von Babylon, Die Hauptburg und der Sommerpalast Nebukadnezars im Hügel Babil, Ausgrabungen der Deutschen Orient-Gesellschaft in Babylon. 6. Leipzig 1931.


Im Gegensatz zu vielen griechisch-römischen Mythen wurde der Gilgamesch-Stoff erst spät für Musik (als Opern, Oratorien) und Literatur (insbesondere Fantasyromane) als Sujet entdeckt. Thomas Mann hat in seiner Tetralogie Joseph und seine Brüder (ab 1933), der Bibelforschung seiner Zeit folgend, die unter anderem nach Vorlagen der biblischen Motive suchte, Elemente der Gilgamesch-Mythologie in die Josephs-Legende verwoben. Hans Henny Jahnns Romanzyklus Fluss ohne Ufer (ab 1949) basiert in wesentlichen Motiven auf dem Gilgamesch-Epos.
Zu den modernen Interpretationen des Mythos zählen Stephan Grundys Roman Gilgamesch von 1998 sowie das 2001 erschienene Drama Gilgamesh von Raoul Schrott.[26] Auch der 1988 erschienene Roman Gilgamesch, König von Uruk von Thomas R. P. Mielke erzählt eine weitere Variante des Epos. Gilgamesch im Outback ist eine Fantasy-Geschichte von Robert Silverberg, in der Gilgamesch und Enkidu in der Unterwelt weiter zusammenleben, sich entzweien und mit der Hilfe von Albert Schweitzer wieder zusammenfinden. Außerdem erschien 2006 Gilgamesh: A Verse Play (Wesleyan Poetry) von Yusef Komunyakaa. In der Folge Darmok der Star-Trek-Serie Raumschiff Enterprise: Das nächste Jahrhundert erzählt Captain Picard einem im Sterben liegenden Außerirdischen Teile des Gilgamesch-Epos. Der amerikanische Science-Fiction-Autor Robert Silverberg spinnt in seinem 1990 erschienenen Roman Das Land der Lebenden (im Original To the Land of the Living) die Gilgamesch-Erzählung weiter, indem er Gilgamesch in einem Totenreich „wiederauferstehen“ lässt, das sich nur geringfügig von unserer heutigen Welt unterscheidet. Sämtliche Toten unserer Welt, aus allen Zeitaltern der Geschichte, sind dort versammelt. So trifft Gilgamesch nicht nur auf Platon, Lenin, Albert Schweitzer, Picasso und viele andere – sondern auch auf seinen Freund Enkidu, nur um ihn allerdings kurz darauf wieder zu verlieren.
In der Musik ist vor allen das von Alfred Uhl (1909–1992) komponierte und 1957 im Wiener Musikverein uraufgeführte Oratorium „Gilgamesch“ zu erwähnen. Es malt die im Gilgamesch-Epos überlieferten Heldentaten des Königs und seines Freundes Enkidu stimmgewaltig aus, u. a. die Kämpfe mit dem Drachen Chumbaba und dem Himmelsstier, Gilgameschs tagelangen Gang durch die Unterwelt und seine erlösende Begegnung mit Utnapischtim, dem biblischen Noah.
Ein weiteres Oratorium „Gilgamesch und Christus“ wurde von Wolfgang Witzenmann komponiert und am 14. Oktober 2007 in Pforzheim uraufgeführt. Witzenmann stellt dabei Parallelen und Unterschiede zwischen Gilgamesch und Jesus Christus dar. Eine neuere CD-Aufnahme von Naxos präsentiert das Oratorium „Gilgamesch“ (Uraufführung 1958) von Bohuslav Martinů.
In der Bildenden Kunst haben der Maler Willi Baumeister und der Grafiker Carlo Schellemann in jeweiligen Bilderserien dem Gilgamesch-Epos visuell Gestalt gegeben.
Auf 358 Seiten erschien 2010 die Gilgamesch-Epos-Interpretation als Graphic Novel illustriert durch den Künstler Burkhard Pfister.

Siehe auch

Literatur

Texteditionen
  • Andrew R. George: The Babylonian Gilgamesh Epic. Introduction, Critical Edition and Cuneiform Texts. 2 Bde, Oxford University Press, London 2003, ISBN 0-19-814922-0.
Übersetzungen
Sekundärliteratur
  • Gary Beckman: The Hittite Gilgamesh. In: B. R. Foster (Hrsg.): The Epic of Gilgamesh. A New Translation, Analogues, Criticism. New York/ London 2001, ISBN 0-393-97516-9, S. 157–165.
  • Jürgen Joachimsthaler: Die Rezeption des Gilgamesch-Epos in der deutschsprachigen Literatur. In Sascha Feuchert u. a. (Hrsg.): Literatur und Geschichte. Festschrift für Erwin Leibfried. Lang, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-631-55566-8.
  • Meik Gerhards: Conditio humana. Studien zum Gilgameschepos und zu Texten der biblischen Urgeschichte am Beispiel von Gen 2–3 und 11, 1–9. (Wissenschaftliche Monographien zum Alten und Neuen Testament 137). Neukirchen-Vluyn 2013, ISBN 978-3-7887-2707-9. (Interpretation des Gilgameschepos S. 105–188)
  • Walther Sallaberger: Das Gilgamesch-Epos. Mythos, Werk und Tradition. Beck, München 2008, ISBN 978-3-406-56243-3.

Weblinks

 Commons: Gilgamesch-Epos – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Onlineausgaben und Artikel

Videos

Vertonung

Anmerkungen

  1. Claus Wilcke: Vom göttlichen Wesen des Königtums und seinem Ursprung im Himmel. In: Franz-Reiner Erkens: Die Sakralität von Herrschaft - Herrschaftslegitimierung im Wechsel der Zeiten und Räume: Fünfzehn interdisziplinäre Beiträge zu einem weltweiten und epochenübergreifenden Phänomen. Akademie, Berlin 2002, ISBN 3-05-003660-5, S. 67.
  2. Walther Sallaberger: Das Gilgamesch-Epos. Mythos, Werk und Tradition. Verlag C. H. Beck, München 2008, S. 42.
  3. Wolfram von Soden, Albert Schott:Das Gilgamesch-Epos, Reclam, Stuttgart 1982, S. 115–120, vgl. auch Walther Sallaberger: Das Gilgamesch-Epos. Mythos, Werk und Tradition. Verlag C. H. Beck, München 2008, S. 61–67.
  4. Publiziert in Dina Katz: Gilgamesh and Akka. Styx Publ, Groningen 1993, sowie in AOAT 253, S. 457 ff.
  5. Bislang unpubliziert
  6. Publiziert in Zeitschrift für Assyriologie 80, S. 165 ff.; Zeitschrift für Assyriologie 81, S. 165 ff.; Texte aus der Umwelt des Alten Testaments 3.3, S. 540 ff.
  7. Publiziert in Revue d'assyriologie et d'archéologie orientale 87, S. 97 ff.
  8. Publiziert in Aaron Shaffer: Sumerian sources of tablet XII of the epic of Gilgamesch. University of Pennsylvania, 1963.
  9. Publiziert in Antoine Cavigneaux, Farouk Rawi u. a.: Gilgamesch et la mort. Styx Publ, Groningen 2000.
  10. Wolfram von Soden, Albert Schott:Das Gilgamesch-Epos, Reclam, Stuttgart 1982 Schott-Soden (1982), S. 120–122.
  11. Walther Sallaberger: Das Gilgamesch-Epos. Mythos, Werk und Tradition. Verlag C. H. Beck, München 2008, S. 80–82.
  12. Wolfram von Soden, Albert Schott: Das Gilgamesch-Epos. Reclam, Stuttgart 1982, S. 6–8 und S. 26–32; vgl. auch Walther Sallaberger: Das Gilgamesch-Epos. Mythos, Werk und Tradition. Verlag C. H. Beck, München 2008, S. 80–82.
  13. Dies kann ausgeschlossen werden, da semitische Namen wie Sîn-leqe-unnīnī erst deutlich später in Gebrauch kamen
  14. Vgl. 1. Buch Mose (Genesis) Kapitel 6-9 und 11. Tafel Gilgamesch-Epos.
  15. Stefan Maul: Das Gilgamesch-Epos. S. 49–50; Walther Sallaberger: Das Gilgamesch-Epos. S. 10.
  16. Der hier gemeinte Fallensteller stellt den Typ des nicht kämpfenden Tierfängers dar, eine in den Steppenlandschaften Mesopotamiens negativ angesehene Tätigkeit; gemäß Stefan Maul: Das Gilgamesch-Epos. S. 157.
  17. Die mesopotamischen Bezeichnungen Dirne, Kurtisanin und Freudenmädchen stellen Bezeichnungen der Tempeldienerinnen Ištars dar, die Bezug auf ihre außerhalb des Tempels vollzogenen normalen Gewerbetätigkeiten nehmen und nicht auf der eigentlichen Tempeltätigkeit fußen. Sie gehören gleichzeitig zum Kultpersonal der jeweiligen Tempel und repräsentieren die sexuelle Libido der Göttin Ištar; gemäß Stefan Maul: Das Gilgamesch-Epos. S. 158.
  18. Der Vater des Fallenstellers zu seinem Sohn sprechend: „Geh, mein Sohn, mit dir führe Šamḫat, die Dirne […] Wenn die Herde eintrifft an der Wasserstelle, soll sie ihre Kleider von sich streifen und ihre Reize zeigen […] Fremd wird ihm seine Herde (dann) sein, in deren Mitte er aufwuchs. [Der Sohn reagierend:] Auf den Rat seines Vaters gab er acht, der Fallensteller ging davon, er begab sich auf die Reise“; gemäß Stefan Maul: Das Gilgamesch-Epos. S. 51.
  19. Der göttliche Auftrag, dass Enkidu Gilgameschs Taten in Uruk ein Ende setzen soll, kommt in der späteren Rede Šamḫats gegenüber Enkidu zum Ausdruck; gemäß Stefan Maul: Das Gilgamesch-Epos. S. 158.
  20. Walther Sallaberger: Das Gilgamesch-Epos. S. 11.
  21. Stefan Maul: Das Gilgamesch-Epos. S. 158.
  22. Der Barbier rasiert und ölt Enkidu ein, der dadurch „so zu einem Menschen geworden“ ist; gemäß Stefan Maul: Das Gilgamesch-Epos. S. 59.
  23. In der Schilderung des Weltuntergangs ist hier von loderndem Feuer, anschließenden Stürmen und nachfolgend einbrechenden Flutwellen die Rede, die an eine Sturmflut oder einen Tsunami erinnern. Von Regenfällen, die nach der Erzählung der Bibel für die Sintflut verantwortlich waren, wird nichts berichtet. Auszug aus der 11. Tafel, nach der Übersetzung von St. Maul (Das Gilgamesch-Epos. 5. Auflage. C. H. Beck Verlag, 2012, ISBN 978-3-406-52870-5, S. 143 f.): „Kaum daß die Morgenröte zu leuchten begann, stieg aus dem Fundament des Himmels eine schwarze Wolke empor. Tief aus ihr brüllte Adad ohne Unterlaß, und es gehen ihm Schullat und Hanisch voran, die 'Thronträger' gehen einher über Berg und Land. Errakal reißt die Pflöcke heraus, es geht Ninurta einher. Die Wehre ließ er überquellen. Die Unterweltsgötter erhoben Fackeln, und mit ihrem Feuerglanz setzen sie das Land in Flammen. […] Einen ersten Tag walzte der Sturm das Land nieder. Rasend brauste er einher. Dann aber brachte der Ostwind die Sintflut. Wie ein Schlachtengemetzel ging die Wucht der Flut über die Menschen hinweg. Der Bruder kann seinen Bruder nicht sehen, noch erkennen die Menschen einander in der Vernichtung. Selbst die Götter packte da vor der Sintflut die Angst! Sie wichen zurück, sie hoben sich fort in den Himmel des Anum. […] 'Wie Fische im Schwarm füllen sie (die Menschen) (jetzt) das Meer!' […] Sechs Tage und sieben Nächte lang gehen Wind und Wetter, Sturm und Sintflut brausend einher. Doch als der siebente Tag anbrach, da begann der Sturm sich aufzuhellen, die Sintflut nahm ein Ende."“
  24. Die Flut-Geschichte liegt in der neuen und erweiterten Übersetzung von Stefan Maul (Das Gilgamesch-Epos. 5. Auflage. C. H. Beck Verlag, 2012, ISBN 978-3-406-52870-5) vor und ist in dieser Form die Grundlage der hier geschilderten Handlung. In diese Neuübersetzung sind auch Texte aus zwischenzeitlich gefundenen weiteren Tafelfragemente eingeflossen, die nun eine genauere Rekonstruktion der Gilgamesch-Erzählung erlauben.
  25. Archäologische Funde aus dieser Region bestätigen, dass es in alter Zeit mehrere größere Überschwemmungen des Euphrat und Tigris gab. Ein früher einmal vermuteter Zusammenhang zwischen diesen historischen Überschwemmungen und der legendären Sintflut kann vom Standpunkt der heutigen Wissenschaft aus betrachtet, aber nicht bestätigt werden.
  26. Von der Fachwelt sehr negativ bewertet, so etwa von Stefan Maul: R. Schrott, Gilgamesh. Epos. Mit einem wissenschaftlichen Anhang von Robert Rollinger und Manfred Schretter, München 2001. in: S. Löffler u. a. (Hrsg.), Literaturen 1/2 2002, S. 62–64.